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Ausgabe:

1929 Nr. 23

Spalte:

542-544

Autor/Hrsg.:

Staehelin, Ernst

Titel/Untertitel:

Das Buch der Basler Reformation 1929

Rezensent:

Muralt, Leonhard

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541 Theologische Literaturzeitung 1929 Nr. 23. 542

ken einer tieferen Auffassung des evangelischen Chri- | er S. 629ff. ergänzt; den Wert dieser Forschung schlägt
stentums wieder Bahn gebrochen und der Kirche wieder er einstweilen gering an; vor allem erklärt er die sogen,
eine Stellung im Volksleben erobert". Und dazu haben Filiation für einen wurzellosen Wunderbaum, der in
die Thesen und die Reformationspredigten von 1817 leere Lüfte sich aufgelöst habe. — Sein Artikel: „Die
nichts Geringes beigetragen. Vorbereitet war das alte Kirche zu Oldesloe . . ." (VII, S. 129ff.) führt zu
Harmsheft schon durch zwei „Harmsiana" (VII, S. I dem Ergebnis: „Die Kirche, vom Bischof Wizelin in
99 ff. und S. 197 ff.) : das erste Stück bringt Briefe von eigener Person zwischen 1149 und 1152 geweiht, war da-
und an Harms aus den Jahren 1809—1854; das zweite mals noch nicht fertig; sie ist erst nachher, doch nach
Stück: „Harms und die Kieler Professoren" erzählt aber dem bereits feststehenden Plane, vollendet worden,
auch schon von einem der Konflikte, an denen Harms' Nach diesem wollte der Baumeister Wizelins in dieser
Leben so reich ist: von einer unbeantwortet gebliebenen Kirche eine Weiterbildung seines Oldenburger Kirchbaus
Eingabe Harms' an das akademische Konsistorium, um vor Augen stellen, die, sich an ihn anschließend, doch
den Studenten den Eintritt in die Freimaurerloge unmög- zugleich einen dem Meister eigentümlichen, aus den Heilich
zu machen. Von weiteren Konflikten berichtet Fed- matlanden vertrauten Baugedanken verkörperte". —
dersens Aufsatz: „Noch zwei Aktenstücke . ." (VIII, S. , Über das ehemals in der Umgegend von Hadersleben
617ff.): 1815 beabsichtigte Harms das neue Haus eines und in der Propstei Törninglehn eingerichtete Amt der
Abgebrannten einzuweihen, was das Mißfallen seiner ; „Laufküster", d. h. Lateinschüler, die nur zum Zweck
Vorgesetzten erregte und ihm vereitelt wurde; 1816 lehnte > der Wahrnehmung der Küsterdienste zu dem betreffen-
er sich dagegen auf, ein Publikandum von der Kanzel den Kirchort herüberkamen, berichtet Achelis (VII, S.
zu verlesen, nach dem an verschiedenen Sonntagen die i 420 ff.). Das Amt stammte aus Dänemark, wurde durch
Musterung der zu den vorderdithmarschen Kompagnien die Kirchenordnung von 1542 in der genannten Gegend
gehörenden Mannschaften stattfinden sollte. Der Ar- eingeführt, wegen der sich herausstellenden Mißbräuche
tikel von J. Lorentzen, „Gräfin Bernstorff . ." (VIII, j aber 1651 aufgehoben. — Schon wiederholt ist in den
S. 566 ff.) macht uns mit Briefen von Harms an die | „Beiträgen und Mitteilungen" über Nachkommen Lu-
Gräfin aus den Jahren 1816—1835 bekannt. Ficker ver- | thers in Schleswig-Holstein berichtet (vgl. z. B. V, S
öffentlicht VIII, S. 624 ff. drei Bilder von Harms: eins j 492ff.; VI, S. 352ff.). Jetzt gibt Glasen (VII, S. 91 ff.)
aus dem Jahre 1825, eins aus den 40er und eins aus j Nachricht von Luthernachkommen seines Namens auf
den 50er Jahren, und legt den Versuch einer „Claus schleswig-holsteinischem Gebiet und von Luthernach-
Harms-lkonographie" vor. Das Sonderheft der 1. Reihe: j kommen in Dänemark; und Haustedt (VII, S. 228ff.)
„Claus Harms Lebensbeschreibung, verfaßt von ihm , weist nach, daß auch die Breklumer Luther nicht nur
selber", bildet zu dem Harmsheft einen schönen Nach- Luther-Verwandte, sondern direkte Nachkommen Luthers
klang, zumal der vor 30 Jahren in der Gothaer „Bi- , seien. — Feddersen schreibt (VIII, S. 344ff.) über den
bliothek theologischer Klassiker" als Bd. 7 erschienene , Krvptokalvinismus am Gottorfer Hofe. Der Träger war
Neudruck vergriffen ist. — Auch das mit VII, S. 321 ff. j der Herzog Johann Adolf, gest. 1616, der am Hofe
beginnende Heft enthält Artikel verwandten Inhalts: wir s seines Oheims, des Landgrafen Wilhelm IV. von Hessen

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lesen zuerst das von Jensen und Kochendörffer zusammengestellte
Ergebnis der Durchforschung der Pastorat-
archfve Schleswig-Holsteins, die sich auf die Kirchen

erzogen war und dann in Heidelberg studiert hatte, und
der bei diesen Einflüssen Gefallen am reformierten
Wesen gefunden hatte. Eine sehr bestimmte und eigen-

irgendwelche Nachwirkung zu hinterlassen.

Ilfeld 1. Harz. Ferdinand Gohrs.

bücher einschl. Deprekantenregister, ürabbücher, Kir- willige Persönlichkeit, führt er eine krvptokalvinistische

chenstuhlbücher, Kirchenrechnungen einschl. Armenrech- Episode üher sein lutherisches Land herauf, die bei dem

nungen, Inventare, Archivverzeichnisse, vereinzelt vor- frühen Tode ihres Beschützers aber zu kurz war, um
kommende Chroniken und wichtige Sonderakten (Zehnten
, Handdienste, Einkünfte, Bauakten, Einwohnerverzeichnisse
, Almosen u. dgl.) bezogen hat. Daran schließt

sich das von Kochendörffer bearbeitete Klosterbuch; es j staehelin, Prof. Ernst: Das Buch der Basler Reformation
sind darin aufgenommen in alphabetischer Folge alle Basel: Helblng & Uchtenhahn 1929, (v, 272 s. m Abb n l 'Taf)
Niederlassungen, die sich auf dem Gebiet der Prov. | v, s0. Lud. rm 7.so.
Schleswig-Holstein befinden ohne Rücksicht auf die Ders.: Die Reformation in Stadt und Landschaft Basel. Zu
jüngsten Veränderungen, so daß auch Apenrade, Haders- i ihrem 400 jähr. Jubil. erzählt. Basel: Helbing & Lichtenhahn 1029.
leben, Lügum und Tondern behandelt worden sind; fer- i (70S. m. 4 Abb.) 8". rm -70.
ner sind auch innerhalb der Provinz belegene, wenn auch Beide Veröffentlichungen des Basler Kirchenhisto-
politisch nicht zu ihr gehörige Stiftungen wie Ahrens- . rikers haben den Zweck, die weitesten Kreise über die
böck Eutin, Hanestehude aufgenommen; die Bistümer Reformationsgeschichte Basels zu orientieren. Beide erLübeck
und' Ratzeburg sind nur summarisch behandelt, heben nicht den Anspruch, Beiträge der gelehrten Forauf
Hamburg-Bremen und Ripen dagegen ist ganz ver- schung zu sein, sie fußen aber auf solcher und dienen
ziehtet- dem" alphabetischen Verzeichnis schließen sich von da aus ihren populären Zwecken. Die erstere ist ein
an eine Zusammenstellung nach den Diözesen und nach Quellenbuch, das in 71 Nummern Quellenstücke zur
der Ordenszugehörigkeit, ferner ein Verzeichnis der Pa- Geschichte der Basler Reformation bietet, beginnend
trone und eine Übersicht über das Jahr der Gründung mit der Synodalrede des Bischofs Christoph von Utenoder
ersten Erwähnung. Auch Haupts Artikel: „Gruft- heim 1503, endend mit dem Basier Bekenntnis von 1534
bauten und Vermächtnisse" gehört in diesen Zusammen- j und zwei Dichterstimmen aus dem evangelischen Basel
hang- er erklärt das vor allem seit dem 18. Jahrh. auf- von 1535. Die jeweiligen Stücke sind teils ganz, teils
tretende Verlangen, sich einen sicheren Ort und eigene nur in ihren wichtigsten Partien abgedruckt. Es finden

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Gruft zu schaffen, wo die Glieder der Familie unge
stört schlafen möchten, aus dem vielfach schauderhaften
damaligen Zustand der Friedhöfe und legt als typisches
Beispiel dessen, um was es bei Anlegung einer Familiengruft
sich handelte, die Kopev einer auf das Wittorfische
Begräbnis bei der Neumünsterschen Pfarrkirche bezüglichen
Urkunde (Preetz, d. 10. Nov. 1748) vor. —
Haupt verdanken wir auch die nicht nur aus den Kirchenheiligen
, sondern auch aus den Stiftungen von AI

sich darunter noch eine Reihe von ungedruckten Stüeken
die allerdings dann im originalen Text in die Akten^
Sammlung von Dürr hineinkommen werden. Alle sind
aus dem Lateinischen und Deutschen des 16. lahrhun-
derts ins Neuhochdeutsche übersetzt. Die Übersetzung
besorgte in der Hauptsache Pfarrer R. Schwarz, der als
Übersetzer und Herausgeber der Calvinbriefe bekannt
ist. So gerne ich auch dem historischen Laien den ursprünglichen
deutschen Text vorlegen würde, muß ich

tären vfkar'ien und Gilden und aus Bildwerken ge- Stähelin doch recht geben, daß er übersetzt; denn die

wonnene sorgfältige Zusammenstellung zur Patrozinien-
forschung für Schleswig-Holstein: VIII, S. 305 ff., die

Lektüre des ursprünglichen Textes würde doch zu viel
Mühe verursachen und da und dort ein Hindernis sein.