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Ausgabe:

1930 Nr. 11

Spalte:

255-257

Titel/Untertitel:

Miszellen zur altkirchlichen und byzantinischen Literatur 1930

Rezensent:

Peterson, Erik

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Theologische Literaturzeitung 1930 Nr. 11.

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der Wert derselben nicht groß ist. Wenn das
auch nach der Anlage des Werkes nicht anders zu j
erwarten war, so kann man doch eine kleine Enttäuschung
nicht ganz unterdrücken. — Ich will hier auf die
neue Veröffentlichung der bekannten Antiochos-Inschrif-
ten nicht eingehen, sondern nur einige kleinere Texte der
Sammlung besprechen. Zu nr. 48 xavxa yag, vergl.
Perdrizet, Graffites gr. du Mennonion d'Abydos nr. 20;
Journ. of Rom. Studies 1924 p. 87 nr. 5; österr.
Jahresh. 1926 Sp. 175. In nr. 49 will mir die Deutung
von Ueorpov in Z. 4 garnicht einleuchten. Ist vielleicht
d-ewQov zu lesen? In nr. 56 Z. 2 ist xxioxrpv allgemeiner
Ehrentitel, was vielleicht hätte angemerkt werden sollen.
In nr. 86 heißt es Z. 5: Evga)v aviottjoeir. Die Herausgeber
meinen, man solle Z. 4f. mit Gregoire lesen:
oxqaxrjybg Ivgcov. Ich bin der Ansicht, daß man das
Wort svgwv stehen lassen soll. Es gibt zwei Möglichkeiten
, das Wort zu deuten. Entweder man faßt svgwv
im Sinne von Imxvywv, wie in andern Weiheinschriften,
oder aber man übersetzt evqwv mit „nachdem er Gelegenheit
gefunden hatte". Über diese Bedeutung von
evgioxsiv vergl. Ljungvik, Studien zur Sprache der
apokr. Apostelgeschichten S. 85 f. Möglich wäre endlich
auch, daß der erste Herausgeber Evqwv einfach
aus xvya'v verlesen hat. Zur Akklamation avlgi vlxrj in
nr. 145 vergl. die Zirkusakklamation: axßsi vixriv bei Con-
stantin. Porphyrog. De cerimoniis p. 358, 1 f. (Bonner
Ausgabe). Zur Asylinschrift nr. 160 s. F. v. Woess, Das
Asylwesen Ägyptens München 1923 p. 6 und p. 11
Anm. 6. Zu nr. 166 Z. 4 hätte vielleicht bemerkt werden
müssen, daß dnuiovgyög hier Bezeichnung für einen
Magistratsbeamten ist, vergl. Dio Chrys. Or. XXXIV 31
(I 324, 21 o. Arn.), Kern, Inschr. v. Magnesia p. 47 usw.
In nr. 221 A Z. 1 f. ist mir die von den Herausgebern
versuchte Auflösung sehr zweifelhaft. Ich vermute, daß
in Z. 1 noch ein Zaubername steht und daß statt kgniiyl
der sonst bezeugte Engelname kgxif/. zu lesen ist. In
nr. 225 ist nicht beachtet worden, daß es sich um eine
häufig vorkommende Zauberformel handelt. Verwandte
Texte finden sich bei Flinders-Petrie, Amulets nr. 135 c
und 135t; Bullet, des antiq. de France 1900 p. 212,
213 und Chabouillet, Catal. gener. des camees nr. 2211.
Ich komme endlich noch zu der Inschrift nr. 230, die
schon so viel Kopfzerbrechen verursacht hat, es ist die
Weihung: (xlyiaxovwn ü-ecv. Daß hier Isopsephie vorliegt
, ist allgemeine Überzeugung. Man sucht nun hinter
dem ipijcpog von ow=880 den Namen eines Baal. Ich
meine aber, daß die Lösung in der Richtung dessen liegt,
was Irenaeus I 15, 5 von Markus erzählt: xbv nävxwv
xvgiov, xbv loxsgswxbxa xovg ovgavovg, eig wrcij xaxä-
yovxog agilrubv, buolwg riß dXcpaßfjxip. Den Unterschied
zwischen wnr und wn vermag ich freilich nicht
zu erklären.

Diese wenigen Bemerkungen sollen der Dank für
ein Werk entsagungsvoller Arbeit sein. Zwei Wünsche
möchte ich für die Fortsetzung des Unternehmens
äußern. Es möchte erstens der Kommentar etwas ausführlicher
gestaltet werden und zweitens: wo es möglich
ist, sollten die Inschriften, die aus früheren Veröffentlichungen
wiederholt werden, noch einmal neu
gelesen werden. Ich fürchte, daß die Feststellung, die
Louis Robert im Bulletin de coresp. hellen 1928 gemacht
hat, daß viele neue Wörter in epigraphischen
Texten nur auf Verlesung beruhen, auch für einige der
Inschriften gilt, die in dieser Sammlung von neuem gedruckt
werden.

Bonn a. Rh. Erik Peterson.

Mlszellen zur altkirchlichen und byzantinischen Literatur.

1. Das von Feltoe, The Letters and other remains of
Dionysius of Alexandria (Cambridge 1904) p. 258 unter nr.3
gebrachte Fragment (= Holl, Fragmente 382 p. 152) findet
sich auch bei Antonius Melissa P. G. 136 Sp. 1124 A. Der

j Schlußsatz: dxprrxl yag ovdsv dvvaxai nagayeviad-ai hat
bei Antonius (ebenso der Text bei Holl) noch das Wort
xaX/v (hinter nagaysviotrai), das für das Verständnis
des letzten Satzes nicht zu entbehren ist

2. Palladius, Dialogus de vita Johs. Chrysostomi
ed. Coleman - Norton^ (Cambridge 1928) p. 118, 19f.:
ovxe yag fidyaigav dptßXsZav ovxe naqqrjolav an'gaxxov
slvai deZ stammt (wie ich schon Deutsche Literaturzeitg.
1930 Sp. 150 bemerkt habe) aus einer antiken Spruchsammlung
, s. A. Elter, Gnomica homoiometa V (Progr.
Bonn 1904) Nr. 95. Auf dieselbe Quelle wird auch die
Fortsetzung zurückgehen: xal worcsg xoü uvgov ayiogi-
axog r) evwdlct, ovxoi xrjg naggrjalag f) svvoia.

3. Palladius, Hist. Laus. p. 18, llf Butler teilt folgenden
Ausspruch des Dorotheus mit: "Onov axavgog hti-
(poixc), ovx loyvEi xaxla xivbg. Sollte man statt dessen
nicht mit Homoioteleuton lesen: "Onov Inupoixa axavgog,
ovx layvEi xaxla xivog?

4. Oecumenios, Kommentar zur Apokalypse ed. Hoskier
(= University of Michigan Studies vol. XXIII. 1928) p. 71,
Z- 6 von unten ist zu lesen: snxd xvyxdvsiv xovg lv
dyylXoig agyovxag, 6 KXfjiirjg cpriol lv xw exxoi Sxgwuaxi.
Hoskier hat dazu bemerkt: „Clem. AI. Strom. VIII?" Oecumenios
hat aber in Wahrheit Strom. VI 16, 143,2 im Auge:
snxd ulv slaiv oi xfjv usylaxrpi dvvauiv Eyovxsg ngwxö-
yovoi ayylXwv uqyovxsg.

5. Oecumenios das. p. 122: Evaygiog ds „Xav&avlxw,
Gprjol, xovg vEtoxigovg xal xovg xoapiixovg o Ttsgl xglaEwg
vipvXöxEgog Xbyog' ov yug laaaiv növov, tyvyryg xaxadixao-
■b^Elavg tt/v ayvoiav." Die von Hoskier nicht angegebene
Stelle findet sich Gnostica nr. qX&' — Frankenberg p. 551.
Bei Cramer, Catenae in Apoc. p. 330,30 ff. ist ebenfalls
diese Stelle zitiert.

6. Oecumenios das. p. 122 ist zu lesen: ei yag xara
xbv &eZov atcoaxoXov lv xr fiaxaglg: Ixslvi] xtöv aylaiv
£(of] anldga odvvr], Xvnrj xal axsvayitog. Hoskier hat den
Text völlig mißverstanden. Er schreibt: ToZv kylwv Zwf
und bemerkt dazu: Acta sive Vitae Sanctorum. In Wahrheit
handelt es sich um einen bekannten liturgischen Text.
Oecumenios wird, da er einen Apostel zu zitieren glaubt,
als Thessalischer Bischof wohl an Constit. apost. VIII 41,2
und nicht an die Jakobus-Liturgie p. 57,18 Brightman denken:
öd-EV anldga odvvrj Xvnrj xal oxEvayuög.

7. In der Venediger Fassung der Theophilos-Legende
bei Radermacher: Griechische Quellen zur Faustsage
(- Sitzungsber. Wien. Akad. 206 Abh. 4. Wien 1927)
p. 172 liest die Handschrift: xoiavxa buoXoyw xagdlcx
ipvxfj KCCl oojuaxi xal alßai xal nqooxvviö xal aanä-
touai. Radermacher ändert owuaxi in axöuaxi. Das ist,
im Hinblick auf Eutychianos, das. p. 206,6 vielleicht gerechtfertigt
. Die Hinzufügung von xal zwischen xagölce
und ipvxfj ist aber überflüssig und die Einfügung eines
os vor olßo) xal ngoaxvvw xal aondCopai direkt falsch.
Theophilos hat in den vorhergehenden Sätzen das Glaubensbekenntnis
abgelegt. Dieses faßt er noch einmal bekräftigend
zusammen, indem er die Verben häuft, die
das Bekennen des Glaubens ausdrücken. Ein Bekenntnis
zur dEoxöxog kommt hier nicht in Frage. Radermacher
ist zu diesem Mißverständnis gekommen, weil er danä%o-
lio-i p. 173 (letzte Zeile) mit: „(ich) grüße dich"( übersetzt
. Natürlich heißt aorcd'&o&ai hier „annehmen". Die
Richtigkeit dieser Auffassung bestätigt die Fassung bei Eutychianos
das. p. 206, 5 f.

8. In der asketischen Schrift des Dorotheus. P. G.
88 Sp. 1796 hat sich ^ein bekanntes Agraphon erhalten:
Xlyst yag: eiösg xbv adsXfpov aov, eldsg xvgtov xbv IXebv
aov. Dorotheus kennt noch nicht den Ersatz von adsX-
(pöv durch qjlXov, wje jnn Maximus Planudes bietet.
Ed. Kurtz, Die Sprichwörtersammlung des Maximus Planudes
S. 17 Nr. 29. Gegenüber Clem. Alex, hat Dorotheus noch
den Zusatz: xvgiov.