Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

1930 Nr. 6

Spalte:

143

Autor/Hrsg.:

Gerber, Rudolf

Titel/Untertitel:

Das Passionsrezitativ bei Heinrich Schütz und seine stilgeschichtlichen Grundlagen 1930

Rezensent:

Kamlah, Wilhelm

Ansicht Scan:

Seite 1

Download Scan:

PDF

143

Theologische Literaturzeitung 1930 Nr. 6.

144

nannten Abschnitt behandelt ein besonderes Kapitel „die
Unterstützung durch freie Kräfte". Der Verf. möge
mich nicht für undankbar halten, wenn ich noch nicht
zufrieden bin. Die Trennung vom seelsorgerlichen Handeln
gegenüber Einzelnen und der Gemeinden mit ihren
Gruppen — von der ä u ßer n Fürsorge und ihren Einzelaufgaben
reißt wieder Zusammengehöriges auseinander
und bringt Wiederholungen (z. B. Vereinsarbeit,
Evangelisation, Volksmission). Mir will es doch am
einfachsten erscheinen, wenn man pflegliches Handeln
nach den Objekten: Gemeinde — und mit oder
ohne ihre Schuld außerhalb der Gemeinden zu Pflegenden
unterschiede. Ich will aber die Schwierigkeit,
die bei jeder Einteilung bleibt, anerkennen. Die Hauptsache
ist jedoch, daß alle wesentlichen Aufgaben und
Tätigkeiten irgendwie und irgendwo zur Geltung kommen
und das ist jetzt auch bei dem Gebiet der Innern
Mission der Fall, soweit das in solchem Grundriß der
ganzen praktischen Theologie möglich ist. Die Fachmänner
der äußern Mission werden ja auch ihre weitergehenden
Ansprüche geltend machen. — Möge das Buch
auch in seiner neuen Form unsern jungen Theologen
nicht nur das Examen erleichtern, sondern sie auch zum
Nachdenken der Probleme anregen. Dazu ist ihnen
reichlich Gelegenheit geboten.

Greifswald. Ed. von der Goltz.

Gerber, Rudolf: Das Passionsrezitativ bei Heinrich Schütz
und seine stilgeschichtlichen Grundlagen. Gütersloh: C.
Bertelsmann 1929. (III, 218 S.) gr. 8°. RM 9.30; Lwd. 11 — .

Nachdem man die Schütz-Passionen bisher oft genug
zum Gegenstand allgemein gehaltener Beurteilung
gemacht hat, werden sie hier einer außerordentlich sorgfältigen
ins Einzelne gehenden Untersuchung unterzogen
. Der „Bruch mit der Tradition", den das Rezitativ
dieser Passionen bedeutet, wird anschaulich gemacht auf

dem Hintergrund der Vorgeschichte; das Urteil der j-- —

Brüder Spitta über die Markus-Passion wird von den SOEBEN ERSCHIEN:

Rezitativen her bestätigt; die Erörterungen über den

Chorälen Teil der drei übrigen Passionen lassen hinein- | jq KrcHlkltGlt

sehen in das liebevolle Arbeiten des Komponisten mit j .

seinem bewußt beschränkten Material und zeigen die j |ITI IMQUBYl TeStaiTient.

Spuren sowohl des alten Passionstons wie der neuen ! Eine religions- und medizingeschichtliche Untersuchung.

italienischen Monodie. In der Deutung der Einzelheiten y _ Fripdrirh Fpnnpr

hat der Verf. zuweilen mehr hinein- als herausgehört. rV,on(. , ™ea"C* Pen"er' ,Pfarrer am

Das führt ihn ZU Entstellungen im letzten Abschnitt j Chante-Krankenhaus der Un.vera.tat Berhn.

über „Die dramatische Situations- und Charakterschilde- j 116 Seiten. 8. LntersuchunRen «um Neuen Testa-

rung"! Mit seiner psychologischen Deutung der han- ment- Herausgeber: H. W .„ d. s ch 18. Heft,

delnden Personen verläßt er nicht allein den Boden des ! D.ie^rbe,i! st em 7er8Juch'1 d" nt:.Aussagen über

eindeutig Erkennbaren, _er schiebt dem Komponisten Z£^?Z!!2tt1Z££SA^

behandeln. Nach einer grundsätzlichen Klärung der
Frage, wie weit diese Aussagen für den Historiker
verwertbar erscheinen, werden zunächst die ntl. Anschauungen
über die Entstehung der Krankheit erörtert
, darauf wird das gesamte Material der Krankheitsfälle
im N. T. in kritischer Beleuchtung und
medizinischer Beurteilung vorgelegt und schließlich
eine Darstellung der ntl. Anschauungen über die Heilung
der Krankeit mit medizinischer Bewertung gegeben
. Das Ergebnis der Untersuchung ist, daß die
scheinbar so verschiedenen Krankheitsformen des
N.T. auf eine gemeinsame pathologische Grundlage
zurückgehen dürften, die wiederum in den zeitgeschichtlichen
Verhältnissen des Urchristentums ihre
Erklärung findet und deren Heilungsmöglichkeit in
der im N.T. geschilderten Weise den medizinischen
Erfahrungen aller Zeiten bis in die Gegenwart hinein,
entspricht. Ein Exkurs über Lukas den Arzt ist der
Arbeit beigegeben.

Preis brosch. RM 9.— ; geb. RM 11.40-

Franz Joseph Dölger

Universitätsprofessor in Bonn

Antike

und Christentum

Kultur- und religionsgeschichtliche
Studien

Erscheint vierteljährlich. Preis eines
Heftes bei Dauerbezug RM 3,75,
Einzelpreis RM 5,00

Bd. I (1929) 367 S„ 16 Tafeln
. Gebunden RM 17,50

„Antike und Christentum" ist Dölgers
Arbeitsgebiet, auf dem er unter den
kathol. Gelehrten wohl an erster Stelle
steht. Um den Nebenfrüchten seiner
weitgedehnten Studien ein Sammelbecken
zu schaffen, hat Dölger dieses
neue Unternehmen eingeleitet. Dölger
erweitert die Kirchengeschichte des
Altertums, die bisher allzu einseitig
Missions- und Dogmengeschichte gewesen
ist, zu einer allgemeinen Geschichte
altchristlichen Lebens, wie
es in Kampf und Ausgleich mit der
hellenistisch - römischen Kulturwelt
sich entfaltet hat.

Literarischer Handweiser, 1928/29,
Heft 11

Durch den Buchhandel

Verlag Aschendorff, Münster (Westf.)

dabei vor allem ein „Gestaltungs"-Interesse zu, das
dieser gar nicht kennt. Hier macht sich die schiefe
Perspektive geltend, in die der Verf. seinen Gegenstand
hineinzieht. Er sieht bei Schütz das „Vermögen, der
menschlichen Seele bis auf den Grund zu schauen,
ihre Strebungen und Leidenschaften so wie sie sind
künstlerisch zu gestalten" (S. 216), und übersieht damit
, daß Schütz nicht einen Ausschnitt von „Leben"
überhaupt, sondern „Das Leiden unsers Herren Jesu
Christi" zeigen will, daß es sich hier nicht um das
Reden eines Künstlers aus eigener Vollmacht, sondern
um das Weitergeben kirchlicher Predigt handelt. Die
„Charaktere" interessieren den Komponisten nur, sofern
sie in dieser Leidensgeschichte eine Rolle spielen, nicht
aber sofern in ihnen „die menschliche Seele" offenbar
werden könnte. Das sollte klar genug sein, auch wenn
wir nicht jene ganz unmißverständlichen Verse hätten,
die Schütz über seine Komposition der „Sieben Worte"
schreibt:

„Lebst du der Welt, so bist du tot
und kränkst Christum mit Schmerzen.

Stirbst aber in seinen Wunden rot, WJL Jtw VERLAG DER J. C. HINRICHS'SCHEN

so lebt er in dein m Herzen BUCHHANDLUNG IN LEIPZIG C1

Gottingen. Willi. Kam lall. 1 _

Gleichzeitig mit dieser Nummer wird das IV. Heft des Bibliographischen Beiblattes, dem Titel, Inhaltsübersicht, Register und Verzeichnis

der Zeitschriftnn beigegeben sind, an die Abonnenten versandt.
Die nächste Nummer der ThLZ erscheint am 29. März 1930.

Verantwortlich: Prof. D. E. Hirsch in Göttingen, Hainholzweg 62.
Verlag der J. C. Hinrichs'schen Buchhandlung in Leipzig Cl, Scherlstraße (frühere Blumengasse) 2. — Druckerei Bauer in Marburg.