Recherche – Detailansicht
Ausgabe: | 1931 Nr. 22 |
Spalte: | 516-517 |
Titel/Untertitel: | Ich dien 1931 |
Rezensent: | Bernbeck, Hans Hermann |
Ansicht Scan: | |
Download Scan: |
615
Theologische Literaturzeitung 1931 Nr. 22.
516
zeitgenössischen holländischen Philosophie der Sacherklärung
gedient. Es ist daher zu wünschen, daß diese
wertvolle Arbeit kein Torso bleibt und die wissenschaftliche
Welt ihr ihre Anteilnahme nicht versagt.
Bremen. H. Knittermeyer.
Siegmund-Schultze, Friedrich: Christenverfolgung In
Sowjetrußland. Gotha: L. Klotz 1930. (60 S.) gr. 8°. = Sonderdruck
a. „Die Eiche", 18. Jahrg. 1930 2. H. RM 1-.
Das Heft enthält 1. S. Siegmund-Schultze, Zu den
russischen Religionsverfolgungen; 2. Nikolaus S. A., Die
Lage der russischen Kirchen am 1. August 1929; 3.
Nikolaus S. A., Übersicht der jüngsten Entwicklung der
religiösen Zustände in Sowjetrußland; 4. F. Siegmund-
Schultze, Sympathiekundgebungen für die russischen Verfolgten
. Der erste Aufsatz bietet eine gute kritische Erörterung
über die bei der Sichtung des Materials zu
beobachtenden Grundsätze und betont die Notwendigkeit
scharfer Scheidung der kirchlichen und politischen
Gesichtspunkte. „Wir müssen uns so deutlich als möglich
von den politischen Gegnern der Sowjets unterscheiden
." „Unsere Aufgabe ist, unsern Brüdern in
Rußland irgendwie zu helfen; wenn wir es äußerlich
nicht können, mit ihnen zu leiden und ihnen so die
Freude und Frucht ihres Martyriums zu sichern." Die
beiden mittleren Beiträge bringen dann eine ausgezeichnete
quellenmäßig belegte Darstellung der Religionsverfolgungen
bis in das Jahr 1930 hinein. Daraus ist
ersichtlich, daß das Jahr 1930 eine Verschärfung der
Unterdrückung der Religion bedeutet. Man legt das
Heft erschüttert aus der Hand, betroffen auch über die
Gleichgültigkeit, in der die deutsche Christenheit trotz
„Sympathiekundgebungen" diesem ungeheueren Geschehen
gegenüber dahinlebt. Daß eine nahe Zukunft
auch uns vor schicksalsschwere Entscheidungen stellt,
wird gewiß.
Osnabrück. _R. Karwehl.
[Harnack, Adolf von:] Adolf von Harnack. Verzeichnis seiner
Schriften 1927-1930 von Friedrich Smend. Verzeichnis der
ihm gewidmeten Schriften von Axel von Harnack. Leipzig:
J. C. Hinrichs 1931. (32 S.) 8°. RM 3—.
Die von Christlieb (1912) herausgegebene und von
Smend (1927) ergänzte Harnack - Bibliographie hat
Smend nach Harnacks Tode zu Ende geführt. Ich
verweise bezüglich der Anlage auf meine Ausführungen
in dieser Zeitung 1912, Sp. 498 ff. und 1928, Sp. 17 f.
Es sind nun im ganzen 1775 Titel verzeichnet, davon
159 Bücher und selbständige Schriften. Schon rein
äußerlich ein gewaltiges Lebenswerk. Wie weitreichend
seine Bedeutung ist, zeigt sich auch in der großen Zahl
von Büchern und Sammelschriften, die Harnack gewidmet
sind. 41 hat der Sohn durch mühsame Umfrage
feststellen können. Mit dem Abdruck der Titel und der
Widmungen hat er auch den Freunden seines Vaters
einen wertvollen Dienst geleistet.
Gießen. G. Krüger.
Wilpert, Joseph: Erlebnisse und Ergebnisse im Dienste der
Christlichen Archäologie. Rückblick auf eine 45jährige wissen-
schaftl. Tätigkeit in Rom. Freiburg i. Br.: Herder & Co. 1930. (X,
210 S. m. 102 Bildern) gr. 8°. RM 15—; geb. 18-.
Wissenschaftliche Vorträge, die an der Harvard-
Universität über altchristliche Kunst gehalten werden
sollten, sind die eigentliche Grundlage dieses Buches,
das aber durch die Einflechtung der reichen persönlichen
Erlebnisse des Autors etwas von dem Charakter einer
Autobiographie erhalten hat. Als eine „Zusammenfassung
und Geschichte" seiner Forschungstätigkeit bezeichnet
es Wilpert selbst; und in der Tat gewährt es einen
guten Einblick in das Schaffen des Verfassers von den
ersten Vorarbeiten zu dem Korpus der „Katakombenmalereien
Roms" an über die „Mosaiken und Malereien"
bis zu den vor Jahresfrist erschienenen Bänden der
„sarcofagi cristiani", deren Fortsetzung noch erwartet
werden darf. Diese Werke bedeuten die großen Stationen
in Wilperts Arbeit, ihr allmähliches Werden bestimmt
daher auch die Anlage des Buches, das in diesem großen
Rahmen eine Fülle von Einzelheiten aus der 45jährigen
i archäologischen Tätigkeit des Verfassers bietet.
Als eine seiner Hauptaufgaben läßt W. in eingehender
Schilderung der Schwierigkeiten und ihrer Überwindung
durch persönliche Aufopferung und technische
Neuerungen die Herstellung von treuen Kopien und guten
Reproduktionen der altchristlichen Bildwerke erkennen.
Und er ist hier Meister, dem für seine meist vortreff-
J liehe Lösung der Aufgabe kaum genug gedankt werden
kann. Wenn er dagegen annimmt, gleich gute und end-
j gültige Arbeit auch für die Interpretation der Monu-
: mente — als seine zweite Lebensaufgabe — geleistet zu
! haben, so ist das minder zutreffend, ja, dem muß ernsthaft
widersprochen werden. Wohl beweist W. an man-
, chen durch das ganze Buch verstreuten Beispielen seine
scharfe Beobachtungsgabe und seine sorgfältige Vertiefung
in scheinbar belanglose Kleinigkeiten, die für das
Verständnis des Dargestellten oftmals wichtig sind; aber
in seiner Exegese der Denkmäler zeigt er doch eine
bedenkliche dogmatische Befangenheit, die es ihm nicht
] nur in einzelnen Fällen, sondern grundsätzlich unmöglich
macht, wirklich, wie er es fordert und zu tun glaubt,
i „ein Bild mit den Augen von Zeitgenossen zu sehen"
(ein besonders krasses Beispiel: die Deutung des bärtigen
guten Hirten auf Petrus; S. 162ff. u.ö.). Aus
dieser Gebundenheit durch das Dogma und zugleich aus
der Beschränkung seiner Forschungen auf die abendlän-
, disch-altchristliche Kunst erwächst schließlich noch als
' seine 3. Lebensaufgabe die radikale Bekämpfung der
; den Primat der römisch-altchristlichen Kunst leugnenden
i Theorie von dem Vorrang oder auch nur dem stärkeren
Einwirken der östlichen Kunst, einer Theorie, der W.
schlechterdings verständnislos gegenübersteht.
Auf eine grundsätzliche Erörterung des Problems
der Interpretation der Monumente und „des Primats der
religiösen orientalischen Kunst vor der römischen" hat
W. sich allerdings nicht, wie man bei einem solchen
„Fazit des Lebens" erwarten könnte, eingelassen. Auch
! Neues, das wissenschaftlich einige Bedeutung hätte, hat
; er nicht gesagt. Aber gerade so wie er sie niedergeschrieben
hat, mit der Betonung des Praktisch-Technischen
der archäologischen Arbeit und der Vielzahl von
Beispielen seiner Bilderexegese, vermitteln die „Erleb-
; nisse und Ergebnisse" ein anschauliches Bild von dem
Archäologen Wilpert.
Halle a. S. W. Elliger.
Diehl, Wilhelm: Ich dien. Festgabe zum 60. Geburtstage, hrsg. v.
Hans v. d. Au, Heinrich Hassinger, Hermann Bräuning-
Oktavio. Darmstadt: L. C. Wittich 1931. (365 S. m. 3 Taf.)
: gr. 8°. RM 12.50.
Das Geleitwort des Buches hat der hessische
j Staatspräsident Dr. Adelung verfaßt als Zeichen der
; Hochachtung, welcher sich der Prälat bei der Staats-
j regierung erfreut. Die sehr geschmackvoll eingebundene
Festschrift hat außer den Herausgebern noch 15 Mitarbeiter
, Lampas, Frick, Mahr, Allwohn, Reiber, Leusch-
ner, Knodt, Bachmann, Mensching, Bornkamm, Bohn,
Kordier, Krüger, Wittich und Schorlemmer. Die ersten
Aufsätze beschäftigen sich mit Diehls gründlicher Forschung
auf dem Gebiet der Kirchen-, Heimat- und Familiengeschichte
. Von seinen literarischen Erzeugnissen
' werden hervorgehoben, Hassia sacra, hessische Volksbücher
und der gefangene Pfarrer (geschichtl. Erzählung
aus der Zeit des 30jährigen Krieges). Letztere
I wird in ihrer Gegenwartsbedeutung gewürdigt. Geschil-
! dert wird Diehl als Student, kirchl. Erzieher, Volksbildungsmann
, Politiker, Förderer der Dorfkirchenbewegung
und Berater der Jugend. Betont wird seine
Stellung zur Schulfrage. Alle Aufsätze haben den
Zweck, Diehls hervorragende Bedeutung zu würdigen
für Gegenwart und Zukunft. Die weiteren Aufsätze
behandeln nicht seine Persönlichkeit, sind jedoch durch
I seine Forschungen und Tätigkeit veranlaßt. „Die Ver-