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1931 Nr. 25

Spalte:

584

Titel/Untertitel:

Die evangelische Mission in Niederländisch-Indien 1931

Rezensent:

Witte, Johannes

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683

Theologische Literaturzeitung 1931 Nr. 25.

584

Antworten des hl. Thomas und des Roh. Kilwardby an den Ordens- j
magister, worüber M. D. Chenu (Le Saulchoir) im 5. Beitrag schreibt
(191 —222). M. M. Oorce (Le Saulchoir) schildert den Kampf gegen |
die „Gentiles" (gemeint sind die Averroisten) an der Pariser Universität j
im 13. Jahrh. (223—243), ein „Antimodernisten"-Krieg vor 600 Jahren.
C. Splicq (Le Saulchoir) handelt über des Thomas Lehre vom Almosen, J
ob öerechtigkeits- oder Liebespflicht? (245/64). Th. Deman (Le Saul- I
choir) über die Sünde der Sinnlichkeit (265/83). J. Webert (Paris) über i
„reflexio" bei Thomas v. Aquin (282/325). P. Synave (Le Saulchoir) j
über des Thomas Lehre von der Offenbarung der sog. veritates divino-
naturales, z. B. des Daseins Gottes (327/70). E. Gilson (Paris, Sorbonne)
stellt die Lehrunterschiede und -gemeinsamkeiten der hl. Thomas und I
Augustinus klar und kurz nebeneinander (371/83). E. Hocedez S. J.
charakterisiert den Aegidius Romanus als Schüler des hl. Thomas (385 i
bis 409). R. M. Martin (Löwen) untersucht die Erbsündenlehre des
Dominikanerkardinals de Godino v. Ende des 13. Jahrh. (411/21). M.
Jugie (Rom) zeigt des Georgios Scholarios (15. Jahrh.) Vertrautheit mit
den Thomasschriften (423/40). B. Xiberta (Rom) untersucht den Thomis- |
mus der Karmelitenschule (441 -48). In spanischer Sprache (die vorausgehenden
sind alle französisch geschrieben) zählt A. Perez Goyena S. J. j
(Madrid) einige in Spanien geschulte, nichtspanische, Professoren an der !
Minerva zu Rom auf (449/81). M. van den Ooudenrijn (Rom) macht j
bekannt mit einer alten armenischen Übersetzung der Summa theologica j
des hl. Thomas (483/5). Verzeichnisse der zitierten Autoren, der Zitate j
aus Thomas und andern Scholastikern und der zitierten Handschriften i
schließen den ersten wie, um es sofort zu sagen, den zweiten Band ab.
— Der zweite Band (21 Beiträge) beginnt mit einer englisch geschriebenen
, leider kurzen, Handschriften- Studie von Ch. H. Besson (Chicago)
über das handschriftl. Schicksal von Augustins Quaestiones und Locutio-
nes im Mittelalter (7/13). V. Grumel (Kadiköj) legt einen Teil der j
Christologie des Leontius v. Byzanz dar (15/22) und verläßt, als Einziger
, hiermit das Hauptgebiet dieser Festschrift. G. Thery (Rom) zeichnet
das Übergreifen der pseudodionys. Schriften ins Abendland (23 — 30). In I
englischer Sprache handelt M. L. W. Laistner (Ithaca, Staat New York) j
über eine Hs. des Klosters S. Maria de Ripoll (Spanien) und über die
Scholica (Graecarum glossarum) des Martin v. Laon (31/7). P. Fournier
(Grenoble) veröffentlicht Reste einer 1904 zu Turin teilweise verbrannten
Handschrift, die Bußkanones des M. A. enthält (39/45). M. D. Roland-
Gosselin (Paris) zeigt des Avicenna Lehre über Seele und Leib (47/54).
In spanischer Sprache wirft M. Asin Palacios (Madrid) ein neues Licht
auf die Anfänge der Scholastik (55—66). A. M. Jacquin (Fribourg) untersucht
den Begriff „rationes necessariae" bei St. Anselm (67 — 78). J. de i
Ghellinck S. J. bringt ein wichtiges Kapitel zur Geschichte des Sakramentsbegriffs
im 12. Jahrh., das leider in dem Besprechungsexemplar
sehr unvollständig ist (nur 1 Blatt), weil Bogen 5 zweimal aneinandergeheftet
wurde und Bogen 6 ganz ausfiel (das Kapitel umfaßt wohl die
S. 79—96). A. Landgraf (Bamberg) untersucht, der erste Mitarbeiter in
deutscher Sprache, fesselnd und mit großer Gelehrsamkeit den Begriff I
„sacramentum in voto" im Zeitalter der Frühscholastik (97/143). Der
Benediktiner A. Wilmart (Romi macht bekannt mit Adam dem Karthäuser
v. Ende des 12. Jahrh. (145/61). G. Lacombe (Washington) behandelt
die sog. Summa Abendonensis (v. Städtchen Abendon bei Oxford) (
und ihren Verf. Edmond Rieh, t 1240 (163—81). Eine Frau, Martha |
Dulong (Wohnort?) zeichnet Stefan Langton als Dichter (183 -90). In
italien. Sprache folgt eine Studie v. A. Masnovo (Parma) über Wilhelm ]
v. Auvergne (Bisch, v. Paris) und sein Verhältnis zur Pariser Universität I
v. 1229/31 (191—232). O. Lottin (Benediktiner in Löwen) handelt über j
die Lehre von den Grundtugenden zwischen 1230 und 1250 (233/59). i
In englischer Sprache schildert auf Grund einer anonymen Handschrift
E. K. Rand (Cambridge in Massachusetts) die Liebe zu den antiken j
Klassikern z. Zt. des hl. Thomas (261/81). F. Olivier-Martin (Wohnort?)
erklärt die „Bleimäntel" in Dantes Inferno (23,58). H. D. Simonin (Rom) j
untersucht die Lehren der Franziskaner v. Ende des 13. Jahrh. über die ;
menschliche Erkenntnis der materiellen Einzeldinge (289—303). In '
deutscher Sprache zählt J. Koch (Breslau) philosoph. und theolog. Irrtumslisten
v. 1270—1329 auf, den vielversprechenden Anfang einer v.
J. Koch geplanten Neuausgabe der Collectio judiciorum v. Du Plessis ;
(305/29). Wiederum folgt eine deutsche Studie: von M. Grabmann
(München), unserm deutschen Mandonnet, über den Averroisten Taddeo j
da Parma, ca. 1320 (331/52); an diesem Beitrag mag der große Averrois-
musforscher Pierre Mandonnet wohl eine besondere Freude haben. In
englischer Sprache zeichnet L. Thorndike (New York, Columbia-Universität
) den Inquisitor und Darsteller der Geheimwissenschaften Franz v.
Florenz (oder Padua), der im 15. Jahrh. lebte (353/69). Nochmals
folgt eine deutsch geschriebene Studie: Zur Lebensgeschichte des Kard.
Nikolaus v. Schönberg (f 1537), die den Deutsch-Schweizer P. A. Walz
(Rom) zum Verfasser hat (371/87). Letztmals in englischer Sprache
wird der Anteil der Mönche bei Gründung der theol. Fakultät in Cambridge
beleuchtet, von A. G. Little (Wohnort?), S. 389—401. Zwei
deutschgeschriebene Beiträge, von P. G. Lohr (Walberberg, Köln) über
die Dominikaner an den deutschen Universitäten am Ende des MA.
(403/35), und von dem Ungarn B. Ivanyi (Univers. Szeged) über Bilder
aus der Vergangenheit der ungarischen Dominikanerprovinz (437/78),
sind die letzten. Es ist unmöglich, in eine Kritik dieser Masse von Beiträgen
, die fast jeder einen besonderen Fachmann als Rezensenten erheischen
, einzugehen. Da und dort könnte sie vom Unterzeichneten
angebracht werden. Auch verschiedene Druckfehler könnten genannt
werden. Doch was wäre dies gegenüber dem überwältigenden Reichtum
von neuen Forschungsergebnissen und Handschriften , die diese, für
Mandonnet und seine Schule, in gleicher Weise höchst ehrende Festschrift
bietet? Kein Forscher in mittelalterlicher Geschichte wird sie
übersehen dürfen.

Waiblingen (Württ). Wilhelm Koch.

Richter, D. Julius: Die evangelische Mission in Nieder-
ländisch-Indien. Gütersloh: C. Bertelsmann 1931. (VII, 167 S.)
gr. 8°. = Allg. Evang. Missionsgesch. Bd. V. Fern- u. Südost-Asien.
Australien. Amerika. Niederländisch-Indien. H. 1 : Niederländischindien
. RM 5.50.
„So stehen wir vor der erschütternden Tatsache,
daß die etwa 4 Millionen protestantische Holländer etwa
230, die 2/t Millionen katholische Holländer aber 1362
Missionskräfte für ihr großes Kolonialreich zur Verfügung
haben, und diese Zahlen erschienen auch nicht
in erheblich günstigerem Licht, wenn wir auf protestantischer
Seite noch etwa 170 Ehefrauen hinzurechnen."
Außerdem ist die katholische Mission in starkem Wachstum
, die evangelische in bezug auf die Zahl der Missionare
fast stationär. Das ist die eine große Sorge der
evangelischen Mission. Die andere ist der Islam. In den
letzten 4 Jahrhunderten hat der Islam mindestens 45
Millionen Einwohner dieser Inselwelt an sich gezogen,
das Christentum kaum mehr als 1 Million gewonnen.
Die dritte Sorge ist die in rasend schnellem Tempo sich
vollziehende Umgestaltung aller Lebensverhältnisse
durch die westliche Zivilisation und Kultur, die wie
überall auf der Welt so auch hier die Gefahr der
Loslösung der Bevölkerung von aller Religion in sich
birgt. Mit großer Klarheit und starkem Nachdruck werden
von dem Verfasser diese schwierigen Verhältnisse
geschildert. Es ist ein großer Vorzug des Buches, daß
die Arbeit der Mission in den großen Rahmen der
Kolonialgeschichte und des gesamten Lebens auf der
sehr komplizierten Inselwelt hineingestellt wird. So entsteht
ein ungemein fesselndes Bild. Diese reiche und
zukunftsreiche Inselwelt ist als Missionsgebiet überhaupt
sehr lehrreich und interessant. Sie ist eines der ältesten
Missionsgebiete der evangelischen Christenheit. Hier arbeitete
die alte holländische Kolonial-Mission der holländischen
, ostindischen Kompanie, die in ihrem Betriebe
noch ganz mittelalterlich war. Hier hat heute die holländische
Staatskirche 525 731 farbige Neuchristen unter
ihrer Obhut; für die Versorgung dieser Kirche bezahlt
die Regierung die Gehälter von 34 Predigern, 25 Hilfspredigern
, 345 Lehrern und 109 Seminaristen in 3 Seminaren
. Hier hat auf Sumatra die Rheinische Mission
unter den Batak eine bereits im Wesentlichen auf eigenen
Füßen stehende Volkskirche geschaffen mit 273 082
Gemeindegliedern. Die Hälfte des gesamten Batakvolkes
gehört heute zum Christentum. Hier hat sich auf der
Insel Nias im Jahre 1916 eine große Erweckungs-Be-
wegung zugetragen, durch die plötzlich Zehntausende
von Menschen das Evangelium begehrten. Hier erlebt
die Mission, daß der Islam wohl eine große Sorge für
die Mission ist, aber zugleich auch, daß er durch das
Evangelium übernommen werden kann und übernommen
wird. Freilich handelt es sich ja hier um einen sehr
primitiven Islam. Wesentlich ist, daß heute die holländische
Regierung von ihrem früheren Kurs der Begünstigung
des Islams abgekommen ist und die Mission
hilfreich unterstützt. Man möchte wünschen, daß dies
gute Buch nicht nur als Darstellung der Vergangenen
gewertet wird. Es ist mehr. Es ist eine Schilderung der
äußerst interessanten Gegenwartsarbeiten, welche die
christliche Mission unter teilweise noch sehr schwierigen
Zuständen lebensvoll und zum Segen der großen Bevölkerung
bietet. Pfarrer sollten es kaufen und ihren Gemeinden
daraus erzählen. Es lohnt.

Berlin. J.Witte.