Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

1929

Spalte:

49-55

Autor/Hrsg.:

Stephan, Horst

Titel/Untertitel:

Glaubenslehre. Der evangelische Glaube und seine Weltanschauung. 2., völlig neubearb. Aufl 1929

Rezensent:

Althaus, Paul

Ansicht Scan:

Seite 1, Seite 2, Seite 3, Seite 4

Download Scan:

PDF

Theologische Literaturzeitung

Begründet von Emil Schürer und Adolf von Harnack
Herausgegeben von Professor D. Emaniiel HirSCh unter Mitwirkung von
Prof. D. Dr. G. Hölscher, Prof. D. Hans Lietzmann, Prof. D. Arthur Titius, Prof. D. Dr. G. Wobbermin

Mit Bibliographischem Beiblatt in Vierteljahrsheften, bearb. v. Priv.-Doz. Lic. theol. K. D. Schm id t u. Lic. H. Kittel, Göttingen.
Jährlich 26 Nrn. — Bezugspreis: halbjährlich RM 22.50. — Verlag: J. C. Hinrichs'sche Buchhandlung, Leipzig.

M . Manuskripte und gelehrte Mitteilungen sind ausschließlich an Professor D. Hirsch in Göttingen, J Ppk.,.«. 1Q7Q

54. Jahrg. INT. O. Hainholzweg 62, zu senden, Rezensionsexemplare ausschließlich an den Verlag. 4,1 üviuai lyLy.

Spalte1 Spalte; Spalte

Stephan: Glaubenslehre (Althaus).....4QjZahn: Altes und Neues in Vorträgen und Gottlob: Der abendländische Chorepiskopat

Gel du er: Yedismus und Brahiuanismus kleineren Aufsätzen für weitere Kreise (Strath- (Ficker) ...................62

(Haas) ...................55 mann)....................59'BurEdorf: Der Finfluli der Erfurter Huma-

Hardy: Der Buddhismus nach älteren Pili- ILeipoldt: Evangelisches und katholisches nisten (Scheel)................63

Werken (Dens.)...............55

Herapel: Mystik und Alkoholekstase (Bertholet
) ....................56

Bergsträsser: Einführung in die semitischen

Sprachen (Baumgartner) ..........57 K a u p: Die theologische Tugend der Liebe Hegels Nachfolge (Leese)..........68

(Ders.)....................61 Zeitschrift f. Religionspsychologie (Wobbermin) 69

Jesusbild (Ders.)...............59 von Schubert: Die Anfänge der evangel.

U hl mann: Die Lehre des hl. Bonaventura Bekenntnisbildung bis 1529,30 (Kohlmeyer) 66

über die Vollgewalt des Papstes (Betzen- iFreud: Die Zukunft einer Illusion (Althaus) 67
dörfer)....................60 Stähler: Zur Unsterblichkeitsprohlematik in

Goettsberger: Das Buch Daniel (Ders.). 58

Stephan, Horst. Glaubenslehre. Der evangelische Glaube und Formation bedeutet bei ihm nicht so sehr die Ausstoßung
seine Weltanschauung. (2 Tie.) 2., völlig neubearb. Aufl. Gieiien: der idealistischen Elemente in der Theologie —
A. Töpeimann 1927 u. 1928. (XVI, 398 S.) gr. 8 . = Sammlung hier ist das Buch keineswegs revolutionär — als viel-
Töpelmann, Bd. 3. RM 10 -; geb. 12 . me|lr ejne „Entkatholisierung" des evangelischen Glau-
Sieben Jahre nach der ersten Auflage legt Stephan bens (167). Durch diese Losung verrät sich der Schü-
seine „Glaubenslehre" „völlig neu bearbeitet" vor. ler Herrmanns und weiter A. Ritschis. Tatsächlich
Das Buch ist um 60 Seiten stärker geworden. Zwei Pa- gehen die dogmatischen Gedanken denn auch wesent-
ragraphen sind hinzugekommen: einer am Anfang der lieh, wenngleich nicht ohne Kritik und mancherlei Er-
üotteslehre („Die Alleinwirklichkeit Gottes"), einer am gänzung, in der Linie, die durch die Namen Schleier-
Ende der Heilslehre („Die christliche Hoffnung"). Für macher-Ritschl-Herrmann bezeichnet ist. Ritsehl er-
die formale Neugestaltung ist bezeichnend, daß das In- scheint immer wieder als Bahnbrecher für eine wahrhaft
haltsverzeichnis von bisher 31 2 auf nunmehr 7' 2 Seiten evangelische Erneuerung der Theologie. Bei der Begewachsen
ist: so viel stärker ist das Ganze durchgep handlung des Glaubensbegriffes z. B. heißt es: „Erst
gliedert. Die Lesbarkeit und pädagogische Brauchbar- a. Ritsehl zwang die Theologie wie an anderen Punkten,
keit des Buches hat dadurch ohne Zweifel noch ge- so auch an diesem auf Luthers Bahn zurück" (41).
wonnen. Anlage und Aufbau sind sonst unverändert. Während sein Name immer wieder mit hoher Aner-
Auch die Grundhaltung ist wesentlich die gleiche ge- kennung genannt wird (das Register weist ihn 40 mal,
blieben. Der Verf. empfindet, daß wir in einer Ober- Herrmann 16 mal auf), kommt ein Mann wie Kähler in
gangszeit stehen, die „auf eine völlige Neugestaltung dem ganzen Buche nur 5 mal vor, Schlatter gar nur
der Glaubenslehre hindrängt". Aber die Stunde für die 3 mai. Die Ritschlsche Tradition macht sich geltend
letztere ist noch nicht gekommen. „Die systema- ebenso in den geschichtlichen Übersichten, d.h. in der
tische Theologie tastet in Kritik und Verheißung noch Kritik der Kirchenlehre, wie in der eigenen Darbietung-
so unsicher, so gegensätzlich vorwärts, daß eine zu- hier sei nur hingewiesen auf die Lehre von der Sünde
sammenfassende Glaubenslehre vielmehr gut tut, nicht (der Gedanke vom Reiche der Sünde soll den der
das Neue, sondern die Kontinuität der Arbeit in den Vor- Erbsünde ersetzen), auf die Christologie, die Lehre vom
dergrund zu stellen. Dann bleibt die zweite Auflage der Werke Christi und die Behandlung der Trinitätslehre
ersten treu" (VII). Das Neue gegenüber der ersten Zur Kritik ist daher hier überall kaum etwas Neues
Auflage ist nach St.s eigenem Zeugnis das Ringen darum, , zu sagen. icn iCge nur beispielshalber auf zweierlei
„noch stärker als bisher die Oberlieferung durch Ein- den Finger. Mit Recht sagt St., daß Jesu Person und
tauchung in das Feuer des lebendigen Glaubens flussig Werk eigentlich nur miteinander, nicht nacheinander
zu machen und so eine umfassende, rein evangelische behandelt werden können (166). Wenn aber das NachNeugestaltung
der Glaubenslehre vorzubereiten". einander praktisch doch unvermeidlich ist, so darf
Ist er so seinen eigenen Weg weiter gegangen, so geht schwerlich das Werk Jesu der Person Jesu vorangehen
er ihn doch in steter, ausdrücklicher oder stillschweigen- , wie bei St. Wie kann man z. B. ohne die Gewißheit
der Auseinandersetzung mit den neuesten theologischen , sejnei „Sündlosigkeit" um die Vollmacht seines VerBewegungen
. Die Umsicht und Aufgeschlossenheit für gebens wissen — eins schließt sich doch nur mit und in
das Wahrheitsmoment in allen Richtungen ist man an dem anderen auf. Bei St. aber wird das Werk Jesu
St. längst gewöhnt. Die neue Auflage gibt durch ihre abgehandelt ohne ein Wort von Jesu vollendetem GeAnmerkungen
, in denen auch Literaturangaben für die horsam. (Zwar spricht er 185 von Jesus als dem Heineueste
Theologie dargeboten werden, eine neue Probe. Hgen, aber ohne Begründung, also mehr homiletisch )
Die eingehenden geschichtlichen Übersichten, die ruhige oas ist nicht nur ein rein formales Bedenken sondern
kritische Erwägung, die Klarheit des Gedankenganges berührt zugleich eine sachliche Differenz. Die Ver-
und des Stiles begründen den pädagogischen Wert die- söhnungslehre erscheint überhaupt ziemlich matt, dürftig
ser Glaubenslehre. und unscharf. Es ist doch wohl bezeichnend daß der
Das eigentliche Pathos des Buches lebt in dem name m. Kählers, das Verdienst seiner Neugestaltung
Willen zu einer „rein evangelischen Neuge- der Kreuzeslehre hier nicht erwähnt wird Daß am
staltung der Glaubenslehre". St. ruft also Kreuze „Gottes Heiligkeit, ja ,Zorn' am Sünder ver-
in seiner Art ein „Zurück zu Luther". Aber die Reim- wirklicht" werde, sagt St. zwar, macht es aber nicht
gung der Theologie durch Neuorientierung an der Re- I deutlich. Erst am Schlüsse der ganzen Erörterung

: $ 50

d **■

CT