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Ausgabe:

1930 Nr. 19

Spalte:

444

Autor/Hrsg.:

Herold, Victor (Hrsg.)

Titel/Untertitel:

Die brandenburgischen Kirchenvisitations-Abschiede und -Register des 16. u. 17. Jahrhunderts. Bd. 1: Die Prignitz. H. 6 1930

Rezensent:

Peper, H.

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443

Theologische Literaturzeitung 1930 Nr. 19.

444

eine Anklage gegen seinen Bischof erhoben habe, also
durch einen „qualifizierten Meineid" retten konnte, und
Cyrill führte ihn dann in seinem Apologeticus sogar als
Leidensgenossen im Verleumdetwerden ein. Daß dem
so sein müsse und wie das alles im Zusammenhang mit
dem Streite zwischen Cyrill und Nestorius vor sich gegangen
sei, legt Schw. im ersten Teil dieser Schrift
(S. 1—21) dar. Nun hat aber dieser „verehrliche Mönch
Viktor" einen ungeschichtlichen Doppelgänger gehabt,
mit dem sich der zweite Teil (S. 21—51) beschäftigt.
In einer in drei koptischen Handschriften überlieferten
Aktensammlung kommt nämlich ebenfalls ein Apa
Viktor, vom Tabennisiotenkloster Pbao, vor, der aber
am Kaiserhof in Konstantinopel nicht gegen, sondern
für seinen Bischof Cyrill tätig ist. Eine sorgfältige
Untersuchung dieser Akten führt Schw. zum Ergebnis,
zu dem schon der verstorbene große russische Kirchenhistoriker
Bolotoff gelangt war, daß das Ganze zwar
eine Erfindung, darin aber echter, jetzt nicht mehr vorhandener
Stoff benutzt sei. So ist er geneigt, auch darin
dem russischen Gelehrten zuzustimmen, daß der Apa
Viktor niemand anderer sei, als der in den griechischen
Akten vorkommende Mönch Viktor, der nun aus einem
Widerruf leistenden Ankläger in einen Verteidiger umgefälscht
wurde. Hingewiesen sei noch auf die ausgezeichneten
Darlegungen über die Haltung Johanns von
Antiochien und die Verzögerung seiner Ankunft in
Ephesus einerseits, das Vorgehen Cyrills und seine Be-

fründung andererseits (S. 40 ff.). Schw. versteht es wie
ein zweiter, die Kirchenpolitik dieser Hierarchen zu
zergliedern und ihre treibenden Kräfte und angestrebten
Ziele bloßzulegen.
München. Hugo Koch.

Abb, Gustav, u. Gottfried Wentz: Das BistunCBrandenburg.

Tl. 1. Berlin: W. de Gruyter & Co. 1929. (XVI, 417 S.) 4°. =
Germania Sacra. Abt. 1, Bd. 1. .-:■'..' ■■•'■'<>.?> •".•< RM 40 — .

Das von der wissenschaftlichen Welt schon lange
ersehnte Unternehmen der Germania sacra ist auf das
Betreiben P. Kehrs begonnen und von ihm organisiert
worden. Der erste Band dieses gewaltigen, ganz
Deutschland umfassenden Werkes ist nunmehr erschienen
. Kehr hat eine Einführung geschrieben, in der
er uns über die Entstehungsgeschichte, die Vorarbeiten,
die angewandte Methode und anderes ausführlich unterrichtet
. Mitten im Weltkrieg sind die ersten Anstalten
für die Organisation und Herausgabe getroffen worden,
auf das lebhafteste unterstützt von Adolf von Harnack,
dem Präsidenten der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft. —
Der vorliegende erste Band ist dem Bistum Brandenburg
gewidmet. Das Hochstift selbst, dann die Stifter
und Klöster der Diözese innerhalb der Kurmark werden
historisch-statistisch dargestellt; ich nenne das Prämon-
stratenserdomkapitel St. Petri auf der Burg Brandenburg
, das Prämonstratenserstift St. Marien auf dem
Harlunger Berge bei Brandenburg, das Domstift zu
Cölln an der Spree, die Zisterzienserklöster Lehnin,
Chorin, Himmelpfort und Ziesar, die Franziskanerklöster
in Berlin, Brandenburg und Angermünde, die
Johanniterkomturei Tempelhof. Die historisch-statistische
Darstellung gliedert sich in folgende Abschnitte:
Quellen und Literatur, Archiv, Bibliothek, Historische
Übersicht, die dem Institut angehörenden Personen, also
Listen der Bischöfe, der Äbte, Prioren usw., der Grundbesitz
, die abhängigen Kirchen, Baugeschichte, Schatz
und Reliquien. Alles, was mehr in die Kunstgeschichte
gehört, ist weniger behandelt worden, und zwar mit
voller Absicht, wie Kehr ausführlich klarlegt. So bietet
der vorliegende Band dem Kirchenhistoriker, dem Heimatgeschichtsforscher
, dem Kulturhistoriker eine Fülle
von wertvollstem Material. Auch die Wirtschaftsgeschichte
wird manche Aufschlüsse erhalten, auch der
Familienforscher sei auf dieses Werk verwiesen.

Bernburg. H. Peper.

Historischer Atlas der Provinz Brandenburg. Hrsg. v. d. Hist.

Kommission f. d. Pr. Brandenburg u. die Reichshauptstadt Berlin.

Reihe 1. (Kirchenkarten) Nr. 1. 1 Dpplbl. u. 1 Erläuterungsheft.

Berlin: D. Reimer in Komm. 1929. (18 S.) RM 7.50.

Das erste Blatt des sehr zu begrüßenden historischen
Kartenwerkes ist eine „Übersichtskarte der kirchlichen
Einteilung der Mark Brandenburg und der angrenzenden
Gebiete". Bearbeitet hat sie Gottfried
Wentz, und zwar im Maßstab 1 :650 000. Sie enthält,
durch Flächenfärbung unterschieden, die Diözesen Brandenburg
, Havelberg, Lebus sowie noch Teile der angrenzenden
Gebiete, so der Diözesen von Schwerin,
Polen, Halberstadt, Verden, Magdeburg und anderer.
Die Karte reicht im Norden zum Teil bis an die Ostsee,
im Osten bis in die Flußgebiete von Oder und Warthe,
im Süden bis in die Lausitz und Anhalt hinein, im
Westen etwa bis Braunschweig. Als Zeitpunkt der zur
Anschauung gebrachten Verhältnisse ist das Jahr 1500
gewählt worden, was im Erläuterungsheft im einzelnen
begründet wird. Die Karte soll veranschaulichen den
Umfang der mittelalterlichen Diözesen und das räumliche
Verhältnis dieser zu den weltlichen und geistlichen
Territorien, dann die Organisation der geistlichen Verwaltung
und die Verteilung der Stifter, Klöster und
Komtureien. Die angewandten Zeichen und die Farben-
gebung sind sehr geschickt und erfüllen in jeder Weise
ihren Zweck. Das Erläuterungsheft setzt zunächst die
Grundsätze der Veröffentlichung auseinander, bringt
dann Literaturangaben und allerhand statistische Verzeichnisse
, die dem Geschichtsforscher sehr willkommen
sind. So finden sich folgende Listen: Propsteien i. J.
1500, vor dem Jahre 1500 erledigte Propsteien, Stifter
und Klöster i. J. 1500 unter Angabe des Ordens, der
Diözese, des Territoriums, des Gründungsjahrs, des
Stifters und kurzer Literaturnachweise. Auch die 1500
bereits untergegangenen Stifter, Klöster, Komtureien und
Mönchshöfe auswärtiger Klöster werden verzeichnet. Da
ein solches Verzeichnis bisher sehr fehlte, so ist die
ebenso mühevolle wie sorgfältige Arbeit des Herausgebers
sehr wertvoll. So ist diese Karte ein nützliches
und zuverlässiges Hilfsmittel für die Landes- und Kirchengeschichte
.

Bernburg. H. Peper.

Die brandenburgischen Kirchenvisitations-Abschiede und
-Register des 16. u. 17. Jahrhunderts. Bd. 1: Die Prignitz.
Hrsg. v. Victor Herold. H. 6: Wilsnack u. Wittstock. Berlin:
Gsellius'sche Bchh. in Komm. 1930. (S. 611—696). gr. 8°. = Veröffentlichungen
d. hist. Kommission f. d. Prov. Brandenburg u. d.
Reichshauptstadt Berlin, 4. RM 3.50.

Wilsnack, die heilige Stadt des Wunderbluts, ist
erst 1548 reformiert worden, und noch in den vierziger
Jahren strömten hier Tausende von Altgläubigen zusammen
. So hat die erste Generalvisitation die Stadt
nicht berührt. Von der Visitation von 1581 fehlt der
Abschied, ist nur das Register erhalten. Vorliegt der
Abschied vom 27. September 1600 und die Register von
1581 und 1600. Im Anhang sind abgedruckt der Rezeß
vom 21. September 1587 und der Kommissionsrezeß
vom 14. Mai 1604. Sie enthalten die Beilegung von
Streitigkeiten zwischen der Stadt und der Familie von
Saldern in Bezug auf kirchliche Rechte und anderes. —
Die Dörfer der Inspektion Wilsnack sind dagegen schon
1542 visitiert worden, und dann 1558, 1581 und 1600.
Die Matrikeln liegen vor.

Auch Wittstock blieb noch so lange katholisch, als
Bischof Busso II. von Alvensleben auf der Burg Hof
hielt, und so ist die Stadt von den ersten Visitationen
nicht berührt worden. Die erste Visitation wurde 1581
vorgenommen, und der Abschied vom 12. September
dieses Jahres liegt vor. Der Abschied von 1600 stimmt
mit dem von 1581 im wesentlichen überein. Register
sind nur von 1600 erhalten. Auch dieser Abschied
stimmt mit dem von Kyritz vielfach wörtlich überein
(Heft 1. Kyritz). Die Dörfer der Inspektion Wittstock