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Ausgabe:

1929 Nr. 6

Spalte:

133-136

Autor/Hrsg.:

Nestle, Eberhard

Titel/Untertitel:

Novum Testamentum graece 1929

Rezensent:

Kittel, Helmuth

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133 Theologische Literaturzeitung 1929 Nr. 6. 134

des Gottesbegriffs und die Vertiefung der Ethik ist, gebers, der das Werk schon seit der 10. Aufl. betreut,

o-ewiß durch ^dieses Ereignis gefördert, aber auf die ist von mir bis heute zurückgestellt worden, um durch

"innere Struktur des Judentums gesehen, nicht ein ,,sehr ihre praktische Verwendung ein möglichst genaues Bild

rascher", sondern ein, durch eine lange Geschichte lang- über die Wirksamkeit der Neuerungen zu gewinnen,

sam vorbereiteter Prozeß, zu dem die Entwicklung der Ich habe den neuen Nestle inzwischen U , Semester

Gebetsfrömmio-keit und des mehr auf das Lehrhafte ein- lang im N.T.lichen Proseminar benützt, und zwar bei

gestellten Svnagogengottesdienstes, was G. unberiiek- Übungen, die zum großen Teil der Einführung junger

sichtigt läßt, ihren entscheidenden Anteil beigetragen Semester in die N.T.liehe Textkritik galten, und möchte

hat. "Man kann nicht einmal für Jos. selbst behaupten, nunmehr meine Anzeigepflicht auf Grund der so ge-

daß er den Tempel in seinem Alter nicht mehr so hoch sammelten Erfahrungen erfüllen. —

eingeschätzt habe (S. 32), angesichts der Worte „Ein Der neue Nestle weist eine Umgestaltung des textkritischen

Tempel des einen Gottes . . ., Eigentum des allen ge- Apparates auf, der einen tiefen Einschnitt in der Reihe der bisherigen

meinsamen Gottes! . . . Immer sollen ihn die Priester Auflagen bedeutet. Nestle, der Vater hatte mit dem kritischen Apparat

bedienen" (C Ap. II 193)- und bei der „abstrakten" '" Linie einen Ausweis über die Gewinnung seines Textes aus den

Ethik des JOS. Wird man auch an den Einfluß der Rezensionen HTW geben wollen. Eine 2. Abteilung

. .. ■ -t- , jun „i:^„e™ rtoto+uo seines Apparates führte darüber hinaus zwar in einer Reihe von

universalistischen Tendenzen des hellenistischen Geistes ^ auf VV^ y ^ ^ nand8chriftIichc Zeaga /urück

zu denken haben, wie er etwa bei Philo, Pseud. I noky- abcr das war [loch nur ein domim Slipcradditurni sch,)n durcn djc un.

lides. IV. Makk. ZU finden ist. Auch für Jos. Wird ZU j systematische Auswahl zum sekundären Anliegen gestempelt. Dem-

geltetl haben: Sein Geist ist zweier Zeiten Schlacht- gegenüber hat der Sohn Nestle den Apparat jetzt unter Beibehaltung

gebiet. des alten Textes — neu sind lediglich die vollständige Durchführung

Gaiber-' bei Heidelhci" A. Weiser. dcs Stichentscheides zwischen HTW, der Rückgang auf die wahr-

•___ scheinliche Orthographie des 1. Jh.'s und die größere Unabhängigkeit

| von HTW bei der Abgrenzung von Sinnabschnitten sowie der An-
V O gel S, Prof Dr. Heinrich Joseph : Übungsbuch zur Einführung Wendung stichischen Druckes bei metrischen Textformen und Fettin
die Textgeschichte des Neuen Testaments. Bonn: I>. Han- drucks bei Zitaten — grundsätzlich in 1. Linie auf die Anführung der
stein lQ-zs (3' S) gr. 8°. RM 1.20. ahen Zeugen für die Varianten umgestellt. Die Meinungen der neueren
V ■ " j vr„^.+a„Hnic ,W T^vto-peehir-ht/» nirh Rezeusoren kommen erst an 2. Stelle zur Geltung. Damit ist die Auf-
KenntniS Und Verständnis der TcXtgtschlChte auch ^ ^ ., AbteUtmgen des Apparates im alten Nestle gegeben und

des N.T.s ist nur durch praktische Übung zu erreichen. dw Appara4 weist nun vornehm|ich auf dic Varianten quellen hin.

Nichts führt besser in diese Praxis ein, als das iatu- Allncr djcscr durchgreifenden methodischen Änderung ist bei

dium der Quellen dieser Geschichte selbst. Hat der der Gestaltung des Apparates von dem Herausgeber aber noch eine

Anfänger auch nur wenige Stücke dieser Quellen ein- bedeutsame, sachliche Neuerung eingeführt, die wohl die beachtens-

mal im Zusammenhang gelesen Und kollationiert, SO werteste persönliche Leistung Erwin Nestles an dieser Neuauflage ist

sieht er den Apparat sofort „von innen" an und findet l,ml B- v- Döllschütz veranlaßt hat, von ihr als einem „wissen,

sich in ihm schneller zurecht als sonst nach langem schaftlichen Ereignis" zu sprechen (vgl. stud. u. Krit. 100. s. 460ff.):

Studium, bei dem er immer nur das ihm vom Apparat hn<m'" * vo" dcr, nc«raTiöt;

f. * " . | | , , rr • j j 1 i ii kntik herausgearbeiteten großen Textgruppen H („hesveh an scher

Vorgesetzte aus zweiter Hand nimmt. Es wird deshalb oder asyptisch.r Text) nnJ K tKoiJ. Zer antiochenisch-byzauti-

lllir lebhaft begrüßt werden können, daß H. Vogels nischer „Reichstcxt") als solche zur Geltung gebracht. Bei dem

mit seinein „Übungsbuch ZUI' Einführung in die Text- „westlichen" Text ist die Anwendung eines üruppensigels noch ver-

gCSChichte des N. T." eine bequem ZU beschaffende mieden, jedoch ist er stets durch Anführung seiner wichtigsten Zeugen

Stunmlung von Quellenstücken zur NTlichen Textge- vertreten-.

schichte geschaffen hat, die es jedem Studenten ermög- i Es erübrigt sich, hier im Einzelnen Umfang und Methoden der

ücht, eigene Untersuchungen an wichtigen Textzeugen 1 Anführung tcxtgcschichtlicher Quellen in diesem neuen Apparat, zu bc-

vorzunehmen und die vor allem eine geeignete Grund- ^ibtnD °!« , latr '»Eruierende Einführung des Herausgebers gibt

r r- j , j o -u u- j z rx' a genaue Rechenschaft über sie. Noch weniger kann auf die zahlreichen

läge für entsprechende Semmarubungen bietet. Die Aus- [jr„cUtcchnisclK.n Ncui(,kcik, lind Fcinheftcn hier ZmJ£*I£Z

wähl ist bei einer solchen Sammlung ganz naturgemäß ; wcrdcn. Nnr cinc sci W€niKstens crwahnti WC1, sie dic

stark subjektiv bedingt, weshalb es mißlich ist, Uber Gestalt des neuen Nestle besonders auffallend verändert hat: es ist

sie zu streiten. So wird sich Vogels Zusammenstellung | „m die raumfreasende Wiederholung der mit Varianten versehenen

ill erster Linie dem Benutzer seines „Handbuches der Textform im Apparat zu vermeiden, ein System von Verwcisungs-

N.T.liehen Textkritik" als nützlich erweisen, und man zeichen im Text selbst zur Anwendung gekommen, das den Leser

wird ihr dies nicht als Fehler anrechnen dürfen. Aber des Textes nicht nur auf das Vorhandensein von Varianten im Apparat

das Heft bietet darüber hinaus doch auch anderweitig : allfl"crKsa'» »«cht, sondern ihn auch sofort über die Art der betr. Vari-

unterrichteten Studenten Proben der ihnen bekanntesten a" ," °"™Z <ob ^dl-nssvariante, Zufügungen, Auslassungen,

S.» daß es eine Förderung textkritischer Studien ^'^^'^T^T^Tt ~

der Studenten in recht weitem Umfang zu bewirken | , JDa? ^erk.*j" .auch in seinor nellen Gestalt dem

oeeiernet sein dürfte. akademischen Unterricht durch Darbietung der Durch-

8 s ■ „ Schnittsmeinung der neueren Textforschung und des wich-

Aufgenommen sind m die Sammlung: i lt. ,, (.. Anfang des | tigsten Discussionsmaterials dienen, nicht aber selbst ein

Judasbriefes. Ii. 0: Lk. 18,25 34 Ii . D: Lk o q iv. d claro- Beit zur Textkritik sein. Auch für eine Beurteilung:

montanus) 1 Cor 15 oft —35. V. r Rm. 11, 6—12 (mit Varianten aus j„ ki u u -j „ « , ., .. , . TT*

glvxvv' !MU , ^s' + o.) vil w.: Mk.3.i3-3ü (+e.) viii k.: N^bfartbe!ning: muß deshaüj ihre pädagogische

Mt 13,31—46 (mit Varianten aus e). in Claromontanus. Vulgata, Frag- Brauchbarkeit der entscheidende Gesichtspunkt bleiben,

inenta Frisingcnsia: Hebr. 10. X b.: Mt. 13, 11-24 (+ abweichende '-n mich Umso eher auf ihn beschränken, als

iTxTiieferungszetigen für Mt i i. 14. 15 und Apg. 28, 26. 27). xl Augu- i die Grundsätze der Neubearbeitung ja unter Beteiligung

stincSEL 25. 2,804 + 52. 262ff.: Apg.i, 1 — 15; 2, l — ii. xii.Codex weitester Kreise der Fachwissenschaft aufgestellt, also

Argenteus (+f): joh. 7. xill. syc («örtlich übs.): Lk. 11.1—13 vorläufig hinreichend diskutiert sind, und die Sorgfalt

(+Varianten aus sy">. xiv. Clemens Alexandnnus (Quis dives salvetur): [tltt der dieselben durchgeführt wurden, der Gründlich^

Mt 22 o'"Ta^A^' Jre,,äus v. Lyon (Adveisus ßaereses:) Mt. 21, 33 —43; , keit und Zuverlässigkeit Eberhard Nestles durchaus

-dexVu^Ä ^L^^ P,t,"a,'°n ** i s t o rische Problem, das ein bestimmt Variante

Göttingen. Helinuth Kittel v/., j ^i j - j t m . ,

___ _ '' was also den pädagogischen Wert des neuen Nestle

angeht, so kann es keinen Zweifel darüber geben, daß
Novum Testamentum graece cum apparatu critico cur. t D. Eber- dieser ganz erheblich größer ist als der der alten Auflage,
hard Nestle. Ed. 13 novis curis elaboravit Erwin Nestle. 1 Der vornehmsten Pflicht des Studenten der historische
Stuttgart:^ Privileg. Württ. Bibelanstalt 1027. (36, 657 s. m. e. färb. Studien irgendwelcher Art treibt, den Weg zu den
Kartenbl.) kl. 8 . i.wd. RM 2.20. Quellen zu finden, wird nun auch auf dem Gebiete der
Die Anzeige der Neubearbeitung von Nestles Nov. N.T.lichen Textgeschichte ein wirklich brauchbares HilfsTest
. Graece durch den Sohn des früheren Heraus- mittel dargeboten. Bei allen Varianten treten dem Be-