Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

1929 Nr. 3

Spalte:

57-58

Autor/Hrsg.:

Bergsträsser, Gotthelf

Titel/Untertitel:

Einführung in die semitischen Sprachen 1929

Rezensent:

Baumgartner, Walter

Ansicht Scan:

Seite 1

Download Scan:

PDF

57

Theologische Literaturzeitung 1929 Nr. 3. 58

■u u„„ j,r Hoc Pmhlem Religion und Alkohol Einig« sachlich« Einwände allgemeiner Art macht Brockelubersehen
, daß das I roDiem h™Lt« Ekstase ™»» L)LZ- 1928 Sp. 2153 ff. Hier seien im Interesse der Benutzer
schließlich noch mehr umfaßt als Myst k Oder «Sia*- Berichtigungen gestattet: Für sihirtu (S. 34 im San-

„nj AikrvhrO imH hipr dürfte der Einzelne je nach sei- H , „. >r

und Alkohol, und hier aurM r/endet sein die heribtext) ist eine Bedeutung „Ringmauer-, wie sie gerade zu der

ner persönlichen Einstellung vielieicnt geneigr sein uie ^ angenommcn wjrd {rertz des Syrischen nicht zu belegen; es

Akzente weniger scharf zu setzen, ais es in uen oliuuu- hejßt einfach _ rjngs um die stadt«. _ autt plka mbi s 36 ware nitht

folgerungen geschieht, die; H. aus seinen Austunrungen >weil dein Mund scnön ist<<) ^„^n ,(Wegen deines schönen Mundes";

für die Gegenwart zieht. Aber auch hier Stimme lcn inm and<;rnfaiis jst m zu lesen, was die ideographische Schreibung an

gerne in dem ZU, was er Speziell im Blick aut die JU- ^ne|. Ste„e ^ auch mim _ stehen beim Aramäischen die Fälle von

gendbewegung sagt. z für d(d)<l wirklich alle unter phönizischem Einfluß, wie wir S. 61

Berlin. Alfred Bert hol et.

lesen? Tatsächlich sind es doch nicht bloß „einzelne Ausnahmen"
sondern bis ins 5. Jahrh. hinab fast die gesamten belege, s. ZAW. 45

.. ... . (N. F. 4, 1927) S. 94 ff. — Das Kausativ ist nicht bloß im Biblisch-

Bergsträsser, Prof. üotthelf: Einführung in die semiiucnen . Aramäischen (S. 66), sondern im älteren Aramäisch ganz allgemein

Sprachen. Sprachproben u. grammatische Skizzen München. M. mj1 /; s(at( mH , ebiIdet> ,. ebd. S. 106f. - Von Druckfehlern notiere

Hueber 1928. (XV, 192 S.) gr. 8°. RM 13.80; geb. 16.30. | ^ g M ,jnks z )fJ ]jes mtMUf. ebd z „ , ,,.„/mis«

Es war ein außerordentlich glücklicher Gedanke, ; Q|eBen w Baumgartner.

dieses aus einer Vorlesung „Einführung in die semitischen
Sprachen und Literaturen" erwachsene Buch zu Goettsberger, Prof. Dr. Johann: Das Buch Daniel, übers; u.
veröffentlichen, da ein derartiges Gegenstück zu Schlei- erkl. l. 3. Tsd. Bonn a. Rh.: P. Hanstein 1923. (VIII, 104 s.)
chers „Indogermanischer Chrestomathie" hier tatsachlich 4". Die Heilige Schrift d. A. T., Bd. 8 Abt. 2. RM 3.50; geb. 4.80.
gefehlt hat und einem dringenden Bedürfnis entgegen- Der Kommentar wahrt im ganzen den streng tra-

kommt. Das erste Kapitel gibt auf 16 Seiten eine un- ditionellen Standpunkt: Daniel ist eine geschichtliche
gemein aufschlußreiche Skizze des Ursemitischen, die Gestalt (S. lf.); die Annahme von Legenden wird ab-
z. T. an Landsbergers glänzender Studie über die „Ei- gelehnt (z. B. S. 48 bei „Darius dem Meder"); die
genbegrifflichkeit der babylonischen Welt", Islamica 2 Weissagungen sind echt, keine vaticinia ex eventu (S.
(1926) 355ff., orientiert ist. Dann werden in 5 Kapiteln ; 3f.)( nur diejenige von c. 11 in ihrem über sonstiges
die wichtigsten literarischen Zweige, das Akkadische, Maß hinausgehenden Detail erweitert (S. 4. 81); wo
Hebräische, Aramäische, Südarabisch-Äthiopische und i außerbiblische Bestätigung fehlt, wird sie von der Zu-
Nordarabische kurz charakterisiert und an gut gewählten kunft erhofft (S. 47. 49) usw. Aber trotzdem, und ob-
Sprachproben vorgeführt. Das Hebräische an drei bib- Wohl der gemeinverständliche Charakter des Kommen-
lischen und einem mischnischen Text und, für das Neu- | tarwerkes ein Eingehen auf die grundsätzlich anerkannte
hebräische, dem Anfang und Schluß der Ansprache Sir und auch im Einzelfall öfter geübte Textkritik und eine
Herbert Samuels zur Eröffnung der Jerusalemer Uni- Erörterung vieler Probleme ausschloß, ist der Kommen-
versität; das ältere Aramäisch an zwei Proben aus Esra i tar doch auch wissenschaftlich interessant und von Wert,
und Daniel, dem Abgarbrief und zwei Stücken aus den Die Übersetzung ist gut, die Erklärung selbständig und
mandäischen Liturgien. Die biblischen Texte sind z. T. wohlüberlegt, nur für c. 13f. allerdings gar knapp;
nach der babylonischen Punktation gegeben. Für das , auch eine warme religiöse Würdigung fehlt nicht. Von
Neuarabische des letzten Kapitels hat J. J. Heß einige ; einer Überschätzung der Septuaginta, wie wir sie bei
Proben zentralarabischer Beduinensprache beigesteuert. , Jahn und Rießler finden, hält ü. sich frei. Sehr sym-
Als Anhang (S. 181—192) folgt eine nützliche Liste pathisch berührt, daß er auf die üblichen apologetischen
des gemeinsemitischen Wortschatzes, die außer den j Auswege meist verzichtet und andere Lösungen sucht,
Zahlwörtern 160 Nummern umfaßt. i mit denen er, ohne seinem Standpunkt etwas zu ver-

Das Buch wird nicht bloß dem allgemeinen Sprach- geben, doch engere Fühlung mit der modernen Wissenforscher
gute Dienste leisten, sondern auch dem, der — schaft verrät. So betont er die allmähliche Entstehung
wie es beim Theologen meist der Fall ist — nur eine oder des Buches, die sich bis in die griechische Zeit hinalv
zwei semitische Sprachen kennt und sich über deren I zieht; denn auf diese weisen die Sprache, die bekannten
Stellung zum Allgemeinsemitischen orientieren möchte; | griechischen Lehnwörter und einige Ungenauigkeiten,
da bewahrt es vor unzutreffenden Verallgemeinerungen j die einen gewissen Abstand von den Ereignissen voraus-
und ermöglicht mit verhältnismäßig geringer Mühe eine , setzen (S. 5f.). Die einzelnen Stücke sind selbständig
Übersicht über das Ganze. Die Charakterisierung der , entstanden und umgelaufen, weswegen sie nicht in allem
einzelnen Sprachzweige beruht neben der selbstverständ- ■ zusammenstimmen; die jetzt vorhandenen Verbindungs-
lichen gründlichsten Kenntnis auch auf guten Beobach- fäden kamen erst bei der Zusammenarbeitung hinzu (S.
tungen und gelangt oft, z. B. in der Zeichnung der 7). Als Beispiele von G.s Freimut, an dem sich auch
Eigenart des Akkadischen, Hebräischen, Aramäischen zu gewisse protestantische Apologeten ein Vorbild nehmen
sehr glücklichen Formulierungen, die wirklich treffen , könnten, nenne ich: „Chaldäer" als Berufsname ist erst
und auch dem Kenner dieser Sprachen etwas bieten. seit dem Untergang des babylonischen Staates möglich
Der gegenwärtigen Neubelebung des Hebräischen zu ! (S. 16). Die in 4,5 gegebene Etymologie ist unzu-
einer modernen Kultursprache steht B. ziemlich skeptisch : treffend (S. 36). Die vier Reiche gehen nicht über das
gegenüber, da ein sicheres hebräisches Sprachgefühl als griechisch-syrische hinaus (S. 25). Die Reihe der baby-
Grundlage fehle; „der Versuch, jene Aufgabe ohne diese ; Ionischen Könige erscheint stark zusammengezogen (S.
Vorbereitung zu lösen, mußte zu einer Scheinlösung ( 41 f.). In 7, 2f. spielt eine Erinnerung an Darius
führen: zu einem Hebräisch, das in Wirklichkeit eine Hystaspes hinein (S. 49). Der Menschensohn von c. 7
europäische Sprache in durchsichtiger hebräischer Ver- hat Kollektivcharakter (S. 56). Die makkabäischen Bekleidung
ist . . ." (S. 47). Ziehungen in c. 7. 8. 9 anerkennt G„ wenn er auch
Als einen Mangel empfinde ich das Fehlen aller i beim Verfolger neben Antiochus IV. den Antichrist
Literaturangaben; denn Brockelmanns verschiedene Dar- ; typisch-mystisch mitgedacht sein läßt (S. 60. 65) und
Stellungen, auf die das Vorwort ganz allgemein ver- j sich bei 9, 24 ff. für eine messianische Deutung, aber
weist, werden nicht allen Lesern zur Hand sein und lie- i mit Verzicht auf genaue Berechnung, entschließt (S
gen zudem auch schon wieder eine Reihe Jahre zurück. | 69 ff.). Auch dort, wo er die kritische Lösung schließ-
Auch aktuelle Streitfragen sollten m. E. mit wenigen Wor- lieh ablehnt, wie in den letztgenannten Beispielen oder
ten als solche gekennzeichnet sein. Umfang und Charakter 1 bei Belsazar und Darius dem Meder, fühlt man bei ihm
des Buches würden dadurch kaum verändert, wohl aber doch ein Empfinden der vorhandenen Schwierigkeiten,
seine Brauchbarkeit für solche Leser, die sich für semi- Auch die außerkatholische Fachliteratur ist ihm in ziemtische
Sprachwissenschaft zwar interessieren, aber vor- lichem Umfang bekannt — ich vermisse u. a. die Auf-
erst keinerlei Kenntnisse mitbringen, noch beträchtlich sätze von Hölscher, Haller, Noth und die neueren Untererhöht
, i suchungen zur Seleukidengeschichte; Montgomerv figu-