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Ausgabe:

1931

Spalte:

601-603

Autor/Hrsg.:

Cullberg, John

Titel/Untertitel:

Religion och vetenskap 1931

Rezensent:

Bohlin, Torsten

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Theologische Literaturzeitung

BEGRÜNDET VON EMIL SCHÜRER UND ADOLF VON HARNACK

Mitwirkung von Prof. D. HERMANN DÖRRIES und Prof. D. Dr. GEORG WOBBERMIN, beide in Göttingen

HERAUSGEGEBEN VON PROFESSOR D. WALTER BAUER, GÖTTINGEN

Mit Bibliographischem Beiblatt in Vierteljahrsheften. Bearbeitet von Lic. Dr. phil. REICH und Mag. theol. H. SEESEMANN, beide in Göttingen.

Jährlich 26 Nrn.— Bezugspreis: halbjährlich RM 22.50

Manuskripte und gelehrte Mitteilungen sind ausschließlich an Professor D. BAUER in Göttingen. Düstere Eiehertweg 46. zu senden,
Ketensionsexemplarc ausschließlich an den Verlag. Gewähr für Besprechung oder Rücksendung von unverlangt gesandten Rezensionsexemplaren
, besonders noch bei Zusendung nnch Göttingen, wird nicht übernommen.

VERLAG DER J. C. HINRICHS'SCHEN BUCHHANDLUNG, LEIPZIG C 1
56. JAHRGANG, Nr. 26 19. DEZEMBER 1931

Spalte

Cullber«;: Religion och vetenskap (Bohlin) 601

Funk: Kirchengeschichte (Mayer).....612

Kl ages: Vom Wesen des Bewußtseins(Titius) 617

Spalte

Noltenius: Die Gefühlswerte (Titius) . . 617

Procksch: Jesaja 1 (Begrich).......603

Ritter: Die Kerrmedanken der Platonischen
Philosophie (Pohlenz)...........616

Kunkel: Vitale Dialektik (Delekat) .... 620|Schäfer: Untersuchungen zur Geschichte

Spalte

der lateinischen Übersetzung des Hebräerbriefs
(Jüüchtr)..............6io

Schmid: Zeit und Ort der paulinischen
Oefangenschaftsbriefe (Michaelis).....608

Wagner: Lessing (Hofftnann).......614

Cullberg, John: Religion och vetenskap. Stockholm: Diako-
nistyrelsens föriag 1930. (317 S.) 8°. Kr. 6.50.

Der schwedische Religionsphilosoph John Cullberg
(Uppsala) hat unter diesem Titel eine umfassende Studie
zur Frage von der wissenschaftlichen Grundlegung
der systematischen Theologie herauszugeben.

Die Untersuchung besteht aus fünf Abschnitten.
Der Ausgangspunkt ist der Anspruch des Gottesglau-

dieses Verhältnis — und darauf legt C. entscheidenden
Nachdruck — müsse näher bestimmt werden als Gehorsam
gegen ein unbedingtes Sollen, wodurch der Wille
zur Macht in Willen zum Dienst umgewandelt wird.
Wirksamkeit im humanistischen Sinn werde also mit
einer Kraftentfaltung rein ethischer Qualität gleichbedeutend
. Die humanistische Wissenschaft, die die Realität
des Menschen als ethisch-historischer Persönlichbens
, Erkenntnis zu enthalten, d. h. sein Anspruch | keit voraussetzt, könne indes das Problem des Menschen

darauf, in Beziehung zu einer Wirklichkeit zu stehen.
Das religionsphilosophische Wahrheitsproblem wird für
C. in der Frage zugespitzt, ob der Wirklichkeitsanspruch
der Religion trotz seiner Eigenart so verteidigt werden
kann, daß auch die Wissenschaft seine Gültigkeit anerkennen
muß. Hier nimmt der Verf. auch zu den Um-
deutungen des religiösen Wahrheitsproblems durch Pragmatismus
, Psychologismus und transzendentalen Aprio-
rismus kritisch Stellung.

In Kap. II wird die religiöse Wirklichkeitsauffassung
fixiert. Ihre Grundkategorie sei Gott, der Offen-

nicht restlos lösen. Auch sie habe ihre unüberwindliche
Grenze, nämlich in den Problemen des Sollens und des
Bösen. Das sittliche Sollen (Kap. IV) werde nur dadurch
verständlich, daß es in Verbindung mit einem
überweltlichen Willen gestellt wird, von dem sich der
Mensch innerlich überwältigt fühlt. Man könne es nur
vom religiösen Gottesbewußtsein aus verstehen. Die
Folgerung wird, daß Gott als Wert und Wirksamkeit
— dessen Wirklichkeit nie wissenschaftlich gesichert
werden kann — nichtsdestoweniger vom Humanismus
vorausgesetzt werden müsse. Denn sonst könne

barte, als ein Du, wobei der Nachdruck auf meinem | das im Sollen verankerte Gemeinschaftsleben nicht legi-

Gott liegt, d. h. auf Gott als im persönlichen Gottesver- i timiert werden. Fehlt aber eine solche Legitimierung,

hältnis gegeben. Dieses göttliche Du wird 1. als Wert j müsse die ganze humanistische Betrachtungsweise zum

unvergleichlicher Qualität bestimmt; 2. als eine Wirk- Skeptizismus führen. Die religiöse Einstellung selbst,

samkeit, die sich an den Menschen richtet. Diese Wirk
samkeit komme im Glauben an Gott als den Schöpfer
der Welt, als den Herrn der Geschichte und den Er

der Aspekt der Offenbarung, könne also in dem Sinn
gesichert werden, daß der Humanismus innere Einheit
und Vollständigkeit nur vom Glauben an die Offenba-

löser der Seele zum Ausdruck. Die Zusammenschau von | rung als seine letzte Voraussetzung aus gewinne. Damit
Gott als Wert und Wirksamkeit sei Gott als Persönlich- j meint der Verf. die religionsphilosophische Grundlegung
keit. Nachdem der Verf. seinen Religionsbegriff gegen für die Theologie als einen selbständigen Wissenschafts-
Metaphysik, Magie und Mythologie abgegrenzt hat, geht I typ gegeben zu haben, die Wissenschaft vom Glauben
er dazu über, die wissenschaftliche Wirklichkeits- j als in Gottes Offenbarung in der Geschichte gegründet,
auffassung zu bestimmen (Kap. III). Hier wird eine Im Schlußkapitel werden die religiöse Erkenntnis
summarische aber sehr klare Übersicht über das Verhält- ; und der theologische Wissenschaftstyp analysiert. Die
nis der naturwissenschaftlichen und der humanistischen religiöse Erkenntnis wird als das persönliche Bejahen
Wissenschaft gegeben. C.s tiefer liegendes Interesse ist, : der Offenbarung fixiert (die Frage nach einem besonde-
die Grenzen dieser beiden Wissenschaftstypen aufzu- j ren religiösen Erkenntnisorgan — Gefühl, Ahnung — sei
weisen. Die Naturwissenschaft sei ein Aspekt der Wirk- j religionsphilosophisch gesehen nur vom untergeordneten
lichkeit, nicht mehr. Die mechanische Weltanschauung | Interesse). Das Objekt der Theologie findet der Verf
habe nur begrenzte Gültigkeit, indem die individuell in dem Christusbekenntnis, das den historisch gegebenen
qualitative Wirklichkeit außerhalb ihres Rahmens falle. ! Grund der christlichen Gesellschaftsbildung ausmache.
Sie könne deshalb nicht darauf Anspruch machen, die j Die systematische Theologie sei also notwendigerweise
ganze Wirklichkeit zu vertreten. Durch ihr ungelöstes christozentrisch.

Grenzproblem weise sie, behauptet C., in der Tat zum Gegen C.s Versuch — der hier in größter Kürze

Humanismus über. Die Aufgabe des Humanismus scheint i skizziert ist — der Theologie eine religionsphilosophische

C. die zu sein, einen Aspekt anzulegen, der das spezi- Grundlegung zu geben, dürfte allerdings verschiedene

fisch menschliche Wesen des Menschen zu seinem Recht Einwände erheben können. So gegen die Überleitung von

kommen läßt. Das Gemeinschaftsleben, das er hierbei ! der Naturwissenschaft zu dem Humanismus. Wenn C

in das Zentrum stellt, wird primär als ein Verhältnis , positiv sagen soll, wie die naturwissenschaftliche Be-

zwischen einem Ich und einem Du bestimmt. Aber | trachtung an die Humanistische „verweist", sucht er zu

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