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Ausgabe:

1930 Nr. 20

Spalte:

462-464

Autor/Hrsg.:

Elliger, Karl

Titel/Untertitel:

Die Einheit des Tritojesaia (Jesaia 56 - 66) 1930

Rezensent:

Rudolph, Wilhelm

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Theologische Literaturzeitung 1930 Nr. 20.

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Witte, Prof. D. Dr. J.: Das Jenseits im Glauben der Völker. daß neben § 6d5 nun die Regel von § 13g in diesen Fällen nicht
Leipzig: Quelle & Meyer 1929. (124 S.) kl. 8°. = Wissenschaft u. stimmt. Mißverständlich ist die Umschreibung der spirantisch geBildung
, 257. geb. RM 1.80. , sprochenen Mutae durch bh, gh usw.
Der Schriftenreihe „Wissenschaft und Bildung" zugehörig, will auch ! 3- Das Buch des Verfassers der hebräischen Unterrichtsbriefe nach
dies Bändchen nicht die Forschung fördern, sondern eine möglichst zu- der Methode Toussaint - Langenscheidt (s. hier 1924 Sp. 532) bekennt
verlässige gemeinverständliche Darstellung des Gegenstandes geben. ! slcn zum „Arbeitsunterncht" und „will den Beweis liefern, daß
Dabei beschränkt sich der Vf. auf den Jenseitsglauben selbst mit Beiseite- ] auch^der hebräische Unterricht im Geist der .Richtlinien' erteilt werden
lassung der mancherlei Totengebräuche, soweit ihre Berücksichtigung I kann . Es „wendet sich von Anfang an nicht nur an das Gedächtnis,
nicht zur Illustration des dahinter stehenden Glaubens unentbehrlich ist. j sondern auch an den Verstand der Schüler, scheidet überall genau

Zur Darstellung kommen der Jenseitsglaube der Primitiven, der Germanen,
der Griechen (auch Plato) und Römer, Ägypter, der Babylonier und
Assyrer, Perser, Chinesen (Konfutius und Laotse), Inder (Vedenzeit,
Brahmanismus, Samkhya, Bhagavadgita, Jainismus, Hinduismus), des
Buddhismus, Islam, des Judentums und Christentums. Bei der Darstellung
des primitiven Jenseitsglaubens wäre eine stärkere Bemühung
um psychologische Nahebringung erwünscht; auch das eigenartige sich
Durcheinanderwirren und Ineinanderübergehen verschieden gearteter Vorstellungen
z. B. dessen, was das Leben macht, und des Menschen als
eines lebendigen Ich ließe sich deutlicher herausheben. Bei dem Abschnitt
über die Lehre der Bhagavadgita entsteht der Anschein, als sei
die Yoga-Praxis eine Besonderheit dieser Dichtung; das soz. Synkretisti-
sche derselben tritt nicht heraus. Buddhismus und Islam werden erfreulicherweise
nicht irgendwie in malam partem gezeichnet. Besonders
geglückt erscheint mir die Verständlichmachung des ursprünglichen
Buddhismus. Das unvermeidlich Mißliche einer jeden solchen kurzen
Darstellung tritt für den theologischen Leser verständlicherweise beim
christlichen Jenseitsglauben am deutlichsten in die Erscheinung. Vom
Ganzen aber kann gesagt werden: wer nicht als Fachmann eine kurze
religionsgeschichtliche Orientierung über den Gegenstand sucht, dem
wird hier in kurzen und klaren Einzelbildern eine zuverlässige Auskunft
gegeben. : Fries, Pastor Dr. Nicolaus: Hebräisches Wörterbuch zum

H h t Th. Steinmann. Dodekapropheton. Gießen: A. Töpelmann 1930. (VII, 48 S.)

nc _.___ j 8°. = Einzelwörterbücher z. A. T., 5. H. RM 2—.

Das Heft entspricht in der Anlage den früher erschienenen und
hier 1925 Sp. 389 f., 1927 Sp. 76 f. und 318 angezeigten Heften. In
der Angabe von Konjekturen und Literaturverweisen legt es sich größte
Zurückhaltung auf, indem Bekanntschaft mit Kittels Biblia Hebraica

zwischen dem einfach als Tatsache zu Lernenden und dem auf bereits
bekannte Tatsachen Zurückführbaren und ist insbesondere bestrebt, die
sogenannten Unregelmäßigkeiten der Formenbildung durch den Hinweis
auf feststehende Tatsachen der historischen Grammatik und auf die
für das klassische Hebräisch geltenden Lautgesetze zu erklären". Ist
das alles so neu ? — In der Formenlehre sind Nomen und starkes Verb
vorausgenommen; es folgen die laryngalhaltigen Wörter, und zwar
Nomina und Verben zusammen, dabei auch die anschließend die

Zahlwörter; dann die Verben und Nomina mit Halbvokal, Tl" -<"s,
■""V, l"2 und y"j>. Auf die Satzlehre und unpunktierte Texte zur Wiederholung
folgt ein Abschnitt über die Metrik und einer über die
Stellung des Hebräischen im Kreis der anderen semitischen Sprachen.
Deutsch-hebräische Übungsstücken fehlen. Die hebräischen Beispielsätze
sind direkt den Texten entnommen; Umschrift und Übersetzung sind
ihnen beigegeben. Sind die 8 Seiten Beispielsätze S. 59 ff., es sind
gerade 66 Bibelverse, zum Einüben des starken Verbs wirklich ausreichend?
— Dem Verfasser darf man gewiß zutrauen, daß er mit seiner Methode
auch zum Ziele kommt; wie andere mit seinem Buche fahren, muß die
Erfahrung lehren.

Basel. w. Baumgartner.

1 Bursztyn, Israel: Vollständige Grammatik der alt- u.
neuhebräischen Sprache. Wien: Gerold & Co. 1929. (X, 334 S.)
gr. 8°. RM 15—.

2 Strack, Prof. D. Dr. Hermann L.: Hebräische Grammatik

mit Übungsbuch. 14. Aufl. neubearb. v. Lic. Alfred Jepsen. München: j vorausgesetzt wird. Elementarsten Bedürfnissen wird es genügen. Eine

C. H. Beck 1930. (XV, 242 S.) 8°. = Clavis Linguarum Semiticarum

pars I. geb. RM 7—.

3. Willing, Prof. Dr. Karl: Methodische Schulgrammatik der

hebräischen Sprache. Frankfurt a. M.: M. Diesterweg 1929.

(VIII, 207 S.) 8°. RM 5.80.

1. Ursprünglich als rein wissenschaftliches Werk gedacht, wurde
Bursztyns Grammatik dann zu praktischen Zwecken umgearbeitet und
der wissenschaftliche Apparat mußte wegfallen. Der Verf. nimmt aber
immer noch wissenschaftliche Bedeutung für sich in Anspruch, und die

Reihe Stichproben zu Arnos führen zu folgenden Ausstellungen: Bei
TJ>n S. 6 b ist die Änderung zu Am. 9, 10 getreu nach Sellin falsch
vokalisiert; der Hinweis auf Bauer-Leander ist überflüssig. — S. 9 b
fehlt P'^yj 3, 12, das vom Stadtnamen zunächst eben doch unterschieden
und darum für sich aufzuführen ist. — S. 15 b Z. 3 lies (upsarru. —
S. 26 b fehlt zu nco Hi. di aus der Mischna bekannte Bedeutung
„sich hinstrecken" (zu 2,8). — S. 27 a ist für C|D3 wie bei Gesenius
„tropfen, träufeln" statt „triefen" angegeben; es fehlt auch das Hi.
(9, 13), dessen Bedeutung sich keineswegs von selber ergibt. — S. 29 b

Aufzählung der von ihm entdeckten Gesetze und von ihm eingeführten j ste,lt P3 an falscher Stelle. - S. 45 a: Mein ist nicht „Nebenform"
Neuerungen füllt zwei Seiten des Vorwortes. Nähere Bekanntschaft i zu 3^n- "~ Im Eigennamenverzeichnis sollten seltene Ortsnamen wie
dämpft dann freilich bald die hochgespannten Erwartungen des Lesers. 1 u. a. als solche kenntlich gemacht sein.

Dem Mittel- und Südsemitischen wird das Assyrisch-Babylonische als
Nordsemitisch gegenübergestellt (S. lf.). Die neue Deutung der Buchstabennamen
lautet: Alef „Fürst, Mann", Bet „Tochter, Weib, Jungfrau"
(<C bint), Gimel „Heirat oder erwachsener Mann", Dalct „weibliche
Brust" usw. (S. 5 f.)- Zur Erfindung des Alphabets führten Gesellschafts-

Basel. W. Baumgartner.

El liger, Lic. Karl: Die Einheit des Tritojesaia (Jesaia 56-66).
Stuttgart: W. Kohlhammer 1928. (IV, 126 S.) gr. 8*. = Beiträge z.
Wissensch, vom A. u. N. T., 3. F., H. 9. RM 6—

spiele in der Art von Glücksrädern (S. 7). Die Akzente waren ursprüng- . p.. Th n u h m s Haß los ^fi fifi urm An

lieh Musiknoten (S 24). Besonders schlimm sind seine Abiautgesetze I .. ,hle 1 n«se U U n rtl S , aau jes. 50— 66 von cp. 40
(S 31 ff) nicht zum mindesten deshalb, weil er, soviel ich sehe, über- bls 55 abzutrennen sei und einer anderen Hand und
haupt nie mit Analogiebildungen und Übertragungen rechnet und darum , anderen Zeit zugehöre, erfreut sich heute trotz R i d -
überall entsprechende Lautgesetze erfinden muß. So wird "TOip auf ein j derbos, Kön ig und Torrey in der wissenschaft-
samihai zurückgeführt (S. 36), für das Pronomen der ersten Person eine liehen Welt fast allgemeiner Zustimmung. Dagegen
Urform anja, fem. (!) anji angesetzt (S. 40) änöki aus anikü, letztlich ; gehen die Forscher in der zeitlichen Ansetzung dieser
anjiku, oder aus anjaku hergeleitet (S. 40) und malkö aus malkihü Kapitel und in der Frage ihrer literarischen Einheitlich-
(S. 31. 52) usw. Die Pluralendung in ist nicht als aramäisch gekenn- keit noch recht weit auseinander. Der Verfasser der
zeichnet. Aber auch rein darstellend ist das Buch nicht vollständig. , vorliegenden Erstlingsschrift hält mit Duhm an der
So fehlen S. 131 beim Perf. und Impf, cons. die Fälle mit offener ! Einn€it von jeS- 56_6o f t (abD.esehen von einjp-en
Paenutima und Endbetonung wie weh iglet, wajjukal usw. Daß die 7„ .„v . ** ■ „.„ VC "WÄ^„WU . f• .

Ausdehnung auf das NeuheLTscne die Übersichtlichkeit und innere Zusätzen), setzt aber die Entstehungszeit wesentlich
Geschlossenheit stark beeinträchtigt bedarf wohl keiner weiteren Aus- t™.ner an als dieser: es handelt sich nicht um einen

Führung. Weder wissenschaftlichen noch praktischen Ansprüchen vermag
das Buch zu genügen.

2. Stracks beliebtes Buch ist vom neuen Herausgeber stärker be-

Zeitgenossen Maleachis, sondern Haggais und Sachar-
jas, dessen Wirkungszeit in die Zeit vor und
nach der Vollendung des zweiten Tempels (S. 111),
arbeitet worden, aber ohne seinen Charakter'zu'verlieren, daß es „alles J also in das letzte Viertel des 6. Jahrhunderts (S.
enthält, was der Durchschnittstheologe wissen müßte und doch dem | 112) fällt. Die Beweisführung El ligers geht
Anfänger verständlich bleibt" ; was für den einen und den andern be- aber nicht vom historischen Hintergrund aus, der
stimmmt ist, unterscheidet verschiedener Druck. Den neueren Sprach- nun einmal mehrdeutig ist sondern vom stilisti-
wissenschaftlichen Erkenntnissen ist Rechnung getragen, wenn auch be- schen Vergleich der einzelnen Abschnitte, der nir-
greiflicherweise nur weniges unmittelbare Aufnahme finden konnte. Die 1 j Annahme ^Xr-Z-^r Verfasser zvvino-t sondern

hebräischen und deutschen Übungsstücke wurden reduziert; das Verb j AKf" c,. ^ , me.hrer^ V«rtasser ZuWlngt! ,?"dern

ist nun vorausgenommen. Auch die Erläuterungen zu biblischen Texten ' die Abfassung durch eine Hand am wahrscheinlichsten
sind verkürzt. Nach zahlreichen Stichproben zu schließen macht das ! macht. Diesem Hauptabschnitt des Buches ist eine
Buch einen guten Eindruck. § 17 e erscheint mir ungeschickt gefaßt. literarische Analyse von cp. 56—66 vorausgeschickt,
Daß das „Schewa medium" nicht mehr anerkannt wird, hat zur Folge, ! um die Abgrenzung der einzelnen Stücke zu rechtfer-