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Ausgabe:

1931 Nr. 20

Spalte:

473-475

Autor/Hrsg.:

Luther, Martin

Titel/Untertitel:

Werke; Briefwechsel I. Bd. 1931

Rezensent:

Ficker, Johannes

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Theologische Literaturzeitung 1931 Nr. 20.

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{Luther:] D. Martin Luthers Werke. Kritische Gesamtausgabe, j prüft. Man könnte fragen, ob es nicht praktisch wäre,
Briefwechsel I. Bd. Weimar: H. Böhlaus Nachf. 1930. (xn, 628s.) , die unechten (samt den unsicheren) am Ende zusammen-
4°. RM 40—; geb. 50—. , zustellen. Auch den verschiedenen mit den Texten auf-
Mit dem unlängst erschienenen ersten Bande des j geworfenen Fragen nach Zeit und Art ist sorgfältig
Briefwechsels Luthers hat eine besondere Abteilung in j nachgegangen und ein staunenswerter Reichtum säender
Weimarer Ausgabe begonnen. Man braucht nur den j licher Erklärungen, sprachlicher, literarischer, persön-
Namen des Herausgebers O. Giemen zu lesen, um zu j licher, mönchischer, kirchlicher, kultur- und auch kunst-

■ . ,___,___Li"__i__i:--l ___:—,l :.,.....____i. • i. .1:..l---x .1 • x i.„:__x-.--._x j__i• n . . ,

wissen, daß sie in besten Händen liegt. Sie wird eine würdige
Fortsetzung des Besten, was bisher diesem für sich
allein schon fast unbegreiflichen Werke eines der größten
Briefschreiber aller Zeiten an kenntnisreicher Sorgfalt
zugewendet worden ist. Dieser erste Band reicht bis
in den Januar 1519. Er enthält eine Reihe von Nummern
weniger als das Verzeichnis der Endersschen Ausgabe
aufweist. Wie man der von H. Volz beigegebenen,
die einzelnen neuen Ausgaben vergleichenden Tabelle
entnimmt, sollen die literarischen Episteln und Anderes,
was nicht als Brief gelten kann, später folgen. Doch

geschichtlicher Art ist beigefügt, der die große Leistung
von Enders und seinen Fortsetzern stellenweise noch
übertrifft. Wie kompliziert ist doch das Instrument, das
der Herausgeber von Urkunden der Reformationszeit
spielen muß! Und wie sind die Anforderungen, etwa
verglichen mit der de Wette'schen Ausgabe der Lutherbriefe
fortwährend gewachsen! Allein schon die lokal-
geschichtlichen Register erfordern eine besondere Umsicht
. Jedermann wird D. Clemen großen Dank wissen,
daß er keine Mühe gescheut hat, möglichst alle Register
klingen zu lassen. Man wird ihm auch danken, daß er

ist beibehalten, was als Briefbeilage anzusehen ist, und I im allgemeinen den Text als den terminus ad quem der

... i.Li.1__r> -_x-~ _____„f:; u- [ clih____X-....x__t._ix__l_x r-v_______x x , .

auch die an Luther gerichteten Briefe sind ungefähr im
gleichen Umfange wie von Enders aufgenommen.

Wenn ich einiges Kritische bemerken soll, so möch-

Erklärung festgehalten hat. Denn sonst geht eine Kommentierung
leicht ins Uferlose und Willkürliche. Ausnahmen
dabei natürlich immer vorbehalten, wie z. B.

te ich zunächst über die Druckeinrichtung etwas sagen, j bei der ersten Nachricht über die Verbrennung eines

Sperrung von größeren Schriftgraden (in Titeln oder
Überschriften) ist unschön und der Zweck von Kolumnentiteln
ist es nicht, den Titel des ganzen Buches mehrere
hundert Mal zu wiederholen. Das Druckbild selbst

Lutherbildes auf dem Campo de'Fiori die Berichte über
die Vorkommnisse von 1521 mit beigefügt werden.

Einige nicht Unwichtiges betreffende weitere Bemerkungen
zu den sachlichen Erläuterungen seien noch

würde erheblich gewonnen haben, wenn weniger Schrift- angeschlossen

arten und -grade verwendet worden wären. Und vor Nur selten ist etwas ausgefallen, wie S. 540, N.1 der

allem würde hier, wo sich Edendum und Editionsbemerkungen
fortdauernd berühren, eine vereinfachende
Differenzierung der Typen für die Benutzung sehr förderlich
gewesen sein. Die Form der Borgis der einleitenden

— & . . , . - -,________Iii___ 1__J___1__I___T___A_

Name (Hoch), oder zu erläutern übersehen: S. 174 der
Episcopus Neumburgensis und S. 225 die merkwürdige
Unterschrift, in der sich Luther als Augustensis bezeichnet
. So steht wirklich im Originale in Zerbst. Schwer-

. _ ^ . ...... UXIIHWI

nerpn steht der Korpusletter der deutschen Texte I ücn' Hegt" eine" Unterlassung der Abkürzung von Au-
Beme„ 3 und warum ist für die Noten dieser Bemer- i gustinensis vor. Augustensis - Augustanus heißt von
viel zu nahe, und wamm^isij^ ^_ „,„ «.„ AU I £UKsburg« und das hat in den am Tage der Ruckkehr

von Augsburg geschriebenen Briefe seinen prägnanten
Sinn Nur hier und da wird man auch Literatur nachtragen
können: S. 45 den Artikel in der Realenzyklopädie
und die Schrift von Qreinz über Berthold Purstinger,
1904 (aus den Mitteilungen der Oesellschaft für Salzburger
Landeskunde, Bd. 44). Für verschiedene Äußerungen
Luthers möchte es sich empfehlen, auf die Parallelen
aus der Vorlesung über den Römerbrief zu ver-

kungen eine andere Type genommen als für die Noten
des Textes? Es ist doch eine sehr bewährte Regel, daß
möglichst augenfällig und einheitlich Text und Zusatz
des Herausgebers unterscheidend zu kennzeichnen sind.
Auch habe ich es bei Enders sehr praktisch gefunden,
daß die Briefe von Luther sich von denen an Luther in
der Letter unterscheiden.

In den autografen Texten selbst hat der Herausgeber
möglichst das grafische Bild der Vorlage festge

halten, auch die Spatien und die wechselnde Groß- und j weisen: über Glaube und Werke S 70/71 viri Gln««e
Kleinschreibung. Geändert ist nur u und v in kurrentem I S. 3 und Scholien S. 104. 112- zu der Aufzänlunu Her
Gebrauche und die Interpunktion, über deren Eigentüm- i Kirchenväter ebenda s. Scholien S. 116 Zu S 62- Ei
lichkeiten bei Luther man gern einiges Zusammen- ner muß des Andern Schanddeckel sein" s Scholien «f
fassende erführe. Mehrdeutige Abkürzungen sind stehen I 334. Und zu der Bemerkung, daß Luther erst 151Q mit
gelassen. Eckige Klammern sind gleichmäßig verwen- , griechischen Lettern schreibe, s. die griechischen Werfe
det, ob die Vorlage selbst die Abkürzung durch Punkt in der Glosse zum Römerbrief S. 87 89 (dazu Weimer
anzeigt oder nicht. Das kann man beanstanden. Ein- ( Ausgabe 9, S. 16. 24). Zu der heiligen Sinne S m
mal sind auch (bei dem ältesten Originalbriefe) alle würde ich statt eines Zwickauer Bildes lieber das merk
Lautzeichen mitgeteilt (wobei zu bemerken gewesen | würdige, neuerdings in besonderem Sinne verwertete
wäre, daß der Doppelpunkt oder-stneh über u nicht ü j frühe Cranachsche Gemälde in der Sammlung der Akade
angeben soll). Eine vollständige Wiedergabe aller grafi- | mie in Wien erwähnen. In die Beziehungen Dürer«
sehen Besonderheiten ist natürlich unmöglich. Hier muß 1 zu Wittenberg (S. 51) gehört auch der Brief des rrroßen
das fotografische Bild reichlich verwendet werden. In j Künstlers an Spalatin von Anfang 1520 Die Nachrichten
dem Bande fehlt jede solche Beigabe. Ich möchte I über Luthers dämonische Herkunft (S 609) sind da
hoffen, daß gerade von Briefen eine Anzahl fotografi- | durch zu ergänzen, daß die von Peter Svlvius dann
scher Tafeln am Ende der Abteilung folgen werde, auch von Cochleus verwendeten Berichte (s' auch
Ohne einen Ausgleich zwischen buchstäblicher Genauig- ' Herte, Die Lutherbiographie des Joh Cochleus 191 Vi
keit und Erleichterung des Verständnisses wird man in einem im Vatikanischen Archive aufbewahrten Oriai
niemals bei solchen Editionen auskommen. Wenn man nalbriefe aus Leipzig 1538 auf eidliche Aussagen einer
das letztere stärker betont und wenn man auch die — damals noch lebenden — „collactanea matris Luderi"
Frage darauf richtet, was wohl dem Sinne des Autors zurückgeführt werden. Über die S. 367 ff abgedruckte
entspräche, wird man Anstoß darin nehmen können, „Ratio vitae sacerdotalis" ist noch nicht das letzte Wm-t
daß hier Eigennamen auch klein geschrieben werden und 1 gesprochen. Ich selbst besitze eine — auf Diktat zurück
daß — wo doch auch die Interpunktion modernisiert gehende — Niederschrift von ihr, die in eine in Witten

ist — nach Punkt öfters mit kleinem Anfangsbuchstaben

berg gebrauchte Ausgabe der Sentenzen des Lombarden

begonnen wird. von derselben Hand wie die in diese (nach Vorlesung)

Jedenfalls ist der Text mit großer Genauigkeit festge- eingetragenen Bemerkungen eingeschrieben ist unter dem

stellt und es sind dabei auch verschiedentlich bessere Titel: Pulchra documenta Martini Lutheri Augustiniani

Lesungen gewonnen worden. Eine große Zahl der i scripta et oblata per eundem Wittemperge cuidam sacer-

Schriftstücke hat der Herausgeber neu im Original ge- | doti documenta (sie) quomodo sacerdos suo in statu