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Ausgabe:

1932 Nr. 13

Spalte:

309-311

Autor/Hrsg.:

Jones, E.

Titel/Untertitel:

Christus am Runden Tisch. Offene Aussprachen unter Jesu Augen in Indien. 4. Aufl 1932

Rezensent:

Witte, Johannes

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Theologische Literaturzeitung 1932 Nr. 13.

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standlich hat der Verf. auch das Altargerät der östlichen
Kirchen so gut wie möglich berücksichtigt, aber die Beschaffenheit
des literarischen und archäologischen Quellenstoffes
brachte es von selbst mit sich, daß seine
Darstellung vorwiegend eine Geschichte des abendländischen
Kirchengerätes wurde.

Eingeteilt hat der Verf. seinen reichhaltigen Stoff
in zwei Klassen, in vasa Sacra, d. h. alles Gerät, das
unmittelbar mit dem Allerheiligsten in Berührung kommt
und das deshalb vor dem Gebrauch konsekriert oder
Wenigstens gesegnet wird, und die vasa non sacra. Zu
den vasa sacra, die im 1. Teil behandelt sind, gehören
die Gefäße zur Darbringung des eucharistischen Opfers:
Kelch und Patene (dazu die turris im gallikanischen Ritus
, S. 242 ff.), sodann die Geräte zur Ausspendung der
Eucharistie: das eucharistische Saugröhrchen und der
eucharistische Löffel, ferner die Behälter zur Aufbewahrung
und feierlichen Aussetzung der Eucharistie: Cibo-
num, Pyxis, Monstranz. Zu den vasa non sacra, die der
zweite Teil darstellt, zählen die Gefäße und Geräte zur
Herrichtung der Opfergaben: Meßkännchen, Kännchen-
schüssel, Kelchlöffelchen, Seiher, Behälter zur Aufbewahrung
der unkonsekrierten Hostien, Sondergeräte in
den Riten des Ostens (der Asteriskos, die heilige Lanze,
das Zeon), ferner Altarkreuz und Leuchter, dann Geräte
für besondere Verrichtungen in der Messe: die Geräte
zur liturgischen Händewaschung und Ablution, Friedenskußtafeln
, Altarglöckchen, Weihwasserbehälter und
weihwedel, Rauchfaß und Weihrauchbehälter mit Weihrauchlöffelchen
, liturgischer Fächer. Alle diese Geräte
W'erden eingehend nach ihren vielfachen Benennungen,
dem Herstellungsstoff, der äußeren Beschaffenheit, der
künstlerischen Ausstattung beschrieben. Zur Veranschaulichung
dienen 610 vorzügliche Abbildungen auf
149 Tafeln und im Text. Da der Verfasser in seine
Darstellung auch die Weihwassergefäße einbezogen hat,
die streng genommen nicht zum Altargerät gehören, so
könnte man fragen, warum er nicht auch das Taufgerät
dazu genommen hat, sowie die Gefäße für das heilige
Ol, von dem Cyprian einmal schreibt: eucharistia est,
unde baptizati unguntur, oleum in altari sanctificatum
(ep. 70, 2). I n einem dritten Teil behandelt Br. dann
noch die Segnung und die Symbolik der Altargeräte.
Dankenswert sind die zwei Verzeichnisse: der Denkmäler
und Abbildungen, der Sachen. Schade, daß nicht
auch ein Verzeichnis der im Texte genannten kirchlichen
Schriftsteller hinzugefügt ist.

Den hochbetagten Verfasser kann man zum Abschluß
seines Lebenswerkes durch Vollendung dieses Bandes,
der sich durch die gleiche Gründlichkeit und Zuverlässigkeit
auszeichnet, wie die früheren, nur bestens beglückwünschen
, um so mehr als sie längere Zeit infolge man-
mgfacher Hemmnisse in Frage gestellt war, von denen
die in den Druckkosten liegenden durch eine Beihilfe
der Notgerneinschaft der deutschen Wissenschaft und
eine gleich große Spende des Hr. Kardinals Ehrle behoben
wurden.

^JrtürKhen._____Hugo Koch.

Jones, Dr. E.: Christus am Runden Tisch. Offene Aussprachen
unter Jesu Augen in Indien. Einz. berecht, deutsche Ausg. v. Paul
Gabler. 4. Aufl. Berlin: Furche-Verlag [1930) (318 S.) gr. 8°.

RM 6.60; geb. 7.80.

„ Dies Buch hat wie schon das vorhergehende desselben
Verfassers „Der Christus der indischen Landstraße
" eine so große Verbreitung gefunden wie kein anderes
Buch der Missionsliteratur von heute. Der Verfasser
ist Amerikaner, gehört zur bischöflich-methodisti-
schen Kirche, arbeitet seit 25 Jahren als Missionar in
Indien, seit 15 Jahren als Evangelist an den gebildeten
Klassen. Die Berufung zum Bischof hat er abgelehnt, er
Will frei bleiben für sein umfassendes Wirken an den
führenden Schichten Indiens. In diesem vorliegenden
Euch erzählt er von den Erlebnissen bei den religiösen
Aussprachen, die er mit Indern der verschiedensten Berufe
gehabt hat. Er gibt aber mehr als diese Erzählungen
. Er zieht aus den Erlebnissen grundsätzliche
Folgerungen für die Darbietung der Botschaft des christlichen
Heils an alle Menschen. Er will nicht mehr die
alte geographische Scheidung zwischen den Christen
und „Heiden", sondern es ist ihm gewiß, daß in der

i Christenheit ebenso sehr wie in den nichtchristlichen

! Ländern es fehlt an der lebendigen, persönlichen Erfahrung
des lebendigen Christus. Vorweg sei gesagt, daß

! das Buch sehr packend geschrieben ist und aus einem
warmen Herzen. Es ist wie des Verfassers ganzes Wir-

i ken geboren aus der großen Not der Mission in Indien.
Diese Not liegt heute offen zu Tage. Unter den unteren
Klassen hat die Mission in wachsendem Maße Anhänger
gewonnen. Aber die Arbeit an den oberen Klassen, den
Vertretern des geistig und religiös hochstehenden Hinduismus
erweist sich nahezu als aussichtslos nach den
bisherigen Missionsmethoden. Die höheren Schulen der
Mission sind voll von diesen gebildeten Hindu, man hat
auch Sympathie für Jesus. Aber die Entscheidung für
Christus als den Retter erfolgt nicht. Die Schuld daran
kann in einer verkehrten Darbietung der Botschaft liegen
. So meint es Stanley Jones. Alles Kirchenmäßige

i und Dogmatische scheint ihm zu sehr im Vordergrunde
gestanden zu haben, aber auch der Modernismus, der
meint, durch Beseitigung intellektueller Schwierigkeiten
den Zugang zu Christus freimachen zu können, erscheint
ihm als Irrweg. Jones ist der Meinung, daß eine persönliche
Begegnung mit dem lebendigen Christus das Alleinige
ist, worauf es ankommt. Und durch das Zeugnis
allein von dem, was man selbst mit Christus erlebt hat
als absolut feste Gewißheit und allein feste Gewißheit
kann den Indern der Weg gezeigt werden, der auch sie
zu der persönlichen Begegnung mit Christus führt.
Also, aller Nachdruck liegt ihm auf der
religiösen Erfahrung, die wirklich zum
persönlichen Haben des Heils führt. Allein,
hier erhebt sich nun eine schwere Frage: Indien ist gerade
auf der Basis seiner alten Religion das Land der
religiösen Erfahrung im besonderen. Männer wie Rama-
krishna und Vivekananda haben eine ganz lebendige, religiöse
Erfahrung, die subjektiv absolute Gewißheit in
sich birgt. Ja, die die Gottheit schaut, die in einer
Innigkeit der religiösen Gemeinschaft mit der Gottheit
durch keinen Christen überboten werden kann. Da
steht dann eben doch Erfahrung gegen Erfahrung
. Und worin liegt der Beweis, daß die indische
Erfahrung, die sogar ein mystisches Schauen Christi
einschließt, Illusion ist, die christliche Erfahrung aber
allein wirkliche Begegnung mit Gott in Christus? Alles,
was Jones von den Erfahrungen der Inder, die Christus
begegnet sind, mitteilt, in Ehren: aber auch Ramakrishna
hat Christus erfahren, hat ihn sogar geschaut, und bleibt
doch ein Hindu. So ist die selbstlose und hingebende
Arbeit von Jones wohl ein neuartiger und interessanter
Versuch, das schwere Missionsproblem Indiens zu lösen,
aber durchschlagend ist er nicht. Vom Menschen und
seiner Erfahrung aus ist das Problem nicht zu lösen.
Die Gleichsetzung von Glauben und religiöser Erfahrung
ist ein Grundirrtum des Verfassers. Christlicher Glaube
ist etwas Wesensanderes als alles, was religiöse Erfahrung
genannt wird. Man kommt in Indien nicht herum
um die Wahrheitsfrage, um den schweren Kampf, ob die
in Indien vom Menschen aus auf das feinste ausgebaute
Idee der Gottheit und der Gemeinschaft des Menschen
mit der Gottheit die Wahrheit ist oder die von Gott aus
in Christus geschehene Offenbarung, die alles Menschliche
in seiner Fragwürdigkeit erweist, auch alle religiöse
Erfahrung. Dieser Kampf um die objektive Wahrheit,
dieser theologische Kampf muß in Indien kommen.
Dieser Kampf geht nicht ohne heiße, erbitterte Kämpfe
ab, die Jones gerade vermeiden möchte. Für diesen
Kampf tun der Mission wissenschaftliche Theologen
not; das hat z. B. Prof. Schomerus schon 1913
richtig gesehen und gefordert, Theologen, wie die alte
Kirche sie für ihren Kampf mit dem Hellenismus hatte.