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Ausgabe:

1930 Nr. 8

Spalte:

191

Autor/Hrsg.:

Rendtorff, Heinrich

Titel/Untertitel:

Getrostes Wandern. Eine Einführung in d. ersten Brief des Petrus 1930

Rezensent:

Hauck, Friedrich

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191

Theologische Literaturzeitung 1930 Nr. 8.

192

Rendtorff, Prof. D. Heinrich: Getrostes Wandern. Eine Ein-
führg. in d. ersten Brief des Petrus. Berlin: Furche-Verl. (1929).
(88 S.) gr. 8°. = Die urchristl. Botschaft, 20. Abt.

RM 2.80; geb. 3.80.

Der Verf. will dem Ruf, der sich aus der Gemeinde
nach einer wissenschaftlichen Auslegung des Wortes
Gottes erhebt, in seiner Darbietung so folgen, daß nicht
nur der geschichtliche Abstand des Wortes gegenüber
der Gemeinde gezeigt wird, sondern daß der Hörende
unter die Gewalt Gottes kommt. Dies Ziel ist nicht nur
aufgestellt, sondern auch in erfreulichem Maß erreicht.
Schon die Einteilung des Briefs (I. von der Wiedergeburt
zu einer lebendigen Hoffnung 1, 3—25; II. von der
Gestaltung des Lebens durch die lebendige Hoffnung
2, 1—5, 5; III. Zusammenfassung und Grüße 5, 6—14)
ist recht glücklich und ermöglicht, den Inhalt des
Briefes ohne Verrenkung des Textes vor dem Leser
auszubreiten. Es kommt durch sie richtig zur Geltung,
daß die Mahnungen des 2. Teiles, wenn das auch nicht
in jedem Einzelfall ausdrücklich gesagt wird, aus dem
Untergrund einer starken Glaubensanschauung sich erheben
und von ihr her ihre Besonderheit haben. Einzelne
Begriffe und Vorstellungen (Fremdlinge, Gehorsam
, umgürten u. a.) werden oft recht glücklich zu religiöser
Lebendigkeit gebracht. Sprache und Stil ist wohltuend
klar und doch nicht kalt oder schwunglos. Eine

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dauerhaft gearbeitet, kann zum Preise von RM 3.— geliefert werden.
Porto besonders. Gebrauchsanweisung wird jeder Mappe beigefügt.

Verlag der J. C. Hinrichs'schen Buchhdlg., Leipzig C1

Martin Luther

Der Aufbau seiner Persönlichkeit. Von Privatdozent
Dr. Hermann Wendorf, Leipzig.
VI, 211 S. 8°.

Die nach streng wissenschaftlichen Grundsätzen durchgeführte
Untersuchung gibt eine psychische Analyse
des Menschen Luther. Denn sein inneres Wesen
versteht man nicht restlos, wenn man ihn nur als
Religionsstifter, als dogmatischen Überwinder der
mittelalterlichen Kirchenlehre und Begründer der
Theologie des Protestantismus auffaßt. Eine Behandlung
der entscheidenden Jahre von 1517—1521 zeigt
das Vorwalten des Irrationalen in der Motivierung
des werdenden Reformators, dabei wird die Bedeutung
seiner eschatologischen Anschauungen als treibende
Kraft für seine Abwendung von Papst und Papstkirche
nachgewiesen. Luthers Glaube ist ein von unendlichen
dynamischen Kräften erfülltes Hingerissensein; keine
ruhige Gottseligkeit, sondern ein unaufhörliches
Kämpfen und Ringen, das eine ganz neue Auffassung
von der Sünde als der notwendigen Polarität des
Glaubens zur Folge hat.

Preis RM 10.— ; geb. RM 12—.
J. C. Hinrlchs'sche Buchhandlung, Leipzig.

Von Oskar Bauhofer, Genf.

Etwa 270 Seiten. 8°.

tuend klar und doch nicht kalt oder schwunglos. Eine ; |"">k _ _ mm * i■ ■ «

beschränkte Zahl Anmerkungen am Schluß ermöglicht ; L$oS iVSSlSl ©IIi?IOS6.

zu einigen Fragen noch genauere Stellungnahme. Die

Zielsetzung schließt freilich zugleich ein, daß auf ein I Eine kritische Religionsphilosophie.

geschichtliches Herleiten der religiösen Begriffe und
Anschauungen sowie auf einen Aufweis ihres Wachstums
fast ganz verzichtet ist. Die Religion des Briefes erscheint
dadurch wie freischwebend im Raum; von ihrer
geschichtlichen Verwurzelung wird zu wenig wahrgenommen
. Nach dem Leserkreis, mit dem die Schrift
doch wohl überwiegend rechnet, sollte zu solcher rechten
Geschichtlichkeit wohl stärker erzogen werden. Mindestens
da, wo auf biblischem Gebiet selbst ein Wachstum
einer Vorstellung vorliegt (vgl. heilig S. 32 f.), konnten
einige Wegzeiger in die Bibel selbst hinein angebracht
werden. Solche Verklammerung der Briefgedanken mit
der übrigen Schrift — auch durch Angabe von Parallelstellen
— hätte eine Bereicherung bedeutet. Gerade
für einen solchen Aufweis des größeren Zusammenhangs
, in dem eine biblische Einzelschrift steht, ist die
Gemeinde dankbar, der hier der Überblick fehlt.
Erlangen. Friedr. Hauck.

Das Buch geht von der grundlegenden Voraussetzung
aus, daß es eine der Aufgaben der Religionsphilosophie
ist, das Verständnis der im Christentum erschlossenen
Gotteswelt auch von der Welt her zu
begründen. Dem Verfasser ist es darum zu tun, mit
seinem Werke eine Brücke für das weltanschauliche
Denken zu geben, das Welterlebnis des Menschen
aufzubrechen und einen Lösungsversuch des Problems
der „Welthaftigkeit" zu bieten. Nach Bauhofer stehen
wir noch im Zeichen der individuellen Wahrheiten,
des persönlichen Wagnisses, der namenhaften Systeme,
mit einem Wort: der Originalität, der schöpferischen,
geistreichen Produktion. Das Buch macht — und das
ist in der gegenwärtigen Lage sein besonderes wertvolles
Merkmal —, zum ersten Male die Forschungen
von Troeltsch und Husserl für die Theologie fruchtbar
, ohne, wie dies sonst üblich ist, damit den christlichen
Glauben zu verfälschen oder zu verdünnen.
B. versucht, die schicksalhafte Form nachzuzeichnen,
in der alles menschlich-geschichtliche Leben verläuft.
Die Formel dieses Daseins in aller Größe der einzelmenschlichen
Existenz und in aller Fruchtbarkeit
einer uns tragenden Schicksalsverbundenheit heißt,
metaphysisch gesprochen, Einsamkeit. Seine Gegenüberstellungen
von Zeit und Ewigkeit, Welthaftigkeit
und Einbruch der Offenbarung in den Bereich
menschlicher religiöser Möglichkeiten machen das
Buch zu einem epochalen Werk und setzen das im
Historismus wurzelnde Denken eines Troeltsch durch
seine Schüler unmittelbar fort; denn auch für Bauhofer
ist Geschichte bewegte Gegenwärtigkeit und das
Geschichtserlebnis ein Tiefenerlebnis.

PREIS brosch. etwa RM 11—; geb. etwa RM 13.50.

Ausführlicher Prospekt (P. 890) steht zur Verfügung.

VERLAG DER J. C. HINRICHS'SCHEN
BUCHHANDLUNG IN LEIPZIG C1

Die nächste Nummer der ThLZ erscheint am 26. April 1930.

Verantwortlich : Prof. D. E. H i r s c h in Göttingen, Hainholzweg 62.
Verlag der J. C. Hinrichs'schen Buchhandlung in Leipzig C 1, Scherlstraße (frühere Blumengasse) 2. — Druckerei Bauer in Marburg