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Ausgabe:

1930 Nr. 1

Spalte:

353-354

Titel/Untertitel:

Opuscula et textus historiam ecclesiae eiusque vitam atque doctrinam illustrantia. Series scholastica et mystica ed. M. Grabmann et Fr. Pelster 1930

Rezensent:

Seeberg, Reinhold

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363

Theologische Literaturzeitung 1930 Nr. 15/16.

354

Schäften erschienen, als daß er gedankenlos ein Zitat
anzubringen suchte.

In der Tabelle, die Heinrichs Entlehnungen nach
Büchern der Bibel ordnet (S. 71 bis 76), fällt sofort
auf, daß kein Buch soviele Zitate geboten hat wie
Makkabäer L Nun schildert Heinrich immer wieder die
Kriegszüge gegen die Heiden und findet nirgends einen
so adäquaten Wortschatz wie in diesem Buch. Aber in
diesem Zusammenhang wird doch auch die geistige Haltung
nicht nur Heinrichs sondern ebensosehr der
Missionskriege jener Zeit überhaupt fast statistisch greifbar
. Wie etwa im Deutschen Orden die Makkabäer geradezu
das alttestamentliche Vorbild für den Glaubenskampf
der ritterlichen Gesellschaft waren, so hat ihre
Geschichte auch die Chronik des deutschen Geistlichen
in Livland sprachlich aufs stärkste beeinflußt.

Es ist schade, daß der Verf. sich so sehr mit der
freilich mühevollen tabellarischen Arbeit begnügt hat
und so wenig ihrer Auswertung in den angedeuteten und
manchen anderen Richtungen nachgegangen ist.
Königsberg i. Pr. Dr. Maschke.

Opuscula et textus historiam ecclesiae eiusque vitam atque doctrinam
illustrantia. Series scholastica et mystica ed. M. Grabmann et Fr.
Pelster S. I. Münster i. W.: Aschendorff 1926. 1929.

Als ich die zweite und dritte Auflage meiner
mittelalterlichen Dogmengeschichte ausarbeitete, stellte
ich zugleich eine Sammlung von Textstellen her, welche
zu einem „scholastischen Lesebuch" vereinigt werden
sollten. Dabei sollte die doppelte Absicht verfolgt werden
, einmal einen Einblick in die Eigenart der einzelnen
Lehrer zu vermitteln, dann aber auch die Entwicklung
der Hauptlehren im Mittelalter zur Darstellung zu
bringen. Die Sammlung schwoll aber so an, daß ich
die Veröffentlichung immer wieder hinaus schob. Das
Buch wäre zudem so teuer geworden, daß sich seine
Verwendung zu Lehrzwecken wohl verboten hätte. Utn-
somehr freue ich mich, die oben erwähnte Sammlung
anzeigen zu können. Sie geht von dem Gesichtspunkte
aus, einzelne kürzere Quaestionen der Scholastiker mitzuteilen
, oder auch gewisse Hauptlehren aus verschiedenen
Teilen der Hauptwerke zusammenzustellen. Auf
diesem Wege ließen sich kleinere Hefte gewinnen von
50—60 Seiten, die außer dem Vorzuge der Billigkeit
auch als einheitliche Darstellung ohne fragmentarischen
Charakter sich empfahlen. Die Herausgeber bedienen
sich durchweg folgender Ordnung: Zunächst werden
einige Bemerkungen über den Autor und seine Hauptwerke
gemacht, dann folgt eine Erörterung der Überlieferung
des betr. Werkes bei Ersteditionen mit eingehender
Angabe des quellenkritischen Apparates und
den Schluß machen wichtigere Literaturangaben. Der
Text selbst ist nach den Handschriften oder auch Incu-
nabelausgaben mitgeteilt; in ersterem Falle mit einem
zum Teil ziemlich ausführlichen textkritischen Apparat.
In den Anmerkungen wird der Fundort der in dem Text
angeführten Zitate aus älteren Autoren angegeben.
Mit Recht haben die Herausgeber auf sachliche erläuternde
Bemerkungen verzichtet, da solche leicht ins
Endlose hätten anwachsen können. Abgesehen von einigen
hier und da begegnenden Druckfehlern ist der
Text sehr korrekt wiedergegeben, in verschiedenen Heften
in der mittelalterlichen Orthographie. Ich glaube,
daß sich diese Hefte als ein ausgezeichnetes Hilfsmittel
in akademischen Seminarübungen bewähren werden
. Sie sind bequem zu lesen, billig (80 Pf.—1,20
Mk.) und gewähren durchweg einen vorzüglichen Einblick
in die scholastische Denk- und Beweismethode.

Von diesen Textheften sind mir bisher folgende zu
Gesicht gekommen:

!• Thomas von Aquino de ente et essentia, ed. L. Baur
(1926) bietet eine treffliche Einführung in die
Philosophie des großen Denkers. Der Text ist durchweg
nach den Handschriften revidiert.

2. Guido Terreni (t 1342) de magisterio infallibili ro-

mani pontificis, ed. B. M. Xiberta (1926) enthält eine
in vieler Hinsicht lehrreiche Verteidigung der Unfehlbarkeit
der Lehrentscheidungen des Papstes.
3. Thomas von Aquino quaestiones de natura fidei, ed.
F. Pelster (1926) enthält die Lehre vom Glauben
, nach dem dritten Buche des Sentenzenkommentars,
ebenfalls in einem nach den Handschriften revidierten
Texte.

I 4. Gabriel Biel quaestiones de justificatione, ed. C.

i Feckes (1926). In diesem Hefte wird die Sünden- und
Gnadenlehre Biels nach einigen Stellen des Sentenzenbuches
dargestellt. Die Stellen sind gut ausgewählt,
sodaß man einen Einblick in die verschiedenen Gesichtspunkte
, unter welchen Biel den Stoff behandelt
hat, gewinnt.

5. Thomas de Sutton quaestiones de reali distinctione
inter essentiam et esse, ed. F. Pelster (1929). Diese
Schrift wird hier zum erstenmal herausgegeben. Sie
stammt von dem seinerzeit viel genannten Dominikaner
Thomas von Suttom (f nach 1311), der die
thomistische Anschauung wider Scotus verteidigt hat
und auch in dieser Schrift sich auf dieser Linie bewegt
. Von seinen Quästionen ist bisher so gut wie
nichts veröffentlicht worden, umso wertvoller ist die
j uns nun geschenkte Ouästion.

Von allen diesen Ausgaben gilt das oben ausge-
i sprochene Urteil. Sie werden bei dem neuerdings wieder
i erwachten Interesse an der scholastischen Philosophie
und Theologie im akademischen Unterrichte beider Konfessionen
gewiß gute Dienste leisten.

Berlin-Halensee. Reinhold Saeberg.

Quellen und Forschungen zur Geschichte Berlins. Bd. 2.

1. Die ältesten Berliner Kämmereirechmingen 1504— 1508. Hrsg. v.
Joseph Girgensohn. 2. Erich Thaus, Das Kassen und Schuldenwesen
Berlins und Cöllns in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts.
Berlin: Gsellius'sche Bchh. in Komm. 1929. gr. 8°. = Veröffentlichungen
d. Hist. Kommission f. d. Prov. Brandenburg u. d. Reichshauptstadt
Berlin. I. 2. RM 7—.

Von den alten Berliner Kämmereirechnungen liegen
11 Hefte vor, doch dürften manche Blätter oder gar
Hefte verloren gegangen sein. Der Herausgeber hat sie
nach dem Inhalt und nach den Jahren geordnet und hat
die Benutzung dadurch zweifellos erleichtert. So finden
wir unter Nr. 1 die Einnahmen des Jahres 1504/05,
unter 2 die Ausgaben dieses Jahres. Dann folgen die
Schuldregister für Kalk- und Steinschulden. Unter 4 fin-
l den wir die Ausgaben des Jahres 1505,06, die Ein-
; nahmen fehlen. Es folgen die Einnahmen des Jahres
i 1506/07 in 5 und 6. Beim Wiesen- und Ackerzins Nr. 7
fehlt die Jahresangabe, Nr. 8 enthält den Landzins von
1 1505, die folgenden Teile bringen Wiesenzins von
i 1505 ff., dabei Eintragungen bis 1541, dann Angaben
i über Setzewein 1505—1507. — Die vorliegenden Hefte
| enthalten wahrscheinlich nur die vorläufigen Aufzeich-
I nungen des Kämmerers, sind also eine Art Kladde. Sie
j gewähren auch kaum einen Einblick in die gesamte
Finanzlage der Stadt. Der Inhalt hat natürlich für die
Erforschung der wirtschaftlichen und kulturellen Ver-
| hältnisse Berlins am Ausgang des Mittelalters sehr
; großen Wert, doch können die Rechnungen auch bei
Behandlung der allgemeinen deutschen Geschichte von
! Nutzen sein. Auch über die kirchlichen Verhältnisse
; Berlins erfahren wir einiges. Interessant ist es, daß
| schon damals das Niederdeutsche vom Hochdeutschen
verdrängt wird, ebenso auch das Lateinische. Ein sehr
wertvolles und aufschlußreiches Register, Personen- und
Ortsregister, Sach- und Wortregister, ist beigefügt. Daß
übrigens der Familienforscher manchen wertvollen Hinweis
hier finden kann, liegt auf der Hand.

Der zweite Teil des vorliegenden Bandes bringt die
| aufschlußreiche Arbeit von E. Thaus über das Kassen-
und Schuldenwesen Berlins und Cöllns in der zweiten
Hälfte des 16. Jahrhunderts.

Die Geschichte Berlins im 16. Jahrhundert war
I bisher sehr stiefmütterlich behandelt worden, und so