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Ausgabe:

1931 Nr. 23

Spalte:

533-538

Autor/Hrsg.:

Cullmann, Oscar

Titel/Untertitel:

Le problème littéraire et historique du roman Pseudo-Clémentin 1931

Rezensent:

Schmidt, Carl

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533 Theologische Literaturzeitung 1931 Nr. 23. 534

ist da, welches eines wirklichen Volkstums hauptsäch- zu den Pseudo-Clementinen" (TU Bd. 46, 1, 1929) An-
liche Merkmale entbehrt. Erst von hier aus sieht man I regung zu einer erneuten Behandlung der verschiedenen
schärfer als Kühl den Leserkreis und das Ziel der Le- mit den Pseudo-Clementinen zusammenhängenden Pro-
gende nämlich Slärkung des jüdischen Sonderbewußt- bleme gegeben. Freilich hat bereits H. Waitz, auf dessen
seins zum Ersätze für manche fehlende natürliche oder quellenkritischen Untersuchungen (Die Pseudoklementi-
politische Unterlage der jüdischen Selbständigkeit. j nen, Homilien und Rekognitionen 1904) alle neueren
Verbaut hat sich Verf. den Ausblick hierauf durch Arbeiten zurückgehen, in einer längeren Abhandlung in
Häufung vergleichbarer Stoffe oder Züge, die natürlich der ZNW. 1929 S. 241 ff. zu meinen Ergebnissen Stellung
nie vollständig wird — was hätte zu S. 28 Anm. 3 aus genommen und seine Position so weit als möglich zu
den Dramen gesammelt werden können! — aber wieder- verteidigen gesucht. Sie ist unserm Verfasser bei Abholt
sogar Dinge bucht, die vielmehr als Ableger von , fassung seines Werkes noch nicht zur Kenntnis gelangt;
Dn 3 gelten müssen, wie die Abraham-Nimrod-Legende, dies hat aber den Vorteil, daß der Verfasser unbeeinflußt
oder Dinge deren Beziehung zu Dn. 3 so stark ist wie sich seine eigene Meinung an der Hand einer eingehen-
Jes 43 2 z B. den Grundsatz einer Vergeltung an den Durchforschung der Homilien und Rekognitionen
dem (S 49 Anm. 6 gegen S. 33) ungerechten Helfer. bilden konnte. Cullmann, Professor an der protestan-
uf S 128—33 wird 29, bez. 58 mal die gleiche Zeile tischen Fakultät zu Straßburg, beginnt gewissermaßen
gedruckt. Doch fehlt S. 32 Anm. 2 Nächstliegendes aus ! seine Untersuchungen ab ovo, indem er in der Einleitung
Gen 11 3 zugunsten des Fernerliegenden. Für die , Kap. 1—3 die Titel der verschiedenen Überlieferungen
Methode uferlosen assoziativen Vergleichs macht Kühl des Romans (Homilien, Rekognitionen, Epitome), die
Gunkel verantwortlich, obgleich sie schon 1848 in „My- Hdd. zu diesen und die alten und modernen Über-
tholoaie der Volkssagen" durch F. Stork (Korn) ange- Setzungen behandelt. Daran schließt sich S. 16 ff. eine
wendet wurde. Was „in den Legenden und Märchen kurze Inhaltsangabe der 3 Überlieferungen, ein Bericht
aller Zeiten und Völker" (S. 67) wiederkommt, wäre t über die äußeren Zeugnisse im Altertum und Mittelalter
entweder belanglos oder nicht scharf gesehen. Die Fiei- , und zuletzt eine Übersicht über die literarischen Ar-
matfrage — s. Nielsen, Kampen am Danielbogen 1900 beiten seit Sichard (1526) bis auf meine „Studien".
— wird nicht dadurch zugunsten Babyloniens entschie- J in einem 2. Teile S. 58 ff. geht der Verf zu dem
den, daß es Palästina nicht sein könne und die Handlung | Hauptproblem, d.h. zu der „histoire litteraire des ecrits
in B. ablaufe. Nebukadnezars Name, der in V. 2 zwei- | Pseudo-Clementins" über. Er schließt sich der seit
mal, in 3B (mit aramäischen Hdschr.) 9 unzureichend : Waitz allgemein anerkannten These an, daß die Horn u
bezeugt ist, findet sich nicht „über ein Dutzendmal" [ Rek. auf eine gemeinsame, zwischen 220 und °30 ab
(S. 51), sondern 11 mal V. 1. 5. 7. 13 f. 16. 19. 24. gefaßte Grundschrift zurückgehen. Bei der Frage nach
26. 28. 31. Hinter V. 24 w'qatn wird nicht etwas über- dem gegenseitigen Verhältnis der beiden Bearbeitungen
gangen (S. 39), sondern zwei Verben sagen vereint ; plädiert er S. 77 f. mit Waitz für ihre völlige Unab-
einen Akt aus „er sprach im Aufspringen fassungs- hängigkeit von einander, ohne aber meine Argumente
los", auch 'arte ist ja nur einseitig bezeugt. Dem im (a.a.O. S. 77f.) für die Abhängigkeit der Rek von den
aramäischen Wortlaut beliebten „antwortete und sprach" ! Horn, irgendwie zu entkräftigen, denn m. E. kann die
sind gri Partizipialkoustruktionen übrigens schon Existenz einer zweiten Bearbeitung der Grundschrift
in der gri Genesis angewandt überlegen, welche : nur aus der Erkenntnis der Unzulänglichkeit der ersten
Verständnis für das Kunstmittel gehäufter Verben V. 6. , Bearbeitung, d. h. der Horn., erklärt werden- die ur
11. 15 verraten. Überdies kann V. 24 plusqupf sein, sprüngliche Anlage, die durch den Verfasser der Horn
vgl. gri 3B. 28; die Handlung würde dadurch beschleu- willkürlich verändert, sollte in der Hauptsache wieder
nigt, nicht unterbrochen. Die angeblichen tastenden | hergestellt werden, ebenso eine Reihe unterdrückter Par
LXX-Varianten S. 27 Anm. 1 zu V. 12 sind vom ara- , tien der Originalschrift

mäischen Original bestätigt. Die Deutung S 30 zu V. in Kap. II dieses Abschnittes erörtert C als die

16 beruht auf zoeiay. wahrend Original die Verhörten wichtigste Quellenschrift die judenchristlich-gnost sehen

sagen ließ: -Wir entnalten uns der Antwort und über- , „Kerygmen des Petrus" (einschließlich des Briefes des

lassen sie Gott". Sie sind von nichts soweit entfernt, Petrus an jacobus), indem er den Inhalt S 81 ff an der

als von dem Gedanken an ihre Wurde. Das histori- | Hand der von Rek. III, 85 aufgestellten 10 Bücher re

sierende Datum 3, 1 gri, das S. 10 richtig beiseitegelegt 1 konstruiert und gegenüber Waitz auch Buch IV und VH

wird, hätte mit dem H.nzutritte des Azarja-Psalms ver- I zu tlem ursprünglichen Bestände der Kervgmen rechnet-

bunden werden müssen; es ist Symptom einer besonde- dabei setzt er die 10 Zahl der Bücher statt der ,,«„,

ren Phrase der Legendenpflege nicht der Legende an 7 Zahl auf das Konto des Verfassers von Rek dW

sich (so S. 73). Die, immer wieder gebrachten, griechi- auch die ursprüngliche 7 Zahl der Syzvgien auf die

sehen Musikinstrumente sind doch keinesfalls Psalter | i0 Zahl erweitert hat. Als Verfasser statuiert C anae

und Kitara; die „Symfome" aber ist in V 5. 10 ein- | sichts der offensichtlichen haeretischen Ansichten gemäß
seitig bezeugt (was auch für V._ 15 Folgen haben wird)

dem heutigen common sense einen Judenchristen gnosti-

Öbriaens ist (der Abschluß von Aufzählungen durch einen j scher Färbung, tritt dabei S. 93, meinen Ausführungen

Sammelbegriff hier, V. 5. 7. 15, und V. 21 eine derart folgend, der These von Waitz entgegen, daß die Ke-

notorische stilistische Gepflogenheit, daß die Bemerkung ; rygmen des Petrus in antimarcionitischer Bearbeitung

S 13 Anm. 1 zu V. 2 f. usw. unhaltbar wird. Wider- : Von dem Verfasser der Grundschrift übernommen sind,

spruch werden nicht wenige Einzelheiten erfahren. Die ! Die Zeit der Abfassung verlegt er auf den Anfang des 2

Haupt-These, soweit sie haltbar und neu ist, hatte in Jahrh., indem er gegenüber Waitz I.e. S. 159 f in

einem mit Unterstützung gedruckten Buche kurzer ge- , Horn. II, 17 eine Anspielung nicht auf die 2. Zerstörung

faßt werden dürfen. — Meine Anfrage wegen des Adel- j Jerusalems im Jahre 138, sondern auf die 1. Zerstörung

Standes des Althistorikers J. V. Prasek dessen sich j vom J. 70 erblickt (vgl. meine Studien S. 294f)

dieser in Veröffentlichungen mehrerer Gelehrter erfreut, Den Ort der Abfassung verlegt er in Übereinstimmung

wurde von der Prager Bibliothek trotz beigegebener mit mir nach Transjordanien (vgl. S. 98).

Rückantwort nicht beachtet. Diese alten Kerygmen des Petrus sind nun eng

Kiel. Wilhelm Caspari. j verflochten mit Simon Magus- und Simon Petrus-Ge^

^uTlmann, Oscar: Le problämelrttt^ire et historiquetli | ggf^* ^t™^!^ der

beiden in Caesarea, andererseits in Verfolgungen de*
Simon von seifen des Petrus durch die Küstenstädte
Phoenikiens bis Antiochien abspielen. Waitz 1 c 160«

roman Pseudo-CISmentin. Etüde sur le rapport entre le Gnosti-
cisme et le Judeo-Christianisme. Paris: F. Alcan 1930. (VIII, 271 S.)
gr. 8°. = Etudes d'histoire et de philos. religieuses, pubiiees par Ia faculte
de theologie protestante de l'Universite de Strasbourg, Nr. 23. Fr. 35.

Schneller als ich erwartet, haben meine „Studien ! herausgearbeitet'und deren Umfang in derf ,,Neutesta"

!??!^.5ls- S?nde-quelle schriftlich fixierte npdcuV nEX00