Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

1931 Nr. 24

Spalte:

570-572

Titel/Untertitel:

Theologie 1931

Rezensent:

Becker, ...

Ansicht Scan:

Seite 1, Seite 2

Download Scan:

PDF

669

Theologische Literaturzeitung 1931 Nr. 24.

570

nicht eine rein thetische Darstellung gegeben hat. Er
fixiert den Glaubens- und Offenbarungsgedanken auf
dem Hintergrunde einer kritischen Auseinandersetzung
mit der „dialektischen" Theologie. Tatsächlich kann man

in seiner „System. Theologie" und den „Richtlinien"
vorliegt. Doch scheint mir etwas Neues hinzugekommen
zu sein im Vergleich mit der ersten dieser Schriften.
Jedenfalls ist die Betonung eine andere geworden. „Die

jedoch in diesem Vorgehen eine Anwendung der von Entscheidung", „das Gericht", „das Kreuz" werden in

W. schon im ersten Bande seiner „Systematischen Theo- anderer Weise als sonst hervorgehoben,

logie" 1913 aufgestellten Forderung sehen, daß die In einem Zusatz verteidigt er den Ausdruck „religi-

Theologie kirchliche Wissenschaft sein soll. Eine j onspsychologisch" dahin, daß er nicht mißverständlich

Seite davon ist natürlich, daß die Behandlung der theo- auf die empirische Psychologie bezogen werden sollte,

logischen Probleme konkret sein und wenn möglich an j Mit vollem Recht. W.'s Begriff Religionspsvchologie

die aktuelle theologische Lage anknüpfen soll. Von
diesem Gesichtspunkt aus erscheint W.s Vorgehen natürlich
und begründet. Und wenn er besonders Karl
Barth ins Auge faßt, liegt hierin offenbar eine Anerkennung
der Bedeutung, die Barths Denken in der aktuellen
Diskussion besitzt.

hat einen klaren normativen Charakter. Aber man kann
m. E. in Frage stellen, ob der betreffende Begriff nicht
tatsächlich schon so stark für die empirische Psychologie
in Anspruch genommen und damit mit Ideenassoziationen
in gewisser Richtung belastet ist, daß es im
Interesse der Einfachheit und Klarheit wohl zu bedenken

Bis zu einem gewissen Grade ist W. übrigens mit j wäre (wie R. Winkler vorschlägt), für dieses Denken

Barth einig, was die Frontstellung anbetrifft. Für beide einen anderen, eindeutigeren Sammelbegriff anzuwenden,

gilt der Kampf dem Psychologismus und Historizismus. W. erwähnt, daß er in seinem eigenen Glaubens-

Das positive Grundinteresse beider ist, in der Theologie i denken außer an Ihmels, Kähler und Kaftan auch an

• .r. ... • .« i• /-vi. ?_i.a„:i.~ r>„i:~:~ — i,........ . et _ : „ u c ~ i____j____1 ■■. ri r■___ > . . .

das Überhistorische, die Objektseite der Religion herauszuarbeiten
. Aber das Objektive kann, wie W. mit äußerster
Energie betont, nur im Objekt Verhältnis erfaßt
werden. In Barths Denken sucht W. nun — meiner
Ansicht nach mit Recht — zwei heterogene Bestandteile
zu unterscheiden. Hier gibt es ein existenzielles
Denken ein Denken von der individuellen Glaubenser

' _ * r i. _ r.ni_ z~ i • _ i _ j _

Erich Schaeder anknüpft. Dieser Hinweis ist von
großem Interesse. Tatsächlich liegt eine weitgehende
Ubereinstimmung zwischen den Intentionen der vorliegenden
programmatischen Darstellung Wobbermins
und der Grundanschauung in Schaeders umfassender
Monographie über „Das Wort Gottes" vor.
Uppsala. Torsten Bohl in.

fassuno oder von dem persönlich erfaßten Objektsver- I 77 JU,.,S . _,-:—:-- —

hHtnis aus Aber dies Denken wird von einer konstruk- Ha"dtb,^H^-*her> des enroße" ^esfa^der PreuBi8chen Staatsbibliothek.
Even Dialektik durchbrochen, welche die Erfahrung aus- £V: Theol°g'e- Ber"n: W" de Qruyter * Co- 1929" (V"^f;>
schalten will und die — je mehr diese Tendenz verfolgt , , .... ,. "
wird - u n psychologisch und u n historisch wird. Da , Vor einem Jahr is die Handb.bhothek des großen
W konsequent" die existenzielle Linie durchführen will, Lesesaals der Staatsbibliothek einer Neuordnung untermuß
er also einen anderen Weg als Barth gehen. I ,?Sen .wor.d^n; Das wVnd/m«5nd no?ß< v/'de uBÜcher>
m TT. .. . u w/ a u+ • 4. dle> wie Slch herausgestellt hatte, nicht gebraucht wur-
Die These um die sich alles für W. dreht ist: ver- den> sind ins Magazin zurückgewandert und andere
b u m d e i e t f i d e s s u n t c o r r e 1 a 11 v a. Der Glaube mehr begehrte haben ihren Platz eingenommen. Damit
(das vertrauensvolle personliche Gottesverhaltnis) ist war notwendigerweise auch eine Neuordnuna der Auf-
Gehorsam Aber der Gehorsam schließt einerseits die stellung der Bücherschätze verbunden. Das brachte ja
Glaubensentscheidung andererseits konkrete Glaubens- zunächst manche Mißstände mit sich. Denn das Suchen
erfahrung m sich. (Also es genügt nicht den Glauben llach einem nötigen Buche bedeutete oft eine Jagd nach
mit Barth als „Hohlraum" zu bezeichnen.) Ontologisch dem QIücke, man wollte, an der gewohnten Stelle nach
ist der Glaube zwar vom Wort als Offenbarung Gottes ihm greifen, aber man mußte feststellen, daß es umse-
aufgefaßt, bedingt, wobei zu bemerken ist, daß sich die zogen sei. Der gedruckte Katalog der Handbibliothek

Offenbarung richtend und neuschaffend auf die ganze
Existenz des Menschen bezieht. Darum muß die Offen

barung als „das durch die ganze Geschichte hin erfol- i den. Zettelkataloge der einzelnen Fächer halfen"nöt

gende persönliche Heilswirken Gottes", aufgefaßt wer- i dürftig über diese empfindlichen Mängel hinweg

war durch Korrekturen, Streichungen und Ergänzungen
völlig unübersichtlich und darum unbrauchbar r/ewor-

A-- -7-.xx_11._x_l___ J_ • ._ —.. , . ._ &

genoe persomiuic ..cu^vua^h ■ '• -ulBc,<"Jl wcl" dürftig über diese empfindlichen Mängel hinweg
den, dessen Zentrum das Kreuz Christi ist. Da ist es dann mit ßem Dank*u begrü£n daß
Die einzige Quelle der Dogmatik soll die heil jetzt gedruckte Verzeichnisse der Bücherschätze der einSchrift
als Urkunde des Wortes Gottes sein (W. lehnt , zelnen Fächer des Lesesaals hergestellt worden sind
ausdrücklich Barths Versuch ab, mehrere sogenannte Das über Theologie verdanken wir der Meisterhand von
sekundäre Quellen aufzustellen). Dies bedeutet aber I Bibliotheksrat D. Bess, dem langjährigen Vorsteher der
nicht reinen Biblizismus. Das Subjektive soll nach theologischen Abteilung der StaatsbiblTothek
W. schon im Ansatz hinzukommen und dies aus zwei Es kann nicht der Zweck dieser Zeilen sein den
Gründen. 1. Als historische Urkunde für die Offen- Katalog ausführlich zu besprechen, nur auf das Wichtig
barung ist die Bibel selbst Glaubenszeugnis. 2. Ein j ste soll hingewiesen werden. Die Anordnung der einzel
Glaubenszeugnis ist nur der individuellen Glaubenser- j nen Abteilungen, unter denen die Bücher angeführt wer
fahrung zugänglich. Folglich ist letztere als methodi- ( den, scheint einwandfrei zu sein. Die erste Abteiluno-
sches Hilfsmittel unentbehrlich. Aber sie darf auch nicht „Allgemeines" enthält unter anderem ein sehr ausführmehr
als dies bedeuten. Denn direkt oder indirekt ist liches Verzeichnis der Schriftstellerkataloee und Bihlin-

die Erfahrung durch die Offenbarung in Christus bedingt
, deren Zeuge die Heil. Schrift ist. Jedoch muß hinsichtlich
der Glaubenserfahrung noch ein Punkt ins

raphien, ebenso wie der Lehrbüchersammlungen.
Sehr dankenswert ist das sehr reichhaltige Zeitschriften-
Verzeichnis und die Aufzählung der vorhandenen Fest-
Auge gefaßt werden. „Erfahrung" bedeutet nicht das- schriften. Wünschenswert wäre es freilich gewesen,
selbe, was der Mensch empirisch tatsächlich erfährt, son- wenn diese und einzelne Zeitschriften z. B. die Zeit-
dern Glaübenserfahrung, d. h. was wir nach dem Willen schritt für Kirchengeschichte und für wissenschaftliche
Gottes erfahren sollen. (In Kierkegaards Ausdrucks- i Theologie und die theologischen Studien und Kritiken
weise könnte man sagen: es handelt sich um eine im Lesesaal hätten untergebracht werden können. Ge-
„Transsubstantiation der Erfahrung" kraft einer unbe- rade in diesen Werken ist eine Fülle von wertvollen
dingten Lebensmacht.) Dies muß wiederum bedeuten, Abhandlungen verborgen, auf die man eben nur stößt,
daß „Erfahrung" hier dasselbe ist wie testimonium 1

Spiritus sancti internum.

W.'s Darstellung in dieser Schrift ist auch von
Interesse als konzentrierter Ausdruck für die Glaubens

wenn man sie durchblättert. Die Zeitschrift für Kirchengeschichte
stand früher im Lesesaal. In der Universitätsbibliothek
ist das jetzt noch der Fall. Die 2. Abteiluno-

rTi'a RJBol i,„U m— vr:------lj-x-j , -

Interesse als konzentrierter Ausdruck tur die Glaubens- „Die Bibel und ihre Wissenschaft" bietet auf Se t?
und Offenbarungserklarung, die ausführlich begründet | 10-26 ein überreiches Material zu ihrem Studium. Bei