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Ausgabe:

1929 Nr. 3

Spalte:

55-56

Autor/Hrsg.:

Hardy, Edmund

Titel/Untertitel:

Der Buddhismus nach älteren Pali-Werken. 3. Ausg., besorgt v. Richard Schmidt 1929

Rezensent:

Haas, Hans

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Theologische Literaturzeitung 1929 Nr. 3.

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Trinitätslehre an dieser Stelle gelten lassen. Die Rechtfertigung
käme, angesichts der St.schen Einteilung der
Glaubenslehre in Gottes- und Heilserkenntnis, doch
höchstens als Zusammenfassung der Heils erkenntnis
in Betracht, müßte also an einem anderen Orte, früher
stehen als an ihrem jetzigen Platze. Aber richtiger gehört
sie doch vor die Eschatologie, wie denn ihr Grundgedanke
mit Recht schon bei der Lehre vom Werke
Christi, S. 185, behandelt wird.
Erlangen. p. Althans.

Geldner, Prof. K. F.: Vedismus und Brahtnanismus. Tübingen:
J. C. B. Mohr 1928. (IX, 176 S.) gr. 8°. = Religionsgeschichtliches
Lesebuch, 2. erw. Aufl., 9. RM 8-; Subskr.-Pr. 7.20.
Für Vedismus und Brahmanismus hatte sich dem Herausgeber
des Religionsgeschichtlichen Lesebuchs schon für dessen erste Ausgabe
Professor Geldner zur Verfügung gestellt. Seine Textatiswahl nahm
damals 143 Seiten des Werks in Anspruch. In der 2. Auflage sind
diesen, die 7 Seiten des sehr dankenswerten jetzt beigegebenen
Namen- und Sachregisters abgerechnet, weitere 26 Seiten zugewachsen.
Die Anordnung der Texte ist die alte geblieben. Nur sind da und dort
neue Stücke eingeschoben. So in dem Kapitel ,,Glaube, Moral, Kultus"
ein Abschnitt „Die vier Schulden (verständlicher hieße es: Schuldigkeiten
) des Menschen" (S. 53) und ein Abschnitt „Der Sohn" (S.
53 f.). Neueinstellungen sind weiter die Texte „Die Zeit" (S. 97),
„Die Wege nach dem Tod und die Seelenwandemng" (S. 140—143),
„Erlösung" (S. 144), „Kena-Upanisad" (S. 146—149), „Chandogya-
Upanisad" (S. 149—153). Weniger Wichtiges ist dafür gestrichen
worden. Ein Vergleich der alten und dieser neuen Auflage zeigt, daß
Geldner da und dort leise Verbesserungen vorgenommen hat. Besser
ist die 2. Auflage auch in typographischer Hinsicht, und willkommen
wird das Verzeichnis der übersetzten Texte (S. V—IX) sein.

Leipzig. H. Haas.

Hardy, Edmund: Der Buddhismus nach älteren Pali-Werken.

3. Ausg., besorgt von Richard Schmidt. Nebst e. Kte. „Das heilige
Land des Buddhismus". Münster i. W.: Aschendorff 1926.
(XI, 209 S.) gr. 8°. = Darstellungen aus dem Gebiete d. nichtchristlichen
Rel.-Gesch., 1. RM S.50; geb. 10.50.
Das Vorwort zu dieser dritten, von Professor Richard Schmidt-
Münster besorgten Ausgabe von Edm. Hardys (erstmals 1890 ausgegangenem
) Buch ist datiert: 18. Juli 1923 (!). Als Erscheinungsjahr
gibt das Titelblatt an 1926. Zur Besprechung geht sie mir erst jetzt,
Mitte Dez. 1928, zu. Schon für die 2. Ausgabe (1919) hatte R.
Schmidt sich des Buches angenommen. Was er an der Arbeit des
dahingegangenen Autors zu bessern fand, war schon ihr zugute gekommen
. Wer sie durchblätterte ich selber habe sie seinerzeit durch-
hin mit der Urausgabe wirklich verglichen — mag da und dort auf
Sätze gestoßen sein, die ilim an Geschriebenes von Hermann Beckh,
van den Bergh van Eysinga, Franke-Königsberg, Garbe, Ohlenberg,
Pischel, Winternitz, gemahnten. Die Anlage des Buches ist so unverändert
geblieben, daß in der 3. wie in der 2. Ausgabe die Inhaltsübersicht
bei aller Detailliertheit dieselbe ist wie in der ersten. Freier
zu schalten und zu walten, verwehrten dem Bearbeiter allerhand Bindungen
und Hemmungen, nicht nur die Pietät gegen den toten Verfasser
, sondern auch besondere Bedingungen, an deren Erfüllung die
Münchner Ak. d. Wissenschaften ihre Zustimmung zur Neuausgabe
knüpfte, dazu auch noch Wünsche des (katholischen) Verlags. Die
letzteren gingen vor allem auf wesentliche Beibehaltung des stark apologetisch
gehaltenen Abschnitts „Buddha und Christus; ihre Person,
Lehre und Stiftung" (in der 3. Ausgabe S. 167—180). Die Arbeit war
ihm also, wie man sieht, recht schwer gemacht. Daß an ihr, wie er
sie fertig vorlegt, das und jenes auszusetzen ist, ist matter of course.
Manches konnte bei dem Fortschritt der Forschung nicht stehen bleiben
, wie es ursprünglich gestanden hatte. Der Bearbeiter half sich
bald indem er als unhaltbar Erwiesenes strich, bald indem er, den
Text stehen lassend, in Anmerkung Restriktionen machte. Da und dort
sind Zusätze gemacht, oft größere, auch mehrere Seiten lange, die bloß
Angedeutetes weiter ausführen und dokumentieren. Gelegentlich ist an
die Stelle der von Hardy gegebenen Übersetzungen eine andere, korrektere
getreten. Die Anmerkungen, ursprünglich an den Schluß verwiesen
, stellen schon seit der 2. Ausgabe auf den Buchseiten jeweils
unter dem Text. Des weiteren ist neuere Literatur nachgetragen. Der
Änderungen sind immerhin so viele, daß man bei literarischer Verwertung
des Buches in seiner jetzigen Gestalt schon recht vorsichtig
sein muß, will man nicht Gefahr laufen, Hardy sagen zu lassen, was
er selber nie gesagt hat. Ein Beispiel: Wie auf S. 101 der 2. Auflage,
liest man auch in der dritten wieder auf S. 88 im Texte: „Für mich
haben jedenfalls die Ausführungen Oldenbergs [über den Begriff
Nirvana| etwas durchaus Überzeugendes." Wer das so liest, kann gar
nicht anders annehmen, als daß hier Hardy seine Meinung zum besten
gibt. In Wirklichkeit ist da R. Schmidt der Rückertsche „Totenknabe".

! Aufzufrischen, auch zu rektifizieren wäre noch vieles gewesen, was
der Herr Bearbeiter auch in der 3. Auflage einfach wieder übernommen
hat. Konnte Hardy vor 40 Jahren von dem Olcottschen
Theosophismus in Indien sagen, daß von seinem eigenen Organ „The
Theosophist" (Madras) „bis jetzt 10 Bände vorliegen", so hätte es
doch wohl der Nachforschung bedurft, ob zu den 10 Bänden, von

i denen Hardy wußte, nicht weitere hinzugekommen sind. Verwundert ist
man auch, noch immer die Statistik des Buddhismus nach dem Zensus
von 1901 gegeben zu finden. Der Auffrischung bedürftig ist, was
im Zusatz, des Herausgebers S. 6 über die Bestrebungen gesagt ist,
den Buddhismus in seiner alten Heimat wieder ZU Ehren zu bringen.
Die da zuletzt genannte Zeitschrift „The Light of Dharma" (San
Francisco) gehört nicht in die Rubrik der hier aufgeführten Periodica.
Recht viel lassen die Literaturangaben zu wünschen übrig. S. 190
z. B. wird die englische Udana-Übersetzung von Streng angeführt.
R. Schmidt selbst wird mir zugeben, daß in einem für deutsche
Leser geschriebenen Buche auf jeden Fall die neuere deutsche Über-

| Setzung von K. Seidcnstücker eher Nennung, auf jeden Fall aber
Mitnennung verdient hätte. Auch für das Itivittuka haben wir nicht
nur eine englische Version von Moore, sondern eine solche von dem
genannten deutschen Paliker, die überdies ohne Zweifel sehr viel

I besser ist als die Moorcsche. Nach der neueren Literatur über den
Jainismus hat der Herr Bearbeiter sich ganz und gar nicht umge-

j sehen. Daß ihm meine Arbeiten über die hypothetischen Zusammenhänge
zwischen Buddhismus und Christentum nicht bekannt geworden
sind, ist meine eigene Schuld. Die hätte ich ihm wohl schicken

; können.

Leipzig. H. Haas.

Hempel, Prof. D. Dr. Johannes: Mystik und Alkoholekstase.

Hamburg: Neuland-Verlag 1926. (31 S.) gr. 8°. — Die Alkoholfrage
in d. Religion, Bd. 1, H. 3. RM 1—.

In geschickter Weise hat Hempel im vorliegenden
Heft die Alkoholfrage in eine Behandlung des Problems
der Mystik eingebaut. Man wird in größere Zusammenhänge
hineingeführt: Wie überhaupt kommt die
Gottzugehörigkeit der Menschenseele zur Vollendung?

| Drei Wege tun sich auf: der des Intellektes und der
ratio, der des Glaubens und der der Mystik, wo die
Befriedigung in persönlichen Gegenwartserfahrungendes
Frommen selbst gefunden wird, die er als ihm geschenkte
Gnadengabe erlebt (Begnadungsmystik) oder
in heißem Bemühen herbeizuführen sucht (technische
Mystik). Diese Unterscheidung der Mystik führt H.
(Anmerkung 5) in ihrer letzten Wurzel auf mündliche
Anregungen Söderbloms zurück. Ich glaube damit weiter
zurückgehen zu dürfen: letzten Endes entspricht sie

i doch wohl dem Unterschied, den Bernhard Duhm in seinem
Vortrag über die Guttgeweihten in der alttesta-
mentlkhen Religion zwischen denen gemacht hat, „die

; Gott sich geweiht hat", und denen, „die sich Gott selber
weihen". Unter die Mittel, deren sich die technische

; Mystik — zunächst zur Erreichung der mit der Mystik
aufs engste verbundenen Ekstase — bedient, erscheint
der Alkohol, vor allem der Wein, der „weitet, eint,
bejaht", wo die Nüchternheit „verengt, trennt, verneint",
der auch als „Traubenblut" das ursprüngliche Bluttrinken
ersetzt. „Es ist eine der furchtbarsten Verirrun-

1 gen des menschlichen Geistes, doppelt gefährlich, weil
an der heiligsten Stelle einsetzend, diese Pseudobefriedi-

i gung, die eine Vergiftung des Organismus mit den
daraus sich ergebenden Sinnestäuschungen und Schwächungen
für ein Gut und eine Offenbarung hält, und
weil sie . . . die große Gefahr in sich schließt, daß das
Hindämmern im Rauschzustand überhaupt alle höhere
und religiöse Regung allmählich abtötet" (S. 21 f.).

1 Bedeutung und Recht der Opposition werden in scharfes
Licht gerückt: „Es ist das wichtigste Unterscheidungs-

! merkmal der großen israelitischen Prophetie, daß sie
sich von der Alkoholinspiration gänzlich fern gehalten

. hat" (S. 21). Buddha, Muhammed verbieten den Wein.
Aber das christliche Abendmahl? Der Nachweis ist
nicht schwer zu erbringen, daß es durchaus auf der Seite
des Glaubens und nicht der Mystik, am allerwenigsten
der technischen, steht (S. 25).

Ohne Zweifel hat H. in der "Hauptsache recht, liegt

I es ja doch schon in des Ekstatikers Natur, alle Schranken
der Mäßigkeit zu durchbrechen. Nur ist nicht zu