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Ausgabe:

1930

Spalte:

73-75

Autor/Hrsg.:

Norborg, Sv.

Titel/Untertitel:

Kristendommen og religionene 1930

Rezensent:

Geismar, Eduard

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Theologische Literaturzeitung

Begründet von Emil Schürer und Adolf von Harnack
Herausgegeben von Professor D. Emanuel Hirsch unter Mitwirkung von
Prof. D. Dr. G. Hölscher, Prof. D. Hans Lietzmann, Prof. D. Arthur Titius, Prof. D. Dr. G. Wobbermin

Mit Bibliographischem Beiblatt in Vierteljahrsheften, unter Mithilfe von Prof. Lic. K. D. Schmidt, Kiel,
bearb. v. Lic. H. Kittel u. Lic. Dr. Reich, beide in Göttingen.
Jährlich 26 Nrn. — Bezugspreis: halbjährlich RM 22.50. — Verlag: J. C. Hinrichs'sche Buchhandlung, Leipzig.

- - |„u,„ v;_ i Manuskripte und gelehrte Mitteilungen sind ausschließ lic Ii an Professor D.Hirsch in Güttingen, IC Fphrilflr 10311

53. janrg. I>r. 4. Hainholzweg 62, zu senden, Rezensionsexemplare ausschließlich an den Verlag. rcuruar IVOU

Spalte

Norborg: Kristendommen og relig. (Geismar) 73
Troeltsch: Die Absolutheit des Christentums
und die Religionsgeschichte (Schuster) 75
C1 e m e n : Die Religionen der Erde (Hempel) 75
Sevenster: Ethiek en Eschatologie in de

synoptische Evangelien (Windisch).....76

Revue d'histoire ecclesiastique (Köhler) ... 79
B r u n n e r: Probleme der Teleologie bei Mai-
monides, Thomas von Aquin und Spinoza

(Betzendörfer)................81

Hofstaetter u. Schnabel: Grundzüge

der Deutschkunde (Hirsch).........83

G e n n r i c h : Die Christologie Luthers im
Abendmahlsstreit 1524—1529 (Kattenbusch) 83

Spalte

Schornbaum: Aktenstücke zur ersten
Brandcnburgischen Kirchenvisitation 1528
(Bossert)...................86

Gross: Markus Fronius' Leben und Schriften
(Bussmann).................87

Wotschke: August Hermann Franckes
Debora (Nebe)...............87

Wotschke: Von den Bemühungen im 17.
und 18. Jahrhundert, Luthers Briefe zu
sammeln (Volz)...............88

B 1 ü m e 1: Der Kircheninspektor Johann Friedrich
Burg (Lother) .............88

Causse: La Bible de Reuss (Haas) .... 89

Spalte

Baun: Das schwäbische Gemeinschaftsleben
in Bildern u. Beispielen gezeichnet (Bossert) 89

Hartmann: Die evangelische Kirche Schlesiens
(Lother)................89

Schneider: Die Konfessionsschichtung der
Bevölkerung Deutschlands nach den Ergebnissen
der Volkszählung vom 16. Juni
1925 (Mulert)................90

Z a n k o w: Das orthodoxe Christentum des
Ostens (Ders.)................91

S a w i c k i: Lebensanschauungen alter und
neuer Denker (Koch)............93

Berggrav: Der Durchbruch der Religion
im menschlichen Seelenleben (Geismar) . . 94

Norborg, St.: Kristendommen og religionene. Oslo: Lutherstifteisens
Forlag i. Komm. (192S). (IX, 211 S.) gr. 8".

In der Einleitung behandelt der Verf. Problem und
Methode, indem er der Problembehandlung bei Harnack,
Heiler, Seeberg und Troeltsch vorwirft, daß religionsgeschichtliche
und theologisch-normative Gesichtspunkte
unklar in einander geschoben sind.

Der erste Teil (29—94) ist rein phänomenologisch.
Das religiöse Verhältnis ist für den Religiösen ein Glaubensverhältnis
zu einer heiligen, übersinnlichen Wirklichkeit
, die prinzipiell irrational ist. Somit gehört
Offenbarung notwendig mit zum Begriff der Religion.
Der Zweck des religiösen Verhältnisses ist Leben. Religion
ist ein Totalitätsverhältnis, das in den höheren
Religionen neues Leben mitteilt und so Erlösung gibt.

der Unterschied wahr—falsch kann nicht aus der Religionsgeschichte
abgeleitet werden, und die endgiltige
Mittlerstellung Jesu Christi kann die Religionsgeschichte
nicht anerkennen. Anstatt dieser religionsgeschichtlichen
Betrachtung stellt der Verf. die Frage, wo das Religionsideal
verwirklicht ist, und führt den Begriff der Ente-
lechie ein. Aber diese Frage kann nicht beantwortet
werden ohne Rücksicht auf die persönliche Entscheidung
, daß die christliche Wertung der Persönlichkeit
zu dem Unveräußerlichen, Normativen in der Religion
gehört. Durch diese Entscheidung wird die Religion
ein zentrales Verhältnis, das die Persönlichkeit vom
Grund aus bestimmt, und Offenbarung im prägnanten
Sinne wird notwendig, so wie ein transzendent-persönlicher
Gottesbegriff. Diese Behauptungen werden nun

In diesem Zusammenhang werden die Begriffe des unter Auseinandersetzung mit der Mystik weiter entOpfers
und der Schuld und des Mittlers erörtert. Rein 1 wickelt. Somit hat dieser zweite Teil bewiesen, daß das
geschichtlich ist nun zu konstatieren, daß es zwei ver- Christentum die einzig mögliche Entelechie der Reli-
schiedene Arten von Erlösung gibt, die mystische, per- j gionsgeschichte ist, aber dieser Beweis ruht wie alles

sönlichkeitsauflösende und die persönlichkeitsbestäti-
gende. Die Begriffe des Opfers, der Schuld und des
Mittlers werden in den beiden Typen verschieden auf-

religions-philosophische Denken auf einer persönlichen
Wahl. Außerdem ist der Begriff der Entelechie nicht
genügend dem Anspruch des Christentums gegenüber,

gefaßt, und das Verhältnis zur Geschichte ist ver- die absolute Wahrheit zu enthalten. Den Immanenzcha-

schieden. Das Christentum wird nun besonders mit dem rakter hat das Wort Entelechie schon durch seinen

Buddhismus und dem Muhammedanismus verglichen, | aristotelischen Ursprung. „Axiologie entscheidet nie On-

und es wird namentlich hervorgehoben, daß das Chri- i tologie." Hier ist die Grenze der religions-philosophi-

stentum durch das Verhältnis zu dem geschichtlichen 1 sehen Betrachtung.

Jesus Christus eine Möglichkeit der Selbstreformation Es liegt auf der Hand, daß die Darstellung mit ei-

oesitzt. Endlich wird erörtert, wie die Gesetzesreligion, , nem dritten, systematischen theoloo-ischen Teil enden

wenn sie tief aufgefaßt wird, durch ihre innere Proble- | muß (S. 137—209). Aber dieser letzte Teil wird sicherden

matiK zu Jesus Christus führt. Als das eigentümlichste I meisten Lesern eine Enttäuschung sein. Selbstverständ-

erikofUS h .stus> rein phänomenologisch, wird sein lieh meine ich nicht, daß der Verf. die ganze bisherige Dar-

belbstbev.umsein hervorgehoben, und das christliche Be- ; Stellung hätte desavouieren sollen, indem er doch eine

wußtsein on. Sunde und Gnade wird mit der heid- j Art von Beweis für das Christentum zu Wege brachte,

nischen Idealitat und religiösen Angst verglichen. Aber er hätte den dritten Teil mehr organisch an die

Der zweite, religionsphilosophische Teil (95—136). zwei ersten sich anschließen lassen können. Indem aber

Polemisch gegen Troeltsch zeigt der Verf., daß die Re- ] der Verf. bei der Fragestellung „wahr—falsch" ange-

ligionsgeschichte keine teleologisch - kausale Entwicke- langt ist, und bewiesen hat, daß diese Frage nur durch

lung mit dem Telos im Christentum darstellt, wenn man
diese Geschichte nicht im Lichte des Christentums sieht

eine persönliche Wahl entschieden werden kann, läßt er
ziemlich unvermittelt die Kirche die entscheidende sozio-

somit den Maßstab der Beurteilung mitbringt. Und logische Instanz sein und führt die verschiedenen dog
wenn man versucht, die Religionsgeschichte als eine
solche Entwickelungsgeschichte mit dem Christentum
als den Höhepunkt aufzufassen, dann wird man die spezifische
Wahrheit des Christentums aufgeben müssen,

matischen Grundbestimmungen an, in einer solchen
Kürze, daß man eine sorgfältige Knüpfung der Fäden
an das Vorhergehende vermißt. Das Prinzip wird sehr
herausfordernd so formuliert: „Entweder kann man die

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