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Ausgabe:

1930 Nr. 22

Spalte:

518

Autor/Hrsg.:

Salvatorelli, Luigi

Titel/Untertitel:

S. Francesco e Frate Elia 1930

Rezensent:

Lempp, Eduard

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517

Theologische Literaturzeitung 1930 Nr. 22.

518

darum kann man auch, mag man sonst zu so kostspieligen
Reproduktionen wie der hier angezeigten
stehen, wie man will, ihr Erscheinen nur mit lebhafter
Freude und wärmstem Dank an alle, die es ermöglichten,
begrüßen.

Tübingen.__Karl Heinrich Rengstorf.

Kriedte, Horst: Deutsche Bibelfragmente in Prosa des XII.
Jahrhunderts. Halle a. S.: M. Niemeyer 1930. (167 S.) gr. 8°.

RM 10—.

Zweidrittel des Buches nimmt der Abdruck der
Fragmente ein, und zwar handelt es sich 1. um in Wien
und München aufbewahrte umfangreiche Bruchstücke
der gleichen Evangelienhandschrift (I: S. 64—123) und
2. um Reste von sieben verschiedenen Psalmenversionen
(II—VIII: S. 124—167), die durchweg so wenig umfangreich
sind, daß sich nur in einem Falle (zwischen
II und IV) überhaupt Parallelstellen darbieten. Alle
diese Texte sind bereits publiziert, gleichwohl ist die Zusammenfassung
in bequemem Neudruck dankenswert.
Kr. hat dafür, überall wo sie auffindbar waren, die
Originalblätter herangezogen, und man wird sich auf
seine Ausgabe verlassen dürfen. Auch was S. 11—63
zur Überlieferung, Zeit- und Heimatsbestimmung der
einzelnen Denkmäler vorgetragen wird, ist durchweg
ernsthaft erwogen und im Einzelnen so gut begründet,
wie man es von einem Anfänger erwarten kann: auf
einem Gebiete von dessen Schwierigkeiten viele Leser
dieser Zeitschrift aus dem Werke von Wilh. Walther
über die deutsche Bibelübersetzung des Mittelalters eine
Vorstellung gewonnen haben mögen, freilich auch nicht
viel mehr, denn man muß Kr. leider beistimmen, wenn
er dies unendlich mühsame Opus doch ,letzten Endes
unbefriedigend' nennt.

Die Einleitung' (S. 3—9) faßt die Ergebnisse zusammen
: daß sie etwas mager erscheinen, ist nicht die
Schuld des Verfassers. In mehreren Fällen hat dieser
gegenüber den früheren Herausgebern feststellen können
, daß wir es mit Abschriften älterer Vorlagen zu tun
haben. Die wahrscheinlich aus Schwaben stammenden
Evangelien (I), die als tüchtige literarische Leistung gewürdigt
werden, lassen weder rückwärts noch vorwärts
Beziehungen zur Übersetzungsliteratur erkennen. Bei den
Psalmenversionen, von denen nur eine über das Interlineare
hinausgreift (die der Schleizer Fragmente, VIII),
glaubt Kr. zwei Stränge der Tradition unterscheiden zu
können: der stärkere, süddeutsche, weist auf Notker III.
von St. Gallen zurück, der schwächere norddeutsche (II
u. VIII) läßt Beziehungen zu einer neuerdings aufgefundenen
altsächsischen Interlinearversion durchscheinen.

Daß es sich bei den bisher bekannt gewordenen
Bibelfragmenten der mittelhochdeutschen Frühzeit immer
um Evangelien und Psalmen handelt, darf nicht wundernehmen
und wird sich auch bei weiteren Funden
kaum ändern. Die Nachwirkung des Notkerpsalters
in immer dünneren Fäden, bis auf Luther zu verfolgen,
bleibt noch immer eine Aufgabe, freilich keine leichte.
Für das Neue Testament hingegen liegt die Sache einfacher
, zumal hier Anton Schönbach gut vorgearbeitet
hat: hier gilt es durch sorgfältige Ausziehung und Ver-
gleichung aller in den (jetzt bequem zugänglichen)
deutschen Predigtsammlungen des 12. Jahrhunderts enthaltenen
Bibelstellen zu ermitteln, ob in dieser Zeit
eine einigermaßen feste deutsche Tradition für die Peri-
kopen bestanden hat.
Göttingen.__Edward Schröder.

Boehmer, Heinrich f: Analekten zur Geschichte des Fran-
ciscus von Assisi. 2. Aufl., durchges. v. Fr. Wiegand. Tübingen:
J. C. B. Mohr 1930. (XII, 75 S.) gr. 8°. = Sammig. ausgew. kirchen- u.
dogmengeschichtl.Quellenschriften,hrsg. v. G.Krüger, N.F.4. RM3.40.
Das „für Seminarübungen berechnete Studentenbuch
" ist die unveränderte, nur mit einem Literaturverzeichnis
bereicherte Neuauflage des im Jahr 1904 erschienenen
und in dieser Zeitschrift (1904 Nr. 26 S.
710 f.) von mir besprochenen kleineren Buches. Man
kann fragen, ob es von Wiegand, der die Neuauflage besorgt
hat, wohlgetan war, alles was seither über diesen
' Stoff veröffentlicht wurde, zu übergehen mit der Be-
; hauptung, Boehmers Urteile werden vorläufig und vielleicht
noch für lange in Geltung bleiben. Ich könnte
jedenfalls das, was ich damals geschrieben habe, nur
I wiederholen, und ich halte daher diese Neuauflage
, der kleinen ohne Neuauflage und Neubearbeitung der
I größeren Ausgabe gerade für Studenten nicht für glück-
; lieh, ja da und dort, namentlich in der Einleitung, für
irreführend.

Stuttgart._Ed. Lempp.

Salvatorelli, Luigi: S. Francesco e Frate Elia. Nota su
alcuni nuovi documenti intorno a frate Elia. (S. 39—60) gr. 8°. =
Estratto da „Ricerche Religiöse", Vol. VI, Nr. 1.

S. will in diesem Aufsatz ein neues Licht über die
immer noch geheimnisvolle Person des Elias von Cor-
tona verbreiten, besonders über die Gründe seines Sturzes
. Nicht der Streit über die strengere oder laxere
Auslegung der Regel, über die herbere oder mildere Befolgung
der Armut sei die Ursache seines Falles gewesen
, sondern vielmehr das, daß er die Masse der
Laien im Orden bevorzugte und auf sie sich stützte. Das
habe den Aufstand der Aristokratie, der Kleriker und
Doktoren, gegen ihn hervorgerufen und seinen Sturz
verursacht. Daran ist jedenfalls viel Wahres und ich
habe das, gestützt namentlich auf Salimbenes über de
praelato, in meiner Studie über Elias (Collection
d'etudes t. III S. 114 ff.) auch hervorgehoben. Daß
daneben die Empörung über das tyrannische Regiment
des Elias mitgewirkt hat, leugnet auch S. nicht, wie er
auch, gewiß richtig, darauf hinweist, daß Elias mit
dieser demokratischen und laienfreundlichen Haltung
eine Seite des Wesens und Willens des Ordensstifters
vertreten hat.

Zum Schluß wird noch ein neugefundenes Dokument
aus dem Jahr 1245 besprochen, aus welchem zu
ersehen ist, wie Elias damals die Stadt Assisi auf die
Seite des Kaisers zu ziehen versucht hat.

Stuttgart. _Ed. Lempp.

Zwingliana, Mitteilungen z. Gesch. Zwingiis u. d. Reformation.

1.930, Nr. 1 (V. Bd., S. 81-136). Zürich: Berichthaus. gr. 8°.
W. Köhler gibt S. 81—102 seinen Vortrag vom
13. Sept. 1929 über das Religionsgespräch zu Marburg
i 1529, der in erweiterter Form und mit zahlreichen An-
I merkungen versehen in der Sammlung gemeinverständlicher
Vorträge und Schriften aus dem Gebiet der Theologie
und Religionsgeschichte bei Mohr-Siebeck in Tübingen
erschienen ist, in der vorliegenden Gestalt die
Flüssigkeit des Vortrags vergegenwärtigt und die
Meisterhaftigkeit zeigt, mit der vor einem großen Zuhörerkreis
die schwierigen Probleme der reformatorischen
Abendmahlslehren klar und kurz entwickelt wurden
. L. von Muralt bringt seinen Aufsatz über Jörg
i Berger zum Abschluß. Die Bauernunruhen und die
; Umtriebe der Wiedertäufer zwingen den pünktlichen und
j gewissenhaften Beamten zu wohlüberlegten strengen
! Maßnahmen; die Regierung schenkt seinem Rat trotz
vieler Anfeindung unerschütterliches Vertrauen, das ihn
: nach Ablauf seiner 15jährigen Dienstzeit als Landvogt
in den kleinen Rat, zum Heerführer im ersten Kappeler
Krieg und zum Leiter der Finanzen Zürichs beruft.
| Der Reformation nicht abhold wahrt der charaktervolle
| Mann seine politische Überzeugung auch gegenüber
I Zwingiis weitausschauenden Plänen. A. Büchi, der
Herausgeber der Korrespondenz des Kardinals Schiner,
kann den in Zwingiis Briefwechsel 1, 164 als nicht
weiter bekannten Thomas N. mit dem Parteigänger und
Vertrauten Schiners, Thomas Trübmann von Zermatt,
Pfarrer in Emen, identifizieren. W. Hugelshoferbe-
I spricht ein Porträt des Petrus Martyr Vermigli, den
der Züricher Maler Hans Asper als abgeklärten Ge-
j lehrten in seinen letzten Lebensjahren schildert, ohne
daß in seinen Zügen Spuren seines vielbewegten Wanderlebens
zu entdecken wären.
Horb._ _ G. Bossert.