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Ausgabe:

1931

Spalte:

25-26

Autor/Hrsg.:

Nilsson, Martin Persson

Titel/Untertitel:

Die Religion der Griechen 1931

Rezensent:

Dibelius, Martin

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Seite 1

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Theologische Literaturzeitung

BEGRÜNDET VON EMIL SCHÜRER UND ADOLF VON HARNACK

unter Mitwirkung von Prof. D. HERMANN DÖRRIES und Prof. D. Dr. GEORG WO BBERMIN, beide in Göttingen

HERAUSGEGEBEN VON PROFESSOR D. WALTER BAUER, GÖTTINGEN

Mit Bibliographischem Beiblatt in Vierteljahrsheften. Bearbeitet von Lic. Dr. phil. REICH und Mag. theol. H. SEESEMANN, beide in Göttingen.

Jährlich 26 Nrn.— Bezugspreis: halbjährlich RM 22,50

Mantmkriptc und gelehrte Mitteilungen sind a u e n c h 11 e 61 i ch an Professor D. BAUER in Göttingen, Düstere Eirhenweg 46, zu »enden,
Rezensionaexemplare a 11 » » r h 1 i »• 6 1 i c h an den Verlag. Gewähr für Besprechung oder Rücksendung von unverlangt gesandten Rezensionsexemplaren
, besonders noch bei Zusendung nach Göltingen, wird nicht Übernommen.

VERLAG DER J. C. HINRICHS'SCHEN BUCHHANDLUNG, LEIPZIG C 1
56. JAHRGANG, NR. 2 17. JANUAR 1931

Spalte

Braun: Gcrichtsgedanke u. Rechtfertigungs-
lehre bei Paulus (Michel)..........30

Brunstäd: Zum zehnjährigen Gedenktage
von Versailles (Schian)...........39

Dedic: Der Protestantismus in Steiermark
im Zeitalter der Reformation und Gegenreformation
(Völker).............37

Oerhardt: Johann Hinrich Wichern auf dem
Hamburger Johanneum und dem Akademischen
Gymnasium (Schian) .......39

Hjelt: Syrus Sinaiticus (Bauer).......29

Jeremias: Muhamm. Frömmigkeit (Hartmann) 26

Spalte

Latte: Die Religion der Römer und der

Synkretismus der Kaiserzeit (Dibelius) ... 25
Loesche: Geschichte des Protestantismus im

vormaligen und im neuen Österreich (Völker) 35
Lötz: Sklaverei, Staatskirche und Freikirche

(Schmidt)..................38

Nilsson: Die Religion der Griechen (Dibelius) 25
Schmidlin: Das gegenwärtige Heidenapo-

stolat im fernen Osten (Schlunk) .....39

Schneider: Friedrich Naumanns soziale

Gedankenwelt (Schian)...........45

Spalte

Scholz: Eros und Caritas (Nygren) .... 40

Schottenloh er: Flugschriften zur Ritterschaftsbewegung
des Jahres 1523 (Stolze). 34

Wiesner: Das Offenbarungsproblem in der
dialektischen Theologie (Winkler).....42

Wildfeuer: Die religiöse Innenwelt des
Industriearbeiters (Schian) .........46

Willrich: Das Haus des Herodes zwischen
Jerusalem und Rom (Jeremias).......27

Zarncke: Der Anteil des Kardinals Ugolino
au der Ausbildung der drei Orden des
heiligen Franz (Lempp)...........31

Nilsson, Prof. Martin P.: Die Religion der Griechen. Tübingen: Sprache nach können die Zeugnisse unmöglich getrennt
j. c. B. Mohr 1927. (XII, 96 S.) gr. 8°. — Religionsgeschichtliches werden; und eine Verteilung nach Kultur gebieten ist
Lesebuch, 2., erweit. Aufl., H. 4. RM 4.50. erst recht unmöglich, weil es sich um eine einheitliche

Latte, Prof. Kurt: Die Religion der Römer und der Synkretis- Kulturerscheinung handelt. So ist die Disposition in
mus der Kaiserzeit. Tübingen: J.C.B. Mohr 1927. (VI, 94S.) gr.8°. der Weise getroffen, daß in Nilssons Sammlung nur
= Religionsgeschichtliches Lesebuch, 2., erweit. Aufl., H. 5. RM 4.30. die innergriechischen Ursachen der Religionskrise durch
Beide Sammlungen verdienen Anerkennung und Texte belegt werden — Mythendeutung, Mythenkritik,
dankbare Benutzung. Sie bieten wichtige Texte der Euhemerismus, Dämonenlehre —; der Synkretismus

griechischen und römischen Religionsgeschichte in gu- ' aber ist bei Latte vertreten, und füllt dort, gewiß sehr
ter Übersetzung (teils alten teils neuen Datums) dar. Der zum Vorteil theologischer Benutzer, nahezu zwei Drittel
Fehler mancher Anthologie ähnlichen Gepräges, der in der ganzen Sammlung! Dabei sind nun allerdings ge-

der Darbietung von zuviel Einzelnem und zu wenig I wisse Seltsamkeiten unvermeidlich: Cicero, der bei Latte
Zusammenhängendem besteht, ist meist vermieden, we- fehlt, ist im Bereich der Griechen mit 2 Zitaten aus
nigstens bei Latte. Bei Nilsson stören die vielen Homer- De natura deorum vertreten; die allegorische Erklä-
fragmente, die je nach ihrer Bedeutung an ganz ver- rung des Theagenes steht bei Nilsson, die des Cornutus
schiedenen Stellen eingeordnet werden; muß wirklicli bei Latte; eine Auswahl der inschriftlichen Heilungs-
Ilias 1 313 und 314 abgedruckt werden? Aber damit berichte aus Epidauros findet sich bei den Griechen;

kommen wir zu dem Plan des Ganzen — und der ist I die spätere Epidaurosinschrift des M. Julius Apellas vom
nun allerdings sehr verschieden. Nilssons Sammlung selben Heiligtum und die von Aristides berichteten Taten

schließt sich genau an seine Geschichte der griechischen i desselben Asklepios bei den Römern. Vielleicht wäre

Religion in der 4. Aufl. des Chantepieschen Lehrbuchs ; es doch das Beste gewesen, der hellenistischen Religion,
an. So sind die Texte in Sinnabschnitten zusammen- und zwar den Philosophen wie den Kulten einen Sondergeordnet
, die für sich genommen nicht immer verständ- band zu widmen?

lieh sind; z. B. liest man die vieles verheißende Über- Aber diese kritischen Anmerkungen sollen mehr das

schrift* „Der Polydämonismus und das Werden der Interesse des Kritikers bezeugen als einen wirklichen

Götter" und ist etwas enttäuscht, wenn man dann nur : Tadel bedeuten. Der Dank der Lehrenden wie der
6 Verse Theokrit und den Abschnitt „Hermaion" aus Lernenden wird von ihnen unberührt bleiben und beiden

dem Etymologicum Magnum vorgesetzt bekommt; jene ( Sammlungen zuteil werden.

Überschrift ist eben der Titel von § 3 bei Chantepie. j Heidelberg. Martin Dibelius.

Man begreift aus diesem Verhältnis zum Lehrbuch auch

das andere, daß möglichst viele Einzelzeugnisse, die als Jeremias, Alfred: Muhammedanlsche Frömmigkeit. Leipzig

Belege gebraucht werden, eingestreut sind; daher die Ad. Klein 1930. (Hl, 52 S.) 8°. = Religionswissenschaftliche Dar-

Homerf ragmente! Stellungen für die Gegenwart, H. 4. RM 1.75.

Latte ist grundsätzlich anders verfahren. Er setzt : Die vorliegende kurze Darstellung der Religion des

seinen Ehrgeiz darein, nicht zuviel Bekanntes zu brin- Islam wirkt in mancher Hinsicht sehr sympathisch,

gen und lieber ein paar entlegenere Texte aufzunehmen. Sympathisch ist das ernstliche Bemühen des Verf.s um

Daraus erklärt sich die zunächst auffallende Erschei- ein Verständnis des Islam; und besonders anerkennens-

nung, daß weder Cicero noch Tacitus noch Seneca mit ; wert ist die schon im Titel zum Ausdruck kommende Er-

irgend einem Text vertreten sind ; die reichliche Ver- kenntnis, daß eine Schilderung, die sich im Wesentlichen

wendung von Inschriften wird allgemein gebilligt auf die Mitteilung der Hauptdogmen und gewisser Riten

werden. beschränkt, das Wesen einer Religion nicht hinreichend

Ein großes Problem bildet natürlich die Behand- verständlich machen kann. Verf. ist sichtlich bestrebt,

lung der Religionskrise in Griechenland und Rom. Der 1 mehr zu geben, etwas Neues zu geben: und in der Tat

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