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Ausgabe:

1930 Nr. 3

Spalte:

71

Autor/Hrsg.:

Limburg, Josef

Titel/Untertitel:

Christliche Bildwerke und Tagebuchblätter aus der Schaffenszeit 1930

Rezensent:

Beyer, Hermann Wolfgang

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71

Theologische Literaturzeitung 1930 Nr. 3.

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folge unter das Leid beugen, so daß es ihnen der Weg zu Gott wird.
Die soziale Not der Gegenwart erfüllt den Verf. mit keinem Zorn gegen
die reichen Diener des Mammon. Ja, der Verf. meint, daß die Zeiten
wo die soziale Frage überwältigend war, jetzt vorüber sind. Das merkwürdige
an dem Buche ist, was nicht gesagt wird. J der hebr. Universität Jerusalem.

Ergebnisse der
Sinai-Expedition 1927

Kopenhagen. E. Oeisraar.

Lüttge, D. Willy: Religion und Kunst. Gütersloh: C. Bertelsmann
(1929). (56 S. m. e. Bildn.) 8°. RM 1.50; Partiepreise.

Diese kleine, aber gehaltvolle und von Wehmut um
einen frühvollendeten hochsinnigen Gelehrten (f 6. Juni
1928) verklärte Schrift setzt sich zusammen aus einem
Vorwort von der Hand der Witwe Margarete Lüttge-
Heidelberg (S. 3—4), dem im Mai 1925 vor der Theologischen
Fachschaft in Gießen gehaltenen Vortrag
Willy Lüttge's, dessen Thema dem Büchlein den Titel
gegeben hat (S. 5—31), einem kurzen, von der Gattin
gezeichneten Lebensbild des Verstorbenen (S. 33—48)
und der Trauerrede an der Bahre Willy Lüttges am
9. Juni 1928 von Kirchenrat Prof. D. Otto Frommel
(S. 49—56).

Wenn es die Absicht der Herausgeberin war, den
verblichenen Lebensgefährten dem Gedächtnis seiner
Schüler und Freunde und zugleich dem der Nachwelt in
einer eigenen Schrift zu bewahren, so konnte es zarter
und feinsinniger nicht geschehen, als es hier geschehen
ist, zumal darin nicht bloß über ihn menschlich überaus
anziehend, sondern vor allem auch noch von ihm selbst
geredet wird in dem schönen Vortrag, der, aus dem
Nachlaß veröffentlicht und so zwar nicht sein letztes
Wort, aber doch sein letzter literarischer Gruß, geistvoll,
tief und in edler Sprache jenes große Problem „Religion
und Kunst' behandelt, um welches Willy Lüttges
wissenschaftliches Denken und Forschen in besonderem
Maße sich bemüht hat und dessen Problematik ihm geradezu
das Symbol für die Krisis unserer Kultur gewesen
ist.

Vorangestellt ist dem Büchlein ein Bild des Verstorbenen
nach Photographie, das allen denen, die ihn
im Leben nicht gesehen haben, eine gute Vorstellung
von dem Äußeren seiner eindrucksvollen Persönlichkeit
vermittelt.

Berlin. Georg Stu h Hau th.

Limburg, Josef: Christliche Bildwerke und Tagebuchblätter
aus der Schaffenszeit. Mit 70 Bildtaf. u. zahlr. Abb. im Text.
München : Gesellschaft f. christl. Kunst. (218 S.) 4°. Lwd. RM 15—.
Josef Limburg, ein katholischer Bildhauer, veröffentlicht
Abbildungen von einer Reihe seiner Werke
und Tagebuchblätter. Seine religiösen Plastiken sind
wenig eigenartig in der Formung und wenig inhaltreich
in ihrem Stitnmungsgehalt. Dagegen ist Limburg ein
hoch begabter Porträtkünstler. Seine Büsten sind durchweg
ausgezeichnet: Der originelle, in seiner Wulstigkeit
verhalten gutmütige Kopf Monsignore Wingeraths gelingt
ihm ebenso wie der schmale Aristokratenschädel
des Straßburger Weihbischofs Zorn von Bulach. Die
Päpste Pius X. und Pius XL hat er sehr lebendig nachgebildet
. Am eindrucksvollsten aber sind die vornehmen,
beherrschten Prälatenköpfe der Kardinäle Agliardi und
Ehrle, dessen verehrungswürdige, ebenso willensstarke
wie gütige Persönlichkeit aus Limburgs Büste zum Beschauer
redet. Ein köstliches Stück ist auch die Statuette
des dummen Don Ugo, ein Jugendwerk, das seinem
Schöpfer später einmal Sorgen gemacht hat, weil es an
der Kurie für eine Karrikatur auf den Kardinal Mercier
gehalten wurde.

Der Text erzählt in anspruchsloser Weise von
allerlei Erlebnissen des Künstlers, namentlich in Rom,
dessen kultische Zeremonien anschaulich geschildert
werden. Sitzungen, welche die Päpste gewährten, aber
auch eine Audienz bei Kaiser Wilhelm IL, der bei Limburg
ein Gefallenendenkmal in Auftrag gab, sind sieht- Jl JA/ _ HINRirHS'SCHEM
i,vb m0 WAV1Pn„nL+o Hipser Lehensrresch chte * * VERLAG) DER J. C. nlNKItna otnti»

Herausgegeben von Dr. Friedrich Simon Boden-
heimer u. Dr. Oskar Theodor, beide Jerusalem.

VIII, 143 S. mit 60 Abbild, im Text und auf 24 Taf. 8°.
Die Ergebnisse der Expedition werden hier zum ersten
Male vollständig vorgelegt. Die ersten beiden Abschnitte
enthalten den Reisebericht und die allgemeinen
zoologischen Berichte der beiden Herausgeber
. Der 3. Teil handelt über das Tamariskenmanna
des Sinai, welches das Exkret zweier Cocciden, in geringerem
Maße noch zweier anderer Homopteren ist.
Ein Anhang über die chemische Zusammensetzung des
Tamariskenmannas von A. Fodor und R. Cohn ist beigegeben
. Der letzte Abschnitt enthält Spezialstudien auf
Grund der wissenschaltlichen Ausbeute der Expedition-
Preis brosch. RM 12.—

Theophiius von Antiochien
adversus SVIarcionem

und die anderen theologischen Quellen bei Irenaeus.
Von f Professor D. Dr. Friedrich Loofs, Halle.

XI, 462 S. 8°.

Texte und Untersuchungen zur Geschichte der alt-
christl. Literatur Band 46,2.

Das letzte, nachgelassene Werk des Hallenser Theologen
, seine größte theologische Monographie, eine
Frucht mehrjähriger Arbeit und eigentlich ein Lebenswerk
, da er von seiner ersten Dozententätigkeit an
sich immer eingehend mit Irenaeus beschäftigt hat,
liegt hier vor, von ihm selbst ganz vollendet und
jetzt für den Druck (mit Vorwort und Register) besorgt
von seinem Freunde und Kollegen Johannes
Eick er. In peinlichster und scliarfsinnigster Sorgfalt
und mit Verwertung weitschauender dogmen-
geschichtlicher Beobachtungen sind in Weiterführung
der Untersuchungen v. Harnacks (und Boussets) die
theologischen Quellen, die antiochenischen und die
kleinasiatischen, des Hauptwerkes von Irenaeus klargelegt
, als bedeutendste Theophiius' von Antiochien
Schrift gegen Marcion, und auf diesem Grunde das
Übernommene wie das Eigene in der Theologie des
Kirchenvaters festgestellt.

Preis brosch. RM 36.—

Martin Luther

Der Aufbau seiner Persönlichkeit. Von Privatdozent
Dr. Hermann Wendorf, Leipzig.

VI, 211 S. 8U.

Die nach streng wissenschaftliehen Grundsätzen durchgeführte
Untersuchung gibt eine psychische Analyse
des Mensehen Luther. Denn sein inneres Wesen
versteht man nicht restlos, wenn man ihn nur als
Religionsstifter, als dogmatischen Überwinder der
mittelalterlichen Kirchenlehre und Begründer der
Theologie des Protestantismus auffaßt. Eine Behandlung
der entscheidenden Jahre von 1517—1521 zeigt
das Vorwalten des Irrationalen in der Motivierung
des werdenden Reformators, dabei wird die Bedeutung
seiner eschatologischen Anschauungen als treibende
Kraft für seine Abwendung von Papst und Papstkirche
nachgewiesen. Luthers Glaube ist ein von unendlichen
dynamischen Kräften erfülltes Hingerissensein; keine
ruhige Gottseligkeit, sondern ein unaufhörliche»
Kämpfen und Ringen, das eine ganz neue Auffassung
von der Sünde als der notwendigen Polarität de»
Glaubens zur Folge hat.

Preis etwa RM 10.—; geb. etwa RM 12—.

lieh die Höhepunkte dieser Lebensgeschichte

Greifswald. H. V. Beyer.

BUCHHANDLUNG IN LEIPZIG C 1

Die nächste Nummer der ThLZ erscheint am 15. Februar 1930.

Verantwortlich: Prof.D. E. Hirsch in Göttingen, Hainholzweg 62.
Verlag der J. C. Hinrichs'schen Buchhandlung in Leipzig C 1, Scherlstraße (frühere Blumengasse) 2. - Druckerei Bauer in Marburg.