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Ausgabe:

1929 Nr. 4

Spalte:

88

Autor/Hrsg.:

Morrison, George H.

Titel/Untertitel:

Christ in Shakespeare 1929

Rezensent:

Geismar, Eduard

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Seite 1

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^7 Theologische Literaturzeitung 1929 Nr. 4.

88

noch einmal nachgegangen wird; vielleicht, daß neu ' Morrison, George H., M. A...D. D.i Christ in Shakespeare,

aufgefundene Quellen in die von Lother nur angedeutete Ten Addresses on Moral and Spiritual Elements in Some of the"

Frage doch noch Licht bringen. Die verspätete Anzeige Oreater Plays. London: J. ciarke Co. 1928. (142 s.) kl. 8°.
ist durch widrige Umstände hervorgerufen. 3 6 d-
Ilfeld a. Harz. Ferdinand Cohrs. Durch /ehn VorträSc »ber einige von den Haupttragödien Shake-
_________ speares zeigt Morrison die Verwandtschaft zwischen dem Christentum

und den Haupttendenzen Shakespeares. Ein Beispiel kann dies veran-

Wotschke, D. Dr. Theodor: Die niedersächsischen Bericht- schaulichen. Das Menschenschicksal ist in Shakespeares Dramen Er-

erstatter für die Acta historico-ecclesiastica. Nach Briefen gebnis des inneren Charakters des betreffenden Menschen, nicht in

in der herzoglichen Bibliothek Gotha. [S.-Abdr. aus d. Zeitschr. f. dem Sinne, daß es im Äußeren dem Guten wohl gehe und dem

niedersächs. Kirchengesch. 1927.] (Pratau: Selbst-Verlag d. Verf.) 1 Schlechten schlecht, sondern auf eine solche Weise, daß das Wort

(S. 218-276.) gr. 8°. Christi sich tief in die Seele einprägt: Was hülfe es dem Menschen,

Nachdem der fleißige Wotschke im 31. Jahrgang so er dic Sanze WeU ffewönne und nähme doch Schaden an seiner

der „Zeitschrift für niedersächsische Kirchengeschiente'' ' ^/,f d,esIer L'n,e ^ d,e a^«*«» der Vorträge die durch

0926) üher die niedersäehsUrhen Mitarbeiter an Lö- clne Analyse dcr Hauptpersonen eben die Züge hervorheben, die

' u ' n i?a- x, u ■ « Mltartteiter all LO imraer b^rkt haben, daß Shakespeare einen so tiefen Eindruck auf

schers „Unschuldigen Nachrichten" berichtet und Aus- | dM Qewissen und das Herz gemacht hat. Eigentlich überraschend

Züge aus ihren Briefen gegeben hat, die das gedruckte jst das Buch nicht, aber immerhin dadurch interessant, daß es den

Material vielfach in wertvoller Weise ergänzen, gibt er ■ moralisch-religiösen Gehalt der Tragödien heraushebt,

in ähnlicher Weise im 32./33. Jahrgang über die nieder- Kopenhagen. Ed. Geismar,
sächsischen Berichterstatter für die „Acta historico-ecclesiastica
'' einen / ^erblick; seine Quelle sind ihfe S Rabeau, Prof. Gaston: Realite et Relativlte. Stüdes sur le reBriefe
in der Bibliothek in Gotha. Die Acta sind, wie Utivisme contemporain. Substance et Fonction - Concept et juge-
lhr Name sagt, umfassender angelegt, als die „Unschul- , ment _ Fait et Intujtion. Paris: M. Rivicre 1927. (vil, 283 s.)
digen Nachrichten", die im ganzen nur Bücherbe- 8°. = Fitudes Philosophiques. 12 Fr.
sprechungen bringen; die Acta geben auch kirchliche Diese Auseinandersetzung mit dem modernen Rela-
Zeitnachrichten. Begründet sind sie von Joh. Christoph tivismus zeichnet sich durch Gründlichkeit, Scharfsinn
Coler in Weimar, fortgesetzt von den Brüdern Bartho- , und Gewandtheit aus. Die drei großen Problernkreise:
iomäi und Christian Wilh. Schneider, daselbst. Erst aus ! Substanz und Funktion, Begriff und Urteil, Tatsache und
den Zeiten der letzteren drei, von 1736 an, stammen die ; Intuition abschreitend, legt Verf. zunächst dar, wie der
Wiedergegebeneri Briefe und Berichte. Die Benchter- ; deutsche Neukantianer Cassirer die vermeintlich objek-
statter sind vor allein die Professoren Heumann in Got- tive Wesenserkenntnis durch ein mathematisch konstru-
tingen und Joh. Benedikt Carpzow (der letzte) 111 Helm- ! }erendes Erkennen ersetzt, das die Welt in ein unend-
stedt; von den übrigen, von denen /.. T. nur wenige ]iches Netz von Beziehungen verwandelt, deren Wirk-
Zeilen angeführt werden, seien genannt die Superinten- Hchkeit in ihrem notwendigen Gedachtwerden besteht,
denten Bertram in Aunch, Krafft in Gottingen (spater wic die französischen Logiker Brunschvicg und Goblot
Hauptpastor 111 Danzig) und Winckler 111 Hildesheim. ane Begriffe in verknüpfende Urteilsakte auflösen, wie
Die Briefe tragen zur intimen Kenntnis der Zeit mau- ! endlich konsequenterweise auch alle Tatsachen sich rela-
cherlei bei; sie behandeln die Wertheimer Bibel, die , tivistisch verflüchtigen lassen, die soziologischen (Sim-
Freimaurerei, die Ausgänge des Pietismus, die Wolft- ,„ei)j die physikalischen (Le Roy), die historischen
sehe Philosophie, vielfach Stellenbesetzungcii, z. B. Her- ; (Croce) und " schließlich auch die psychologischen
ders Berufung nach Weimar, Urteile über bekannte i (ßergson). Wenn man, wie die zuletzt genannten Au-
Männer der Zeit u. dgl. Wer mit den Acta sich beschäf- | toren, dem begrifflichen das intuitive Erfassen überord-
tigt, kann die-e Ergänzungen nicht entbehren. ; neT) so bleibt doch auch diese Intuition im Subjektivis-
Ilfeld a. H. Ferdinand Cohrs. ; mus stecken — hier ein Seitenhieb gegen die liberalen

protestantischen Religionshistoriker, S. 187 ff. — oder,

Diehl, Wilhelm: Pfarrer- und Schulmeisterbuch für die Pro- ' sofern man mit Bergson eine reine, von Interessen freie

vinz Rheinhessen und die kurpfälzischen Pfarreien der Provinz i Intuition annimmt, so gilt sie ihm doch als „inacces-

Starkenburg. Darmstadt (Walüstr. 40): Selbstverlag 1928. (612 S.) ' sible", jenseits der Erkenntnissphäre. Ist schon die

gr. 8°. Hassia sacra, Bd. 3. - Arbeiten d. Histor. Kommission f. d. 1 Darstellung der relativistischen Theorien reichlich mit

Volksstaat Hessen. Lwd. rm 12—. j kritischen Bemerkungen des Verf.s durchsetzt, so stellt

Die ev. Kirche in Hessen darf zur Vollendung die- , er ihnen in Kap. IV „Tatsache und Wesen" seine

ses Werkes — der vorliegende Band bildet den 3. Teil ; eigene an Thomas von Aquino orientierte Anschauung

der Hassia sacra — von ganzem Herzen beglückwünscht gegenüber. Er leugnet nicht, daß in jede Tatsache, die

werden. Was der verehrte Verfasser in jahrzehntelanger j wir konstatieren, ein geistiges Moment eingeht, daß auch

Arbeit geleistet hat, ist vorbildlich für alle anderen 1 Zeit und Raum, wie wir sie uns vorzustellen genötigt

Landeskirchen. Dieser letzte Band beschäftigt sich vor sind, keine objektiven Gegebenheiten, sondern konstru-

allem mit der heutigen Provinz Rheinhessen. Da aber ; ierte Schemata sind. Aber daraus folgt für ihn keines-

ein großer Teil der in derselben befindlichen evaitge- wegs der kritische Idealismus, der nichts gelten läßt

lischen Pfarreien einst in der Kurpfalz lag, hat Diehl
auch die ehemaligen kurpfälzischen Pfarreien der Provinz
Starkenburg ihm einverleibt. Es handelt sich bei
diesem Bande aber nicht nur um die Lebensdaten der
evangelischen Pfarrer und Lehrer, Diehl gibt uns viel

mehr noch einen klaren Einblick in die Organisation j kehrenden Strom erkennt, eine Intuition, in der psychi

als sich gegenseitig bedingende Urteils- und Verknüpfungsfunktionen
und eine Logik der Verhältnisse. Es
gibt vielmehr eine „intellektuelle Intuition", die in jeder
Tatsache etwas Irreduzibles, nichts in Gesetze Aufzu-
ösendes und beispielsweise im Zeitschema den nie um-

der evangelischen Gemeinden unter französischer Herr
schaff und zur Zeit der östreichisch-bayrischcn Admini
stration sowie in die Entstehung der evangelisch-prote

scher Akt und Erkenntnisinhalt eins sind. Nicht Bedürfnis
und Wille dirigieren sie. „Nicht weil wir kein Chaos
wollen, halten wir uns an den Identitätssatz, sondern

staiitischen Kirche in Rheinhessen, bis endlich die evan- weil wir an jedem Dinge sehen, daß es kein Chaos ist",
gelische Landeskirche des Großherzogtums Hessen auch ' 231. Gewiß, die Vernunft webt ihr logisches Beziehungs-
sie in sich aufnahm. Ebenso wertvoll ist die Geschichte netz, um zu begreifen, aber es spannt sich über Wirk-
der evangelischen Kirche im Kurfürstentum Mainz und I Hchkeit. Es ist evident, wenn auch für die Vernunft de-
die Übersicht über die Organisation der reformierten mütigend, „qtte les rapports sont vus par tme puissance
und lutherischen Kirche in der Kurpfalz. Die Hassia de pensee non discursive, que ce qui est compris n'est
sacra wird für immer ihren Wert behaupten. I compris que par ce qui n'est pas compris au sens proRoth
. Karl Schornbaum. Pre", 227. Kritischer Realismus behält so das letzte
_1____________ Wort, und R. sucht im Schlußkapitel nachzuweisen, daß