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1931 Nr. 9

Spalte:

215

Titel/Untertitel:

Pfarrer- und Schulmeisterbuch für die hessen-darmstädtischen Souveränitätslande 1931

Rezensent:

Schornbaum, Karl

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215

Theologische Literaturzeitung 1931 Nr. 9.

216

diger. D. Paul Blau-Posen mit seinem Beitrag Seelsorge in
der Diaspora gibt aus seiner großen Erfahrung heraus wertvolle
Ratschläge für die besonderen Aufgaben des Pfarramts in der Diaspora
(bedeutsam die Herausgabe einer evangelischen Religionsfibel für die
.Mutterschule" durch die evangelisch-unierte Kirche Polens).

Beiträge mehr allgemeiner Art sind die wertvollen Aufsätze von
D. Heinrich R en d t o r f f - K i el, jetzt Landesbischof in Schwerin-
Volksgefühl und Frömmigkeit und D. Otto Dibelius,
Berlin, Staat, Kirche und Kultur, der sich dafür einsetzt, die
weltanschaulich bestimmten Lebensgebiete dem parteipolitischen Staatsorganismus
überhaupt auszugliedern, eine Forderung, die auch sonst
erhoben ist.

Als letztes nenne ich den Beitrag von D. Gerhard Hilbert-
Leipzig, Die Bedeutung der kirchlichen Zucht und der
kirchlichen Sitte für Aufbau und Bestand der Gemeinde
um seiner Bedeutung willen auch als Sonderdruck erschienen. Kirchenzucht
ein viel besprochenes und umstrittenes Thema, in der letzten Zeit
besonders aus Anlaß der neuen „Ordnung des kirchlichen Lebens" in
der altpreußischen Landeskirche. H. bespricht nach einem geschichtlichen
Rückblick die Schwierigkeiten, die einer eigentlichen Kirchenzucht entgegenstehen
, billigt aber durchaus Beschränkung des aktiven und passiven
Wahlrechts. Seiner Meinung gegenüber, daß verhältnismäßig wenig
Kirchenzucht noch geübt wird, darf doch auf die in Rheinland und
Westfalen fast überall geübte Kirchenzucht hingewiesen werden gegenüber
denen, die in Mischehen ihre Kinder katholisch werden lassen oder
bei katholischer Trauung ein dahingehendes Versprechen geben. Im
wesentlichen weist H. in überzeugender Weise auf die außerordentliche
Bedeutung der Wiedererweckung kirchlicher Sitte hin ; hoffentlich ist die
Zeit ihrer Geringschätzung bald endgültig vorbei, was ihr Fehlen bedeutet
, liegt in unkirchlichen Gegenden im religiösen und sittlichen
Tiefstand der Gemeinden klar vor Augen.

Ein fleißig und geschickt zusammengestelltes Sach-,
Länder- und Personenverzeichnis erhöht die Brauchbarkeit
des vortrefflichen Werkes, das für die wissenschaftliche
Beschäftigung mit der Auslanddiaspora, aber
auch für Vorträge auf O.A. Festen und Versammlungen
wie bei Veranstaltungen für das Deutschtum im Ausland
eine reiche Fundgrube bietet. D. Dr. K a p 1 e r -
Berlin, der das Vorwort geschrieben hat, sagt mit
Recht von dem Buch: „Die bunte Fülle der Fragen,
die in den verschiedenen Abhandlungen aufgeworfen
werden, hat etwas Beunruhigendes und Bedrängendes
an sich. Dieses Bild entspricht aber der Wirklichkeit.
Die Diaspora hat nicht ein immer gleiches Gesicht. Geschichte
und Umwelt individualisieren ihre Züge".
Pouch bei Bitterfeld. Wilhelm Usener.

Diehl, D. Dr. Wilhelm: Pfarrer- und Schulmeisterbuch für
die hessen-darmstädtischen Souverän.tätslande, hrsg. im
Auftrag d. Histor. Kommission. Darmstadt: Selbstverlag des Verfassers
1930. (XII, 527 S.) gr. 8°. = Arbeiten d. Histor. Kommission f. d
Volksstaat Hessen. Hassia Sacra, hrsg. v. W. Diehl, Bd. IV. geb RM12—
Der Hassia sacra, die sich für alle Forschungen
auf dem Gebiet der hessischen Kirche als unumgängliches
Nachschlagewerk bis jetzt erwiesen hat, ist ein
neuer Band zugefügt worden. Diehl behandelt in ihm
die Gebiete, die 1806 dem Großherzogtum Hessen-
Darmstadt einverleibt wurden und damit ihre territoriale
Selbständigkeit aufgeben mußten, also die me-
diatisierten Gebiete. Die Einleitung macht zunächst mit
dem äußeren Bestand derselben in kirchlicher Hinsicht
bekannt, schildert dann, wie die kirchliche Eingliederung
in die hessisch-darmstädtische Landeskirche vor sich
ging und zeigt, welche Vorrechte den ehemaligen Standesherren
auf dem Gebiete des Patronats bis jetzt geblieben
sind. Von Nr. 321—490 folgt nun das Verzeichnis
der Geistlichen und Schuldiener in bekannter Gründlichkeit
. Sehr dankenswert sind die jedem ehemaligen
Gebiet vorausgeschickten kurzen Notizen über Reformation
und oft auch Gegenreformation. Sie lassen erkennen
, wie viel hier noch Gelegenheit zum Arbeiten gegeben
ist. Interessant wäre es auch, die Herkunft der
Geistlichen in den kleinen Gebieten während der Reformationszeit
zu erforschen. Fand nicht ein vielfaches
Wandern statt?

Zu S. 122: Schöffel war 1906—9 Katechet in Nürnberg, 1909.
4. 1916. 3. 1919 1. Pfarrer in Schweinfurt.

Roth b. Nürnberg. K. Schornbaum.

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„Efter reben ber Satmeiser Ejulbrycb, gwingli unb feine Eanbslcute
unb Streitgenoffen rem bem, was auf ihrem Hoben fidj 3ugetragcn
hat. Sie reben heimatlich, in ihrer Spradje, benn nur fo roirfen
fie unmittelbar, gwittglis gattjes LDerf, 3. 13. auef; feine Stellung
3U ben So3iaIproblemen, feine Hünbnispolitif wirb cor uns leben-
big. (Eine große galü 3eitgenöffifcb,er ober boeb auf geitgenoffen
3itrücfgebenber Hübet fdömücfen bas Hucb." (Herner (Eagblarr.)
„Die gar nidjt febjr einfache Hufgabe, aus ber UTenge ber ilr-
funben, £t,ronifen unb Hriefe bas IDefentlicbe 3U wählen, hat
Köhlers ineiftcrhattb cortrefflicb, gelöft. IlTan lieft mit Spannung,
man fpürf bie fräfttge Hobenftänbigfeit ^minglis unb feines
IDcrfs, man erlebt ben Hufftieg mit unb bie Kataftrophe bei
Kappel. Der Hübetfcttmuof ift gleichfalls forgfam ausgewählt unb
belebt bie (Duellen aufs reisoollfte." (Stuttgarter Heues tlagblatt.)

Derlangen Sic biefes prädjtig ausgeftattete IDert, bas fiaj aud; cor-
3ÜgIid; 5U <Sefchenf3wecfen eignet, bei 3htem Huctfhänbler 3m HnficbtT

Verfasserlexikon
des deutschen Mittelalters

Unter Mitarbeit zahlreicher Fachgenossen herausgegeben
von WOLFGAING STAMMLER.

Das Lexikon erscheint in Lieferungen und wird einen Gesamtumfang
von etwa 120 Bogen haben.
Soeben erschien Lieferung 1. Lexikon-Oktav. IV—XIIL
80 Seiten. -1-- RM 5.—

Dieses Lexikon soll zum ersten Mal ein richtiges und umfassendes
Bild von dem Reichtum des mittelalterlichen
Schrifttums (von der karolingischen Zeit bis etwa zur Regierung
Maximilians I.) in deutscher Sprache geben. Um eine
wirkliche Vollständigkeit zu erzielen, durften nicht nur die
„schöngeistigen" Autoren aufgenommen werden, sondern es

galt auch, die historische, philosophische, theologische,

juristische, medizinische und naturwissenschaftliche Literatur
zu berücksichtigen. Außerdem wurden die ohne Verfassernamen
überlieferten anonymen Werke mit einbezogen sowie
diejenigen mittelalterlichen Autoren oder Schriften, welche
für die deutsche Literatur und Geistesgeschichte bedeutsam
gewesen sind. Jeder Artikel ist in einen philologischen,
literarhistorischen und bibliographischen Teil gegliedert.
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Die nächste Nummer der ThLZ erscheint am 9. Mai 1931.

Verantwortlich: Prof. D. W. Bauer in Göttingen, Düstere Eichenweg 46.
Verlag der J. C. Hinrichs'schen Buchhandlung in Leipzig C 1, Scherlstraße 2. — Druckerei Bauer in Marburg