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Ausgabe: | 1929 |
Spalte: | 177-178 |
Autor/Hrsg.: | Richter, Martin |
Titel/Untertitel: | Der Missionsgedanke im evangelischen Deutschland des 18. Jahrhunderts 1929 |
Rezensent: | Schlunk, Martin |
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Theologische Literaturzeitung 1929 Nr. S.
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tischen Gründen beigezogenen Jesuiten, der ein übles ; enden. Selbst Lessing, Goethe und Herder werden in
Blatt in der Ordensgeschichte bildet. — Für uns von den Kreis der Darstellung hineingezogen und bei der
Interesse ist am ehesten der Bericht über die deutsche Gelegenheit frühere von andern gegebene Auffassungen
Finwanderung S. 53 ff. besonnen und sachkundig richtig gestellt. Das Buch ist
s art Ed. Lempp. eine wertvolle Bereicherung der missionsgeschichtlichen
_ I Literatur. Sein Verfasser ist der Sohn des bekannten
Berliner Professors der Missionswissenschaft, dem daher
Stein born, Lic. theol. Erwin: Die Kirchenzucht in der üe- dje w/jamUng mit besonderem Recht zukommt
schichte der deutschen evangelischen Mission. Leipzig: B •
J C Hinrichs lO^S (VIII, 236 S.) gr. S°. ™ .Missionswissenschaftliche lubingen. M.Sehl unk.
Forschgn., 5 RM 12-20-
Nach einer kurzen Einleitung über Aufgabe, Me- Haack, r>fr. Privatdozent Lic. theol. Dr. phiL Hans Georg: Die
thode und Quellen seiner Arbeit behandelt der Verfasser evangelische Kirche Deutschlands in der Gegenwart,
•lach einander die Kirchenzucht in der Geschichte der (Evangelische Kirchcnkundc Deutschlands.) Berlin: E. S. MittlertiSohii
Brüdergemeine, in der Basler, der Berliner, der Rheini- ,t,2°- (V", 179 S. u. i Tab.) gr. 8°. rm 5.80; geb. 7.50.
sehen der Leipziger und der Hermannsburger Mission. Der Gedanke, neben den kirchenkundlichen Dar-
Es verwendet außer den Veröffentlichungen der Gesell- Stellungen einzelner Gebiete eine zusammenfassende Kir-
schaften sehr reiches Material aus den Archiven und er- chenkunde des evangelischen Deutschlands zu schreiben,
möglicht uns so einen Einblick in die schwierigen war glücklich. Zwar kann eine derartige Übersicht
ethisch-sozialen und seelsorgerischen Fragen, wie sie selbstverständlich nicht entfernt so genau auf die kirch-
durch Rückfall in heidnisches Wesen, Mord, Unzucht, liehe Lage eingehen, wie das die Bände der von Drews
Diebstahl, Meineid, Trunksucht, Spiele, Tänze, Streitig- begründeten, jetzt von mir herausgegebenen „Evange-
keiten, Sklaverei, Pfänderwesen, Beschneidung, Kinder- lischen Kirchenkunde" tun. Aber sie hat ihrerseits den
Verlobung, Frühheirat, Frauenkauf, Mischehe, Vielweibe- Vorzug, daß sie die großen Linien besser herausstellen
rei, Sonntagsentheiligung, Verachtung der Kirchenord- kann. Haack verfolgt das Ziel, „auf der Grundlage des
nuno-en usw. auf dem Missionsfelde entstehen. Seine heutigen deutschen Geistesringens und des Bestandes
Anordnung macht gelegentlich Wiederholungen nötig, und Wirkens der evangelischen deutschen Landeskirchen
und es fragt sich, ob nicht bei der starken Überein- die Probleme und Aufgaben der Gegenwart des deut-
stimmung in der Behandlung von Kirchenzuchtfällen in sehen Protestantismus heraus zu klären". Damit ist ge-
den behandelten Missionen eine wirksamere Darstellung geben, daß die geistige, innere Entwickelung im Vorder-
der Probleme erreicht worden wäre, wenn der Verfasser gründe steht, während die Entwickelung der Verfassun-
eine sachliche Ordnung gewählt hätte. Diese Frage hebt gen, der kirchlichen Ordnung und der Arbeit im einzel-
den Dank dafür nicht auf, daß durch die fleißige, im . neu etwas mehr zurücktritt. Eine religiöse Volkskunde
Urteil besonnene Arbeit ein wertvolles Hilfsmittel zum ( ist nicht vorangestellt, wohl aber ein Kapitel über die
Studium eines der bisher unbekanntesten Gebiete der geistige Struktur Deutschlands nach dem Weltkrieg und
Missionskunde geschaffen worden ist. Die Arbeit geht ein anderes über die Stellung der evangelischen Kirche
auf Anregungen von Carl Mirbt zurück und ist von ihm Deutschlands im modernen Geistesleben. Den Schluß
in den Missionswissenschaftlichen Forschungen der bildet ein Abschnitt über die Zukunft des deutschen
Deutschen Gesellschaft für Missionswissenschaft her- Protestantismus. Auch in den übrigen 13 Kapiteln, die
ausgegeben. mehr als die drei genannten Abschnitte beschreibenden
Tübingen. M. Sc hl unk. Charakter haben, tritt die Problematik des kirchlichen
Lebens stärker hervor, als das sonst in der Kirchen-
Jehl e, A.: Köstlicher denn das vergängliche Gold. 100 Jahre I ^L^Lt^i^L^^o^ Abschnitt ist sogar
Basler Missionsarbeit auf der Goldküste. Mit 11 S. Kunstdruckbilder ... d^r neuesten theologischen Problematik innerhalb des
Buchschmuck. Stuttgart: Evang. Missionsverlag 1928. (87 s.) 8°. deutschen Protestantismus gewidmet. Der eigene Stand-
RM 1.50. punkt des Verls macht sich unter diesen Umständen na-
Zum hundertjährigen Bestehen der Basler Mission *?r,!S* deutJ*ch geltend, jedoch ohne sich sehr in den
auf der Goldküste gibt der lange Jahre auf der Gold- Vordergrund zu drangen. Am stärksten subjektiv ist der
küste beschäftigt gewesene Verfasser in elf kurzen, an Ausb ick in die Zukunft am Schluß des Buches. —
ein Bibelwort sich anlehnenden Abschnitten ein schönes, . . ,c.k. »hL'l's't,"t mit eindringendem Blick das gesamte
knappes Gesamtbild von dem Werden und Sein dieser kirchliche Leben Deutschlands. Er geht auf das Ge-
vor andern durch Leid und Erfolg gesegneten Arbeit. [»cindeleben ein, auf die neue Organisation der Landes-
Das crediegen ausgestattete Werk ist besonders für kirchen die Veremstatigkeit, auf das Ringen um Ge-
Bibelsuiiiden und zum Vorlesen zu empfehlen. meuischaft die Stellung der Kirche zu den sozialen Fra-
m sc hl unk gen' . Haltung gegenüber der Jugend. Er behandelt
Tubmgen- _ALSchlunk. das kultische Problem und die Stellung zum öffentlichen
---" Leben, zu Predigt und Schule. Katholizismus, moderner
Richter, Lic. theol. Martin: Der Missionsgedanke im evange- Individualismus, Einheitsbestrebungen und Missions-
lischen Deutschland des 18. Jahrhunderts. Leipzig: J. C. arbeit finden Schilderung. Es zeigt sich, daß so o-ut wie
Hinrichs 1928. (VI, 191 S.) er. 8 . = Missionswissenschaftliche alle großen Fragen unserer Zeit wenigstens in Irgend-
Forschgn., 6. RM 10—. einem Grad besprochen sind. Selbst von den Sekten sind
Der hier vorliegende sechste Band der Missions- die wichtigsten, wenn auch ganz kurz, behandelt Die
wissenschaftlichen Forschungen der Deutschen Gesell- , hochkirchliche Bewegung findet so gut Berücksichtigung
schaft für Missionswissenschaft füllt in beachtenswertem wie die Dorfkirchenbewegung und das Gemeinschaft^
Umfang und mit erfreulicher Gründlichkeit eine starke Christentum. Von größeren Organisationen ist kaum
Lücke unseres Wissens um das Werden des Missionsge- ' eine unerwähnt geblieben. Auch die wichtigeren Ar-
dankens in Deutschland aus. Von der lutherischen beiten der Inneren Mission sind alle berücksichtigt
Orthodoxie ausgehend führt uns der Verfasser über ! Ausdrücklich wird die neuere Entwickelung der evange
Leibniz, der mit Recht nach Merkels Arbeit kurz be- lischen Wohlfahrtspflege besprochen. Etwas mehr Auf
handelt wird, zu Mel, dem Verfasser des Pharus, dann j merksamkeit hätte den durch den Frieden von Versailles
in die Aufklärung zu Männern, wie dem Hamburger von Deutschland abgetrennten evangelischen Kirchen
Fabricius, dem Helmstedter Schubert, wie Johann Bai- gewidmet werden können. Über ihr Verhältnis zu den
thasar Lüderwaldt, in den Pietismus mit seinen drei Aus- evangelischen Landeskirchen findet sich keine klar
Prägungen in Halle, Herrnhut und Württemberg, um 1 stellende Mitteilung. Von der Brüdergemeine wird nur
dann des Rationalismus und Supranaturahsmus zu ge- der Anschluß an den Kirchenbund erwähnt nicht ihre
denken und bei den Führern der klassischen Epoche zu | allgemeine Bedeutung für das evangelische Kirchen