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Ausgabe:

1930 Nr. 18

Spalte:

413

Autor/Hrsg.:

Stonehouse, Ned Bernhard

Titel/Untertitel:

The Apocalypse in the Ancient Church 1930

Rezensent:

Hennecke, Edgar

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413

Theologische Literaturzeitung 1930 Nr. 18.

414

Bänden eine Erklärung der synoptischen Tradition bei
M. und L. vor, die ihre hauptsächliche Aufgabe darin
sieht, in das Verständnis der symbolmotivischen Einkleidung
der Traditionsstoffe einzuführen. Damit hat
er die Aufmerksamkeit weiterer Leserkreise auf einen
charakteristischen Zug der evangelischen Überlieferung
gelenkt, der auch in der wissenschaftlichen Arbeit an
den Evangelien noch nicht so gewürdigt worden ist
wie das der Bedeutung dieses Wesensmerkmals entspricht
. Erst jetzt, nachdem Joachim Jeremias, im Anschluß
an die bahnbrechenden Forschungen von A.
Jeremias, mit seiner Studie über Golgatha (vgl. die Anzeige
in dieser Ztg. 1927 Sp. 128 ff.) den Bann, der
über dem abendländisch mißverstandenen N. T. liegt, gebrochen
hat und neuerdings in der Studie über Jesus als
Weltvollender (Beitr. z. F. christl. Theol. 33, 4) an dem
entscheidenden Glaubensgedanken der neuen Schöpfung
in der Offenbarung des Christus die Prägung der ganzen
Überlieferung durch die symbolischen Motive der
altorientalischen Erlösererwartung nachgewiesen hat, ist
zu hoffen, daß sich ein tieferes Verständnis der Tradition
anbahnen wird.

Die beiden vorliegenden Bände der Evangelienerklärung
von Joh. Jeremias wollen an ihrem Teile helfen
, hier Bahn zu brechen. Ihr Verf. verfügt über umfassende
Kenntnisse auf dem Gebiet der Evangehen-
forschung und über eine große Gabe, auch die schwierigen
Materien in nichttheologischer Sprache zur Darstellung
zu bringen. Die speziellen Probleme der synoptischen
Frage kommen in den ausführlichen Einleitungen
zu den beiden Bänden und in der Einzeldarstellung
hinreichend heraus. Aber der Nachdruck liegt
durchweg auf dem Symbolcharakter des Berichteten.
Wenn es dem gelehrten Verf. gelingen würde, mit seiner
Arbeit am Neuen Testament weit über die theologischen
Kreise hinaus auf die evangelischen Gemeinden zu wirken
, und grade hier die alten, immer wiederholten Einwände
gegen den angeblich geschichtswidrigen Geist
der symbolsprachlichen Forschung an der Bibel zu
widerlegen, so wäre das der schönste Lohn für seine
Mühe.

Jena. W. Staerk.

Stonehouse, Ned Bernhard: The Apocalypse in the Ancient
Church. A study in the history of New Testament Canon. Goes:
Oosterbaan u. Le Cointre, u. Grand Rapides Mich.: W. B. Erdmans
Publ. Co. 1929. (X, 155 S.) 8°. 1 $ 50 c; geb. 2 $.

Die einzigartige Stellung der Offenb. Joh. innerhalb
des (werdenden) N.T.s wird hier an der Hand der altkirchlichen
Zeugen bis zum vierten Jahrhundert sorgfältig
dargelegt. Als Ergebnis stellt sich heraus, daß
zur ^kanonischen Würdigung dieses Buches, das mit
seinem Chiliasmus Anstöße bot, mehr der apostolische
als der prophetische Autoritätsgrund beitrug, aber daneben
überhaupt ein inneres Bedürfnis mitbestimmend
blieb. Sowohl der Chiliasmus wie die durch die mon-
tamsrische Bewegung hervorgerufene Kritik werden genauer
behandelt.

Die auf einer Strecke der Kanonsgeschichte begleitende Petrusapo-
kalygse scheint dem Verf. noch nicht in ihrer vollständigeren Textgestalt
bekannt geworden zu sein ; zu den Zeugnissen Hippolyts darf man noch
das charakteristische Zitat von Offb. Joh. 2,17 in seiner Kirchenordnung
zählen, zu den ägyptischen wohl auch die merkwürdige Erwähnung der
24 Ältesten in der sogen. Apost. Kirchenordnung.

Betheln (Hann.) E. Hennecke.

Bock, Emil, u. Robert Goebel; Die Katakomben. Bilder von
d. Mysterien d. Urchristentums. Stuttgart- Verl. d. Christengemeinschaft
1930. (40 S. u. 52 z. T. färb. Taf.) gr. 8°. RM 5.80.
Aus dem Text dieses Buches kann man nur lernen,
wie sich die heutige „Christengemeinschaft" die alte
Christenheit vorstellt und den eigenen Glauben an die
zentrale Bedeutung des Sakraments und der „geist-leib-
iichen Wandlung" mit archäologischen Zeugnissen zu
stutzen sucht. Für die Sache selbst ist die phantastische
txegese bedeutungslos; sie sucht auch keine Ausein-

: andersetzung mit der Wissenschaft. Erfreulich ist, daß

' eine so reiche Auswahl z. T. sogar farbiger Abbildungen
(wenn auch größtenteils keine Originalaufnahmen) liier
dank eines überraschend niedrigen Preises auch einem
weiteren Publikum zugänglich gemacht wird. Sie betrifft

| neben den Katakomben auch die altchristlichen Sarkophage
; einige ravennatische Kirchenmosaiken sind als
Sakramentsdarstellungen ebenfalls mit aufgenommen.

■ Die Wiedergabe ist meist gut und durchaus zuverlässig.

Leider hat die willkürliche Interpretation aber auch vor
den einfachen Bildbezeichnungen nicht Halt gemacht.

So soll der nimbierte Helios aus Petrus und Marcellinus Christus
repräsentieren; die bekannte, umstrittene „Familiendarstellung" in Priscilla
bezieht sich auf das jenseitige Schicksal der Seele; die Orantenhaltung
ist „Gebärde des Segens oder der Auferstehung" u. a. m. In der Noah-
darstellung aus Domitilla gilt der verzeichnete Deckel der Arche als ein
Flügelpaar; die Kreuzbrötchen auf den Grabplatten (neben den Fischen)
werden „als Sonnenräder mit Kreuzeszeichen" gedeutet, und die Namensbeischrift
„Syntrophion" soll gar so viel wie „die einende Speise" heißen.

Durch solche grobe Irrtümer wird der Wert, den
die Abbildungen gerade für den Laien haben könnten,
leider wieder erheblich herabgesetzt.

| Göttingen. h. von Ca in penhausen.

Heraeus, W.: Silvlae vel potius Aetheriae peregrinatio ad
loca sancta. (Itinerarium Egeriae) 3. Aufl. Heidelberg: C. Winter
1929. (VIII, 52 S.) 8°. = Sammlung vulgärlateinischer Texte, hrsg.
v. W. Heraeus u. H. Morf, 1. H. RM 1.25.

Der Titel dieser Ausgabe der bekannten Wallfahrtsschilderung
müßte jetzt eigentlich lauten: Silviae vel
Aetheriae vel potius Egeriae Peregrinatio. Denn S. VIII
hält der Herausgeber den Namen Egeria namentlich
durch eine Glosse des großen, wohl in Spanien zu-
j sammengestellten „Liber glossarum" für nunmehr gesichert
. Als Abfassungszeit nimmt auch H. das Ende
des 4. Jahrhunderts an. S. VIII sind die von de Bruyne
aus einer Handschrift der Madrider Nationalbibliothek
veröffentlichten Bruchstücke abgedruckt. Vorher sind
die Ausgaben und die Abhandlungen über unsere Schrift
zusammengestellt. Die Aufsätze des verstorbenen Erm-
länder Bischofs A. Bludau sind aber verändert und erweitert
in den ersten Teil seines Buches „Die Pilgerreise
der Aetheria" (Paderborn 1927) aufgenommen
worden (siehe diese Ztg. 1928, Sp. 262 ff.), und der
Name des ebenfalls inzwischen verstorbenen französischen
Theologen lautet „Batiffol", nicht „Battifol",
wie er zumeist und so auch hier zweimal gedruckt wird.
Der Text wird möglichst getreu nach der Handschrift
(von Arezzo, bezw. Monte Cassino) gegeben aufgrund
der Vergleichung Geyers, die dem Herausgeber zur
Verfügung stand, und die nötigen Änderungen und Vorschläge
sind als solche gekennzeichnet. Ob freilich eine
volkstümliche Wendung oder Schreibweise der Verfasserin
oder dem Abschreiber zufalle, ist bei dem nicht sehr
hohen Alter der Handschrift (11. Jahrh.) nicht immer
leicht zu entscheiden. Ein Druckfehler ist 6, 12 (S. 7)
stehen geblieben: carte st. certe. Die Ausgabe leistet,
wie schon die notwendig gewordene 3. Auflage zeigt,
für ihre philologischen Zwecke gute Dienste. Theologen
werden freilich die Angabe der Schriftstellen vermissen.
Aufmerksam machen möchte ich noch auf 45, 1: ponitur
episcopo cathedra media ecclesia inaiore . . . sedent hinc
et inde presbyteri in cathedris, als Beitrag zur Frage
„Bischofsstuhl und Priesterstühle" (Ztschr. f. K. G.
1925, S. 170 ff.).

München. Hugo Koch.

Buonaiuti, Ernesto: Tractatus super quatuor Evangelia dl
Gloacchlno da Fiore. Prima edizione sui codici di Padova e di
Dresda. Volume unico, con due tavole illustratioe (Fonti per la Storia
d'ltalia, pubblicate dallTstituto storico italiano. Scrittori, secolo XII.)
Roma: Tipografia del Senato 1930. (LXXII, 363 S.) gr. 8°.

Bei einem „corso" über die Anfänge und die erste
Entwicklung der franziskanischen Bewegung, den er
vor einigen Jahren an der k. Universität Rom veranstaltete
, befaßte sich Buonaiuti auch mit der Botschaft