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Ausgabe:

1931 Nr. 25

Spalte:

588-589

Autor/Hrsg.:

Mausbach, Joseph

Titel/Untertitel:

Dasein und Wesen Gottes 1931

Rezensent:

Koch, Wilhelm

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Theologische Literaturzeitung 1931 Nr. 25.

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bewußtsein, eine Quelle intensivster Glückseligkeit existiert
, aus der alle Glücksgefühle, die uns zum Bewußt- j
sein kommen, religiöse wie nichtreligiöse, gespeist werden
". Und nun geschieht das Merkwürdige, daß der
Verfasser, der die Richtlinien für eine „Glaubenslose
Religion" aufzeigen wollte, auf Grund eines rätselhaften
inneren Erlebnisses die Überzeugung gewann, daß
„auf dem tiefsten Grund der menschlichen Seele ein
wunderbares Etwas lebt", das sich ihm damals „in Gestalt
eines überwältigenden Glückseligkeitsgefühls kund
getan" habe. So ist eigentlich der Titel des Buches irreführend
, denn er müßte richtig, dem Inhalt entsprechend
lauten: Das religiöse Gefühl, nach seinem Wesen und
seinem Ersatz. In den zahlreichen Anmerkungen wurde
die benutzte Literatur untergebracht — wir müssen seine j
Belesenheit ehrlich bewundern —, allein so fundamentale
religiöse Probleme, an die der Verfasser sich herange- !
wagt hat, lassen sich nicht „neben einer beruflichen Tä- j
tigkeit auf ganz anderem Gebiete" in ihrer ganzen Tiefe
erforschen, sondern übersteigen fast in der Jetztzeit bei i
der ungeheuren Fülle des Materials die Lebensarbeit
eines einzigen Mannes, der sich ausschließlich diesem
Gebiete widmet.

München. R. F. Merkel. i

Diekamp, Dr. Franz: Katholische Dogmatik nach den Grundsätzen
des heiligen Thomas. 6., verm. u. verb. Aufl. Bd. 1: |
Einleitung in die Dogmatik. — Die Lehre von Gott dem Einen. — |
Die Lehre von Gott dem Dreieinigen. Bd. 2: Die Lehre von der j
Schöpfung. — Die Lehre von der Erlösung durch Jesus Christus. —
Die Lehre von der Gnade. Münster i. W.: Aschendorff 1930. (XIV, |
380 u. X, 585 S.) 8°. = Lehrbücher zum Gebrauch beim theol. Stu- |
dium. Bd. 1 RM 9-; geb. 10.75. Bd. 2 RM 13.70; geb. 15.70. j

In der TLZ. ist diese, 1917, 20 erstmals veröffentlichte
, inzwischen mehrmals neuaufgelegte und immer
wieder verbesserte, katholische Dogmatik des Münsterer
Patrologen und Dogmatikers Diekamp m. W. noch nie
angezeigt und besprochen worden. Erst die neueste !
Auflage, von der noch der dritte (Schluß-)Band (die ]
Lehre von den Sakramenten und den letzten Dingen)
aussteht, ist uns zur Besprechung zugegangen. Diese
Dogmatik, ein Lehrbuch zum Gebrauch beim Studium, |
nimmt eine Sonderstellung dadurch ein, daß sie zum i
erstenmal wieder seit Mich. Gloßners Lehrbuch der i
kath. Dogmatik, 2 Bde. (Regensburg 1874) in deutscher
Sprache den Thomismus „entschieden und folgerichtig"
vertritt und sich dadurch von allen seit 1874 erschienenen
deutschsprachigen Dogmatikwerken (Heinrich, Schell,
Bautz, Pohle, Specht, Bartmann, Wilmers, selbst von
Scheeben) unterscheidet. Ein theologischer Gegner, der
Jesuit Stufler-Innsbruck, nannte jüngst (Zeitschr. f. kath.
Theologie 1931, 297) den Thomismus Diekamps „in- [
transigent". Falls damit ein Tadel ausgedrückt werden
soll, ist dieser Tadel unberechtigt; denn Diekamp vertritt
nichts anderes als den Standpunkt der Päpste seit Jo-
hannes XXII., die mit immer stärkerer Betonung die i
Doktrin des hl. Thomas — und sie wird zweifellos rieh- !
tiger von den „Thomisten" als von den Molinisten verstanden
— bevorzugt und schließlich für das theolog.
Studium geradezu vorgeschrieben haben. Diekamp versäumt
in seinen Vorworten kein einziges dieser päpst- ,
liehen Worte zu Gunsten des hl. Thomas und der Thomisten
, die ihre Krönung durch das Wort des jetzigen
Papstes erreicht haben, man solle „Thomas nicht nur
den Doctor angeiieus, sondern den Doctor communis
sen universalis Ecclesiae nennen, dessen Lehre die Kirche I
zu der ihrigen gemacht hat". Überdies läßt Diekamp !
nie Maßhaltung, Besonnenheit, Nüchternheit und Vor- ;
sieht im Behaupten von kirchlichen Entscheidungen vermissen
und setzt sich mit Gegnern durchweg sachlich
und vornehm auseinander. Das Buch ist ein imposant 1
geschlossenes, durchsichtig aufgebautes, klares und auch
für gebildete Nichttheologen verständliches, mit einer j
ganz erstaunlichen Akribie gearbeitetes und gedrucktes :
Werk. Besonders wertvoll sind die praktischen Register
und die reichen Literaturnotizen aus den verschiedensten i

Sprachen. Hiebei kam Diekamp zu gut, daß er, von
Anfang an, seit 1902, schriftleitender Herausgeber der
„Theol. Revue" mit ihrer umfassenden „Bücher- und
Zeitschriftenschau" ist.

Nur zur, der Mühe werten, Vervollkommnung; dieses klassischen
thomistischen Dogmatikwerkes seien ff. Korrekturen angebracht: I, 24,
Z. 10 v. o. 1. homogenicam; I, 45, Z. 5 v. u. 1. 1915, 225 ff.; ergänze
1914, 401ff., 542 ff.; 1916, 313 ff.; I, 149, Z. 6 u. 10 v. o. ist Elohim
hebräisch nicht ganz richtig gedruckt; I, 191, Z. 19 v. u. I. practica;
I, 246, Z. 16 v. o. 1. quem; I, 266, Z. 11 v. o. 1. Lepicier; II, 57,
Z. 15 v. u. setze nach „Engel" ein =; II, 125, Z. 20 v. o. sehr, le
peche; II, 145/7 ergänze durch: W. Koch, Das Trienter Konzilsdekret
de peccato originali: Theol. Quartalschr. 1913, 430 ff., 532 ff. und 1914,
101 ff.; II, 153, Z. 12 v. o. ist Naulaerts gesperrt zu drucken; II, 217,
Z. 18 v. u. 1. üeoö; II, 223, Z. 23 v. o. 1. Leontius; II, 398, Z. 20
v. o. ist der Pluralis nicht ganz richtig punktiert; II, 437, Z. 21 v. o.
1. F. Mitzka; II, 497, Z. 14 v.u. findet sich ein unnötiger Fettdruck;
die Pariser Jesuiten - Zeitschrift schreibt sich Recherches de science
religieuse.

Waiblingen (Württ.). Wilhelm Koch.

Mansbach, Joseph: Dasein und Wesen Gottes. 1. Bd.: I. Die
Möglichkeit der Gottesbeweise. II. Der kosmologische Gottesbeweis.
1. u. 2. Aufl. Münster i. W.: Aschendorff 1930. (XVI, 254 S.) 8°.

RM 4.25 ; geb. 5.60.

Kurz vor seinem überraschenden, am 31. 3. 1931
eingetretenen, Tod hat M. einen weiteren Teil seiner im
Druck auf 4 Bde. berechneten Vorlesungen über Dasein
und Wesen Gottes (vgl. diese Zeitschr. 1930, 261) herausgeben
können, nämlich den ursprünglich zurückbehaltenen
einleitenden Teil, der die grundlegende Frage
nach der Möglichkeit von Gottesbeweisen überhaupt
und dann auch sofort den ersten dieser Beweise, den
kosmologischen, behandelt. Um mit M.'s kosmologischem
Gottesbeweis zu beginnen, so finden wir in einem ersten
Kapitel die Grundgedanken des Beweises: den Schluß
von der Ursächlichkeit in der Welt auf eine erste, unge-
wordene Ursache; den Schluß vom Bewegten und Veränderlichen
auf ein erstes Tätiges und Unwandelbares;
den Schluß vom Zufälligen (Kontingenten) auf ein
erstes Notwendiges. In einem zweiten Kapitel geht M.
noch auf Einzelfragen und Schwierigkeiten im kosmolog.
Beweise ein, nämlich auf die Frage nach dem zeitlichen
Anfang der Welt; nach dem „Energiegesetz und
Zeitlichkeit der Welt"; nach „Kreislauf und Wechselwirkung
der Ursachen"; nach „Bewegung und Beharrung
"; nach dem „Prinzip vom hinreichenden Grund
und Kausalgesetz"; endlich nach „Erschaffung, Erhaltung
und Weiterbildung der Welt". Die Gedankengänge
M.s verraten durchweg Vertrautheit mit dem
neuesten Stand der Naturwissenschaften, bewegen sich
also nicht in weltfernen Höhen und vergangenen Zeiten.
Die Sprache zeichnet sich wieder, wie beim zuerst erschienenen
Band, durch Schlichtheit, wohlverständliche
Klarheit und wissenschaftliche Vornehmheit aus. Dies
gilt auch für den ersten Teil des vorliegenden Bandes,
der sich mit der Möglichkeit von Gottesbeweisen überhaupt
befaßt und darum größtenteils auf philosophisch-
erkenntnistheoretischem Gebiete verläuft, die Erkenntnismöglichkeit
der Weltdinge, ihrer Wesenheit und Gesetzlichkeit
, und die metaphysische Bedeutung des Kausalgesetzes
vom Standpunkt eines kritischen Realismus
untersucht und bejaht. Das einleitende Kapitel dieses
Teils zeichnet, wie das Vorwort des Ganzen, die heutige
Geisteslage und ihr Verhalten zur vernunftmäßigen
Gotteserkenntnis. Würden die Gottesbeweise überall so
eingeschätzt, wie M. sie einschätzt, dann könnten viele
Einsprüche verstummen. Es wäre deshalb sehr zu bedauern
, wenn diese, in deutscher Sprache zweifellos beste
und zeitentsprechendste, Theodizee durch die noch fehlenden
zwei Schlußbände nicht vollendet werden könnte.
Bei der Entstehungsweise des Werkes ist jedoch zu vermuten
, daß der Stoff bereits druckfertig ist.

Der Druck dieses Bandes ist in allen Teilen fast tadellos. Nur
wenige Fehler sind zu notieren: S. 135, Z. 17 v. o. lies „die" (statt
„sie"); S. 138, S. 6 v. o. 1. „sprachlich" (statt „sprichlich"); S. 142,
Anm. 6 ist der Vorname von Duhem mit Frakturletter zu lesen; S. 175,
Z. 1 v. u. 1. „Heinze" ; S. 178, Anm. 45, Z. 2 1. .Zeitwende" ; S. 254