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Ausgabe:

1930 Nr. 11

Spalte:

261-262

Autor/Hrsg.:

Mausbach, Joseph

Titel/Untertitel:

Dasein und Wesen Gottes. 2. Bd.: Der teleologische Gottesbeweis. 1. u. 2. Aufl 1930

Rezensent:

Koch, Wilhelm

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261

Theologische Literaturzeitung 1930 Nr. II.

262

darf unsererseits hinzugefügt werden, daß damit die j tur (vom Zweckwidrigen im Bereich des Menschen wird,

Verschiedenheit nur in den Bereich des Unmateri- | hoffentlich nur im vorliegenden Band, abgesehen); er

eilen selbst hineinverlegt wird und nicht mindergrund- ! sagt, von diesen, nicht zu leugnenden, Unvollkommert-

sätzlich festzuhalten bleibt. Das dürfte von modernen heiten und Zweckmäßigkeiten hebe sich das Zweck

theologisch-apologetischen Bemühungen jedenfalls nicht
übersehen werden. — Hervorgehoben sei noch aus dem
Fortgang der Schrift der Abschnitt „Gestaltungsstufen",
der ein feines Verständnis für das Wesen künstlerischer
Gestaltung, für die Faktoren dieser Gestaltung, vor
allem den individuellen verrät. Hier sinnt Verf. auch der
Möglichkeit des Verstehens fremder, vergangenen Zeiten
angehöriger, von individueller Lebenstiefe gespeister und
darum großer Kunstwerke nach, sich mit Recht zu metaphysischen
Ausblicken erhebend; die Hineinversetzung
in das Fremde erscheint nur möglich durch Eintauchen
in dieselbe Bezogenheit zum geheimnisvollen Urgrund
des Lebens. Das Verhältnis selbst von Urgrund und
individueller Aktivität wird in seinem Rätsel nur festgestellt
, die „Zusammenhangsspannung" wird anerkannt,
dem mystischen, das individuelle Leben in bloße Erscheinungen
verwandelnden, wie überhaupt dem altindisch
-neuplatonischen Monismus wird wieder charaktervoll
widerstanden. — Auch was an naturphilosophischen
Blicken gelegentlich geboten wird, ist lehrreich. — Über
dem Schöpferischen in Kunst usw. steht dem Verf. das
Gemeinschaftserlebnis; über die religiöse Liebe und das
höhere Rechtsgefühl findet er feinsinnige Worte.

Man hätte nur gewünscht, daß die manchmal pleo-
nastische Sprache einfacher und die an Rankenwerk
reiche Linienführung etwas straffer und gerader wäre.
Der Leser wird sich aber schnell einarbeiten und sich
für seine geringe Mühe bald entschädigt finden.

Halle a. S. Georg Wehrung.

Mausbach, Joseph: Dasein und Wesen Gottes. 2. Bd.: Der

teleologische Gottesbeweis. 1. u. 2. Aufl. Münster i. W.: Aschendorff
1Q29. (XI, 291 S.) 8". RM 4.60; geb. 5.90.

Während seiner langjährigen akademischen Lehrtätigkeit
in Münster hatte Prälat und Dompropst Dr.
Mausbach neben seinem Hauptfach, der Moraltheologie,
auch die Apologetik, die (für den Katholiken) philosophische
Vorwissenschaft zur Dogmatik und Moraltheologie
, zu pflegen und vorzutragen und dabei öfter
Vorlesungen über das Dasein Gottes für Studierende
aller Fakultäten gehalten. Diese Vorlesungen, für weitere
Kreise der Gebildeten umgearbeitet, will er nun
in einem vierbändigen Werke erstmals gedruckt vorlegen
. Zuerst erscheint der zweite Band. Der erste war
wohl schon druckfertig, mußte aber zurückgehalten werden
, weil bemerkenswerte neue Beiträge zur Kosmo
logie, die jüngst bekannt wurden, es verlangten. Der
erste (bald zu erwartende) Band wird nämlich den kos-
mologischen Gottesbeweis (nebst der Erkenntnistheorie
Mausbachs) bringen. Im dritten Band soll der ethische
und ideologische Beweis, im vierten Band soll das
Wesen Gottes behandelt werden. Jeder Band will ein
selbständiges, in sich abgerundetes Ganzes sein.

Vr-*m vorliegenden zweiten Band kann gesagt werden
, daß er wirklich ein Ganzes und, um es sofort
hervorzuheben, das Beste ist, was von deutscher katholischer
Theologie bisher zur Teleologie d. i. Zielstrebigkeit
(Zweckmäßigkeit) des Weltalls im allgemeinen
und im besonderen (im organischen Leben, im Anorganischen
, im Menschen und in der Menschheit) und ihrer
Grundlage im Weltschöpfer geurteilt wurde. Der Versuch
zeichnet sich vor allem durch klare Begriffsbestimmung
des Teleologischen, dann durch gute Kenntnis
der Biologie, in der ja die Zielstrebigkeit am deutlichsten
zutage tritt, durch ehrliches Eingeständnis, daß
gewisse teleologischen Gottesbeweise von kathol. Theologen
(G. Reinhold, A. Schill und H. Schell) unzureichend
waren, endlich durch eine schlichte, wohlver-
«andhche, sorgfältig gepflegte Sprache aus. Mausbach
übersieht auch nicht die, wie er sagt, „Unvollkommensten
und scheinbaren Zweckwidrigkeiten" in der Na-

mäßige um so deutlicher ab. Man braucht jedoch kein
Pessimist genannt zu werden, wenn man von dieser Erledigung
der zweifellos vorhandenen Antinomie noch
nicht befriedigt ist. Mausbach verweist sehr oft auf
Thomas v. Aquin und versteht ihn, was selten ist, in
gutes Deutsch zu übersetzen. Thomas verrät sich auf
jeden Fall als scharf denkenden Terminologen. Wenn
alle vier Bände, die Mausbach versprochen hat, erschienen
sein werden, mag es Zeit sein, sie als Ganzes
mit ihrem Gegenstück in A. Titius, Natur und Gott
(1926), zu vergleichen.

Leider ist der ganze Bogen 12 (S. 177—190) im Druck erheblich
mißlungen; bei einem sofort in zwei Auflagen zu verbreitenden Werk
sollte die Druckerei derartiges unter allen Umständen vermeiden. Die
Setzer haben gut gearbeitet; nur S. 41 1 und 50 2 sind mir Fehler aufgestoßen
. Wenn Goethes Name stets richtig gedruckt ist, hätte auch
Haeckel es verdient, daß sein Name nicht anders geschrieben und gesetzt
wurde, als er selbst ihn stets geschrieben hat.

Waiblingen/Wiirtt. Wilhelm Koch.

„STOpfefrr februeft einer ffrifenftimmung

ijt bie 5vulturbetrad)tung ber bialektifcben SJfjeologie!"
(Die 6d)roaröburg). Die ftrifis bat ibren Syöbepunkt
überfebrttten unb ißre Aufgabe, neue Anregungen äu
geben unb neues Ceben ju roedten, erfüllt. STum gilt
es aber aud), über fie tnirftlid) hinauszukommen unb
ben ©ärungsproäcfj enbgültig ju beenben!

Zeigt uns ben A5eg in :
91td)tliitteit enaitqelifdjer Sljeologte 0ur
ttkrroinbung ber gegenwärtigen Ärtfis

1929. 145 Seiten. ©roft-Oktau. 912)1. 7.50

3nl)alt: Die gegenroärtige STrifio ber eoangclifcben
Sbeologie - Sbeologie unb AMffenfcbaft — Sb-eologie,
93fncbologieimb(£tbik - DteÄirche - Die Offenbarung
— Dcr©laube Die beilige Schrift - 3ur Citcratur.

93anbenIjoec& & ^upretfjt, (Söttingen

Gerichtsgedanke und Rechtfertigungslehre
bei Paulus.

Von Lic. Herbert Braun, Halle a. S.

Etwa 120 Seiten. 8°. Untersuchungen zum Neuen
Testament. Herausgeber: H. WINDISCH, 19. Heft.
Vorliegende Arbeit versucht das vielverhandelte Pro-
blem, die Stellung des Gerichtsgedankens in der
pauhnischen Theologie durch Kontrastierung am spät-
jüdischen und paulinischen Gerichtsgedanken zu lösen.
Eine breite Verwendung spätjüdischen, auch gerade
rabbinischen Materials ermöglicht es dem Verfasser,
auf dem Wege indirekten Beweises die Aufeinander-
bezogenheit der am Paulus Belbst nicht zusammen-
gedachten Gedankenkomplexe aufzuzeigen: der Ge-
richtsgedanke verdankt bei Paulus seine radikale
Fassung gerade der Rechtfertigungslehre; die Gerichts
paränese dagegen scheidet, trotz terminologischer
Inkonsequenzen des Paulus, als soteriologischer
Faktor aus.

PREIS brosch. etwa RM 9.— ; geb. etwa RM II.

VERLAG DER J. C. HINRICHS'SCHEN
BUCHHANDLUNG IN LEIPZIG C1