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Ausgabe:

1931 Nr. 12

Spalte:

287

Titel/Untertitel:

Die deutsche evangelische Heidenmission; Jahrbuch 1931 1931

Rezensent:

Witte, Johannes

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Seite 1

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287

Theologische Literaturzeitung 1931 Nr. 12.

288

findet man einerseits mehr in dem Buch, als der Titel vermuten läßt, j
Außer der Darstellung des Pfarrerstandes werden nämlich die allgemein :
kirchengeschichtlichen und kulturgeschichtlichen Zustände stark heran-
gezogen und in und unter dem Text Parallelerscheinungen aus der
ganzen Welt des Protestantismus zusammengetragen. Ja dieser Stoff
herrscht so vor, daß man das Buch eher als eine Kulturgeschichte
Siebenbürgens als eine Geschichte des dortigen Pfarrerstandes charakterisieren
kann, da der Pfarrer selbst in weiten Teilen des Buches stark
zurücktritt, ja gar nicht vorkommt. S. 118 ff. wird auf 13 Seiten die i
Gegenreformation behandelt, die Bedeutung der Pfarrer dabei aber in
kaum einigen Zeilen erwähnt. Bei dem Kapitel „Bußtage" kommt der I
Name Pfarrer seitenlang überhaupt nicht vor, ebenso S. 150 ff. In dem
Kapitel über den „Kirchenschlaf" handeln von 56 Zeilen nur 12 über
Siebenbürgen ! So zuverlässig der Lokalstoff erarbeitet und verarbeitet !
ist, so gewagte Urteile begegnen über deutsche Verhältnisse, wie S. 45
über Luthers Kirchenpostille als „Musterpredigten" !, und S. 94 über
„Luthers bedauerliche Schwenkung nach rechts" ; S. 96 f. über die Refor-
mierten usw. Ein Mangel ist auch, daß der Verfasser sich nicht hat
entschließen können, den Stoff „streng chronologisch zu behandeln" was j
er in der Einleitung ablehnt. So entsteht an zahlreichen Stellen ein |
Hin und Her. S. 66 werden wir bald ins Jahr 1763, dann 1819, 1880
geführt, um schließlich wieder bei Friedrich dem Großen zu enden.
S. 153 bringt ein eigenes Kapitel über den Zehnten, und nach mehreren
Zwischenabschnitten folgt, durch Seiten getrennt, ein neues: „Streit um
den sächsischen Zehnten". In dem Hauptteil über die „geistige Aus- ;
rüstung" folgt eine ausführliche Darstellung des „Luxus der Geistlichen", i
die doch besser in Kapitel 5 über die soziale Stellung gehört hätte. Erfreulich I
wäre auch gewesen, wenn die zahlreichen Einzelnotizen über die Pfarrfrau I
(S.97; 175; 178 f.; 203; 334 ff.) zu einem Gesamtbilde gestaltet worden wären.

Das so Angedeutete bedingt eine Einschränkung in !
der Anerkennung der Darstellung des Verfassers. Aber
das will keineswegs bestreiten, daß das Buch trotzdem :
einen hohen Wert für die weitere Forschung über die
Geschichte des Pfarrerstandes behält. Nur ist bei der j
Fülle des gefundenen und dargebotenen Stoffes eine j
Durchdringung noch nicht gelungen, sondern nur neues
Material zusammengetragen, eine reiche Fundgrube, die 1
ihrerseits erst wieder ausgeschöpft und verarbeitet wer- j
den muß, aber bei einer künftigen abschließenden Geschichte
des deutschen Pfarrerstandes eine sehr bedeut- |
same Quelle bilden wird.

Hannover. H. Werdermann.

Die deutsche evangelische Heidenmission. Jahrbuch 1931 der
vereinigten deutschen Missionskonferenzen. — In ihrem Auftr. hrsg.
v. P. Dr. Walter Freytag. Selbstverl. d. Missionskonferenzen 1931. I
(120 S.) gr. 8°. Zu bez. durch Verl. der Deutsch-Evangel. Missions-
hilft, Hamburg 13, Alsterchaussee 11. RM 1—. j

Es ist nicht leicht, ein solches Jahrbuch immer
auf der gleichen Höhe zu halten. Dr. Freytag ist es j
bisher geglückt, in jedem Jahrgang wirklich gute Auf- ,
sätze zu sammeln. Im vorliegenden Jahrgang sind die !
wertvollsten Beiträge wohl der Aufsatz von Heim „Der
Kampf gegen den Säkularismus" und der von Schome-
rus „Die eingeborenen Pastoren in Süd- und Ostasien,
Eindrücke einer Studienreise". Heims Aufsatz ist tief,
klar, nüchtern, entschlossen: „Das Zeichen der Kirche
steht auf Sturm". Nur schade, daß soviele kirchliche
Kreise den großen Weltzusammenhang, wie Heim ihn ;
aufzeigt, und der der Mission so ungeheure Bedeutung |
für die heimische Kirche gibt, überhaupt noch nicht
sehen. Schomerus sollte nur das Wort „eingeboren" ;
vermeiden. Das ertragen die Kulturvölker Ostasiens
mit Recht nicht mehr. Sein Aufsatz ist klug und weit-
schauend. Viele andere Beiträge, über ärztliche Mission !
u. a. aus aller Welt, geben guten Stoff zu Predigten
und Vorträgen. Warum benutzen unsere Pfarrer nicht
viel mehr diesen prachtvollen Stoff aus der lebendigen t
Gegenwart, um ihre oft so blaß-theoretischen Predig- I
ten zu beleben? Und wenn man Beispiele bringt, wa- i
rum müssen es immer die Leistungen der Vergangenheit |
sein in Augustin, Luther, Zinzendorf und nicht lieber
die heutigen, gegenwärtigen Wirkungen Gottes in der
großen Völkerwelt. Es tut so dringend not, unserm
Volk den Weltblick zu weiten und das Vertrauen zu j
stärken zu der sieghaften Kraft der Botschaft von
Christus. Hier in diesem Jahrbuch ist Stoff dazu. Das
gibt ihm seinen praktischen Wert. Es geht voran mit j
der deutschen Mission, trotz aller Not.

Berlin. _ J. Witte.

In Vorbereitung befindet sich

Theodor Siegfried

Die Theologie
Rudolf Otto's

Preis vier Mark

Verfasser ist in die Theologie Rudolf Ottos tief eingedrungen und
will mit dieser Schrift demjenigen, der sich mit dieser Theologie
beschäftigt, eine Art Kommentar bieten. Dieser soll auch die
Überleitungen zwischen den vielgearteten Arbeitsgebieten und Gedankenreihen
Ottos aufzeigen. Die Schrift ist damit ein Versuch,
die Einheit dieser Theologie aufzusuchen und zur Anschauung zu
bringen. In den religionspsychologischen Analysen Rudolf Ottos
liegt zweifellos der unmittelbar eindrucksvollste Teil seiner Arbeit.
Aber sie sind nicht das Ganze, und gerade weil sie für sich selber
sprechen, soll hier besonders nach den theologischen Hintergründen
und Zielen dieser Arbeit gefragt werden. — Den Verfasser
leitet ein spezifisch-theologisches Interesse, die Frage, inwieweit
und in welcher Weise Religionsphilosophie und -Psychologie
die Theologie instand setzen, ihre eigene Aufgabe zu lösen. Sinngemäß
ergeben sich ihm zwei Themen: die Analyse der religionsphilosophischen
Grundlegung und die Frage nach der Bewährung
dieser Grundlegung in der christlichen Dogmatik, d. h.
eine beispielartige Durchsicht der dogmatischen Positionen Ottos.

Leopold Klotz mMi Verlag Gotha

Soeben erschien:

Geschichte der
altkirchenslavischen Sprache

Von Nikolaus van Wijk

I. Band: Laut- und Formenlehre

Groß-Oktav. XL 254 Seiten
RM. 32.—, geb. 34.-

(Grundriß der slavischen Philologie
und Kulturgeschichte, 8. Band)

Der erste Band dieser Geschichte der altkirchenslavischen
Sprache behandelt nach einer historischen
Einleitung die Laut- und Formenlehre.
Ein zweiter Band, der sich mit Syntax, Wortbildung
und Wortgebrauch befaßt, soll folgen.

Walter de Gruyter & Co.
Berlin W. 10

Die nächste Nummer der ThLZ erscheint am 20. Juni 1931.

Verantwortlich: Prof. D. W. Bauer in Göttingen, Düstere Eichenweg 46.
Verlag der J. C. Hinrichs'schen Buchhandlung in Leipzig C 1, Scherlstraße 2. — Druckerei Bauer in Marburg