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Ausgabe:

1929 Nr. 25

Spalte:

594

Autor/Hrsg.:

Bühler, Johannes

Titel/Untertitel:

Fürsten und Ritter 1929

Rezensent:

Dannenbauer, Heinrich

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693

Theologische Literaturzeitung 1929 Nr. 25.

594

(„B. p. ein urchristl. Stenograph ?", s. 36—41), aber seine Interpretation , Gründe, mit denen Clauß (Beitrage z. bav. Kirchengesch

von Enseb h. e. III, 39, 15, erscheint mir sehr anfechtbar, und diese j 32, 1925, S. 3 ff.) sich für die Pleinfelder Ge°end (Sll-

Stelle ist die einzige Stütze für seine „Vermutung". Den >yof auf : alafeld) erklärt hat, können sich an Gewicht mit denen

das Konzil von Nikaia und auf Konstantin den Großen' (aus cod. Vatic. Bosserts sehr wohl messen

er. 1991) erweist P. Hesel er (S. 59-62) als ein „ganz blödes Mach- :

werk, das sich mosaikartig aus den verschiedenen Exzerpten aus Theodoret ; Urningen._ H. Dannenbauer.

und der Konstantin-vita zusammensetzt." Jean B. Papadopottlos I . , . ~~~ '
beschreibt les ruines de Elle d'Antigoni" (S. 81 - 88) und belebt seinen : B"I*r> Johannes: Fürsten und Ritter. Nach zeitgenössischen
Aufsatz durch Skizzen und Bilder. Die umfassendste Abhandlung stammt ; Quellen Mit 16 Bildtaf. Leipzig: Insel-Verlag 1928. (449 S.)
aus der Feder von V. Bcneäe vi c-Leningrad : „Die byzantinischen 8. = Deutsche Vergangenheit. Hlwd. RM 9-; Hldr. 12—.
Ranglisten" (S. 97 -167). Den Kirchenhistoriker interessieren besonders I Ein hübscher Band aus der kulturgeschichtlichen Reihe der bekannten
die Patriarchen- und Bischofslisten (S. 98 ff), sowie manche Notizen I Bühlerschen Sammlung „Deutsche Vergangenheit." Er enthält eine be-
über das byzantinische Zeremoniell. H. Achelis handelt über „das ! trächtliche Anzahl gutgewählter, in heutiges Deutsch übertragener Quellen-
älteste Kruzifix" (S. 187 — 197), ein römisches Sarkophagrelief (Tafel II), j texte I. zur Geschichte größerer Territorialfürstentümer (Brandenburg,
das er in sorgfältiger Analyse auf die Passion statt wie sonst üblich auf | Baiern-Pfalz, VvTirtemhcrg, Thüringen, Pommern), 2. zur Geschichte
die Auferstehung des Herrn deutet (so E. Becker in Jahrb. I. 151 ff). ! einiger Freiherrngeschlechtcr, 3. zur Geschichte des ritterlichen Lebens,
Von den übrigen Aufsätzen erregt der aus dem Russischen übertragene . 4. eine kleine Auswahl von Urkunden zur Geschichte des Adels. Die

und von M. Alpatoff verfaßte: „Die heilige Dreieinigkeit von Andrei
Rubljoff" besonderes Interesse (S. 323 - 339). In eindringenden ikono-
graphischen Darlegungen sucht er zu zeigen, daß diesem russischen
Künstler bei seiner Ikonenmalerei byzantinische Typen als Vorlage ge

Auswahl bietet sehr hübsch einen unmittelbaren Eindruck von dem Lehen
und Treiben der Fürsten und des Adels nach zeitgenössischer Auffassung.
So wird der Kurfürst Albrecht Achilles in seiner Landesverwaltung ebenso
wie in seinem Familienleben, z. T. in seinen eigenen Briefen, dem Leser

dient haben, daß man bei ihm keinen italischen Hnflnfi zu sehen vorgeführt. Ritterspiegel, Satzunc

braucht. „Der Schlußakkord der Entwicklung der Dreieinigkeits- ; Ordnungen zeigen das ritterliche LetaiinderinSS ^« T£"Uep"

darstellung in der Epoche der Paläologen bildet gleichzeitig die erste i Chroniken und Lebeiisbeschreibun"en die oft J,i!z a P „ all!t

Stufe der Entwicklung der russischen nationalen Kunst" (S. 339). Hier hat unter anderm Götz von Bc-Iichin<™s Seih t'C , S-

Sonst bringt der 2. Halbband umfangreiche neugriechische Aufsätze, ] bekannte Zimmerische Chronik manches »^^b^S^J^L

Philologische Abhandlungen, Buchbesprechungen und wissenschaftliche i steuert. Anmerkuno-en geben die nötigtet. Pjttntotm Vi",

Bekanntmachungen (S. 494 ff.), darunter Nachrufe für die verstorbenen I weise über den Fundort der einzeln«^tn^'T^-S^, Nach-

Kirchenhistoriker N. Bonwetsch und K. Holl. sichtige und zuverlässige Einleitung übn^^S^!^^

Halle a. S. Walther Völker. und des Fürstenregiments in Deutschland und über d?e Lc£hmv*n*l

~--- Adels für die deutsche KulturentwickluDg. Die L^n!-T^ -

Hofmeister, Adolf: Das Leben des Bischofs Otto von lieh. Einige Einzelheiten: statt Hoberistarfen HornrnzoH^ 7m<£^

Bamberg. Von e. Prüfeninger .Mönch. Übers, u. eingel. Mit e. ; ist richtiger Staufen, Zollern zu sagen. Das' H«^^,M^dSI

Titelbild u. e. ikonograph. Anhang. Leipzig: Dyksche Buchh. 1928, j Deutscher Nation" scheint, Zetimers Untersuchung (1910) zum Trotzn!

(XXXI. 78 S.) 8°. = Die Geschichtschreiber der dtschn. Vorzeit
Bd. 96*. RM 6—; geb. 7.50.

Über der ältesten und wichtigsten Lebensbeschreibung
des Bamberger Bischofs und Pommernmissionars
Otto (t 1139), der Prüfeninger Vita, hat ein merkwür-

Schulbüchern und populärer Literatur unsterblich zu sein. Die Auffassung
der Vögte (S. 397 A. 26) ist mindestens mißverständlich; vgl. A. Waas
Vogtci und Bede I (1919). Der Burggraf zu Nürnberg (S. 401) hatte
nicht die Bcfehlsgewalt über alle kaiserlicher, Dienstmaiuicn in Pranken.'
damit hatte er gar nichts zu tun; vgl. Dannenbauer, Entstehung des
Territoriums der Reichsstadt Nürnberg

diger Unstern gewaltet. Lange galt sie als ein jüngeres

Werk von geringem Wert, war nur in zwei veralteten I gen"____H. Dannenbauer.

und ungenügenden Ausgaben zugänglich und wurde
neben den von Ebo und Herbord verfaßten Biographien
kaum berücksichtigt, da sie als Ableitung aus diesen
galt. Auch nachdem G. Haag (1874) das hohe Alter
und den Wert der Prüfeninger Vita nachgewiesen hatte,
wurde sie nur wenig benutzt und die Missionstätigkeit

Walser, Fritz. Die politische Entwicklung Ulrichs von Hutten
während der Entscheidungsjahre der Reformation. München •
R. Oldenbourg 192S. (XII, 131 S.) gr. 8°. ;= Beiheft 14 der histor.
Zeitschrift. pj (,_

Die heutige Huttenforschung hat ihren entscheidenden
Anstoß durch die bekannten Untersuchungen Kai-
Ottos vorzugsweise nach den unzuverlässigeren Angaben I koffs empfangen. Jeder Forscher, der sich fortan mit
der beiden anderen dargestellt. Eine kritische Ausgabe | dem Huttenprobien; beschäftigen will, muß sich mit
verdanken wir erst der Arbeit A. Hofmeisters, der [ Kalkoff auseinandersetzen. So greift auch Walser in die-
1924 im 1. Band der Denkmäler der Pommerschen Ge- sen Streit ein. Er bringt kein wesentliches neues Mateschichte
die Prüfeninger Vita nach den vier vorhandenen ! rial herbei, steht vielmehr mit Kalkoff in der Haupt-
Handschriften herausgegeben hat. Die von ihm jetzt in i sache auf dem gleichen Boden der Tatsachen; entscheiden
Geschichtsschreibern der deutschen Vorzeit ver- j dend ist aber die verschiedene Wertung derselben durch
öffentlichte erste deutsche Übersetzung dient nicht nur i die beiden Verfasser. In seiner Arbeit setzt sich W die
dem Interesse weiterer Kreise, das in Pommern durch Aufgabe, „den verschlungenen, nicht eben leicht zu be-
das Erinnerungsjahr 1924 wieder belebt worden ist, son- gehenden Wegen der Kalkoff'schen Untersuchung im
dern ist mit ihrer trefflich orientierenden Einleitung und I einzelnen nachzugehen". Vor allem sind es zwei Anden
alle Einzelheiten des Textes begleitenden Anmer- klagen gegen Hutten, die W. mit glücklichem Erfolge zu
klingen, die an verschiedenen Stellen Ergänzungen zu 1 entkräften und widerlegen unternimmt,
dem in der Textausgabe Gebotenen liefern, auch für die Zunächst handelt es sich um die Gesandtschaft des
wissenschaftliche Arbeit ein dankbar zu begrüßendes kaiserlichen Beichtvaters Glapio auf die Ebernburg zu
Hilfsmittel. Die alte Streitfrage nach der Heimat Ottos Sickiiigen und Hutten. Während Kalkoff die Ritter we-
(S. 3 A. 1) kann ich hier nicht aufrollen, möchte aber ; gen ihrer Beteiligung an dieser Intrige gegen Luther
meine starken Zweifel an der Stichhaltigkeit der Beweis- j aufs schärfste brandmarkt, weist W. überzeugend nach
führung Bosserts (Württ. Vierteljahrshefte VI, 1883) : daß sie bona fidc und in bester Absicht handelten und
nicht verschweigen; seine genealogische Untersuchung | nur der schlauen Politik ülapios zum Opfer fielen,
ist, wie die meisten dieser Art, ein recht kühnes Hypo- Was den zweiten von Kalkoff erhobenen Vorwurf
thesengebäude, dessen allererster Grundstein schon ganz , betrifft, Hutten habe durch sein Schweigen über das
unsicher ist. Den Nachweis, daß die Pfarrkirche zu ; Wormser erschlichene Edikt die evangelische und natio-
Heubach am Nordhang des Albuch jemals in Kloster , nale Sache verraten, so betont W., daß Hutten nur des-
Michelsberger Besitz gewesen ist, hat noch niemand er- wegen sich so lange von neuer Polemik zurückhielt und
bracht, und darauf käme alles an. Alles andere beruht den damit verbundenen Bruch mit dem Kaiser vermied
darauf. Auch ist sehr auffallend, daß Ottos zahlreiche um auf der Ebernburg seinen Einfluß auf Sickingen zu
Klostergründungen außer in seinem eigenen Sprengel behalten, da er ihn dringend für die Durchführung sei-
in den Diözesen Eichstätt, Würzburg, Regensburg, ner politischen Ziele brauchte.

Passau usw. liegen, keine einzige Stiftung aber in seiner ; In einem Exkurs widerlegt W. mit stichhaltigen

angeblichen Heimat, wohin ihn doch neben der Her- Gründen die von Kalkoff wieder aufgenommene Haus-

kunft auch der Familienbesitz verweisen müßte. Die rathsche These, daß hinter Luthers Bitte um Bedenkzeit