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Ausgabe:

1931

Spalte:

1-3

Autor/Hrsg.:

Spiegelberg, Friedrich H.

Titel/Untertitel:

Die Profanisierung des japanischen Geistes als religionsgeschichtliches Phänomen 1931

Rezensent:

Weinrich, Friedrich

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Seite 1, Seite 2

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Theologische Literaturzeitung

BEGRÜNDET VON EMIL SCHÜRER UND ADOLF VON HARNACK

unter Mitwirkung von Prof. D. HERMANN DÖRRIES und Prof. D. Dr. GEORG WOBBERMIN, beide in Göttingen

HERAUSGEGEBEN VON PROFESSOR D. WALTER BAUER, GÖTTINGEN

Mit Bibliographischem Beiblatt in Vierteljahrsheften. Bearbeitet von Lic. Dr. phil. REICH und Mag. theol. H. SEESEMANN, beide in Göttingen.

Jährlich 26 Nrn. — Bezugspreis: halbjährlich RM 22.50

.Manuskripte und gelehrte Mitteilungen sind ausschließlich an Professor D. BAUER in Göttingen, Düstere Eichenweg 46, zu senden,
Rezensionsexemplare ausschließlich an den Verlag. Gewähr für Besprechung oder Rückeendung von unverlangt gesandten Rezensionsexemplaren
, besonders noch bei Zusendung nach Göttingen, wird nicht übernommen.

VERLAG DER J. C. HINRICHS'SCHEN BUCHHANDLUNG, LEIPZIG C 1
56. JAHRGANG, Nr. 1 3. JANUAR 1931

Spalte

[Budde:] Karl Budde's Schrifttum (Steuernagel
) .................... W

Eich mann: Staat, Religion, Religionsgesellschaften
(Schian)............. 1

Olunz: Britannien und Bibeltext (Hecht) . 10

Oraefe: Die Weltanschauung Rabindranath

Tagores (von Glasenapp).......... 20

Handbuch der evangelischen Presse (Dick) . 17

Spalte

Jahrbuch für Liturgiewissenschaften (Schian). 21
Jeremias: Die Weltanschauung d. Sumerer

(Gustavs)................... 3

Klatt: Die geistige Wendung des Maschinenzeitalters
(Schian)..........'. . . . 15

Klausner: Jesus von Nazareth (Dalman) . 7
Leisegang: Religionsphilosophie der Gegenwart
(Kesseler)............. 18

The Psalmists (Volz) ............. 4

Spalte

Ranke: Über Helden und Heldenverehrung

(Stracke)...................20

R h y n: Aart Jan Theodorus Jonker (Windisch) 22
S p e k: The Church and the Churchman in
English Dramatic Literature before 1642
(Hecht)....................14

Spiegelberg: Die Profanisierung des japanischen
Geistes (Weinrich)......... 1

Völker: Kirchengeschichte Polens (Koch) . 13

nach d. neuen Reichsverfassung. Rede, geh. bei d. Übernahme d.
Rektorates am 30. Nov. 1929. München: M. Hueber 1930. (26 S.)
gr. 8°. = Münchener Universitätsreden, H. 18. RM 1—.

Eichmann, Eduard: Staat, Religion, Religionsgesellschaften | stehen prinzipiell gleichberechtigt nebeneinander innerhalb
des religionsgeschichtlichen Quellenmaterials".
Spiegelberg polemisiert dabei vornehmlich gegen die
Wertung von Stiftungsurkunden von Religionen als
In sehr ruhiger, ganz sachlicher, klar geordneter j „der" „primären" Quellen der Religionsgeschichte.
Darstellung will diese Rede die Leitgedanken der Wei- i Diese Polemik ist m. E. aber nur in eingeschränktem
marer Verfassung über Religion und Religionsgesell- ! Sinne berechtigt. Gerade „Stiftungs"-Urkunden von Re-
schaften herausstellen. Ergebnis: Keine folgerichtig | ligionen, selbst wenn sie schon dogmatisch korrigiert
durchgeführte Trennung, aber eine durch Zugestand- i sind, bilden zunächst immer das Quellenmaterial kat'
nisse gemilderte und durchbrochene Trennung; eine ] exochen für die religionsgeschichtliche Forschung, da-
Kompromißlösung, die auf neue Kämpfe hindeuten ' neben bestehen natürlich, vor allem bei den sogenannten
dürfte. Bemerkenswert S. 24 über die Stellung der j Primitiven, wo eben ein Religionsstifter, dazu in den
katholischen Kirche: sie muß sich heut selbst an die i meisten Fällen die schriftliche Urkunde fehlt, andre
Freiheiten klammern, die sie im Syllabus von 1864 ver- j Quellen (das Götterbild, der Ahnenschrein, die Maske,
worfen hat. der Zauberstab, das heilige Feuer) zur Deutung und ErBreslau
. M. Schian. ! kenntnis des religiösen Phänomens. Die Kunst ist in der

religiösen Sphäre zwar nicht „sekundär", (z. B. im

nischen Geistes, als relieionsgeschichtl. Phänomen dargest. an Hand
einer Analyse der Farbenholzschnitte des Ukiyo-ve. Mit 16 Abb.
Leipzig: E. Pfeiffer 1929. (13S S.) gr. 8°. = Veröffentlichungen d.
Forschungs-Inst. f. vergleichende Religions-Gesch. an d. Univ. Leipzig.
II. Reihe, H. 9. RM 9—.

Spiegelberg, Friedrich H.: Die Profanisierung des japa- i Buddhismus) weil sie der zeitlich „spätere" Ausdruck

' einer religiösen Vorstellung ist, sie ist aber eben ein
anderer menschlicher „Ausdruck" des religiösen Geistes
im Gegensatz zu dem menschlichen Ausdruck der Rede,
des Wortes. Das Wort ist in den Stiftungsreligionen
(Christentum, Judentum, Jslam, auch im Buddhismus)

Das Buch Spiegelbergs enthält ein Doppeltes: j immer die primäre religionsgeschichtliche Quelle, wäh-

erstens Erörterungen, die Prinzipien der religionswissen- rend die religiöse Welt vor allem des Primitiven durch

schaftlichen Forschung betreffend, und zweitens das j anderes Quellenmaterial, wie oben angegeben, erforscht

eigentliche Thema: die „Profanisierung" des japanischen j werden muß.

Geistes, dargestellt an einem Stück der japanischen | Religion wird definiert als „eine Grundfunktion des

Kunstgeschichte, dem Ukiyo-ye. Das Erste scheint mir j Lebens" ,als „ein Verhältnis des Menschen zu dem, was

das Wesentliche an Spiegelbergs Buche zu sein, das ihn unbedingt angeht, d. h. zu dem was von entschei-

Zweite ist gleichsam nur eine Illustrierung der „prin- dender Bedeutung für die zentrale Haltung seiner Per-

zipiellen" Erörterungen. Die Rezension soll sich vor- l sönlichkeit ist". Inwieweit und ob solche Definitionen

nehmlich mit dem Ersteren befassen, da über das | die Religionswissenschaft fördern, mag der einzelne

Zweite der Historiker der japanischen Kunst kritisch J Theolog für sich entscheiden. Bekannten Vorbildern

zu befinden hat. Ich habe noch im voraus zu bemerken, ; folgend teilt Spiegelberg die Religion in naturhaftbe-

daß der Verfasser bisweilen den Boden strenger wissen- dingte und sozialbedingte Religion,

schaftlicher Forschung verläßt, daß ich mich aber auf 2. Was ist Profanität, bzw. Profanisierung? Pro-

die Kritik unwissenschaftlicher Einzelheiten hier nicht fanität ist „unter anderen möglichen Grundeinstellungen

einlasse. 1 ejne besondere Form der religiösen Entwicklung". Pro-

1. Spiegelberg fordert mit Recht eine „Erweite- fanisierung ist „Abweg", „gehaltlose Weltgebunden-

rung" des religionsgeschichtlichen Quellenmaterials. Das i heit", „Entleerung", „Veräußerlichung". „Profanität

religionsgeschichtliche Quellenmaterial soll alle geisti- I kann inhaltlich ebenso reich sein wie Heiligkeit". Die

gen Äußerungen des Menschen miteinbefassen. „Poli- ! Frage bleibt hier, ob die (Tillichschen) „Kategorien"

tische, naturwissenschaftliche und theologische Speku- Heiligkeit und Profanität genügen, um den Gang der

lationen, Gesetzgebung, Technik, Kunst und Kultus Religionsgeschichte verstehen zu können.

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