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Ausgabe:

1931 Nr. 18

Spalte:

417-418

Autor/Hrsg.:

Jeremias, Johannes

Titel/Untertitel:

Das Evangelium nach Johannes 1931

Rezensent:

Staerk, Willy

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Seite 1

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417

Theologische Literaturzeitung 1931 Nr. 18.

418

früheren Wortlautes erlaubt und auch eine bescheidene Unterscheidung zwischen dem Apostel Joh. als GeAusstattung
erzwungen. Jetzt erst ist das Werk neu be- währsmann und dem Presbyter als Verfasser. Der Verarbeitet
worden und hat eine erfreulich gediegene Auf- such, diese Lösung der viel behandelten Verfasserfrage

machung zurückgewonnen. Es soll in zehn in sich abgeschlossenen
Teilen aus den Händen der bisher schon
beschäftigten Theologen hervorgehen.

Die beiden vorliegenden Bände machen einen Ver-

mit Hilfe der Schallanalyse zu bestätigen, soll hier nicht
unter Kritik gestellt werden. Ref. hat sich zwar vor
Jahren eingehend mit der Grundlage der Sievers'schen
Theorie, der Rutzschen Typenlehre, beschäftigt und vergleich
mit der ersten Ausgabe möglich, der den Ver- J dankt auch dem hochbetagten Meister Sievers persön-
fassern das Zeugnis eintragen wird, daß sie unablässig lieh reiche Anregung, er fühlt sich aber trotzdem nicht
weiter erarbeitet und der Urform eine sehr bereicherte { kompetent in dieser Sache. Er hat auch beim Studium
Gestalt "gegeben haben. Schon die Erhöhung der Seiten- ; des Buches den Eindruck gewonnen, daß die schallana-
zahlen ist ein Zeugnis dafür. Die neuzeitliche Literatur lytische Theorie für das inhaltliche Verständnis des
ist soweit sie für den ins Auge gefaßten Leserkreis von Evangeliums nicht von der Bedeutung ist, wie es zu-
Nu'tzen sein konnte, bis in die jüngste Vergangenheit | nächst zu sein scheint. Nur das sei gesagt, daß die Auf-
hinein verfolgt und benützt. Nicht immer sind ihre Er- • teilung der Texte unter die beiden führenden Stimmen
gebnisse gebilligt stets jedoch sind sie mit selbständi- j Johannes und Presbyter doch oft den Eindruck des Will-
gem Urteil erwogen und, falls sie unannehmbar er- i kürlichen macht, so wie im A. T. die Resultate der penschienen
in würdigem Tone abgelehnt worden. tateuchischen Quellenscheidung. Wertvoll dagegen sind

Eine wissenschaftliche Auseinandersetzung scheint
mir freilich da unmöglich, wo die Grundauffassungen
schlechthin unvereinbar auseinanderstreben. Da kommt

nach dem Urteil des Ref. die eingehenden Erörterungen
über die Symbolsprache des Evangeliums (S. 49 n.).
Diese Betrachtungsweise ist jedenfalls eine wesent-

mir eine Aussprache über Einzelheiten gegenstandslos liehe und notwendige Ergänzung dessen, was Ge-

vor Wem seine Kirche als Tatsache garantiert, daß I genstand der Einleitungsfragen zu sein pflegt. Hängt

Jesus die zweite Person der Gottheit ist und daher nie- j Joch grade im 4. Evangelium so gut wie alles für das

J . . . ... . , ,i i i i__i j„„. „..O ! Vprrt.mnni« riipspr Tr.-iHitinn an rlpr Frliccim« ----

mals die schrankenlose Allmacht entbehrt hat, dem muß
alles, was eine, von ihm als rationalistisch empfundene,
Denkweise etwa an der Lazarusgeschichte auszusetzen

hat bestenfalls wie unerhebliche Schönheitsfehler vorkom- P'e Einzelerklarung wird in Anlehnung an die Kamen
. Wer es hinwiederum ablehnen muß, sich von einer , piteleinteilung in 21 Abschnitten geboten, in denen des

Verständnis dieser Tradition an der Erfassung der symbolmotivischen
Formgebung des Stoffes und der dahinter
stehenden komischen Schauung.

außerhalb des Bereiches der Wissenschaft liegenden
Größe die Voraussetzungen zuschieben zu lassen, von
denen aus das wissenschaftliche Bemühen sich zu vollziehen
habe, wird aus dem Staunen nicht heraus kommen
über die Kamele, die man auf der Gegenseite zu
verschlucken bereit ist. Den anderen zu überzeugen, ja
nur ihn in wirklich wichtigen Fragen belehren zu wollen,
scheint ausgeschlossen. Sehe jeder, wo er bleibe!

Verf.'s ausgedehnte Gelehrsamkeit eine Fülle von Stoff
aufgehäuft hat, ohne darüber den eigentlichen praktischen
Zweck aus dem Auge zu verlieren. Man wird ihm
nicht überall zu folgen vermögen1, hat auch wohl hier
und da den Eindruck, daß weniger mehr gewesen wäre;
man wird auch die gelegentliche Heranziehung von
Steiner'scher gnostischer Afterweisheit gern entbehren
wollen und mit Dank feststellen, daß Verf. es doch auch

Ich kann meine Aufgabe nur darin erblicken, mich ÄJ^rfiS? iÄw*^ 0g,Ccgeno^iese Art

über die Art und Weise auszusprechen, wie die Verf. okkulter Gnosis fehlen laßt (so S 215, 355 u. ö.);

auf ihr Ziel losgegangen sind. Und da, scheint es mir, S^SoST endlich mancherlei kleine Versehen, wie z. B.

sind die berechtigten Erwartungen erfüllt. Niemand 1 ?: 229 das über die Martvrerlegende in 2. u. 4. Makka-

wird ja wohl das Werk in der Annahme zu Rate baer. Gesagte (Eleasar als Vater der Söhne! Nicht 5,

ziehen in ihm neuen Fragestellungen und bisher unbe- 1 sondern 7 Sohne der heldenhaften Mutter stehen im

kanntem Forschungsstoff zu begegnen. Daß die katho- ^V"1 !üe herum ■> "»* in Kauf nehmen. Aber man

lische Theologie auch darüber verfügt, weiß der For- *"d. df11 theologisch reifen und pädagogisch trefflich

scher der etwa die Geschichte der „zeitgenössischen" Re- geS'h"1^n Veri>sser das Zeugnis ausstellen dürfen, daß

Hgion, die der Schriftauslegung und der Liturgie studiert. I hTetaÄ Wnrf fS^f^Ä8 igCS

Sie aber in einem Werke, wie dem vorliegenden, zu ent- SLr=L%Z ♦ e- g e",.Wc ,getan hJat M°chte es

falten, »irde fast bedeuten, die Grenzendes guten Ge- j ^Zs Zd z^ vollenden'1 ^ ErklarUn* deS Eva"ge"

schmacks überschreiten, die bisher so glücklich gewahrt lm™ Dald m vollenden.

worden ist. Dürfte ich in dieser Richtung eine Aus- '- *• Staerk.

Stellung machen SO wäre es die, daß Superlative, wie I 0 Nl,r ein besonders markantes Beispiel! Joh. 8,25 lehnt J die

die Behauptung im Kol. leuchte die echt paulinische ' I°n vie,en (auch vo? Schlatter 111 der übersetz, des N.T.'s) vertretene

Art aus jeder Zeile hervor (VII S. 14), besser ver- ■ Df"unc v0" "WO' - überhaupt als banal ab und such, den
mfeden^Ä statt die W^ne Ober-

zeugung zu stärken, schwächen s.e dieselbe durch ihre . rede auch zu Euch". So gewinn, er eine taSiS Bähung" zu

*** * 1 Jl " -1--I I_1-----.. ." . K ., ■ , - i t I y-> _n_. 11___i_i_ rfH AS —_ i__. _ UMr> ZU

offensichtliche Unbeweisbarkeit.

Der Druck ist sorgfältig überwacht worden. Nur
ein F. Chr. Bauer ist mir aufgefallen (VII S. 12).

Gottes Handeln (iXdXiirJEv) bei der Schöpfung Gen. 1. Aber w-en'n'auch
für ti')v ÖvXmV die Bedeutung „anfangs" nachweisbar ist, so mußte doch
hier das Motivwort ev üpxü, aus Gen. 1 stehen, und dementsprechend
W Bauer ' durfte das Mo*nrot1 *T« 0?iui) im Folgenden nicht fehlen, wenn die
Göttingen.______•_ Symbolsprache überhaupt verständlich sein sollte. So wie der Satz jetzt

Jpr,m„. D Dr ,ohannes. Das Evangelium nach Johannes. , das,crnt- 1en'nält » kceinei11 Hi"weif auf die Para,lele «Tischen Gottes

^^m^'^S^'i d Gegenwan. Chemnitz: Max Müller "ranhmghchem schopfenschen Handeln im Wort und derSelbstorädikation

UU. (VIII? 374 S) T ecb. RM 12-. ^s%«Togos rnessianischer Deckname erkannt)

Die inhaltliche, formgeschichtliche und stilistische--■--__

Eigenart des 4. Evangeliums stellte an die praktisch- Schultze, Prof. D. Dr. Victor: Altchristliche Städte und Land
pädagogische Geschicklichkeit des Verf.'s keine geringen schaffen III. Antiocheia. Mit 95 Abb. Gütersloh: c. Berteis-
Anforderungen, aber er hat sie so erfüllt, daß der mann 1930. (xiv, 378 s.) gr. 8°. RM 18—; geb. 20—.
nichttheologische Leser weithin das Buch mit Nutzen , Den beiden Kleinasien umfassenden Büchern der
gebrauchen kann, ohne über der Fülle von Gelehrsam- 1 „Altchristlichen Städte und Landschaften" läßt Schultze
keit, die ihm hier vorgelegt wird, das Gesamtverständnis nunmehr als 3. Teil einen Band folgen, der einer einzi-
der tiefsinnigen Gnosis des Evangeliums von der Herr- gen Stadt gewidmet ist, freilich einer Stadt von grund-
lichkeit des fleischgewordenen Logos zu verlieren. Die j legender Bedeutung für das junge Christentum, dem
Einleitung verteidigt den apostolischen Ursprung der syrischen Antiochien. Des Verf. Art ist von früher her
Schrift in der traditionsgeschichtlich erhärteten Form der | bekannt. Die mit besonderer Berücksichtigung des