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Ausgabe:

1930 Nr. 1

Spalte:

21-22

Autor/Hrsg.:

Spranger, Eduard

Titel/Untertitel:

Das deutsche Bildungsideal der Gegenwart in geschichtsphilosophischer Beleuchtung 1930

Rezensent:

Niebergall, Friedrich

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Seite 1

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Theologische Literaturzeitung 1930 Nr. 1.

22

Einige Stichproben: no 47 s. 168 §1 z. 3 lies: a Domino, starte | m den Schriften dieser theologischen Neuerer kaum

Domino. — § 2 Z. 4 lies: qui statt quia. — § 3 Z. 3 lies: satagentes j VOr? *

statt fatagentes. — S. 166 § 6 z. l lies relinquatttr statt reiinguatur. - Das Ergebnis der Auseinandersetzung zwischen ie-

Z.2 ist das Komma nach pollet zu streichen. - z. 11 lies Eccies,am_ , nen drei Mächten ist eine Synthese. Es kommt darauf an

statt Ecclesiam; - Z. 13 Komma nach WStTO. Inl«.0 5 daß der humanistische Gedanke, der SnfStJlSn^

n der Uberschrift em falsches Datum. In no d2 S. 171 muh der An- , MihVIniinU c+oll+ ;«„»r n-r^R^ tl_- _„ " „TT

fang natürlich heißenVenerabilisFrater(statt Pater). Auf S. 176/177 smd die Mittelpunkt stellt jener großen Linie gemäß, die

Zeilen heillos durcheinandergeraten und ein ganzes Stückansgefallen. Ahnlich , von Plotin bis Goethe fuhrt, 3US religiösen Kraftquellen

in nol 76. In no 2S, 42, 43, 44 u.a. sind die Abkürzungen aufzulösen. Man Heraus die Wirklichkeit ZU gestalten berufen ist. Das

druckt nicht Aplica, sondern Apostolica, nicht nro, sondern nostro (no 42), i bedeutet, daß der objektive Geist, der impressionisti-

nicht Pnpi Xni statt Principi Christian! (no 82 s. 230) usw. Bei no 31, das i sehen Hochschätzung der Erlebnisse gegenüber, wieder

hier überdies gar nichts zu suchen hat, fehlt jeder Versuch emer Datie- i m seinem Rechte kommt. Wir brauchen wieder die Ehr-

rung, dagegen wird es kühn als Instruktion für Msgr d. M»»™' be- furcht vor dem geschichtlich gegebenen Objektiven Die

zeichnet Die ausführliche Einleitung, die A. Meister in Rom Qu.
Sehr 1S93 S. 447-467 dem Stück gegeben hat, nennt Massimi lediglich
vermutungsweise; darnach wäre das Stück etwa auf 1621 zu datieren
• der Ansatz bleibt aber unsicher. Die Dokumente der neuesten
Zeit werden bald in der Originalsprache, bald in einer Übersetzung mit-
geteilt, ohne daß ein Grund für die verschiedene Behandlung bemerkbar

überindividuellen historischen Gestaltungen müssen wieder
bewußt durch uns hindurchdringen, so daß die
Seele durchgeistigt und der Geist durchseelt wird. Zu
diesen objektiven Größen gehören Sprache, Volkstum,
Staat und alles Werk aus der Sphäre der Realitäten. So

wäre.' Die Kopfregesten von No. 179 und 180 sind ungenau. allein entspricht es unsrer abendländischen Lage, daß

Ich breche ab; der Raum ist zu kostbar, um alle
Einzelheiten, die ich mir notiert habe, hier abzudrucken.
Das Gesagte dürfte genügen zur Begründung des Urteils
: wir haben es hier mit einer oberflächlichen und

Gott durch den Menschen in die Materie hineinwirkt.
Das ist heute Bildung, daß sich die objektiven geistigen
Wertgehalte und das geisterfüllte, werthaltige Individuum
begegnen.

unzulänglichen Aktensammlung zu tun, die weder be- Es braucht nicht besonders darauf aufmerksam geweist
was sie beweisen will, noch sonst unser histo- macht zu werden, wie in dieser groß angelegten Orien-
rische's Wissen nennenswert bereichert. Dem Heraus- j tierung der Pädagogik derselbe Zug zur Objektivität
reber fehlen die für eine solche Arbeit notigen Kennt- , herrscht, der jetzt durch die Welt geht, wie er aber

diet der einen ausführlichen Kommentar zu dem ersten i jekt nicht vernachlässigt wird,
geben soll Ich hoffe, daß der vorstehende Kommentar i
genüoT; von einer Fortführung des Werkes ist keine
Bereicherung der Wissenschaft zu erwarten.

Tübingen. H> D a n u en b a ti e r.

Herr M. hat noch einen zweiten Band angekün-

seine verständige Ergänzung darin findet, daß das Sub-

Marburg a. L. F. N ieberga 11.

Spranger, Prof. Dr. Eduard: Das deutsche Bildungsideal der

Gegenwart in geschichtsphilosophischer Beleuchtung. Sonderdr. a.
d Erziehung". Leipzig: Quelle 8t Mever 1928. (III, 75 S.) 4°.

RM 3—; geb. 4—.

Sp. macht einen ganz andern Gebrauch von der Geschichtsphilosophie
als Joel. Er verwendet sie, um die
Frage nach dem für unsre Zeit giltigen Bildungsideal
zu beantworten. Denn in dem Kampf um die Bildungsideale
spiegelt sich die leidenschaftliche Auseinandersetzung
zwischen den geistigen Mächten der Zeit. Es
handelt sich darin um die rechte Ordnung der Werte.
Denn das Erziehungsproblem hat zum Kern die Frage,
welche Wege einzuschlagen sind, um die Kräfte frei zu
machen durch die der Mensch seinem Dasein den
höchsten erreichbaren Wertgehalt und Sinn geben kann.

Die drei Mächte, die sich gegenwärtig auseinanderzusetzen
begonnen haben, sind die religiöse Welt,
der Humanismus und der Realismus. Eine geschichts-
nhilosophische Betrachtung muß dazu helfen, die Gegenwart
in ihrer weltgeschichtlichen Lage zu erfassen. Das
Besondere dieser Lage ist nun, daß, auch unter dem Einfluß
der Auseinandersetzung mit dem Orient, der Wert
der Kultur überhaupt in Frage gestellt wird. Das ist
aber ein Beweis dafür, daß alle gegenwärtige Unruhe
aus der Krisis der religiösen Sphäre kommt. Das wird
daran deutlich gemacht, daß die größten und schwersten
Probleme unsrer Zeit, das der industriellen Masse, das
der politischen Weltordnung und das der Demokratie,
auf Zielpunkte hinweisen, die religiöse Art an sich
tragen- Weltrevolution, Völkerfriede und der Königsgedanke
der Diktatur

Die religi°se Knsis wird nun eingehend dargestellt.
Mehr als der durch seinen institutionellen Charakter gesichertere
Katholizismus weist sie der Protestantismus | ÄA"l!lb.,u."a vereucht wird' _lnnV1,.alb deren das
auf. Er umspannt eine große Mannigfaltigkeit von
religiösen Erscheinungen, von der die Kultur unbedingt
bejahenden Religion der Immanenz bis zu der sie radikal
verneinenden dialektischen Theologie. Diese wird
ebenso wie jene abgelehnt. „Zu widerlegen ist hier
nichts. Man kann sich höchstens darauf berufen, daß
man anders höre und deute." „Täusche ich mich oder
kommt das Evangelium der Liebe, ja das Wort .Liebe*

W entscher, Prof. Dr. Max: Metaphysik. Berlin : W. de Gruyter

8t Co. 1928. (155 S. m. 2 Fig.) kl. 8°. = Sammlung Göschen,
Bd. 1005. geb. RM 1.50.

Diese Metaphysik steht Fichte, Schclling und Hegel „nur noch mit
Kopfschütteln gegenüber" ; völlig aussichtslos sind naturgemäß alle Versuche
, an die Stelle des obersten W'eltgrundes „etwa eine bloße Idee"
(sie) setzen zu wollen. Ebenso wenig wie vom Idealismus und Neu-
ideaiismus weiß sie etwas von dem phänomenologischen Philosophieren
und der Wende zur Existenz in der Gegenwart. Sie stellt sich ernstlich
auf die Mahnungen des Kantschen Kritizismus; sie durchsetzt diesen
Ansatz, ohne das zu sagen, stark mit positivistischen Gedankengängen
besonders englischer Prägung (Psychologie J. St. Mill's) — auch von
der lebhaften englischen Wende zu Hegel ist sie unberührt ; sie setzt
darauf einige Lotze'sche Gedanken, die freilich gleich „zu gewagt" erscheinen
können, wenn sie „zu weit in das Gebiet ,metaphysischer'
Konstruktion" hinübergreifen. — Auf dieser Basis ist in dem schön lesbaren
Heftchen als recht eingeschränkte Aufgabe der Metaphysik übrig
geblieben, daß sie im Gegensatz zu den Liuzelwissenschaften das Wesen
der Wirklichkeitsz u sammen hänge überhaupt näher zu erforschen
habe, auf Grund von Erfahrungsgewinnung und logischer Verarbeitung
des Erfahrungsmaterials. Bei dem Faktum des Wirklichkeitszusammen-
hangs führt das Faktum des Zusammenhängenden auf das Substanz-
problem, das Faktum des Zusammenhanges auf das Kausalitätsproblem
. Es gibt physische und psychische Substanzen. Letztere, als
Einheitlichkeit und Identität direkt nur im Ichbewußtsein gegeben,
führen über den Gedanken der organischen Substanz zu einem dynamischen
Substanzbegriff. Das Zusammenhangsproblem ergibt zuerst die
Frage des psycho-physischen Zusammenhanges, die in nicht besonders
überzeugenden breiten Erörterungen zu gunsten der Wechselwirkungstheorie
gelöst wird. Diese ist möglich, indem der kausale Zusammenhang
des Physischen streng auf sein Gebiet, sofern es ungestört bleibt,
beschränkt wird, und indem ferner durch die Hilfsvorstellung eines
„psychophysischen Mechanismus" ein Hineinwirken des Psychischen in
diese Naturkausalität angenommen wird. Im Psychischen aber gibt es,
nicht beim Entschluß selbst, auch nicht bei seiner ersten Anregung,
aber bei der „Instanz der intellektuellen Reflexion" Freiheit im allgemeinen
Wirkenszusammenhange, der dann auch Kausalität im weiteren
Sinne heißen kann. Bei der Synthese beider Begriffsprägungen, Substanz
und Kausalität, ergibt sich, daß die eine die andere aufhebt, wenn nicht

Wirken der einzelnen Substanzen als immanentes Geschehen verstanden
wird. Die Probleme, die sich von hieraus alsbald wieder ergeben, löst
der Verfasser nicht mehr deutlich. Er lehnt nur eine Reihe von Thesen
ab und weist dann auf religionsphilosophische Perspektiven hin. Hier
lehnt er noch ab, daß die Idee der Vollkommenheit Gottes die ethische
und die personale Fassung des Weltengrundes notwendig aufhebe. —
Zu einer eigentlichen Metaphysik liegt eben ein erster Ansatz vor.
Greifswald. W. Koepp.