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Ausgabe:

1931 Nr. 8

Spalte:

174-175

Titel/Untertitel:

Novum Testamentum Graece 1931

Rezensent:

Bauer, Walter

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Theologische Literaturzeitung 1931 Nr. 8.

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will; aber erschienen sind die letzteren noch nicht, und doch werden
auch ihre Ergebnisse (ohne Belege) schon jetzt in einem Handbuch „zum
Gebrauch für Vorlesungen an Universitäten, Seminaren usw. und zum
Selbststudium" vorgelegt. Daß ich ferner jenen Artikel vorher dreimal
vorgetragen hätte, konnte Schm. schon bei seinem Umfang von 44 Seiten
und papiernen Stil als ausgeschlossen erkennen, außerdem lautete das
Thema jedesmal spezieller und wenn ich es allerdings, gewiß mit Rücksicht
auf die von Schm. wohl erst recht stark empfundene Wichtigkeit
der Frage, öfters behandelte, so weiß er selbst wohl, daß auch manche
seiner nächsten Schüler bestimmte Vorträge wiederholen. Wenn mein
Lunder Referat auch in den Studi e materiali di storia dclle religioni erschienen
ist, so konnte Schm. daraus, daß das mit allen über jene
Frage dort gehaltenen Vorträgen geschah, schließen, daß der Herausgeber
darum gebeten hatte, und brauchte also nicht zu vermuten, daß
mein Referat irgendwo auch noch französisch oder englisch auftauchen
würde. Er selbst dagegen kündigt am Ende der Vorrede zu seinem
Handbuche an, daß von ihm noch im Laufe des letzten Jahres eine
französische, italienische und englische Ausgabe erscheinen würde —
alles wohl nach dem Grundsatz: ja Bauer, das ist ganz etwas Andres!
Er verfolgt bei seiner Schriftstellerei und Vortragstätigkeit natürlich auch
keine „Propaganda-Tendenz", während er bei mir mit Hilfe eines weiteren
Scheinbeweises sofort auf Voreingenommenheit schließt und durch diese
und andere, ebensowenig bewiesenen, aber immer wiederholten Verdächtigungen
jedes Zugeständnisses an meine Einwendungen überhoben zu
sein glaubt.

Zum Schluß dieser etwas lang ausgefallenen Besprechung
möchte ich meinerseits nicht nur nochmals
hervorheben, wie verdienstlich der mit staunenswerter
Literaturkenntnis geschriebene Überblick über die religionsgeschichtlichen
Richtungen und Schulen ist, sondern
auch anerkennen, wie willkommen allen denen, die Schm.s
großes Werk etwa nicht lesen können, die kurze Zusammenfassung
seiner Anschauungen sein wird. Ob es
sich freilich dabei lediglich um „Tatsachen" und nicht
vielmehr auch um „Theorien" handelt, wird ja die Zukunft
klarstellen.
Bonn. Carl Clemen.

K o e p p e 1, Robert, Pater Dr. rer. nat., S. J.: Palästina ; die Landschaft
in Karlen und Bildern. Mit 150 Photographien, 34 Zeichnungen,
34 Karten. Tübingen: J. C. B. Mohr 1930. (VII, 174 S.) 4°.

geb. RM 18.-.

„Diese Landschaftskunde („Landschaftsatlas") soll
eine Vorarbeit für eine modern-wissenschaftliche geographische
Beschreibung Palästinas sein"; so beginnt
das Vorwort. In Wahrheit ist das Buch mehr als eine
Vorarbeit; es ist zugleich das Anschauungsmaterial für
jene künftige Beschreibung. In geographisch und geschichtlich
wohlgegründeter Weise baut sich hier das
Palästina, wie es wirklich ist, das in Wahrheit „unbewegliche
" Palästina der Formationen und Landschaftstypen
stufenweise vor dem Leser auf; die Anordnung
zeigt dabei das pädagogische Geschick des Verfassers.

K.'s bekannte „Hochkarten", in guter Wiedergabe,
bilden den Anfang des „Allgemeinen Teils". Eine
ganze Reihe weiterer Karten folgt, die den Höhenverlauf
, insbesondere auch den der Wasserscheiden, sowie
Fluß- und Talsysteme zeigen. Sehr gut wird der Unterschied
klargemacht zwischen dem „nubischen Sandstein"
bei Petra, den Cenomanschichten des westjordanischen
Gebirges, der Senondecke der Wüste Juda (vgl. bes.
Abb. 32) usw. Die erdgeschichtliche Entwickelung Palästinas
wird dabei voll berücksichtigt. Dem Übergang
zu den Einzellandschaften dienen Karten, die Boden-
bewachstum, Waldbestand und Wasserverhältnisse zeigen
. Allerdings wird K. bei diesen Karten den Tatsachen
nicht ganz gerecht; der Umfang des Anbaugebietes
und des heutigen wie auch des früheren Waldbestandes
ist größer als hier angegeben wird, und was die
Karte S. 50 an Quellen verzeichnet, ist nur ein Teil des
tatsächlich Vorhandenen.

Die einzelnen Landschaften Palästinas stellen den
zweiten Teil dar. K. beginnt im Südosten, bei Akaba,
geht in der Gegend des Toten Meeres zum Westjordanland
über, holt noch einmal weit in den Negeb
hinein nach Süden aus und geht dann schrittweise nach
Norden. Flieger- und Bodenaufnahmen wechseln ab;
die Bilder, zum guten Teil eigene Aufnahmen des Ver-

1 fassers, sind meist ausgezeichnet. Immer wird das Ty-
; pische gezeigt. Von typischen Landschaftsbildern hätte
; man gern etwas vom Südteil des Toten Meeres, z. B.
j dschebel usdum. Die landschaftliche Bedeutung des
. Tabor würde noch stärker herauskommen, wenn ein
Bild „Tabor von Osten" vorhanden wäre, wie überhaupt
die Gegend östlich vom Tabor, die Besan-Land-
schaft und die größere nördliche Hälfte des Ghor
i schlecht weggekommen ist. Das ändert natürlich nichts
an dem Gesamturteil: ein geschicktes, wertvolles und
i nötiges Palästinabuch, das dem Kenner wie dem Nicht-
kenner Palästinas in gleicher Weise nützlich sein wird.
Einige Fehler: S. 4 muß es in der Namenliste III statt 46 (Kreuz-
: kloster) 48, statt 48 (Damaskustor) 51 heißen. In Karte 5 (S. 6) fehlt
! eine Bezeichnung für wadi fär a (sie). Die Wegentfernung Jerusalem-
Nazareth beträgt 144, nicht 120 km. S. 96 1. Rogelquelle. Unter den
„Karten" S. 15S vermißt man die englische Kriegskarte; die deutsche
Kriegskarte ist jetzt neugedruckt und durch R. Eisenschmidt, Berlin, zu
haben. In der Bezeichnung der Orte und Landschaftsnamen wäre
| größere Einheitlichkeit und auch Genauigkeit erwünscht.

Marburg. H. W. Hertzberg.

| Nestle, D. Eberhard : Novum Testamentum Graece cum

apparatu critico, novis curis elaboravit E. Nestle. 14. neubearb. Aufl.
j Stuttgart: Privileg. Württembergische Bibelanstalt 1930. (657 S.
j 2 Ktn.) kl. 8°. RM Lw. 2.50; Dünndr. Lw. 4- .'

j B1 a8, Friedrich : Grammatik des neutestamentllchen Griechisch,

bearb. von Dr. phil. Albert Debrunner. 6., durchges. u. verm.

Aufl. Göttingen : Vandenhoeck & Ruprecht 1931. (XX, 368 S.) gr. 8°.

Nachträge u. Zusätze d. 6. Aufl. einzeln RM 1.80. RM 9— ; geb. 11_

| Heussi, Prof. D. Dr. Karl: Kompendium der Kirchengeschichte!

7., durchges. Aufl. Tübingen: J. C. B. Mohr 1930. (XII, 510 S.)

gr. 8°. RM 12.50 ; geb. 15- .

Franchi de' Cavalieri, Pius, et Johannes Lietzmann:

Specimina codicum Graecorum Vaticanorum. Ed. iterata et

aueta. Berlin: W. de Gruyter & Co. 1929. (XX S., 60 Taf.) 4°.

= Tabulae in usum scholarum ed. Johannes Lietzmann, 1. geb. RM 12—.
Nur kurz sei auf vier Werke verwiesen, die ganz
| wesentlich für Studierende bestimmt sind und die sich,
: wie die neuen Ausgaben zeigen, dauernder Beliebtheit
erfreuen.

Das Griechische Neue Testament stellt
die zweite von Erwin Nestle, dem Sohn des ursprüng-
i liehen Bearbeiters Eberhard N., besorgte Auflage dar.

Durch die Neugestaltung hat das Buch wesentlich an
I Brauchbarkeit gewonnen. Zwar der Text ist der alte
geblieben; nur wurden die Grundsätze, an die sich der
Vater bei der Herstellung gehalten hatte, noch strenger
' gehandhabt und die anfängliche Rechtschreibung, die
i jene der ägyptischen Kopisten des 4. u. 5. Jahrhunderts
gewesen war, zu Gunsten einer Orthographie verlassen,
wie sie die Philologie für die Zeit der Entstehung der
ntl. Schriften annehmen muß. Eine eingreifendere Neu-
, gestaltung hätte auch nur einen Text hervorbringen
können, der den wissenschaftlichen Überzeugungen des
Bearbeiters wohl besser entsprochen haben, aber keineswegs
der ursprüngliche Wortlaut gewesen sein würde.
Da in zahllosen Fällen dem Benutzer die Entscheidung
überlassen bleiben muß, er sich also nicht früh genug
einprägen kann, daß man den Text nicht ohne die
Varianten lesen darf, so kommt fast mehr als auf den
Wortlaut über dem Strich auf die Übersichtlichkeit und
Reichhaltigkeit des Apparates an.

In beiden Stücken ist der Sohn erheblich über den
j Vater hinausgelangt. Es ist hier nicht der Ort, weiter
i darüber zu handeln. Die Abschnitte in lateinischer und
deutscher Sprache, die das Werk einleiten, geben Auskunft
über alles Wissenswerte, und kein Gebraucher
darf sie ungelesen lassen.

Debrunners Bearbeitung der ntl. Grammatik
von Fr. Blaß ist erstmalig 1913 herausgekommen und
damals in der Th. Lz. von A. Thumb gewürdigt worden
(1914, 647 f.). Von ihrer Unentbehrlichkeit weiß jeder
zu reden, der sie in dauerndem Gebrauch hat, was im
Grunde jeder sein müßte, den sein Beruf mit dem
' griechischen N.T. zusammenführt. Die 5. Auflage von
! 1921 hatte keine erheblichen Veränderungen gebracht,