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Ausgabe:

1929 Nr. 25

Spalte:

599-600

Autor/Hrsg.:

Rauscher, Julius (Hrsg.)

Titel/Untertitel:

Blätter für württembergische Kirchengeschichte. N. F. 30. Jhg. 1926, Heft 3/4; 31. Jhg. 1927; 32. Jhg. 1928; 33. Jhg. 1929, Heft 1/2 1929

Rezensent:

Wolf, Gustav

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599

Theologische Literaturzeitung 1929 Nr. 25.

600

von Liguori geschrieben haben. Line Förderung der Hagiologie bedeutet
es nicht, eine Klärung der beim Charakter seines Heiligen dringend
notwendigen Psychologie schafft es nicht im geringsten, denkt daran
wohl gar nicht. U. doch könnte eine besonnene Psycho-Analyse gerade
beim hl. Alfons von Liguori noch manches Rätsel seines merkwürdigen
Lebensgangs u. -endes klarstellen.

Waiblingen/Württ. Wilhelm Koch.

Der 31. Jahrgang enthält als wichtigsten Beitrag
Karl Müllers Untersuchung über die Gottesdienste der
Hofkirchen- und Klosterordnung Herzog Christofs und
ihr Verhältnis zu denen der Gemeinen Kirchenordnung-
Er sucht die reicheren liturgischen Fragen sowohl ihrem
Ursprung wie nach ihrer Bedeutung zu erklären. Den
ersteren führt Müller persönlich auf Brenz, sachlich auf

Freiburg i. Br. Gustav Wolf.

Blätter für württembergische Kirchengeschichte.. fim Auftr. d ! den gesteigerten Wittenberger Einfluß zurück. Die letz

Vereins f. wurttemb. Kirchengesch. hrsg. v. Julius Rauscher. N. i t fucht er bei der Hofkirrhe in ästhetischen bei den

F. 30. Jahrg. (1926), FI. 3/4, 31. Jahrg. 1927), 32. Jahrg. (1928) u. ! £.re j5ULn, er De} aer noiKircne in aStnetlSClltn, Dei oen

33. Jahrg. (1929), H. 1/2. Stuttgart: Chr. Scheufeie. (s. 130-260 ! Klpsterschulen in erzieherischen Beweggründen. — Die
u 248 324 u 187 S) i Arbeit von Baßler über den Abt Parsimonius in Hirsau
Seit dem'letzten, noch von G. Bossert erstatteten c156?-.1.588,) is^jcht nur ein wertvoller Beitrag zur
Bericht sind die Blätter für württembergische Kirchen- Geschichte der Pralaturen, sondern gestattet uns auch
geschichte nicht nur rüstig fortgeschritten, sondern so- 'ebendl^e Einblicke in die Zustande der reformierten
gar wesentlich erweitert worden. In jedem seitdem er- Kloster. „»..., , . ,^ . . ,
schienenen Jahrgang setzte Fritz seine Studien über die D* große Abhandlung welche Kolb im 32. Jahrwürttembergischen
Geistlichen im 30jährigen Kriege | £anf? ub+,.' Luthertum und Kalvinismus in Württemberg
fort. Die mosaikmäßig zusammengesetzten Bilder, für ffentlichit+e' uruj welche zum Teil auf ungedrucktem
welche sich Fritz vor allem auf die zeitgenössische Lite- Material fußt, zeigt, daß trotz des streng lutherischen
ratur stützt, gewähren nach verschiedenen Seiten Inter- Kirchenregimerrts der Kalvinismus obgleich naturlich
esse. Bemerkenswert ist, wie trotz der schweren Zeiten nur ,in bescheidenem Umfange und vielfach sich mehr
sich die Geistlichkeit mit wissenschaftlich-theologischen dur.ch Passiven Widerstand als durch offenes Bekenntnis
Fragen beschäftigte. Vor allem waren es jedoch die Sor- betätigend, zu erhalten wußte. Außerdem teilt Buder in
gen über die ganze Lebensführung zu jener Zeit. Die Ge- diesem Jahrgang zwei bisher unbekannte Gutachten des
fahr lag gerade damals besonders nahe, daß soweit sich Brenz Uber das Interim mit.

überhaupt religiöser Sinn erhielt, er sich mehr in äuße- ' u I?" 33- Jahrgang ist der Vortrag des jüngeren
ren Formen als in den Sitten betätigte und den mannig- ' Bossert über „Die nebenkirchliche religiöse Bewegung
fachen Versuchungen keinen Widerstand leistete. Man der Reforinanonszeit in Württemberg". Darunter verwird
ja freilich weder im Lob noch im Tadel ohne |tfht Bofert,vor allem die Wiedertäufer und Schwenck-
weiteres die damaligen schriftlichen und mündlichen '. te,der- D?.r V?rt™'4interessiert uns besonders noch de
Äußerungen, die docn oft weniger eine historische als halb> weil die württembergische Tauferbewegung in
eine seelsorgerische Tendenz hatten, als untrügliche ^sammenhang mit den Vorgangen in den
Quellen unserer heutigen Kulturgeschichtskenntnis gel- Nachbarlandern besonders mit den großen Mittelpunkten
lassen. Manche Kundgebungen fesseln uns aber te" der Wiedertauferei in Augsburg, Ulm und einigen
noch jetzt, weil die erörterten Fragen keineswegs gleich- schweizerischen. Städten stand. Die ganze Bewegung
giltig geworden sind. So erörterten verschiedene Theo- e,dosch "n^Ojahngen Kriege
logen die Rechtmäßigkeit der Kriege, und Fritz bringt
aus solchen Schriften detaillierte Auszüge. Eine große
Rolle spielten natürlich die schon von den Reformatoren —. . .„.. ,
behandelten Probleme des Wuchers und Zinsnehmens, Ul@ ISrd6lltl$CI16
jetzt bereichert durch die neue große Kontroverse über Qfaa*cu<a-<«eeisnrt in Ihrexr
die Münzverfälschung. Auffallend ist, daß schon damals öIda£SV@rT8lSSUIlg In llirer

&JSA^^S^iSSk1A^ vorderorSentaSischen Umwelt

jkfa&t ^S^Z^iJ^SSSSS^ I Von Privatdozent Llc. Dr. Kurt Galling,

die Gegenreformation; Günters Forschungen über das a e a. b.

Restitutionsedikt in Württemberg werden wertvoll er- 64 Seiten. 8°. 1929. Der Alte Orient. Gemein-

"änzt verständliche Darstellungen, hrsg. von der Vorder-

'Obgleich Fritz' Studien in erster Linie eine ortsge- j Miatisch-Aegyptischen Gesellschaft. Band 28, 3/4.

schichtliche Fundgrube bilden, fehlt es doch auch nicht Die vorliegende Studie zeichnet in großen Zügen die

an biographischen Anregungen. Leider wird das Wesen Entwicklung der innerpolitischen Geschichte Israels

und Wirken der einzelnen Männer mehr gestreift ais tin<! gewinnt von dieser zugleich sozialpolitischen

eingehend geschildert. Darum ist es dankenswert, daß : Fragestellung aus neue Probleme und Erkenntnisse.

Fritz wenigstens einem dieser Theologen, Valentin An- Sal?mo 'V^T- ^T'ÄÄiTi™

, .. . &, , .. , <? > und Josua als Konig einer konstitutionellen Monarchie

drea, einen besonderen ausführlichen Artikel (32, 37 ff ) sind die Gegenpol° und dag Auf un,i Ab der Ent-

widmete. Die Tatsache nämlich, daß Andrea eine Selbst- wicklung wird verlebendigt durch die Heranziehung

biographie hinterlassen hat, diese aber wenig zuverlässig j außerisraelitischen Materials. So sind die Grofireiche

ist, und daß auch spätere Biographien manche Lücken j am Nil und Euphrat. der vom indogermanischen Rittergelassen
haben, spornte Fritz, an, dieselben mit seinem tum bestimmte Hetiter-Staat, die Amarna-Kleinkönige,

neuen Material, besonders aus den Konsistorialpapieren, Edon Sfldarabien Kontakt und Kontrast. An der

auszufüllen Josianischen Reform wird deutlich, wie die religiös

'"Aus dem 30. Jahrgang notieren wir ferner Mis- fundierte Staatsgesinnung den Untergrund ^Suato-

j- r> _l /r> i j r, s j_- Verfassung bildet, wie das «evolutionäre getragen ist

ze len die Bossert (Sohn) aUS der Reformationsge- vom prophetischen Ethos. So entbehrt die historische

schichte des Dekanats Freudenstadt gesammelt hat, und
Volks Aufsatz über das Verhör des Matthäus Alber vor
dem Reichsregiment. Da die Reutlinger Reformationsakten
schlecht erhalten sind, ist es besonders günstig,
daß Volk bei seinen Vorarbeiten für die deutschen
Reichstagsakten auf das in Wien liegende Originalprotokoll
dieses Verhörs geriet, dasselbe jetzt kommentiert

Studie iiicht eines gewissen Gegenwartsinteresses.

Preis brosch. RM 2.60.

VERLAG DER J. C. HINRICHS'SCHEN

herausgab und damit uns mit Albers Persönlichkeit
besser bekannt machte. ! BUCHHANDLUNG IN LEIPZIG C 1

Beiliegend ein Prospekt des Verlags Felix Meiner in Leipzig.
Die nächste Nummer der ThLZ. erscheint am 21. Dezember 1929.

Verantwortlich: Prof. D. E. Hirsch in Göttingen, Hainholzweg 62.
Verlag der J. C. Hinrichs'schen Buchhandlung in Leipzig C 1, Scherlstraße (frühere Blumengasse) 2. — Druckerei Bauer in Marburg.