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Ausgabe:

1931 Nr. 4

Spalte:

95

Autor/Hrsg.:

Nagel, Johannes

Titel/Untertitel:

Religion und Kunst 1931

Rezensent:

Knevels, Wilhelm

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Seite 1

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95

Theologische Literaturzeitung 1931 Nr. 4.

96

Nagel, Johannes: Religion und Kunst. Von ihrem Wesen und
Verhältnis zueinander. Hamburg: Selbstverlag 1930. (124 S.) RM 5.80.
Dem Verfasser ist ein nicht gewöhnliches Verständnis
für die Kunst in ihrem Eigenwesen und eine Vertrautheit
mit der Dichtung und der Ästhetik des deutschen
Idealismus eigen; religionspsychologisch ist er
von Otto, theologisch von Bornhausen beeinflußt. Verdienstlich
ist es, daß er zwischen künstlerischem Genießen
und Schaffen scharf scheidet; bedenklich, daß er
die passive und aktive (prophetische) Seite der Religion
dazu in Parallele setzt. Die prinzipiellen Ausführungen
verleiten den Verfasser, die große Verschiedenheit
der Einstellung etwa des Naturalismus, des Impressionismus
, der Romantik, des Symbolismus, der Klassik,
des Expressionismus, des Realismus zur Religion (wie
ich sie soeben in meinem Buch „Das moderne Drama"
nachgewiesen habe) außer acht zu lassen. Und die an
sich richtige Orientierung an den höchsten Erscheinungen
beider Gebiete bringt es mit sich, daß die Ergebnisse
Nagels für die primitiveren Formen der Kunst
und Religion nicht passen. Manche Abschnitte bestehen
nur aus Zitaten mit verbindendem Text. Das Buch ist
schlecht gedruckt.

Ergebnisse: Ähnlichkeiten zwischen Kunst und Religion liegen in
der Loslösung vom Alltäglichen, in der Erhebung, in der Unerbittlichkeit
des Dranges und in dem Irrationalen, das als Wesentliches in beiden
lebt. Als Verschiedenheiten werden betrachtet, daß die Kunst ihre Wirkung
als Ausdruck, die Religion als Eindruck übe (?); daß in der künstlerischen
Gestaltung ein Mensch sich mit seinem Eigen-Persönlichen zur
Geltung bringe, in der Religion aber ein Oberpersönliches im Mittelpunkt
stehe; daß die Kunst Genuß schaffe, Gott aber Beugung verlange. Als
Synthese sieht Nagel die Kunst an, die vom Göttlichen kündet, worin
allerdings kaum die „Gegensätze in einem Höheren sich finden", sondern
die Kunst in den Dienst der Religion tritt.

Heidelberg. W. Knevels.

Folgende neuen Hefte meiner

Theologischen Mitteilungen

werden auf Bestellung unberechnet versandt:

Heft 5: Balla, Ratschläge für das
Studium des Alten Testaments
mit reichhaltiger exegetischer
Literatur.

Heft 6: Wendt, Die Religionsgeschichte
und ihre Quellen

mit umfassenden Literaturangaben
.

Bernh. Liebisch, Leipzig C. 1

Kurprinzstr. 6

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SOEBEN ERSCHIENEN:

Kultrelief aus dem Brunnen
des Asurtempels zu Assur

Von Prof. Dr. Walter Andrae, Direktor

bei den Staatlichen Museen in Berlin

II, 12 Seiten mit 6 Abbildungen im Text und Lichtdrucktafeln
. Fol.

53. Wissenschaftliche Veröffentlichung der Deutschen
Orient-Gesellschaft.

Das hier veröffentlichte große Relief, dessen zeitlicher
Stellung für die Mitte des 2. Jahrtausends wahrscheinlich
gemacht wird, ist wegen seines zweifellos kultischen
Sinnes von besonderer Wichtigkeit. Ein großer
Berggott und zwei kleine Wassergöttinnen sind in
Vorderansicht dargestellt, eine ungewöhnliche Form,
welche die Bedeutung zu haben scheint, daß Götter
und Beter sich Auge in Auge gegenüberstehen konnten.
Contenau hatte das Relief, als es kurz nach dem
Kriege noch in Porto lag, in einzelnen Teilen kennen
gelernt und unvollständig in Babyloniaca und seinem
Manuel herausgegeben.

Preis kart. RM 18—.

Die Königsburgen von Babylon

Erster Teil: Die Südburg.

Von Robert Koldewey f. Herausgegeben
von Dr. Friedrich Wetzel, Berlin.
Mit einem Bildnis Koldeweys.

VIII, 128 Seiten mit 7 Abbildungen im Text und 40
(3 mehrfarb.) Tafeln. Fol.

54. Wissenschaftliche Veröffentlichung der Deutschen
Orient-Gesellschaft.

Bei Koldeweys Tode war das Manuskript über die
Königsburgen von Babylon fast vollständig abgeschlossen
. Jetzt legt die Deutsche Orient-Gesellschaft
als 1. Teil „Die Südburg" vor, dem alsbald ein zweiter
Band, enthaltend die Hauptburg und den Sommerpalast
Babil, folgen soll. Koldeweys künstlerische
Anschauungs. und Gestaltungskraft läßt das Bild der
Königsburg der größten Weltstadt des Altertums vor
unserem geistigen Auge wieder neu aufleben. Die
toten Ruinen bekommen neues Leben. Man sieht
das Getriebe in den vielerlei Amtern und bekommt
ein anschauliches Bild von dem Glanz des Königtums-
Besonders eingehend wird der „Gewölbebau" behandelt
, und unter steter kritischer Verwendung der
Nachrichten der alten Schriftsteller läßt Koldewey
diesen Bau, „Die hängenden Gärten der Semiramis",
die zu den Weltwundern der Alten zählten, vor uns
neu erstehen.

Der Schmuck der Außenwand des Thronsaals mit
seinem unteren Löwenfries und dem Wald der Palmenstämme
darüber wird nach seiner technischen und
künstlerischen Seite eingehend behandelt und durch
die beigegebenen Farbtafeln aufs Glücklichste belegt.

Preis brosch. RM 120—; geb. RM 127.50.

Ausführliches Verzeichnis der Wiss. Veröffentlichungen
(P. 954) steht kostenfrei zur Verfügung.

VERLAG DER J. C. HINRICHS'SCHEM
BUCHHANDLUNG IN LEIPZIG C1

Die nächste Nummer der ThLZ erscheint am 28. Februar 1931.

Verantwortlich: Prof. D. W. Bauer in Göttingen, Düstere Eichenweg 46.
Verlag der J. C. Hin rieh s'schen Buchhandlung in Leipzig C 1, Scherlstraße 2. — Druckerei Bauer in Marburg