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Ausgabe:

1930 Nr. 1

Spalte:

382-384

Autor/Hrsg.:

Arper, Karl

Titel/Untertitel:

Evangelisches Kirchenbuch. I. Band: Der Gottesdienst. 5., verb. u. verm. Aufl 1930

Rezensent:

Graff, Paul

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Theologische Literaturzeitung 1930 Nr. 15/16.

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und seiner Stellung zu dem praktischen Lehen der
Kirche, ist ohne weiteres klar.

Es ist überaus fesselnd, sich von dem Verfasser durch
den dichten Wald der systematischen Theologie seit
Schleiermacher führen zu lassen und den Spuren nachzugehen
, die von dem Zentralgedanken des betreffenden
Theologen nach der Mission zuführen. Daß den
Verfasser bei seiner gründlichen Arbeit nicht nur ein
geschichtliches Interesse geleitet hat, sondern auch ein ,
tiefes inneres Verständnis für die Mission — nicht nur
für den Missionsgedanken — beseelt, geht sonderlich
aus dem Schlußkapitel hervor, in dem er den Missionsgedanken
in den Strömungen der Gegenwart behandelt.

Nicht nur die Theologie, sondern auch die Mission
kann ihm daher für diese gründliche und lehrreiche Arbeit
dankbar sein.

Das Buch verdankt seine Entstehung einem Preisausschreiben
des Verbandsausschusses der Deutschen
Evangelischen Missionskonferenzen im Jahre 1925, bei
dem die Arbeit des Verfassers den ersten Preis erhielt.

Hermannsburg. Chr. Schomerus.

Schopenhauer, Arthur: Der Briefwechsel. Hrsg. v. Carl

Gebhardt. I. Bd. (1799 — 1849). München: R. Piper & Co.

1929. (XVI, 653 S. m. e. Faks.) gr. 8°. = Schopenhauers statt.

Werke. Bd. 14. RM 20-; Lwd. 24- ; Hldr. 28-.

Der Herausgeber hat es sich, von Ludwig Schemann, dem Herausgeber
der ersten Sammlung der Briefe von und an Schopenhauer (1893)
dazu autorisiert, zur Aufgabe gemacht, das auf eine grolle Anzahl von
teils schwer zugänglichen Veröffentlichungen zerstreute Briefmaterial
Sch.'s im Rahmen der großen von Paul Deussen geleiteten Ausgabe
von Sch.'s sämtlichen Werken zu einer Gesamtausgabe seines Briefwechsels
(Briefe von und an ihn) zusammenzufassen. Dabei ist auch
alles benutzt, was die Zeit seit 1893 an neuen Funden zutage gefördert I
hat Von der Aufnahme sind nur die vielen Briefe von Banken an ihn j
und zahlreiche Bettelbriefe, mit denen man sich wegen seiner bekanntwerdenden
Freigebigkeit an ihn gewendet hatte, ausgeschlossen worden.

Der vorliegende 1. Band des Briefwechsels (der 14. Bd. der seit
1911 erscheinenden editio definitiva) enthält in vier Büchern, chronologisch
geordnet, den Briefwechsel von der Jugendzeit (l799) bis zu der
Zeit der Ergänzung seines Systems 1849. Von seinem Inhalt wären besonders
die Briefe seiner Mutter herauszuheben, die von seinem gespannten
Verhältnis zu ihr Zeugnis geben und auch wertwolle Reminiszenzen
aus der Franzosenzeit Weimars liefern, daneben auch der Briefwechsel
mit Goethe. Die wachsende Verbitterung des Philosophen seit
dem Mißerfolg seiner akademischen Lehrtätigkeit zeichnet sich in den
Briefen ab. Ergreifend liest sich der Kampf mit seinem Verleger Brockhaus
um den Druck der 2. Aufl. seines Hauptwerkes, niedlich der Brief
an den Setzer (S. 550), rührend, wie der Vereinsamte sich mit einem
Freund seiner Philosophie in einen umständlichen Briefwechsel einläßt,
um dessen Skrupel in liebenswürdigster Weise zu widerlegen.

Zusammenfassend kann man sagen, daß diese Sammlung einen nahezu
vollständigen Ersatz für die fehlende Selbstbiographie Schopenhauers
bietet und eine wertvolle Ergänzung seines in den übrigen Bänden der
Ausgabe vorliegenden objektiven Werkes bildet, die im Falle Schopenhauer
von besonderer Wichtigkeit ist, weil bei ihm die Beziehung von
Werk und Persönlichkeit besonders eng ist.

Heidelberg. Robert W i n k 1 e r.

Rendtorff, prof. d. Heinrich: Der Gottesmensch. Evangelische
Reden über Lebensfragen Berlin: Furche-Verlag. (216 S.)
gr. 8°. RM 5— ; geb. 6—.

Der „Gottesmensch", nach 1. Tim. 6, 11 als der
Mensch von Gott, für Gott, in Gottes Hand, ist das Gesamtthema
für 25 religiöse Reden, die bei verschiedenen
Anlässen gehalten worden sind. Einige stellen Vorträge
für Universitätshörer in Hamburg dar; die Mehrzahl
sind Predigten aus dem Universitätsgottesdienst in Kiel
aus den Jahren 1926 bis 1928; Nr. 1 — 17 sind bereits
gedruckt, meist als Hefte der „Stimmen aus der
deutschen christlichen Studentenbewegung"; die letzten |
8 erscheinen hier zum ersten Mal. Eingeteilt sind die j
Reden in 3 Gruppen: 1. Vom Lebenswege des Gottes-
menschen: Begegnungen mit Jesus, 2. Vom Lebensziel
des Gottesmenschen: Gott wartet, 3. Von der Lebensgestaltung
des Gottesmenschen: Menschen für Gott. Diese
Gruppierung ist nachträglich vollzogen; sie ist etwas
gewaltsam. Z. B. die Reden über „Erkenntnis" und
„Gemeinde" passen nicht gut unter das Thema „Gott !

wartet". Deutlicher wird der Inhalt, wenn mitgeteilt
wird, daß Nr. 1—7 den Jesus der Evangelien erst allgemein
, dann im Verhältnis zu den Suchenden, Fertigen,
Leidenden, Gebundenen, Gescheiterten und — hier eine
Wendung — zum alten Menschen schildert; daß der
zweite Teil Themata wie Wort Gottes, Offenbarung,
Versöhnung, Heiliger Geist bespricht, während der letzte
Abschnitt die Seligpreisungen nach Matth. 5 zugrundelegt
. Fast alle Reden haben einen Bibeltext, nur bei
„Der Jesus der Evangelien" fehlt er; dies Stück bietet
mehr eine Einführung in die „Begegnungen" mit Jesus.
Daß R. von Reden, nicht von Predigten spricht, obwohl
die meisten Predigten sind, hat sachlichen Grund; auch
die Predigten sind frei vom Predigtthema, von hergebrachtem
Predigtstil. Die Hörer waren Gebildete; daß
an Studenten gedacht ist, wird nicht überall so deutlich
wie in der Rede „Erkenntnis" zum Semesteranfang;
aber man merkt es auch sonst, und nicht bloß an einzelnen
Wendungen (z. B. S. 156), sondern an der ganzen
Art zu sprechen. R. bleibt als religiöser Redner
fern von aller Dogmatik, obwohl eine bestimmte konservative
Grundhaltung hinter allem steht, was er sagt.
Er predigt Jesus, wobei er ganz nachdrücklich auf den
Jesus der Evangelien eingeht, den er aber nicht als den
„geschichtlichen", sondern als den ewigen nimmt; er
stellt diesen Jesus den Menschen gegenüber und weiß,
ohne in Psychologisieren zu verfallen, den Menschen
von heut, den jungen Mann besonders, im Gewissen zu
fassen. Er hat eine außerordentlich klare und bestimmte
Sprechweise; er redet in kurzen Sätzen, in persönlicher
Auseinandersetzung mit den Zuhörern. Seine Reden
lesen sich gut; sie werden sich auch gut haben anhören
lassen.

Breslau._M. Sch ian.

1. Arper, D. Karl, u. D. Alfred Zill essen: Evangelisches
Kirchenbuch. I. Bd.: Der Gottesdienst. 5., verb. u. venu. Aufl.
Göttingen: Vandenhoeck ßi Ruprecht 1929. (20* u. 466 S.) gr. 8°.
= Praktisch-theologische Handbibliothek, 1. Sonderbd.

Lwd. RM 14-; Ldr. 24—.

2. Dasselbe: III. Bd.: Die Handlungen. Ebd. 1929. (16* u. 453 S.)
gr. 8°. = Praktisch-theologische Handbibliothek, 2. Sonderbd., 2. Hälfte.

Lwd. RM 15-; Ldr. 25—.

1. Dieses Kirchenbuch war bereits in 10 000 Stück verbreitet, d.h.,
es gibt nur wenige Pfarrer, die es nicht besitzen. Gleichwohl hat sich
eine neue Auflage als notwendig erwiesen. Es ist zwar ein photoche-
mischer Neudruck, aber doch auch zugleich verbessert und vermehrt,
letzteres durch Hinzufügung einer Ordnung für den Volkstrauertag
. Daneben sind aber auch mancherlei kleine Abänderungen und Verbesserungen
dargeboten. Gerade diese fast unmerklichen Abweichungen
von der 4. Aufl., z. B. S. 93 im Schriftwort, S. 355 u. 359 in den Gebeten
, zeigen, wie sorgfältig die Herausgeber auch weiterhin um ihr Werk
bemüht sind. Der auf dem besseren Papier viel klarer und deutlicher
hervortretende Druck fällt angenehm auf.

2. Während in Kirchenbüchern und Agenden zumeist der 1. Teil
den die „Handlungen" enthaltenden 2. Teil an Umfang übertrifft, ist im
vorliegenden nunmehr zum Abschluß gebrachten Werk das Umgekehrte
der Fall. Und gerade dies ist das Kennzeichnende für diese 1. Hälfte
des 2. Bandes, der nunmehr endlich erscheint, nachdem die 2. Hälfte
(Bestattung) bereits seit 1927 in 2. Auflage vorliegt: Es sollen weniger
„Ordnungen" dargeboten werden, sondern „Stoff zu bedachtsamer Auswahl
". Die einzelnen Ordnungen sind besonders reich mit Lied, Gebet,
Spruch und Schriftwort ausgestattet. Der ganze Reichtum der hlg. Schrift
entfaltet sich hier, nicht nur inhaltlich, z. B. enthält die Grundsteinlegungsordnung
allein 170 Sprüche zu den Hammerschlägen, sondern auch
in der sprachlichen und rhythmischen Schönheit der Lutherbibel und zwar,
soweit angängig, nach der Ausgabe von 1545. Ein ausführliches Stellenverzeichnis
, bearb. von Hilfsprediger Schellhorn in Pölzig, ist beigegeben
.

Was nun die einzelnen Ordnungen betrifft, so bilden in den
meisten Fällen die der preußischen Agende den stillschweigenden Hintergrund
, weil man ja eben keine in ihrem Aufbau völlig neue liturgische
Ordnung bringen wollte. Aber der Benutzung tut das keinen Eintrag.
Es mußte dieser Hinweis aber zum besseren Verständnis dessen, was
geboten wird, vorausgeschickt werden. Außer den in der preußischen
Agende vorliegenden Ordnungen ist „absichtlich" an neuen Ordnungen
nicht zuviel gebracht.

Behandelt werden: 1. Taufe, 2. Konfirmation und Aufnahme in
die ev. Kirche, einschließlich Prüfung der Konfirmanden, Aufnahme von
Übertretenden und Wiederaufnahme von Ausgetretenen; 3. Vorbereitung
und Abendmahl; 4. Trauung; 5. Ordination, Einführung, auch von