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Ausgabe:

1931

Spalte:

241-246

Autor/Hrsg.:

Schaeder, Hans Heinrich

Titel/Untertitel:

Esra der Schreiber 1931

Rezensent:

Eissfeldt, Otto

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Theologische Literaturzeitung

BEGRÜNDET VON EMIL SCHÜRER UND ADOLF VON HARNACK

unter Mitwirkung von Prof. D. HERMANN DÖRRIES und Prof. D. Dr. GEORG WOBBERMIN, beide in Göttingen

HERAUSGEGEBEN VON PROFESSOR D. WALTER BAUER, GÖTTINGEN

Mit Bibliographischem Beiblatt in Vierteljahrsheften. Bearbeitet von Lic. Dr. phil. REICH und Mag. theol. H. SEESEMANN, beide in Göttingen.

Jährlich 26 Nrn. — Bezugspreis: halbjährlich RM 22.50

Manuskripte und gelehrte Mitteilungen sind auiBchliefilich an Professor D. BAUER in Göttingen, Düstere Eichenweg 46, au senden,
Rezensionsexemplare ausschliefilich an den Verlag. Gewähr für Besprechung oder Rücksendung von unverlangt gesandten Rezensionsexemplaren
, besonders noch bei Zusendung nach Göttingen, wird nicht übernommen.

VERLAG DER J. C. HINRICHS'SCHEN BUCHHANDLUNG, LEIPZIG C 1

56. JAHRGANG, NR. 11 23. MAI 1931

Spalte

K a u p e 1: Die Dämonen im Alten Testament

(Wendel)..................246

Lebon: Textes Inedits (Bauer).......250

Schaeder: Esra der Schreiber (Eißfeldt) -l24i
— Iranische Beiträge I (Ders.).......1 ~

Spalte

Schnabel: Deutschlands geschichtliche
Quellen und Darstellungen in der Neuzeit
(Hasenclever)................251

S t e i n b e r g : Das Problem der sozialen Erziehung
in d. klassisch. Pädagogik (Kesseler) 261

Spalte

Vaganay: L'Evangile de Pierre (Bauer) . 249
Veit: Der Gottheit lebend. Kleid (Möldner) 258
Weide mann: Gerard W. Molanus (Cohns) 254
Wicke: Die hessische Renitenz, ihre Geschichte
und ihr Sinn (Ders.) ......256

Schaeder, Hans Heinrich: Esra der Schreiber. Tübingen: j Herz, die Adligen ... zu versammeln, damit sie sich in die

J. c. B. Mohr 1930. (VIII, 77 S.) gr. 8°. = Beiträge zur historischen j Geschlechtsregister eintragen ließen" in Neh. 7, 5 anzu-

Theoiogie, 5.H. RM 6-. I schließen wünschte. Dieses Stück zog dann die in der

Ders.: Iranische Beiträge I. Halle a^s.: Max Nmmeyer 1930 (X , , Esra.Denkschrift unmittelbar darauf folgenden Kapitel

98 S) 4°. = Schriften der Konigsberger Gelehrten Gesellschaft, i », ■ 0 n ■ . ., , ,. '&clluc" «vupnei

Geisteswissenschaftliche Klasse, 6. Jahr. H. 5. RM 8—. ' Neh' 8- 9"nd dam' aUch die Verpflichtungs-Erklärung

Das Buch „Esra der Schreiber" zerfällt in drei ™ Ifchr^ZiZS Ahf« "af r'S

Teile: eine literärkritische Analyse von Esra-Nehemia; i Z^i^ ^

eme semasialogische Untersuchu/g vori Heb, y^ram! ; MBffSPSÄSaa^
-■üo „Schreiber" und eine religionshistorische Wurdi- 4)6_6; 18)> des nicht in das schon fertige Neheillia;
gung von Esras Person und Werk. Die „Iranischen ßueh aufgenommenen Restes der Esra-Denkschrift (Esr
Beiträge" unterbauen Teil I und II, indem sie in Kap. II j 7_10) Und jenes Nehemia-Buches (unser Nehemia-
Esra 4—6 auf ihre Komposition hin genauer unter- j Buch) und der Voranstellung des vom Chronisten selbst
suchen und in Kap. I dem ~?o einen anderen im A.T. geschriebenen Stückes Esr. 1. 3,2—4,5 bestand, da hat
und auch im Mittelpersischen vorkommenden Termi- • er die aus der Esra-Denkschrift in sein Nehemia-Buch
nus der achämenidischen Kanzleipraxis, nämlich aufgenommene Liste der unter Kyros Heimgekehrten
„interpretiert, in die Landessprache übersetzt" an die Neh. 7,6—71 samt den, im Zusammenhang der Esra-
Seite stellen und eingehender, als es in „Esra der Schrei- Denkschrift die Niederlassung der mit Esra Heimgeber
" geschehen konnte, erörtern. Auch Kap. III der | zogenen erzählenden Versen 7, 72 8, 1 = Esr. 2, 70 3, 1
Beiträge stellt, wie nachher gezeigt werden soll, eine 1 hinter Esr. 1 als an der historisch für das Stück allein
Ergänzung des Buches über Esra dar. ; inbetracht kommenden Stelle wiederholt und dabei ver-
Die Analyse von Esra-Nehemia führt zu folgenden sehentlich Neh. 7, 72 8,1 auf die unter Kyros Heimge-
Ergebnissen: Unser Esra-Nehemia ist das Werk des ! kehrten bezogen.

Chronisten, also des Verfassers der Chronik-Bücher I Der zweite Teil zeigt, daß die dem Esra beieeleete

des A. T. Als Quellen haben ihm dabei außer der Liste j Bezeichnung als ">B&tt K?E» >)der Schreiber" nach der

der von Kyros den Juden zurückgegebenen Tempel- | im altbabylonischen, altkanaanäischen, altisraelitischen

gerate : Esr. 1,7-11 vorgelegen a) die Denkschrift des und auch'früharamäischen Sprachgebrauch bezeugten

Tab'el: Esr. 4,6-6,18; b) die: Esra-Denkschrift: Esr. Titulatur „Schreiber" im Sinne eines hohen Beamten zu

7.8 Neh. 7,6-9,37 Esr 9 10; cI die Nehem.a-Me- ; verstehen "istj die das diesem zustehende

moiren: Neh. 1—7,5 11,1. 2 12,27—4/ 1-3.10. , pessort jn einem auf „Schreiber" folgenden Genetiv

Wie die besondere Uberschrift des Nehem.a-Buches , n€nnt; daß also, wie akkadisches sapir näri (wörtlich

„Geschichte des Nehemia, des ^es des Chakalja" ! „Schreiber des Kanals") den Vorsitzenden der Kanal-

RnAM61^' aHderrfh^ bedeutet' so die Benennung Esras als

Buch als besonderes Buch verfaßt. Dabei hat er, von n»»ti nbB_,7 NHJ "BO Schreiher des Gesetzes des Him

der Überzeugung ausgehend, daß Verlesung des Gesetzes ; ZeLotes" ihn als Mini ter oder SkrSL mit dem

nnH ;^r,fi;oU+„nrT o„f ^oo r.Ace+7 7iisamnipnpphümn meisguircs <tit> mmisrer ooer seKrerar mix aem

und Verpflichtung auf das Gesetz zusammengehören
Neh. 8. 9, also ein ins Jahr 458 hineingehörendes Stück
aus der Esra-Denkschrift, und Neh. 10, also ein Stück
der Nehemia-Memoiren aus der Zeit nach 445, als zu

Ressort der Thora Jahwes bezeichnet, d. h. als einen
der persischen Regierung für Fragen der jüdischen
Religion zur Verfügung stehenden Sachverständigen.

«™Sh^b^cl^%3 dementepnihäd »ch Die ^ÄkI»» ? ff ijdf hf Tradit™ ^ra aus

zusammengestellt. Erleichtert wurde ihm das durch die ; m df Bedeutun&..von Minister ein

Tatsache, daß Esra und Nehemia als Erneuerer der „Schnft^Iehrter" im Sinne des spateren Judentums

jüdischen Kultgemeinde für ihn wie für die ganze Folge- wurdf' h£ f«e zuerst vom Chronisten bezeugte Um-

zeit sachlich und zeitlich zusammengerückt waren. Die j P^^ci^L^0^"^^^0", u£ f 01 den, Vb^g

Stelle für den Einsatz des Stückes der Esra-Denkschrift von ..Schreiber zu „Schriftgelehrter", zur Folge gehabt.

Neh. 8. 9 in die Nehemia-Memoiren, ist dadurch be- wie so wird auch das Esr. 4, 18 in einem

dingt, daß der Chronist das in der Esra-Denkschrift '< Erlaß des Artaxerxes I vorkommende «ttdb aus der

vor Neh. 8 stehende Verzeichnis der nach dem Kyros- persisch-reichsaramäischen Kanzleisprache hergeleitet

Edikt von 538 Heimgekehrten (Neh. 7,6—71 [72]) an ' und als „verdolmetscht", d. h. für 4,18 aus der Diplo-

die Notiz der Nehemia-Memoiren „da gab mir Gott ins j matensprache des Aramäischen in das dem König ge-

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