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Ausgabe:

1929 Nr. 25

Spalte:

598-599

Autor/Hrsg.:

Kaiser, P. Karl

Titel/Untertitel:

Der heilige Alfons Maria von Liguori, Stifter des Redemptoristenordens, Bischof und Kirchenlehrer 1696 - 1787 1929

Rezensent:

Koch, Wilhelm

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Theologische Literaturzeitung 1929 Nr. 25.

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St. sagt, er liege in der Anthropologie, aber viele der • dürfe, sondern sie aus der Beugung unter Gottes Willen
entscheidenden Sätze St.'s kann man fast wörtlich bei I (Prädestination) begreifen müsse. Also nicht an der

A. wiederfinden, vor allem den fundamentalen Satz, daß Idee der Unsterblichkeit, sondern an der Lehre von der

die Existenz des Menschen vom Worte Gottes her zu Prädestination soll der Gedanke des Endgerichtes seine

bestimmen ist — der griechische Dualismus von Leib begriffliche Unterlage haben. Vielleicht ist das eine

und Seele ist bei A. entschieden abgelehnt, der Tod als Möglichkeit, die Auseinandersetzung unter zwei leitende

Zorngericht Gottes über den ganzen Menschen stark Gesichtspunkte zu stellen, obgleich damit der Reichtum

hervorgehoben. Worin liegt also der Gegensatz, der der Debatte etwas beeinträchtigt wird und die über-

eine so ausgedehnte öffentliche Polemik rechtfertigt? gänge vor den Gegensätzen zurücktreten.

Man muß das beiderseitige Interesse ins Auge Was nun die Lutherzitate angeht, so ist anzuer-

fassen das St. u. A. pro und contra an dem Satz von kennen daß die btellen, an denen L yon der leiblichen

der Unzerstörbarkeit der Gottlosen" haben. Das, was Auferstehung der Gottlosen spricht, St. gewisse Schwie-

St. diesen Gedanken unerträglich macht, ist zunächst der ngkeiten bereiten. Doch zeigt er, daß man sie zunächst

dabei unterschlüpfende Begriff von Ewigkeit. Mit dein als Antithese gegen eine sp.r.tualisierende Aufersteh-

eJigen Tod ist nicht dessen zeitliche Dauer, sondern ungsvorsteHung ansehen muß. Aber das ist noch keine
seine unergründliche Tiefe gemeint. Ewig heißt der , Deuümg des Inhalts. Wenn A. diese Stellen so stark

Tod weil Gott ihn über den Menschen verhängt; die betont, dann wohl dämm, weil1 sich in diesem Glauben

Möschen schmecken ihn bereits in dieser Zeit, in jeder an die A«fer,s^hu"§ der Gottlosen die Uberzeugung

Stande der Verzweiflung. Wenn man bedenkt, daß es von der Realität des Zornes Gottes ausspricht. Der

vor Gott den Unterschied der Zeiten nicht gibt, weil Z°™,Cjottes reicht über diese Zeit und den zeitlichen

aUes im immer gegenwärtigen Heute liegt, - perpetuum Jod hinaus Aber das ist auch St.s Meinung, nur daß

hödie - dann wird diese Auffassung sofort verständ- fj betont, daß die Autervyeckung der Gottlosen nur ihre

lieh Das ist der ewige Tod, wenn sich der Mensch im Vernichtung /-um Ziel hat. Das verstehe ich dahin, daß

«rxhrodkemi Oewfe^i selbst versteht, das ihm zur das Gluck der Seligen nicht in der Freude über die

Hölle^ wird Gegen A. ergibt sich daraus der Ver- Verdammten besteht. Eine ernstliche Differenz scheint

dacht daß er die Eschatologie nach menschlichem Zeit- mir arm nicht mehr zu bestehen.

maß vorstelle damit zugleich der ausmalenden Phan- .. Allerdings gestehe ich gern, daß mir bei weitem

tasie und eudämonistischen Motiven Einlaß gebend. die Luthemrkenntnis fehlt um das ganze Material und

Die Eriösung ist bei St. folgerichtig Wandlung des die in Frage stehende Materie zu überblicken. Darin

io e n Todes, der kein über Gottes Vollmacht hin- babe ich natürlich nur lernen können. In einem Punkte

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ausgehendes Schicksal ist. Der Unterschied zwischen 1 '"des glaube ich eine Auskunft geben zu können. A. zi
Himmel und Hölle wird aufgehoben, ein grundsätzlicher tiert eine Stelle aus L.'s Kommentar z. Rm in der L.
Gedanke Luthers (Vgl. resignatio ad infernum). Denn sagt: homo secundum animarn est incorrupt.bilis. St.
alles kommt auf den methodischen Leitsatz heraus, der meinv daß L hier ein traditionelles Urteil weitergibt.
Luther von Jugend auf Richtschnur seines Denkens ist: Da, [st fraglos rjcht.g nur daß diese Anschauung bis
Sicut credit unus quisque, sicut fit ei. Wie mir scheint, d a h i n Luthers Glaube war. Beweise finden sich beberuht
darauf auch der grundsätzliche Unterschied der 'ebige in den Vorl. u. d. Ps. 1511-15. Dort vertritt
beiden hier verhandelten Standpunkte. Auf der einen , L. noch ganz die Scheidung zwiscnen sens.bil.a-ternpo-
Seite Vorstellungen, die über das Gebiet der Erfahrung , und intelluzebilia-aeterna Dementsprechend central
hinausreichen und solches auf Grund der Überzeitlich- ist dort seine Seelenlehre. Wie L. diese Anthropologie
keit von Normen, die als absolute Größen (und das zugunsten der spateren Auffassung vom Menschen:
sind auch die ethischen nicht) auftreten. Auf der an- Jgta» homo caro- totus homo spinüis überwindet, das ist
deren Seite eine streng an das Selbstverständnis des j *ür ,m'c(h das Problem des mittum theologiae Lutheri.
endlichen Menschen gebundene Denkweise, die das zeit- Auch Blanke der die frühe Eschatologie Luthers kennt,
liehe Geschehen durch den Blick auf Gottes Offen- ; U™1" so- Und glaube, daß man hier auch für die
bartuie in ein ewiges verwandelt, ohne indes — und ' spatere Anthropologie Luthers Entscheidendes lernen
darauf kommt es an — seiner Endlichkeit etwas abzu- kaITn-. Daß die anuna zurücktritt und an ihre Stelle die
i,Lrhen conscientia tritt, wie Schmidt-Japing einmal gesagt hat
' .. , i « , ! ist ja deutlich, aber was bedeutet das für beide?
Es wurde zu weit fuhren, die einzelnen Argumente Schließlich Luther und das V. UtataSl Hat er
durchzusprechen es genügt vielleicht, einen zweiten d ß ^ ^niSl&ÄS
Punkt hervorzuheben, der den Gegensatz von der Inhalt- eme Selbstverständlichkeit beschloß - oder hat e S
liehen Seite her beleuchtet. St. sagt der Tod ist keine en,trüstet, daß ein christliches Konzil „Teufelslehre und
Form des Lebens Weil Leben für den Glauben Leben Menschentl,iuiIieu sanktionierte? Mir scheinf das erste
in Gott ist, darum kann dieser m allem anderen nur Tod . wahrscheinlicher, aber ich kann es nicht beurteilen
sehen. So kommt St dazu, daß ewiger Tod und ewiges , Wenn aber st z« iM flaß {m Ve ,eich 7[ftpSZcSn
Leben nicht als gleichgestellte Gr0MßeiV+fU Ä ' Ansichten der Glaube an die UnsterblichkeirdrnrMen-
sind. Damit fiele der Tod aus dem Machtbereich Gottes schen mehr ht ^ d mir das der en"
- das glaubt der Unglaube. Zudem waren dies dann scneidende VVe mr Lö> des philosophUcheS Pro
zwei Möglichkeiten, die dem Menschen bevorstehen, ( M denn dann iU es 'ermitteln worin s ch
d. h. wir dächten uns irgend wie davor oder dazwischen hie). der Mensch %ersteht _ kn , b ' Jaade in
gestellt. Das sieht zwar nach Entscheidungsernst aus, sein£m a„ den Tod Ausgeliefert-Sein, im Uns erblich
ist aber im Grunde nur ein Verschieben der Entschei- keitsg,auben wird das fodes pro b 1 e m laut Der Feh
dung ins Gebiet des Möglichen unter Wahrung der ,er besteht darj aus dem' Prob, j Jer unmenschlichen
Freiheit. De facto können wir aber über Antwort verlangt wird, eine Theorie zu machen bei wef
diese Dinge nur aus dem Glauben an Gottes Gnade cher der Xod außer Sicht komn,t ' uel"
oder aus der Verzweiflung über uns selbst sprechen, Köni„sberiJ H . ,
und jedesmal sehen wir nur Tod bzw. Leben. Erlösung iwand.
und Verdammnis sind also nicht zwei Möglichkeiten, ' ,. _ hp.„ff. ... c ~~
die eines Menschen Blick umspannt - er .sei denn der KaStifteVd.U«^

Weltennchter - sondern zwei Wirklichkeiten, die nur 1787. Bnriedeln: VerkcsansUll BendJa lMtf #fSf«

der überbrückt, der erlöst und verdammt, lebendig ■ m. e. Bfldn.) kl. 8". ' geb raV 2Vo

macht oder tötet. Und er überbrückt sie eben damit. So Im biographischen Stil von einem Redmptoristen ta Tri« ri

rechtfertigt es sich, wenn St. darauf dringt, daß man die Stifter des Redemptoristenordens eewidmet, macht dieses Büchlein keine

Gerichtsvorstellung nicht an dem Begriff der ins Un- : mssenschaftlichen Ansprüche. Es fallt nur zusammen, vess schon früh er

endliche gedehnten Existenz, des Menschen illustrieren I die Redemploristen Dilgskron, Pichler und Schepers-krebs über Alfons