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Ausgabe:

1930 Nr. 1

Spalte:

9-12

Autor/Hrsg.:

Blüml, Rudolf

Titel/Untertitel:

Paulus und der dreieinige Gott 1930

Rezensent:

Windisch, Hans

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Theologische Literaturzeitung 1930 Nr. 1.

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i i j„„4,,n, pino-eht kann hang zu achten. Folgt man hier sachgemäßer Methode,
nicht weiter auf das liberale JuJnn™^Xunkt das ■ dann fallen eine große Zahl der Anklänge hinweg oder
man geteilter Meinung sem ; von se.ne^^ erhalten em and£res Aussehen.

Typische jüdischer Frömmigkeit herausznia_r_D=^ t ^ , ^ f-Tkt8s. 5_ 17_19 (s. 125f.) w keineswegs eine

trinitarische Aussage über „das herzentzündende Wirken des h. Geistes
als Voraussetzung für die Gebets- und Dankesgesinnung, wie sie dem
in Christus geoffenbarten Willen Gottes entspricht", sondern Bestandteil
einer Spruchreihe (V. 14—22), in der auf einen binitarischen Gott-

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begreiflich, wenn er diese durch Rationalismus und
Aufklärung der westlichen Kultur assimilierte Seite des
Judentums nicht mehr als reinen Typus wertet.

Gaiberg bei Heidelberg. A. Weiser.

Slnaisky, Prof. Dr. Vasiii: Ober das zehnmonatliche Jahr Christus-Spruch ein Pneuma-Spruch folgt; dieser steht ganz lose neben

und die chronologische Methode. Riga (Dzirnavu ielä Nr. 31): i :enem'. höchstens könnte das trinitarische Prinzip die (im übrigen ganz

Selbstverlag des Verfassers 1027. (28 S.) gr. 8°. = Epistolae et lo- : äußerliche) Assoziation bestimmt haben. - Ganz willkürlich ist die

gistorici, Nr. 6-7. PenkoPe Eph. 4,30-5,2 abgeteilt (S. 157 ff.). Zunächst ist 5 f f

Sinaisky, Professor für Zivilrecht an der Universität Riga, weiß,
wie schwer jeder verstanden wird, „welcher Gedanken ausspricht, die
ganz neu sind und nicht mit dem angenommenen Verfahren der
Forschung übereinstimmen, welches ein Dogma in seiner Art der heutigen

als ein selbständiger, binitarischer Gott-Christus-Spruch auszuscheiden;
eher könnte man 4,32 (,Gott in Christus') als eine trinitarische Ab-
rundung fassen, wenn nicht auch hier eine freie Folge paränetischer
Sprüche vorläge und zwischen dem Pneumaspruch und dem Gott-
Christus-Spruch ein neutrales Wort sich einschöbe. — In I. Tim. 3, 15.

Wissenschaft geworden ist" (S. 22). Trotzdem hat er zur Feder ge- !

griffen, um nochmals nachzuweisen, daß „im grauen Altertum" die rhr"" , , " • '"" Geiste' vollz°KCtie Inkarnation und Auferstehnru,
Völker nicht das zwölfmonatliche Jahr kannten, sondern nur das zehn- ' Dasemsgrund der .Kirche des lebendigen Gottes' gelehrt

monatliche, und um in resigniertem und zugleich beschwörendem Ton
die Gelehrten aufzufordern, endlich diese Tatsache anzuerkennen und
die notwendigen Folgerungen zu ziehen. Sonst blieben all die Schwierigkeiten
, die z. B. die Chronologie der alten römischen Geschichte bietet,
ungelöst. Bei richtiger Umrechnung der chronologischen Angaben
auf das zehnmonatliche Jahr — das ist die „chronologische Methode"
— kommt man dagegen zu eindeutigen, wenn auch recht überraschenden
Resultaten; denn dann hat man z. B. „Grund anzunehmen, daß der
zweite Punisehe Krieg chronologisch derselbe erste Krieg ist, der nach
demselben Maßstabe der Zeitrechnung gegeben ist, nur mit dem Unterschiede
, daß nicht eine Periode von 300 Mondjahren, sondern von 330
Mondjahren genommen worden ist" (S. 24). Ja, die Sache wird nun
noch einfacher: der 3. punisehe Krieg entpuppt sich mit Hilfe der

(S. 93 ff.). Aber zwischen V. 15 und V. 16 ist ein Trennungsstrich
zu machen: V. 14. 15 ist Abschluß einer Paränese, V. 16 ein frei
angefügter Christushymnus, in dem das Pneuma im Gegensatz zur
Sarx und neben Engeln, Völkern u. s. w. genannt ist, also nicht
einmal ein binitarischer Christus-Pneuma-Spruch. — Ebensowenig gehören
die zwei Worte II. Cor. 5, 5 und 6 zusammen: V. 5 ist Abschluß
eines kleinen Abschnittes, der gerade ganz von Christus absieht (vgl.
m., dem Vf. unbekannten Komm, zu II. Cor., S. 163 f.), V. 6 eröffnet
eine christozentrische Betrachtung. — In Gal. 5 teilt der Vf. die
V. 21 25 ab und findet dann darin den Wandel im Geist und die
Nachfolge Christi als Bedingungen für die Erbschaft des Reiches Gottes
beschrieben (S. 138 f.). Aber V. 21 gehört zum Vorhergehenden, und
der Spruchfolge 22- 25 liegt nur die dynamische Identität von Geist
und Christus zu Grunde. Ähnliches gilt von Rom. 15, 12 f. (S. 85).

chrono ögsehen Methode als der gleiche 1. Krieg. Also statt 3 nur 1 | ~~" .'^"~— ~" "*V- »/•

nunischer Krieg! — Welch herrliche Aussichten eröffnen sich! Doch I . ts können aber auch zusammengehörige Abschnitte,
es wäre besser gewesen, S. wäre bei seinem Fach geblieben und hätte lrj denen Gott, Christus und Geist genannt werden,
sich nicht auf das Gebiet der Geschichtsforschung begeben. nicht ohne weiteres trinitarisch ausgelegt werden.

Heidelberg. Julius Wagen mann. Das beste Paradigma ist die große Konfession des Pneumatikers

I. Cor. 2,10—16. B. findet hier (S. 104 ff.) „Die Infonnierung des

Blüml, Dr. theo!, et rer. pol. Rudolf: Paulus und der dreieinige i Apostels mit Gottesweisheit und Christussinn durch das Offenbarungs
Gott. Eine bibl.-dogmat. Studie. Wien: Mayer & Co. 1929. (XXII, j ™rken des h. Geistes." Richtiger ist es zu sagen, daß Paulus I. Cor.

263 S.) gr. 8°. = Theolog. Studien d. Österr. Leo-Gesellschaft, 29

RM 4—.

Diese fleißige, freilich hauptsächlich mit katholischer
Literatur arbeitende, dazu sehr breit geschriebene
Studie hat ihren Wert einmal in der Sammlung aller für
einen Trinitätsbegriff des Paulus in betracht kommenden
Stellen, in einer gut durchgeführten, aufs Ganze
o-esehen leider verhängnisvoll wirkenden Systematik dieser
Stellen, weiter in einer gewissen „paradigmatischen"
Bedeutung (im weniger guten Sinn des Wortes): man
kann an Thr „vorbildlich" zeigen, wie man eine solche

2,10-15 das Wesen des Pneumatikers als ein unmittelbares und allein
durch den Geist vermitteltes Verhältnis zu Gott beschreibt und nur
zum Schluß, durch ein Schriftwort vom Kyrios veranlaßt, diesen Geist
in singulärcm Sprachgebrauch noch voüv Xoirrro-ü nennt. Er kann das
Bedürfnis gehabt haben, zum Schluß auch den Christus hineinzuziehen ;
dann beweist die Stelle, daß das trinitarische Denken sich noch nicht
zu einer alles beherrschenden, organischen Funktion bei ihm entfaltet hat.

Ähnlich ist über den trinitarischen Anklang in I. Cor. 6, 15—20 zu
urteilen. B> findet hier den „Mensch in seinem sittenreinen Wandel
als Verherrlicher Gottes, Glied Christi und Tempel des heiligen Geistes"
beschrieben (S. 134 ff.). Aber das Verherrlichen Gottes erscheint lediglich
in einem Schlußappell, und der Abschnitt zerfällt in zwei parallele,

bfbHsch-theolÖ'^ nicht" führen "sÖlT : a,ber von einander geschiedene Paränesen, deren eine von Cnristus,
endlich einmal dargebotenen Versuch, die ! !S„Ä vom Geist den Ausgang nimmt. Eine Trinität, gar eine
tÄäSirS Pa«lus mit der kirchlichen TrinS j g^'sf '** ^ " '-Th. 4,2-8
tätslehre zu erweisen. Etwas anderes ist der scheinbare trinitarische Anklang im Eingang
Der Verf. gliedert die große Zahl der VOIl ihm ent- ' des Rom. gelagert (1,1-4). Hier werden Gott, Gottes lohn und der
deckten trinitarischen Anklänge in den Paulusbriefen ; Geist wirklich in einem geschlossenen Zusammenhang aufgeführt • Gottes
biblisch theologisch in drei Gruppen: Stellen, die Vater, Evangelium handelt von dem Sohn, der durch den Geist als solcher
Sohn und h. Geist als Schöpfungs- und Entfaltungs- erwiesen ist. Und doch ist auch hier keine Trinität im eigentlichen
grund der Rechtfertigung erscheinen lassen (1), solche Sinn Begeben, da der Geist nur eine Qualifikation des Sohnes ist und
die das gerechtfertigte Geschöpf in seinen Lebensbe- zut"n 1* A"nm<jsc de,m Fleische, von dem das gleichfalls gilt, auf-
nehungen zu Vater, Sohn und Geist qualifizieren (2), «,- * )'lci .cine *öltIiclie Macht-
endlich solche in denen die drei »U Richter und 7eno-en l?iL Ültl der heraus drei Mächtige in die Ohnmachtssphäre
11 "xÜi '(Irenen die drei 3 S H emer und Zeugen , hineingreifen, um durch ein sich ergänzendes Zusammenwirken die in

beim göttlichen Strafgericht auftreten (3).

Für (3) weiß er nur Stellen aus dem Hebräerbrief aufzuführen,
die in ein Buch über Paulus natürlich nicht hineingeboren, deren Prüfung
gleichwohl nützlich ist, damit sich herausstelle, ob auch der Hebr.
trinitarisch orientiert ist. Gewiß werden in den drei Abschnitten
10, 28—31; 2, 2 — 4 ; 6, 4-8 Sohn, Geist und Gott nacheinander irgend
genannt. Aber 6,4—8 ist kein einheitlicher Abschnitt, in 10,28—31
haben wir die Dreiheit .Gottessohn, Bundesblut und Gnadengeist', über
der sich der göttliche Richter erhebt, und in 2,2—4 ist die Dreiheit:
Der Herr, die Evangeliumsverkünder und der in pneumatischen Wirkungen
dies Doppelzeugnis bestätigende Gott. Am ehesten ist als trinitarisch
anzusprechen die Stelle 9, 14, die der Vf. dann auch unter (2) anführt.

Hier ist schon der Fehler angedeutet, den der Verf.

diesem Ohnmachtsbereich liegende Fleischwelt in den Bereich der göttlichen
Macht hineinzuheben, ist vielleicht (?) paulinisch gedacht, aber
keine sachgemäße Wiedergabe dieser Aussage des Paulus.

Problematisch ist auch die berühmte „Einheitsperikopc" Eph. 4, 3—6.
B. gibt ihr als Überschrift: Ein Geist, ein Herr, ein Gott und Vater aller
(S. 152) und hat demgemäß im Text unterstrichen. Aber der eine Geist
bildet ja doch eine Zweiheit mit dem einen Leib; der eine Herr ist in
einer Dreiheit (mit Glaube und Taufe) aufgeführt. Im günstigsten Fall
liegt die Dreiheit Geist, Herr und Gott erweitert und umgebildet vor;
ebensogut kann man sagen, daß die Aussage eine Vorstufe zur göttlichen
Dreiheit darstellt, die durch Ausscheidung nicht homogener
Größen sich herausgestalten mußte. Ähnlich Phil. 1,27 f. (S. 155 f.).

Der Verf. hat somit eine große Zahl vermeintlicher

bei dem Zusammenstellen seiner Anklänge macht: er oder ganz zufälliger trinitarischer Anklänge in sein
b-egnugt sich mit der äußeren Aufeinanderfolge der drei ■ System hineingearbeitet, und diese „systematische" AnGrößen
, ohne auf den inneren, den Strukturzusammen- i läge der ganzen Untersuchung ist der Hauptfehler, an