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Ausgabe: | 1931 Nr. 12 |
Spalte: | 270 |
Titel/Untertitel: | A - K 1931 |
Rezensent: | Caspari, Wilhelm |
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Theologische Literaturzeitung 1931 Nr. 12.
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auffordert und die ja auch nicht ausbleiben wird. Der
Titel des Buches ist gewählt, weil es sich hier im
wesentlichen um Unterweltsgottheiten und Totenkult,
überhaupt um Chthonisches handelt.
Während im ersten Buch unter den Stämmen Italiens
, die auf die römische Religion Einfluß hatten, die
Etrusker im Vordergrund standen, sucht A. jetzt die
Einwirkung eines andern Nachbarn Roms, der oskisch-
sabellischen Stämme nachzuweisen, die, so sucht A. zu
zeigen, in kultureller Beziehung und auch hinsichtlich
der Hellenisierung einen Vorsprung vor Rom voraus
hatten. So kam Persephone im 5. Jahrhundert bereits
durch die Griechen zu den Oskern, erst um die Mitte
des 3. Jahrhunderts nach Rom. Den oskisch-sabellischen
Stämmen verdankt Rom auch die Kenntnis des Dionysos,
der aus Eleutherai an der attisch-boiotischen Grenze
über Cumae zu jenen Stämmen, dann, etwa zu Beginn
des 6. Jahrhunderts, nach Rom gelangte. Der römische
Liber ist also kein ursprünglich italischer Gott, sondern
sein Name ist lediglich Übersetzung des griechischen
(Dionysos) Lvsios, Eleutherios, und Libera ist die griechische
Eleuthera. Nach Etrurien ist Dionysos bereits
um 700 von Naxos aus eingedrungen. Unabhängig
davon ist die Trias Ceres, Liber, Libera, deren Kult nach
der Überlieferung im Jahre 496 rezipiert wurde; —
(freilich gehört die Berechtigung dieses Datums wie
auch die Urkundlichkeit des Jahres 508 als Datum der
Einweihung des Tempels der kapitolinischen Trias aufs
neue untersucht!) — die Trias von 496 kam nach A.
direkt von den Griechen Unteritaliens nach Rom, und
hier können wir zum ersten Mal unmittelbaren Einfluß
der Griechen auf römische Kulte feststellen.
Auch das Spiel der Atellane, das in Etrurien seinen
Ursprung hat, gelangte durch etruskische Einwanderer
nach Campanien und von hier durch Vermittlung der
Osker nach Rom. Erst durch dieses Spiel haben die
Römer den Gebrauch der Maske, die ebenfalls etrus-
kischen Ursprungs ist, kennen gelernt. Einen weiteren
Gebrauch von Masken beschreibt Vergil, Georg.
II 386ff., das Aufhängen von oscilla, dionysischer Masken
, am Fest des Dionysos. Obwohl uns sonst der
Gebrauch dieser oscilla nur für die Saturnalien literarisch
bezeugt ist, identifiziert A. das von Vergil beschriebene
Fest mit den am 17. März gefeierten Liberalia, für
die uns sonst der Gebrauch der oscilla nicht bezeugt
ist, und sucht nun von hier aus unter Anführung umfangreichen
Materials diesen Brauch zu erklären: Auch
die Liberalia gelten dem Liber-Dionysos als dem Totengott
.
In den Kreis der chthonischen Gottheiten gehört
weiterhin Anna Perenna, in der A. eine Indigitation
der Ceres sieht, die von den Etruskern den Römern
gebracht wurde, die nahrungsspendende Erde, ferner
Flora, ebenfalls eine Indigitation der Ceres, und ebenso
bedeuten die Erdmutter auch Ceres selbst und Tellus,
deren Identität mit Demeter A. zu erweisen sucht.
Dies sind nur die Hauptgedanken des durch zahllose
Abschweifungen beschwerten Buches. Freilich waren
diese oft nicht zu vermeiden, da der Verfasser für
sein hypothesenreiches Gebäude die Bausteine oft sehr
weit herholen mußte. Aber die Lektüre wird hierdurch
außerordentlich erschwert, und der vielfach unterbrochene
Gedankengang tritt nicht immer ganz klar
hervor. Jeder, der sich mit der italischen Religionsgeschichte
befaßt, wird sich mit diesem Buch auseinandersetzen
müssen, wenn es auch, wie ich überzeugt bin,
einen Rückschritt gegenüber dem ersten Werk des Verf.s
bedeutet: Gar zu oft verliert er den festen Boden unter
den Füßen. Und da er immer nur die Möglichkeit der
Übertragung von Kulten und Kultbräuchen in Betracht
zieht, läßt sich gelegentlich leicht der Einwand
erheben: Können nicht ähnliche Kulte auch einmal unabhängig
voneinander an verschiedenen Orten entstanden
sein? Muß etwa der Gebrauch der Masken notwendig
von einem Ort ausgegangen sein? Hier hätte
I die vergleichende religionswissenschaftliche Methode
wohl vor Irrtümern bewahren können. Aber auch
diese Untersuchungen A.'s zeigen, daß die älteste römi-
1 sehe Religion der griechischen sehr viel ähnlicher war,
1 als es nach dem Werk von Wissowa scheinen könnte,
wie ich schon vor zehn Jahren betonte; ähnlich natür-
i lieh auch da, wo ein griechischer Einfluß gar nicht in
j Betracht kommt. Und unter diesem Gesichtspunkt wird
man die Untersuchungen A.'s noch einmal nachzuprüfen
haben, wobei man vielleicht am besten mit seiner
Gleichsetzung der Ceres mit Demeter beginnt,
i Würzburg. Friedrich Pf ister.
Kalt, Prof. Dr. Edmund: Biblisches Reailexikon. I. Bd. A-J.
j l.Lfg. Paderborn: F. Schöningh 1931. (VIII, 576 Sp.) 4°. RM10—.
Über das Arbeit-Ziel spricht sich die Vorrede aus.
■ Es umfaßt Begriffsworte und Eigen-Namen. Über die
| Auswahl jener wird man sich nicht immer einigen; hier
gibt es einen Artikel „Feldhüter", aber keinen über
„Feld". In der Regel wird so verfahren, daß die dem
Verf. wichtigsten Erwähnungen des Begriffs im Wortlaut
mitgeteilt werden; er sah sich zu diesem Zwecke
genötigt, die a.t.lichen Erwähnungen selbst zu übersetzen
. Doch kommt es vor, daß eine Erörterung des
Gedankens vorgetragen wird, welche den Wortlaut der
Belegstelle kurzweg voraussetzt, z. B. Immanuel zu Jes.
! 8, 3. Die Mitteilung der Belegstellen fordert natürlich
I viel Raum, der dann für eine nähere Erörterung des
I Gegenstandes fehlt. Die der katholischen Fachliteratur
; eingeräumte Vorzugstellung ist keine ausschließende. —
Zu den Eigennamen werden keine Abbildungen, Karten-
I Skizzen u. dgl. geboten. Der Anschluß an die Ge-
j Schichtswissenschaft wird nicht voll erreicht; so gilt
Sp. 144 noch 607/6 als Jahr der Zerstörung Ninewes.
Sp. 176 verweist wegen Babyloniens u. a. auf Hommels
Band in Onckens Weltgesch. 1885; auf desselben
„Grundriß" 1926 verweist nur das Literaturverzeich-
' nis S. VII. Die Entfernung von Betel bis Jerusalem
wird auf 3 Std. bemessen; andere Realwörterbücher
nennen 41/». Sehr oft erfahren die Eigen-Namen eine
j Übersetzung, die aber manchmal wie in den alten Ono-
! mastikon mißglückt, s. Amasa. Über die südgalatische
Theorie hört man nur, daß sie nicht in Frage komme,
; nicht warum, oder was für sie spreche. — Natürlich ist
i der Plan für das gesamte Werk festgelegt und unab-
j änderlich; die Arbeitsleistung des Verf. ist ebenso auf-
I opfernd wie der Fleiß hervorragend. Ein an Stichproben
I gebildetes Urteil, das zu manchen Beanstandungen genötigt
hat, gilt nicht ohne Weiteres für das ganze Werk,
das nach seiner Vollendung 2400 Sp. umfassen soll!
! Vom Evangelischen wird jedes Unternehmen begrüßt
werden, das in der Schwester-Kirche die Bibelerkenntnis
' ausbreiten will, trotz Mängeln in der Durchführung.
I Vielleicht findet aber Kalt einen tüchtigen Topographen
und ebensolchen Archäologen, die ihm einen ergänzenden
Band Abbildungen zusammenstellen?
I Kiel. Wilhelm Caspari.
. Tharaud , Jeröme et Jean: La Palestine. Paris: Ed. Alpina 1930.
(159 S. mit Abb.) 4°.
Dieses französische Palästina-Prachtwerk ist nicht für den Gelehrten,
; sondern für den Laien bestimmt. Daher kann hier ein kurzer Hinweis
genügen. Es ist eine Kombination aus Bild und Wort, beide ohne
; direkten Zusammenhang; doch sind die Bilder oft in Rücksicht auf den
i Text angeordnet. Die Bilder, zum grollen Teil von bekannten Palästinaphotographen
stammend, sind meist ausgezeichnet. Besonders wertvoll
I sind die Innenaufnahmen der Moscheen, die Bilder, die den Mauerlauf
Jerusalems zeigen, sowie die große Mehrzahl der Landschaftsaufnahmen.
j Unrichtig bezw. veraltet sind die Bilder S. 12, 19, 20, 48. Der Text
! enthält einen geschickt und spannend geschriebenen Überblick über die
Geschichte Palästinas. Wenn auch nicht alles stimmt (S. 9: Pharao
läßt die Erstgeborenen töten; S. 18: der Name Jerusalem stammt von
David; S. 89: Titus verbietet den Juden Jerusalem; S. 129: Richard
Löwenherz erobert Jerusalem) und manches fehlt (weder Justinian noch
Ibrahim Pascha sind erwähnt), und wenn auch die gutmütige Überlegenheit
des Gebildeten, mit der der Verfasser den Berichten der Bibel
| und den palästinischen Überlieferungen gegenübertritt, manchmal störend