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Ausgabe: | 1931 |
Spalte: | 98-100 |
Autor/Hrsg.: | Harnack, Adolf von |
Titel/Untertitel: | Ecclesia Petri propinqua 1931 |
Rezensent: | Lohmeyer, Ernst |
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Theologische Literaturzeitung
BEGRÜNDET VON EMIL SCHÜRER UND ADOLF VON HARNACK
unter Mitwirkung von Prof. D. HERMANN DÖRRIES und Prof. D. Dr. GEORG WOBBERMIN, beide in Göttingen
HERAUSGEGEBEN VON PROFESSOR D. WALTER BAUER, GÖTTINGEN
Mit Bibliographischem Beiblatt in Vierteljahrsheften. Bearbeitet von Lic. Dr. phil. REICH und Mag. theol. H. SEESEMANN, beide in Göttingen.
Jährlich 26 Nrn. — Bezugspreis: halbjährlich RM 22.50
Manuskripte ond gelehrte Mitteilungen sind ausschließlich an Professor D. BAUER in Göttingen, Düstere Eichenweg 46, zu senden,
Rezensionsexemplare ausschließlich an den Verlag. Gewähr für Besprechung oder Rücksendung von unverlangt gesandten Rezensionsexemplaren
, besonders noch bei Zusendung nach Göttingen, wird nicht übernommen.
VERLAG DER J. C. HINRICHS'SCHEN BUCHHANDLUNG, LEIPZIG C 1
5 6. JAHRGANG, NR. 5 28. FEBRUAR 1931
Spalte
Ahrens: l.amennaisu. Deutschland (Schmidt) 112
Buchwald: Luther-Kalendarium. Verzeichnis
von Luthers Schriften (Hirsch) .... 109
Flaskamp: Die Anfänge friesischen und
sächsischen Christentums (Lempp) .... 108
- Die Missionsmethode des hl. Bonifatius
(Ders.)...................108
G r e i n e r : Kloster Hirsaus Geschichte durch
11 Jahrhunderte (Ders.)..........109
Spalte
Letzte Arbeiten von Adolf v. Harnack.
Die Bezeichnung Jesu als „Knecht Gottes"
und ihre Geschichte in der alten Kirche
(Bultmann)................. 97
Ecclesia Petri propinqua (Lohmeyer) ....
Christus praesens — Vicarius Christi (Koch)
Possidius Augustins Leben (Dörries) ....
Harnack: Aus der Werkstatt des Vollendeten
(Bauer)...............105
Spalte
Jenkinsu. Mackenzie: Episcopacy ancient
and modern (Dibelius)..........116
Land£: Religionsunterricht (Usener) . . . . 118
Schneider: J. Morsius u. sein Kreis (Wolf) 111
Schütz: Zw. Nil u. Kaukasus (Kattenbusch) 113
Seeberg: Adolf von Harnack (Koch). . . 107
Volz: Die Lutherpredigten des Johannes
Mathesius (Hasenclever)..........109
Umfrage ...................ns
Letzte Arbeiten von Adolf v. Harnack.
1. Die Bezeichnung Jesu als „Knecht Gottes" und ihre Geschichte
in der alten Kirche. Berlin: W. de Gruyter & Co.
(28 S.) 4°. = Sitzungsberichte d. Preuß. Akad. d. Wiss. Phil.-hist.
KL 1926, 28. RM 2—.
2. Ecclesia Petri propinqua. Zur Geschichte der Anfänge des
Primats des römischen Bischofs. (S.-Abdr. aus Sitzungsberichte d.
Preuß. Akad. d. Wissensch. Sitzung d. philol.-histor. KL vom 2. Juni.
1927, 18.) Berlin: W. de Gruyter & Co. in Komm. (S. 139-152.)
4°. RM 1 - .
3. Christus praesens — Vicarius Christi. Eine kirchengeschichtl.
Skizze. (S.-Abdr. aus Sitzungsberichte d. Preuß. Akad. d. Wissensch.
Phil.-histor. Kl. 1927, 34.) Berlin: W. de Gruyter & Co. in Komm.
(S. 415—446) 4°. RM 2-.
4. Possidius Augustins Leben. Eingel. u. übersetzt. Berlin: Verl.
d. Akad. d. Wiss. (W. de Gruyter & Co. in Komm.) 1930. (48 S.j
4°.= Abhandlgn. d. Preuß. Akad. d. Wiss. Jahrg. 1930. Phil.-Hist.
Kl. Nr. 1. RM 7.50.
Menschen vermittelt. Als Name Jesu verliert nun nötig
den ursprünglichen Sinn von „Knecht" und wird als
„Sohn" verstanden. Auch so aber wird das ualg üeov
in der Folgezeit nur spärlich verwendet wegen der ja
immer noch bestehenden Möglichkeit des „niederen"1
Verständnisses. Zeugnis für dies Motiv ist die handschriftliche
Überlieferung mit ihren Korrekturen, besonders
die Lateiner, die vielfach nötig durch jilius übersetzen
bzw. ein ursprüngliches puer in filius korrigieren.
Gebraucht wird nötig &eoi fast ausschließlich in Gebeten
, Doxologien und anderen Worten feierlichen Klanges
, wobei es dann mit Attributen ausgestaltet wird, die
den erhabenen Charakter der Bezeichnung unmißverständlich
machen. Die Folge ist, daß das 7rate &eov
sogar einen erhabeneren Ton erhalten kann als das
geläufigere vihg &eov. Aber in den dogmatischen
1. | Sprachgebrauch ist ncäg &eov nicht gedrungen, wie es
Die durch ihre umfassende und übersichtliche Dar- ' denn ^ dem 5- Jahrh. verschwindet: der dogmatische
bietung des Stoffes und durch den durchsichtigen Gang j Sprachgebrauch hat über den liturgischen gesiegt,
der Untersuchung ausgezeichnete Abhandlung knüpft in ' Alles Interesse v. H.'s ruht auf der Rezeption der
der Fragestellung an die Vermutung Boussets an daß I Bezeichnung und ihrer Geschichte in der ältesten Kirche,
die Bezeichnung Jesu als „Knecht Gottes" der ältesten 1 Was de.n Ursprung betrifft, so wird nur festgestellt, daß
Gemeinde geläufig war und im hellenistischen Christentum
durch den Titel „Sohn Gottes" verdrängt wurde.
Mit Recht schließt v. H., daß die außerordentlich geringe
Begrenzung der ältesten Quellen es unmöglich
macht, „Knecht Gottes" für eine ursprünglich geläufige
Bezeichnung Jesu zu halten. In höchstes Alter muß
sie freilich zurückgehen, — darin stimmt v. H. mit
Bousset überein, und er folgert das wie jener aus dem
dieser im Deuterojesaja zu suchen ist — offenbar mit
Recht, sofern es sich um die älteste Zeit handelt. Für
die spätere Zeit erwägt v. H. gelegentlich die Möglichkeit
einer Beeinflussung des Sprachgebrauchs durch die
heidnische Vorstellung vom „göttlichen Kinde", die im
übrigen ihre eigene Geschichte hat. Vielleicht darf man
aber doch fragen, ob nicht schon früher eine andere
mythologische Vorstellung auf den Sprachgebrauch ein-
zunächst fast ausschließlichen Vorkommen der Bezeich- ! gewirkt hat, nämlich die vom gottgesandten Offen-
barungsbnnger in Knechtsgestalt (vgl- phil- 2> 7)- Wie
ist es z. B. zu erklären, daß der 7calg &eov gerade als
Vermittler der Gnosis erscheint, was doch nicht aus
nung in Gebeten. Ob der Gebrauch der charakteristischen
Formel dia 'irjaoü rov jtcuöög aov (so Did.;
in act, 1. Clem. und Mart. Pol. schon etwas erweitert)
noch ursprünglicher auf Heilungs- bzw. Exorzismus- j*uV?S- stammen kann? und ist nicht vielleicht auch
formein zurückgeht (vgl. act. 4, 30; act. Joh. c. 11), | das bei nalS &eoü so auffallend häufige uovoyevtjg
kann man vermuten. Jedenfalls gestattet die Bezeugung e»n Hinweis darauf?
in der Didache den Schluß, daß die Formel als Ge- I Marburg. r. Bultmann,
betsformel ursprünglich im eucharistischen Gebet j 2.
stand, wo sie sich bis in die clementinische Liturgie er- j Mit besonderer Liebe ist A. von Harnack in den
halten hat. Aus dem liturgischen Zusammenhang ist j letzten Jahren seines Lebens zu den unerschöpflichen
dann das jtalg &eoü herausgenommen und zu seinem j Problemen des Arbeitsfeldes zurückgekehrt, denen seine
Namen Jesu verselbständigt worden, während es ur- | ersten Untersuchungen galten, der Zeit des frühen
sprünglich nur eine Funktionsbezeichnung war, die Jesus j Christentumes. Wohl sind es nur kleinere Arbeiten,
als den Knecht charakterisierte, der Gottes Gaben den | welche von dieser seiner ersten und wärmsten Liebe
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