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Ausgabe:

1929

Spalte:

158

Autor/Hrsg.:

Lüttge, Willy

Titel/Untertitel:

Das Wort Gottes 1929

Rezensent:

Schian, Martin

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Seite 1

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157 Theologische Literaturzeitung 1929 Nr. 7. _168

konfessionell gefärbter Brillen in die Glaubenswelt der aber man fragt sich, weshalb er es unterlassen hat, mit
SScher. Chris enhe^hineinzublicken, dem Römerbriefkommentar Das Wort Gottes und die
Die Analvse Silt sich auf die beiden Begriffe Theologie" sowie „Die Auferstehung der Toten" zuSünde
und Opfer. Nach dem Verf. bildet die sammenzustellen.

Sünde tatsächlich die psychologische Grundlage der °Ah0 Torsten Boh„n

religiösen Erfahrung bei Barth, obwohl Barth selbst gel-

tend* inacht'daF'der Mensch keine Erfahrung der Lflttge, Prof. D. Willy: Das Wort Gottes. Ein Vortrag

„Sünde" haben würde, wenn er sie nicht durch die Ke- Gütersloh: C. Bertelsmann 1928. (40 S.) 8». RM j_

ligion erführe (S. 14). Der O pf e r Charakter des Han- ' ln gedankenreicher Ausführung geht l. dem Betriff des Wortes

delns bezeichnet dagegen bei Barth das ethische Pur- l QotiCi nach dem cr dcn Begriff Offenbarung Gottes7 gleichsetzt. Er

malprinzip (S. 47, 50). „Sünde" und „Opfer bilden , bespricht die Spannung zwischen dem Gedanken an Geheimnis und

zusammen die Grundlage der religiös-ethischen Er- Rätsel Gottes und dem der Offenbarung Gottes sowie die religiöse

fahrung Deutung der Offenbarung auf Jesus Christus. In Christi menschlicher

Die kritische Wertling der Sündenauffassung Barths Wirklichkeit sehen wir Gottes Offenbarung. „Offenbarung Gottes ist

führt iedoch zu dem Ergebnis, daß die Sünde nach 1 ^c,ts Offenbarung in menschlicher Möglichkeit und Wirklichkeit.

seiner calvinistisch-fatalistlschen" Grundanschauung ein od,r SIC ,st «***•" Sodann vvirft L. - etwas unvermittelt - weiter

seinti „eaiwi.i. o.eii aia > ^ n.j.b„..n die Prägen auf: Vv as bedeutet für das Evangelium das na he Weltende '-

unvermeidliches Schicksal ist und daß jede Rede von und: ^ djc AutorUät des Buchstaben des

einer persönlichen Schuld daher sinnlos wird Lb. OZ). Bibelbüch«? Die Antwort auf die erste Frage sucht, was jene Bot-

Und was der Mensch durch die Sünde als „ErfahrUngS- schaff vom Weitende in sich trug, als ewige Wahrheit zu erweisen,

quelle" erfährt, ist eigentlich nur etwas Negatives: in j aber ohne Bindung an irgend eine Zeit. Die Antwort auf dic zweite

Bezug auf Gott gelangt er nur zu der Einsicht, daß Frage lautet natürlich Nein; sie bringt aber zugleich eine Art Wertung

Gott nicht das ist, was der Mensch ist (deUS abSCOIl- u"d Begrenzung der historischen Kritik. Ergebnis: Die protestantische

ditUS)' in Bezuo- auf sich selbst weiß er nur, daß er ; KirclM-' 1,lcibt die Kirche des Wortes. Dieses Wort ist nicht Gesetz

Gott Wenüber"die „Unmittelbarkeit" verloren hat lind : dcr. ,-„nrc' andern Wahrheit des Lebens. Die Form des kurzen

c;'Hj f-t :„ Rp', ' ..„f Hj. Welt gewinnt er die Fin- U"d aUKc,nc,n verständlichen Vortrags nötigte natürlich dazu, vieles

Bunder ist; n Bezug tllt OK Wen gewinnt U üie tin- m>r a||/lldcutcn. Wclche inneren Auseinandersetzungen hinter den

sieht, daß sie in einem dämonischen Eros" gebunden vserhältnrsmäßig schlichten Sätzen stehen, das spürt Zr der Faliat

liegt und zum Vergehen verurteilt ist (B. ()Dt.). Richtig I Er bemerkt auch, wie L. mehrfach die Front gegen K. Bann nimmt

wird dann darauf hingewiesen, daß die BarthscllC Süll- j auf seine eigene Studie über die dialektische Theologie wird ge-

denauffassting eigentlich einer positiven Ethik keinen legentlich verwiesen. So gibt der Vortrag dem Tlieologen mehr als

Raum läßt (S. 69ff.). Aber hierdurch zeigt sich auch, . dcm Laien. Aber auch diesem ist er nützlich, gerade "weil er sehr

was vielleicht klarer hätte hervorgehoben werden miis- cr,lste Fragen so ruhig und so zielsicher aufbauend behandelt. — Das

sen, daß der Gegenstand der Untersuchung selbst pro- : Vc'!'e H,cft tÄ die jallreä'ahl dcs Todesjahres des Verfassers. Wir

blematisch ist; nur in uneigentlichem Sinne kann bei 1 dankcn dem Dah'"gvgangenen für diese letzte Gabe.

Breslau. M. Schi an.

Barths Theologie von „religiöser Erfahrung" dic

'^'V- rcli Barttts jheoloäe einke ge-] so^ä

wisse Große ab und macht die richtige Bemerkung, Luther. Einigungswerkes in Marburg. sT-Dr. aus Allg ev -Lh

daß es III nicht geringem Grade auf diese Theologie . Kirchenztg. 1927, Nr. 47-50.) Leipzig: Dörffling & Franke 1928

zurückgeht, wenn wieder eine protestantische Orthodoxie (36 S.) 8». RM j_*

ersteht weil sie mit besonderer Kraft dem protestanti- Mit Althaus will auch S. anstatt einer einfachen Zusammengehen
Gewissen die Ehrfurcht Vor dem Gottlichen und Stellung von allerlei Schriftaussagen über die letzten Dinge ein
die Angst vor der Sünde eingeschärft hat. Wertvoll fin- j „Messen" derselben „danach, wie nah oder wie verhältnismäßig fem
det er auch ihren Kampf gegen eine SUbjektivistisdie Er- ! sie von dem Mittelpunkt der Christuserfahrung stehen" (6). Zugleich
lebnis- Und Wunschreligioil, wobei man es dem Verf. ahcr fordert er als „nicht weniger wichtig" „eine Stellung", die bei
ZU Gute hält, daß er diese Opposition nicht für eine [ allcr Fr^ll'e',t dcs Erfahrungsurteils darum weiß, rlaß die Schrift über

Eigentümlichkeit des Barthschen Kreises hält. Kähler, I *J"" fj*™"* *S£2 ist" <7>- Da* heißt aber für S-:

Seh latter. alle, die auf den „ganzen Luther" hin- ^^^^Z^^T^* 'ta1L^^^antii^-

7 i e ...: i i l • - l r i_ "as ""s dtirch Verheißung und Offenbarung gesagt" wird f5V unH In

wiesen haben - w.e er bemerkt - - einen ähnlichen , dcr Fra,,c daiiadli on Apokatastasis odJ Cwige Verdammnis mu

Kampf gefuhrt. die Entscheidung dahin, daß „Jesu Worte, etwa das von dem Feuer

Von seinem eigenen Standpunkt aus muß der Verf. das nicnt verlischt, und dem Wurm, der nicht stirbt, nötigen, mit der

die Barthsche Theologie natürlich als eine unerträgliche Ew'gkctt der Qual zu rechnen" (35). Die „zeitgeschichtliche Bedingt-

Einseitio-keit auffassen, die. Wenn Sie durchgeführt WÜr- iK"1.m*nchcr. Aitssagen" erledigt der Gedanke, daß „Gottes Reden

dÄ,c historische Christentum mit deinen No, ; 'ttJPjSLSgSZ

men und seinen sozialen Bildungen verruchten wurde. ■ 8,.stalt dcr Schrift gegebene ernsthafte P^lvAtf^

Von dieser Theologie aus fallt ein religiöser, ethischer, aus wird auch über Fragen wie die nach dem Zwischenzustandlod«

kultureller Pessimismus Wie ein Schatten Über die ganze , nach dem Antichristen eine Entscheidung gesucht und gefunden Eine

Welt. (S. 75). 1 längere Auseinandersetzung gilt Althaus" Ablehnung der endgeschicht-

Man kann die Richtigkeit dieser Schlußfolgerungen 1,clKn Eschatologte. Vielmehr, „wie Christus sein Heilswerk in der

anerkennen ohne deswegen die Voraussetzungen zu ! ^schichte vollbrachte, so bringt er auch in der Geschichte dies Werk

billigen, auf die sich der Verf. seinerseits gründet, — die m v°n<;ndu"e' allerdings auch nach S. so, daß seine Pmt«,

Psy chologie und die „atür- ^WeT 11 2TÄ Ä^'

liehe Religion". Daß die Frage nach dem Sundenbe- Ende der Geschichte ist" (17)

griff Barths letzten Endes auf die Gottesfrage zurück- ; Herrnhut «. ei

geführt werden muß ist dem Verf. freilich nicht ganz 1

cht ausgeführt,Was Heering, Dr. G. J.: De Zondeval van het Christendom. E«
verborgen. Aber er hat diese Linie " % f i V i Studie over Christendom, Staat en Oorlog. Amltem: van Loghum

zur Folge hat. daß die Analyse rf ■ n Slaterus » Visser 1928. (XV, 347 S.) 8». 3 Fl. 95c.; geb. 4 Fl. 95c.

Wegestehen bleibt. -In der &^^™ft^&£ Dies Buch ist ein sehr ernstes und konsequentes

darauf hingewiesen, daß Barth nicht nur c^stentu Slaat und Krieg) dne auf ^

vinismus, sondern auch mit Kl«r»««"j^ . Folgen- Grundsätzen des Evangeliums sich aufbauende, strenge

menhang; gebracht.werden JS££tSt m SSS» Auseinandersetzung mit dem herrschenden Staatsbegriff

den Wird nur auf die ^^P^f^^^^l}^. h <?chichtlich begründete Anklage gegen

hingewiesen K^aar^^^S^- ctle Kirche, daßSie aus dem „Sündenfall", der in den

Säumnis das «JggJ*g ^<%^a^heinen der Dog- Tagen Konstantins begangen wurde, sich noch nicht

)SS^^^S^^^ erschienet wieter zurückgefunden hat zu den klaren Forderungen