Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

1930 Nr. 5

Spalte:

99-100

Autor/Hrsg.:

Mensching, Gustav

Titel/Untertitel:

Buddhistische Symbolik 1930

Rezensent:

Glasenapp, Helmuth

Ansicht Scan:

Seite 1

Download Scan:

PDF

99

Theologische Literaturzeitung 1930 Nr. 5.

100

stätigt, daß . . .". Hier verrät sich die Einsicht, daß
auch von demjenigen, der sich über die Psychologie der
Primitiven, andere unterrichtend, auslassen will, füglich
zu verlangen wäre, daß er „direkten Zugang zu den
Quellen" hat. Einige persönliche Berührungen mit Vertretern
der primitiven Völkerwelt, wie sie einem bei uns
in Deutschland gelegentlich zu teil werden mögen, sind
ja nun freilich eine etwas sehr schmale Unterlage. Wäre
es nicht geraten, Arbeiten der Art, wie Pascher in der
vorliegenden Untersuchung wieder eine angefaßt hat,
Forschern zu überlassen, die Primitive aus eigener langjähriger
genauester Bekanntschaft heraus einigermaßen
zu durchschauen oder sich in sie einzufühlen vermögen?
Solche gibt es ja doch, und unter ihnen auch solche, die
außerdem noch über das verfügen, was D. Pascher
z. B. an Qualifikation für Inangriffnahme seiner Studie
zu besitzen sich rühmen kann und ohne das es ja
ganz gewiß auch wieder nicht geht.

Notiert seien zuletzt noch einige kleine Versehen. S. 7: lies
Chantepie statt Chantepie. Ebd.: das Werk von Anwander ist betitelt
„Die Religionen (nicht: Die Religion) der Menschheit". S. 7: Der
1. Band von Pinard de la Boullaye's Werk L'etude comparee des reli-
gions ist 1922 erschienen (nicht 1925). S. 5, Z. 21: lies aufgehäuften.
S. 7: Hier stimmt bei Anm. 7 etwas nicht. Ebd.: „Weiter heißt es,
daß .... und fährt fort: „. . . ." (!) Auf der gleichen Seite vermisse
ich die genaue Herkunft und Angabe der zitierten Tylorsätze. Das
Zitat S. 7/8 ist kaum ganz in Ordnung. S. 10, Z. 9: lies froin the
savage point of view. S. 55: Vor31) fehlen die Schlußanführungszeichen
. S. 84, Z. 23'24 ist abgeteilt: Agnish-toma. S. 95; Z. 13 lies
„spiritual beings" (statt being). S. 105, Z. 9 v. u.: korrigiere develope-
ment in development.

Leipzig. H. Haas.

Mensching, Gustav: Buddhistische Symbolik. Mit 68 Taf.
Gotha: L.Klotz 1929. (VII, 52 u. 68 Taf.) 4°. RM"l8 —.

Mensching will in dem vorliegenden Buche „an
Hand möglichst eindrucksvollen Bildmaterials die religiöse
Symbolsprache des Buddhismus nach dem gegenwärtigen
Stande der Forschung darstellen", um so „die
Beseeltheit der konkreten Kunstformen durch religiöse
Ideen zu zeigen". Das Bildmaterial, das zum großen
Teil Aufnahmen eines Onkels des Verfassers, des Ministerialrats
Dr. Schubart, entstammt, berücksichtigt in
erster Linie den chinesischen Buddhismus; zur Ergänzung
sind tibetanische, javanische, sowie ein paar bekannte
vorder- und hinterindische Stücke hinzugefügt
worden. Einige der reproduzierten Photographien stellen
eine wertvolle Bereicherung des in Druckwerken vorliegenden
Materials dar, manche wären, da unscharf
oder bereits häufig wiedergegeben, besser fortgeblieben
oder durch andere Stücke ersetzt worden. Wenn schon
die Absicht bestand, nicht nur den chinesischen, sondern
die verschiedensten Formen des Buddhismus heranzuziehen
, so hätte es sich verlohnt, auch den Buddhismus
Ceylons und Japans zu berücksichtigen. Ersterer hätte
den Reliquiendienst, letzterer — ich denke besonders an
das ausgebildete Ritual der Shingon-Lehre — die allgemeine
Kultsymbolik in wertvoller Weise illustrieren
helfen können. Die hier angewandte Methode, die Bilder
nicht zu beschriften, sondern nur zu numerieren und
dann in einem Verzeichnis (leider vielfach ohne Angabe
der Herkunft) aufzuzählen, scheint mir nicht nachahmenswert
zu sein.

Der Textteil sucht, zumeist — was rühmend anerkannt
sei — in enger Beziehung zu den Bildern, Wesen
und Ausdrucksformen der buddhistischen Symbolik zu
beleuchten. Nach einer historischen Einleitung wird von
den Symbolen der Lehre, von den Attributen der
Buddhas, von den Altargeräten, von der Symbolik des
Tempelbaus und schließlich von der Tiersymbolik gehandelt
. Mit Fleiß ist alles zusammengetragen worden,
was sich in den bekanntesten Werken über den ältesten
Buddhismus und den heutigen Buddhismus in Ost- und
Mittelasien findet; die für die Symbolik des Mahäyäna
aufschlußreichen Werke des dazwischen liegenden Jahrtausends
haben hingegen keine Berücksichtigung gefunden
, obwohl eine Reihe von ihnen in Übersetzungen
zugänglich sind; es ist damit also fast so, als wenn in
einem Werk über katholische Symbolik nur das Neue
Testament und andererseits Schriften über Religion und
Kunst im heutigen Europa zugrundegelegt würden. Am
wertvollsten sind die philosophischen Erörterungen über
das Wesen des Symbols (S. 6 ff.); hier wäre es von
Nutzen gewesen, zu hören, wie sich die Buddhisten
selbst theoretisch zur Frage des Symbols gestellt haben
und auf welche Weise sie die Verehrung von Kultobjekten
mit der Lehre des Buddha philosophisch zu vereinigen
bestrebt gewesen sind. Hier hätten Milindapanha (ed.
Trenckner) p. 95 ff. sowie manche Bemerkungen in
La Vallee Poussin's „Etudes et Materiaux" willkommene
Aufklärung geboten.

Der Philologe muß es bedauern, daß in dem vorliegenden
Buche Sanskrit- und Päli-Worte sowie die
verschiedensten Transkriptions-Methoden durcheinandergehen
. Für die Zwecke, die das Buch verfolgt, wäre es
ausreichend gewesen, wenn der Verfasser alle Termini
technici allein in der Sanskritform gegeben hätte und
wenn auf eine Verwendung diakritischer Zeichen überhaupt
verzichtet worden wäre. Störender ist es noch,
daß im ganzen Werk die wichtigen Termini „Hinayäna"
und „Mahäyäna" als Masculina (statt als Neutra) gebraucht
werden; auch sonst werden öfters falsche Artikel
gebraucht: Mudrä (S. 20) ist richtig ein Femininum
, Dighanikäya (S. 36) ein Masculinum! Auf zahlreiche
andere Versehen, die hoffentlich nur Druck- und
Flüchtigkeitsfehler sind, will ich nicht weiter eingehen,
angemerkt sei hier nur, daß der S. 22 erwähnte Bodhi-
sattva in Wahrheit Mahästhämapräpta heißt, das S. 49
zitierte Werk Mahänirväna Tantra. Ist mit dem ebenda
genannten Werke „Bhattacharya: The indian Buddhist,
Oxford 1924" dieses Autors „Indian Buddhist Icono-
graphy, Oxford 1924" gemeint? Sie wäre mit Nutzen
herangezogen worden. Der verstorbene Indologe R. O.
Franke und der Sinologe O. Franke sind im Literatur-
I Verzeichnis zu einer Persönlichkeit verschmolzen worden
. Gewiß ist auf derartige Äußerlichkeiten nicht zu
großer Wert zu legen, zumal bei einem Theologen wird
man keine eindringende Kenntnis indischer Sprachen und
Dinge voraussetzen dürfen; immerhin dürfte es sich in
ähnlichen Fällen, wenn sich jemand auf ein ihm ferner
j liegendes Gebiet wagt, doch empfehlen, einen Fachmann
1 beim Lesen der Korrekturen heranzuziehen, zumal bei
! einem Büchlein von nur 52 Seiten. Besser freilich noch
j wäre es, wenn sich unsere Theologen, sofern sie über
den Buddhismus arbeiten wollen, auch etwas mit den
j einschlägigen Sprachen und Literaturen beschäftigen
wollten, hat doch gerade Rudolf Otto, dem das Werk
gewidmet ist, in seinen an diesem Ort mehrfach gewürdigten
Schriften gezeigt, daß sich ein tiefes Verständnis
indischer Sprachen und indischen Geistes sehr wohl
mit einer schöpferischen Behandlung theologischer Probleme
verbinden kann.
Königsberg i. P. H. von Olasenapp.

Mukhopadhyaya, Pramathanath: Introduction to Vedanta
Philosophy. (Sreegopal Basu Mallik Fellowslüp Lectures for 1927).
Calcutta: The Book Company Ltd. (London: Luzac & Co.) 1928.
(VII, 258 U. XXV S.) gr. 8°.

Das vorliegende Werk wurde auf Grund der
„Sreegopal Basu Mallik Fellowship Lectures" bearbeitet
, welche der Verfasser 1927 an der Universität
Calcutta hielt. Ein Resume der zwölf Vorträge, wie sie
ursprünglich frei gehalten wurden, ist nach den Refe-
i raten der Zeitung „Bengalee" im Anhang beigefügt.
! Aufgabe der Vorlesungen war es „to indicate the place
of Vedäntism in the economy of modern Western
Thought and to estimate its value". Mukhopadhyaya
hat diese Aufgabe zu lösen versucht, indem er einerseits
darlegt, daß die verschiedensten naturwissenschaftlichen
Theorien zur Annahme einer letzten Einheit alles Exi-
! stierenden führen, und andererseits die Anschauung