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Ausgabe:

1929 Nr. 23

Spalte:

549-550

Autor/Hrsg.:

Cadoux, Cecil John

Titel/Untertitel:

Catholicism and Christianity 1929

Rezensent:

Schian, Martin

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Seite 1

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549

Theologische Literaturzeitung 1929 Nr. 23.

550

auch im Titel sich ausprägende Oedanke, daß es wichtiger
ist, auf Gottes Gabe zu schauen, als uns mit unserem
Menschenleben zu beschäftigen. Selbst eine Bußpredigt
wird so zu einer Predigt von Gottes Gabe; denn
„unsere Sünde besteht nicht in dem, was uns fehlt, sondern
an dem, was uns gegeben ist, entsteht unser Fall
und unsere Not" (S. 110). Fast ebenso oft begegnet
der Gedanke, daß man das Wort von Gott ganz und
„unzerteilt" hören müsse: vom Gericht und von der
Gnade, von der Erlösung u n d von der Schöpfung. Das
gibt den Predigten ihre Fülle, daß sie von dem jeweils
verschiedenen Ausgangspunkt, den Text und Anlaß weisen
, immer zu der ganzen Botschaft von Gott vorzudringen
suchen.

Eine so aus dem Wort genährte, von der Größe
ihres Auftrages überwältigte Predigt kann wohl der üblichen
Kunstmittel feierlicher Rede entraten. So hat
Schi, ein Recht dazu, eine ausdrückliche Absage an die
Rhetorik, die Kanzelberedsamkeit seiner Sammlung
voranzuschicken, die in der Tat immer dann die evangelische
Predigt gefährdet, wenn sie außerchristlichem
Geiste, etwa dem des Griechentums entstammende
Formregeln zum Gesetz macht, statt rein aus der Sache
des Evangeliums heraus auch die Form der Predigt i
wachsen zu lassen.

KVI H. Rendtorff. i

Cadoux, I'rof. Cecil John, M. A., D.D., M. A.: Catholicism and
Christianity. A Vindicatio!! of Progressive Protestantism. Witt
a Foreword bv J. Vernon Bartlet. London: O. Allen & Unvrin
192S. (XL, 708 S.) gr. 8°. 21 sh.

Vom Standpunkt des Professors am Independent
College in Bradfurd, also des Freikirchlers, stellt C.
eine groß angelegte kritische Prüfung des Katholizismus
an. Genauer formuliert: C. will nicht die inade-
qaey of Catholicism to the modern mind zeigen, sondern
the basic question is, wether the affirmations on
which the distinctivelv Catholic appeal is based are true
affirmations, and wether the things which Catholics
set forth as the realities on which their characteristic
tenets rest are true realities (S. 11). Nach einleitenden
Kapiteln, die die katholische Position im Allgemeinen
beschreiben, bringt C. drei große Abschnitte: The Answer
of Christian Philosophy; The Answer of Historien!
Evidence; The Answer of Human Justice. In diesen
Abschnitten wird der Katholizismus von allen Seiten
beleuchtet. Daß das von der „christlichen Philosophie"
her geschieht, weckt sofort Einwände; und tatsächlich
zeigt der Ausdruck die Eigentümlichkeit von C.s Stellung
. Wir würden den Ausdruck „Philosophie" lieber
vermieden sehen; es muß sich doch um grundsätzliche,
sozusagen systematische Beurteilung handeln. Die Beleuchtung
vom geschichtlichen Standpunkt aus bezieht
sich auf Altes Testament, Neues Testament, Kirchengründung
, Einsetzung der Sakramente, Petrus in Rom
u. a. Weniger unbestritten als das Recht solcher historischen
Untersuchung ist das der Beurteilung vom Standpunkt
der human justice; es handelt sich dabei um
the Churchs Holiness; um ihre moral pre-eminence.
Hier werden genauer behandelt die Lehre von den
ewigen Strafen und die „Verfolgungen"; längere Auseinandersetzungen
kirchengeschichtlicher Art finden hier
Platz. Daß von diesen Gesichtspunkten her der Katholizismus
eine vielfältige und eindringende Beleuchtung
erfährt, ist ohne Weiteres zuzugeben. Diese Beleuchtung
verfährt durchaus kritisch; z.B. die Auseinandersetzung
über Jesus und die 7 Sakramente schließt mit dem Ergebnis
, daß many of the official and even the „de fide"
Statements in regard to their origin are, from the histo-
rical point of view, plainly .untrue; die katholischen
Thesen über Petrus als Bischof von Rom werden gründlich
zerpflückt. Die Auseinandersetzung vom christlichphilosophischen
Standpunkt aus bringt umfassende Erörterungen
über Autorität, Mannigfaltigkeit der Möglichkeiten
religiöser Autorität, Katholizismus und Protestantismus
in der Frage der Autorität. Auch vom Standpunkt
der Moral aus geht C. scharf vor: die traditionell
-katholische Lehre von der Hölle ist nicht nur intel-
lectually incredible, but morally outrageous (547), dabei
muß freilich gesagt werden, daß die historischen
Darlegungen, so gewiß sie ein ungeheueres Material
verarbeiten und übersichtlich gruppieren, doch — ganz
abgesehen davon, daß sie den Katholiken nicht überzeugen
werden — die Fragen nur verhältnismäßig kurz
darlegen, daher längst nicht allen Problemen gerecht
werden, auch keineswegs überall den neuesten Stand
der Forschung berücksichtigen können. Die philosophischen
Abschnitte aber versuchen eine Aufgabe zu lösen,
die — wenn sie wirklich in der Tiefe angefaßt werden
soll — viel mehr Raum beanspruchen müßte, als selbst
in diesem Werk zur Verfügung steht. Es fragt sich, ob
die Methode, die in weitester Überschau, mit starker Berücksichtigung
des Katholizismus, doch schließlich das
Ganze der christlichen Erkenntnisbildung untersuchen
will, glücklich ist. Mir scheint, daß dabei keine der
von einander weit abweichenden Grundanschauungen
ganz zu ihrem Recht kommen kann. Aber ich will nicht
leugnen, daß das Buch viel Treffendes enthält, wie es
denn zweifellos mit ungeheurem Fleiß und weitem
Blick gearbeitet ist. Für die deutsche Theologie ist es
interessant als ein Beispiel dafür, wie ein englischer
Theologe solche Gegenstände behandelt. Die ganze
Art der Auseinandersetzung mit dem Katholizismus entspricht
einer anderen Einstellung, als man sie bei uns
hat; in Deutschland erscheint eine derartige Widerlegung
grundlegender Thesen des Katholizismus im Zusammenhang
einer solchen Arbeit als überflüssig. Außerdem
bietet das Buch sehr viel Bemerkenswertes über Anglikanische
Kirche, Anglo-Katholiken, auch englische Freikirchen
. Die Ausführungen über die Möglichkeit der
Herstellung einer größeren Einigkeit der christlichen
Kirche sind sehr beachtenswert und gerade für England
wichtig. C. wünscht mehr unity, aber es ist ihm klar,
that corporate reunion with the Church of Rome, that
is to say, Submission to her, is, as things stand, quite
out of the question (S. 649). Daß C. auch der Kirche
von England den Anspruch, die beste Basis für eine
Kircheneinigung zu bieten, abspricht (S. 652), ist von
seinem Standpunkt aus nicht überraschend; die hierher
gehörigen Ausführungen sind aber gerade jetzt sehr
zeitgemäß. — Register, Druck, Ausstattung sind vorzüglich
, i
Breslau. M. Schi an.

Neuzeitlicher Kirchenbau. Die Verliaiidlcn. d. III. Kongresses f.
ev. Kirchcnbau, Magdeburg, den 2. -4. Mai 192S. Halle a. S. :
Buchh. d. Waisenhauses (1928). (109 S. in. 3 Taf.) gr. 8°.

RM 4.50.

1S94 fand ein Kongreß für evangelischen Kirchenbau
in Berlin statt, 1906 der zweite in Dresden, 1928
der dritte in Magdeburg. Dessen Verhandlungen in Vorträgen
und Aussprachen sind hier wiedergegeben.
Brathe behandelt Grundforderungen aus dem Wesen des
Gottesdienstes (in erweiterter Form als Sonderheft erschienen
vgl. Theol. Lit.-Ztg. 1929 Sp. 334); Horn
schildert die Entwicklung seit 1906; Biehle bespricht
Kanzelstellung und Raumakustik; Gurlitt gibt unter dem
den Inhalt nicht deckenden Thema „Baukünstler und
bauende Gemeinde" eine sehr anregende rückblickende
Darstellung der Hauptfragen; Architekt Jüngensen lehrt
in einem Vortrag „Dehnbarkeit der Kirche" eine dehnbare
Kirche ab, empfiehlt aber eine andere Lösung, die
die nicht gefüllte Kirche doch nicht leer erscheinen
läßt; Architekt Ostermayer trägt mit Ausführungen über
Notbau und sparsamen Bau der Kirchen der Zeitlage
Rechnung; Prof. Alker illustriert die Notkirche an der
Matthäuspfarrei in Karlsruhe (Baden). Der Gesamteindruck
ist der, daß sehr viel Wertvolles und Anregendes
gesagt worden ist, daß aber natürlich einheitliche