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Ausgabe:

1931 Nr. 9

Spalte:

204-206

Autor/Hrsg.:

Soden, Hans von

Titel/Untertitel:

Sakrament und Ehtik bei Paulus 1931

Rezensent:

Bertram, Georg

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203 Theologische Literaturzeitung 1931 Nr. 9. 204

des 4. Evgl.s auch eine Front zum Hellenismus hin haben, auch da, j Sätze II 6 Und III 16a—C bisher verursachte. Der Relativsatz
III 16d—n rückt nämlich sofort vor den Vers
I 11 ein, da dieser in ihm den Inhalt des Evangeliums
von der Herrlichkeit Gottes, den sein xard zurückfor-

wo sie ihn ablehnen oder überbieten wollen. Namentlich ist das hinsichtlich
des Problems „Joh. und Dionysos" der Fall, das bei Sch.
nicht hervortritt. Der andeutende, beziehungsreiche, in echt hebräischer
Weise versteckt polemisierende oder Apologetik treibende Charakter des , ,

4. Evgl.s erschwert freilich das Urteil sehr, aber es dürfte doch das | uert, wieder vor sich steht.
Wahrheitsmoment der z. B. von Bauer geübten Art der Auslegung des | Diese Methode des fortgesetzten Austauschs von

4. Evgl.s sein, zu sehen, daß nach hellenistischer Seite hin nicht nur i Buchstaben, Worten und Sätzen, die durch das ganze

abwehrende Beziehungen vorhanden sind, sondern auch — analog etwa
dem Verfahren in Col. und Eph. — solche, die Schlagworte und Formeln
der Gegner übernehmen. Insbesondere gilt das im Verhältnis zu
dem namentlich von Grill herangezogenen Kult des Dionysos. Ich verweise
einstweilen auf eine Untersuchung Leipoldts über Dionysos, die
bald bei Eduard Pfeiffer in Leipzig erscheinen wird. — Die Frage nach
der geschichtlichen Tatsächlichkeit des im 4. Evgl. Berichteten wird von
Sch. allzu sehr zurückgestellt. In der Einführung fällt eine rätselvolle

Buch geht, kann aber Willkür sein, weil „der Fälscher"
rein subjektiv gesehen wird. Seine Hand soll gerade
alles das verschuldet haben, was als Unebenheit oder
Frage gelten könnte. Wie aber, wenn die aufgeworfenen
Prämissen garnicht objektive Geltung haben? Wenn in
dem eben zitierten Beispiel der Artikel vor awrigog r^wv
im Anfang des 1. Tim. gar nicht vermißt zu werden
Äußerung auf, die S. XI lautet: „Daß die Polemik gegen Johannes, die j braucht? Dann stürzt doch der ganze Aufbau des
seine Wundergeschichten als freie Dichtung und seine Gottessohnschaft
Jesu als dogmatische Konstruktion ablehnt, nicht aussterben kann, ist in
dem, was Johannes sagt, stark begründet." Sollte danach auch in Sch.
ein solcher „Polemiker" stecken? — 4,42 hat Sch. zwar rabbinische
Parallelen zu dem „Erlöser", aber nicht zu dem „Erlöser der Welt".
Darauf aber kommt es doch hier gerade an. Hier ist es unmöglich,
das Hellenistische zu übergehen. — 3, 16 bildet zwar das hebräische
"KJJJI eine Parallele. Mi. Sanh. 10,6 (nicht 10, 10) redet aber zunächst
von dem zweiten Tode nicht. Da die Aussage —■ bei Sch. haben wir
hier ein Beispiel dafür, daß er oft zu kurz zitiert — aber ganz allgemein
gehalten ist, kann dieser hier miteingeschlossen sein. Es ist Art
rabbinischen Denkens — im Joh. Evgl. tritt das besonders in den escha-
tologischen Aussagen hervor —, mehreres zusammenzudenken, das wir
gern trennen. Außerdem sieht man hier aus dem, was Sch. hierzu sonst
noch sagt, daß er sich gelegentlich, obwohl er sehr sorgfältig zu formulieren
pflegt, mißverständlich ausdrückt; denn „Vernichtung des Lebens"
sieht nach Seelenvernichtung aus. Das ist aber weder biblisch noch
rabbinisch. Auch der Ausdruck „sein Leben verlieren" ist nicht deutlich
genug. — Daß die Wissenschaft Sch. auch für diese reiche Gabe sich
dankbar zu erweisen hat, ist sicher. Der Ton, der hier für die Rabbi-
nica angeschlagen wird, wird sicherlich weithin gehört werden.

Leipzig. P. Fiebig.

Tauschs mit allen Konsequenzen zusammen! In der
Tat, man findet Tit. 2, 13 ohne Art. awTtjgog rfiwv
neben tov (.leyäXov öeov (ebenso lud. 25 owrijot rpiwv).
Nun streicht oder vertauscht Loewe die Genetive —
aber mit welchem Grunde? Die Verse 3, 4—7 möchten
sie „lieber bei sich sehen"! (S. 20). Dafür holt er aus
3, 4 rov awvffiog rjfxwv nach 2, 13 hinein.

Die dem vermeintlichen Fälscher zugeschriebene
Verunstaltung von Tit. 2, 13 und die Wiederherstellung
der „einer vernünftigen (!) Schreibweise entsprechenden
Fassung" sei das zweite Beispiel dieser textkritischen
Künstelei. Loewe will statt xat hrupaveiav rig d6£tfg
lesen: rfg ercupavelag xal dö^sg und fordert uns zu
folgendem ernstgemeinten Stück auf: „Den so von uns
gewünschten Genitivus bacpaveiag gewinnen wir, wenn
wir den Artikel rfg I 1 g, der bei der Zuweisung der
präpositionellen Verbindung rfg xar evolßetav zu dem
Akkusativus rrjv dkrj&eiav I 14 in ein ttjv zu verwandeln
ist, sein g nehmen, um es an den Platz des akkusativischen
v von ittupäveiav zu setzen, das wir seinerseits
dem seines g beraubten Artikel rr/g I 1 g zuführen
. Den zu enicpavelag gehörigen Artikel rfjg holen
wir uns aber von dem Genitivus Sö^rjg, der auf sein rfjg
II 13 b gern verzichtet, da wir ihn vermöge des dem
elrtida folgenden xo! II 13b mit seinem Kameraden
Inupavetag verbinden, so daß dessen Artikel auch ihn
mit versorgt."

Ich glaube, daß die Texte sich nicht so gern in
Loewes Fassung verändern lassen, wie er annimmt.
Kiel. R. Schütz.

Soden, Hans von: Sakrament und Ethik bei Paulus.
Fascher, Erich: Deus invisibilis. Gotha: L. Klotz 1031. (IV,
78 S.) gr. 8°. = Marburger Theolog. Studien, hrsg. v. H. Frick.
Rudolf Otto-Festgruß I. H.: Zur biblischen Theologie. RM 3.50.
Die Marburger Theologischen Studien erscheinen
in 6 Heften oder in einer Buchausgabe und bilden gemeinsam
den Rudolf Otto-Festgruß als nachträgliche
Gabe zum 60. Geburtstag von Rudolf Otto.

Die Spannung zwischen Ethik und Sakrament bei
Paulus hat zu mannigfachen religionsgeschichtlichen,
religionspsychologischen und literarkritischen Erklärungen
Anlaß gegeben. Von Soden geht von der Erkenntnis
aus, daß der Hinweis auf die doppelseitige religionsgeschichtliche
Bedingtheit des Paulus im Judentum
und im Hellenismus zur Erklärung des Problems nicht
genüge, wenn die Verbindung der antinomischen Aussagen
miteinander in einer Doppelseitigkeit des Evangeliums
begründet sei. In dem Abschnitt I. Kor. 8—10,
den von Soden als Beispiel heranzieht, stehen die Verse
10, 1—22 (B), die die Streitfrage über die Teilnahme
am Götzenopfermahl biblizistisch-sakramental entscheiden
, den vorhergehenden Ausführungen in Kapitel 8
und 9 (A) und den folgenden in Kapitel 10, 23—11, 1
(C), die die ethische Lösung des Konfliktes bringen,
Zuführung zu unserem Briefeingange die Schmerzen i gegenüber. Trotzdem ist die literarkritische Hypothese,
stillt, welche ihre Deutung infolge ihrer Unverträglich- die die Abschnitte auf verschiedene Verfasser oder doch
keit mit den vor ihnen erscheinenden Gedanken der auf verschiedene Briefe des Paulus (der sogenannte

Loewe, Dr. Hugo: Die Pastoralbriefe des Apostels Paulus

in ihrer ursprünglichen Fassung wiederhergestellt. Köln: C. Roemke
& Cie. 1929. (148 S.) gr. 8°. RM 5-.

Der Verfasser läßt seinen Untersuchungen zum
Römerbrief und dem Versuch eines gereinigten Römerbrieftextes
v. J. 1927 diese Studie über die Pastoralbriefe
folgen, in der er durch Anwendung seiner eigenartigen
textkritischen Methode überall die störende
Hand eines Fälschers nachweisen will, um den ursprünglichen
Text wiederherzustellen. Die Theologen
freilich haben ihm nicht geglaubt, deshalb fordert er
die Historiker, Philologen und Archäologen heraus, zu
seinen Arbeiten Stellung zu nehmen.

Zwei Beispiele sollen ein Bild von der Art der
Textreinigung und -Wiederherstellung geben: S. 33f.
heißt es zum 1. Tim.: „In der Zuschrift(des Briefes
vermissen wir bei dem Genetivus otorrjQog rjiwv den Artikel
, auf welchen diese Kennzeichnung Gottes mit demselben
Rechte Anspruch erhebt, wie die ihr folgende,
gleichen Schritt mit ihr haltende Kennzeichnung Christi
durch den Genetivus ri]g ilnidog rjptiuv. Wir beschaffen
uns das fehlende rov aus dem Verse VI 1, wo das bei rb
bvofia stehende top &eov gleich dem zu xar' emrayrjv
gehörigen d-eov auch ohne den Artikel auskommt. Dem
Grußverse, der ähnlich wie im Titusbriefe behufs Gewinnung
des Überganges zum ersten Hauptstück des
Briefes durch mehrere Satzglieder erweitert war, hat der
Fälscher diese Erweiterungen genommen. Wir führen
sie ihm wieder zu, indem wir, belehrt, durch das auf
das Predigeramt Pauli bezügliche ETtiorevirinv eytb
Tit. I 3 ebenfalls für den Eingang unseres Briefes die
von der Betrauung des Apostels mit dem Evangelium
handelnde Aussage des Verses I 11 in Anspruch nehmen
. Vers I 11 zieht dann seinerseits wieder die Relativsätze
II 7 a—e und III 16 d—n zu sich heran, deren