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Ausgabe:

1929 Nr. 23

Spalte:

536-542

Titel/Untertitel:

Schriften des Vereins für schleswig-holsteinische Kirchengeschichte. 1. Reihe: 14. - 16. Heft; 2. Reihe: VII. u. VIII. Band 1929

Rezensent:

Cohrs, Ferdinand

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Theologische Literaturzeitung 1929 Nr. 23.

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und Ausland" als ganz besonders berufen bezeichnet j Abhandlung selbst gliedert sich in 13 Traktate. Grabwerden
. Sein Aufsatz wird ergänzt durch denjenigen des i mann rühmt die selbständige von dem üblichen Forma-
Ministerialrats Dr. Othmar Feßler, Beiträge zur Ge- j lismus und der ebenso üblichen Polemik der Scholastik
schichte der deutsch - spanischen Handelsbeziehungen, | freie und flüssige Darstellung. Finke behandelt und
1924 bis 1927. Auch sonst bietet der Band noch man- charakterisiert drei spanische Publizisten aus den An-
cherlei, das an dieser Stelle nur gestreift werden darf, j fängen des großen Schismas, Matthaeus Clementis, Ni-
vor allem den Aufsatz des Jesuiten Dr. Fritz Streicher ' kolaus Eymerich und den hl. Vicente Ferrer, wobei wir
über die Columbus Originale, eine paläographische Stu- j zugleich die erfreuliche Ankündigung erhalten (S. 176),
die, illustriert durch sechs vortreffliche Tafeln über die daß als weiterer Band der Spanischen Forschungen
echten und unechten Handschriften, Randnotizen und I (ein Gegenstück zu Noel Valois) „Spanien und das
Unterschriften des Columbus; der umfangreiche Auf- I große Schisma" erscheinen soll. Endlich der Aufsatz
satz ist in der Tat eine offenbar bisher unterlassene von Eschweiler über die Philosophie der spanischen
Grundvoraussetzung der Columbus - Kritik. Nur eine j Spätscholastik auf den deutschen Universitäten des 17.
flüchtige Übersicht über die missionsgeschichtlichen Be- Jahrhunderts. Es handelt sich um den erstaunlich
stände in spanischen Archiven und Bibliotheken bietet j großen Einfluß der Disputationes metaphysicae des Je-
Josef Schmidlin. Kaum berührt wird die Kirchenge- ! suiten Suarez nicht nur in Spanien und auch in Holland,
schichte auch von den beiden spanischen Aufsätzen von j sondern allgemein auch an den deutschen Universitäten
Griera und Ramos y Loscertales. Der erste handelt von j des 17. Jahrhunderts, einschließlich der protestantischen,
den ältesten catalanischen Dokumenten der zweiten Hälf- i Ernst Troeltsch (Vernunft und Offenbarung bei Johann
te des 11. Jahrhunderts, wobei allerdings die alten Be- I Gerhard und Melanchthon, 1891) hat den Tatbestand
Ziehungen zur Provence, zu Lerins, Arles und St. Victor ; bereits richtig gesehen, und der Verfasser rühmt ihm

in Marseille eine gewisse Rolle spielen; aber es ist doch
eine Übertreibung, wenn der Aufsatz mit den Worten
beginnt, La iglesia es La madre de Las lenguas romances.

auch „ein erstaunlich sicheres Gefühl für die historische
Besonderheit der spanischen Spätscholastik" nach. Im
einzelnen aber wird der Hergang von der ersten Ein-

Der zweite ist nur eine kritische Auseinandersetzung j bürgerung des Thomismus bei den Jesuiten und seine er-

mit Ernst Mayer über das Recht von Sobrarbe (1084). j neute Übertragung nach Deutschland wohl erst hier

Ganz wesentlich der Kunstgeschichte gehört der Aufsatz dargelegt. Der Verfasser hat ganz Recht, wenn er wie-

des Pater Beda Kleinschmidt, Anna Selbdritt in der j derholt bemerkt, daß dieser Vorgang nicht machtpoli-

spanischen Kunst an, denn es handelt sich durchaus um tisch, sondern nur aus der Kraft der Ideen zu erklären

die Ikonographie als Form. Sehr viel tiefer in die Kirchengeschichte
führen die beiden ersten Aufsätze von
I. Vives (Barcelona) über zwei Epigramme des Papstes
Damasus I. auf seine Schwester Irene und zur Calistus-

sei, besonders wenn es sich um die weitere Übernahme
sowohl an lutherische wie calvinistische Theologen und
Philosophen in Holland und in Deutschland handelt. Die
Voraussetzung ist nur freilich auch hier zunächst eine

Katakombe, und von P. Wagner über den mozarabischen machtpolitische gewesen, in Bayern so gut wie in Köln.

Kirchengesang und seine Überlieferung. Hier stehen I Es ergibt sich aus dem Gesagten, daß, wie bei

hinter den musikgeschichtlichen Forschungen, die der I solchen Bänden unvermeidlich, der Inhalt sehr verschie-

Verfasser zusammen mit Higini Angles aus Barcelona ; denartig und höchst ungleichwertig ist. So ist es schon

unternommen hat, doch sehr interessante kirchenpoli- i ein hohes Lob, wenn man sagen darf, daß man fast
tische Entwicklungen, insofern Liturgie und Gesang der alles mit wirklichem Gewinn liest.

Christen unter arabischer Herrschaft seit der zweiten j Göttingen. K. Brandi.

Hälfte des 11. Jahrhunderts von Rom aus verdächtigt,

gerechtfertigt und wieder angegriffen worden ist. Die ; Schriften des Vereins für schleswig-holsteinische Kirchenältesten
Denkmäler haben wir vorn Ende des 9„ aus I geschiente. Kiel: Selbstverlag d. Vereins 1926 u. 1927; zu be-
dem 10. und 11. Jahrhundert. Sie weichen von der da- i ziehen durch Buchdruckerei J. H. Hansen in Preetz (Holst.) gr. 8".
maligen römischen Liturgie erheblich ab, berühren sich l. Reihe. (Größere Publikationen.)

schon eher mit den gallikanischen Denkmälern. Man j 14. Heft: Erlebnisse und Beobachtungen des ehemaligen Generalsuper-

sieht auch hier, wie übrigens in den Aufsätzen von ' intendenten von-Schleswig D. Theodor Kaftan. Von Ihn selbst

Griera und Ramos y Loscertales, wie sehr die zweite j fT/jjJ1"- V5?4' ^V1"' 403 s3'

Hälfte des 11. Jahrhunderts in Spanien eine Zeit der 15' Het?:/e,"c!"s.en rP^.9l^^HJ^J^t5S^S!^

... , . ., »■! •' , c A- v- i llnct 4"-' lutherische Konkordie. 925. (V I , 280 S.) (besprochen:

stärksten Umwälzungen gewesen ist; auf die von Kehr ; Th , 7 ig26 s 25]~. v v '

neuerdings behandelte Periode des ausgehenden 10. | (6. Heft: Matth'iesen, Pastor, Th.: Enreckung und Separation in

Jahrhunderts folgt ein unablässiger Kampf um die Ein- Nordfriesland (Bordelnmer Rotte) 1927. (III, 111 S.).

fügung der spanischen Königreiche in die fränkisch- Sonderhefte:

römische Kultur, Schrift, Liturgie und Kirchenverfassung. > Ficker, Prof. D. Dr., Gerhard: Melchior Hoffmann gegen Nicolaus

Die mozarabische Liturgie wäre ohne den Kardinal von Amsdorff Kiel 1528. 1928. (8 S). (Reproduktion).

Ximenes vielleicht ganz verschwunden; glücklicherweise Harms, Claus: Lebensbeschreibung verfaßt von ihm selber. Neudruck

konnte die Druckkunst seine Bestrebungen alsbald fest- ; durch den Verein für Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte. 1929.

halten; im Jahre 1500 erschien der Druck des Missale j In Komm, bei Walter Q. Münlau in Kiel. (IV, 256 S.) Für Nicht-

mixtum secundum reguLam I). Isidori bei Hagenbach, i mit"'' RM 6—•

Was man aber seitdem noch mozarabisch nannte, ist mu- 2- Reihe. Beiträge und Mitteilungen.

sikalisch durch Schnörkel weitgehend entstellt und Vll. Band (1918—1925. XXXII, 536 S.): S. lff.: Ficker, O.,

heute, wie wir aus dem Aufsatz entnehmen, vollends Die Büchersammlung eines evangelischen Predigers aus dem Jahre 1542

modernisiert. Und nun wende ich mich zu den drei !df Rudolt vf" Nymweg™> Noviomagus, umii 540 Prediger u. Supcr-

wichtigsten Aufsätzen von Grabmann, Finke und Esch- i Tr^7'" llel]j.,S- f6ff': f«^"1' fz*™ ^«ntscbeidung

, fe , . , . , , ' , , , ,. , der Gottorpschen Theologen aus dem Jahre la-12 [gegen den des Cal-

^T-e5.v9rabmwn j vt* ln TT™ Code* 3314 der N^|on,al- vinismus beschuldigten Pastor Sander in Adenstedt - nicht Udenstedt,

bibliothek zu Madrid ein bisher unbeachtetes Werk des I vgi. s. 89) 17 u. ö. _ Amts Peine> das bis 1603 den Herzögen von

Petrus Hispanus de anima aufgefunden, worüber er Holstein verpfändet war]; S. 9lff.: Clasen, m., Nachkommen D. M.

vorläufig berichtet, da er eine vollständige Edition plant. ( Luthers in Schleswig-Holstein; S. 99 ff.: Rolfs, C. und Ficker, G..

Nach der Unterschrift kann an der Autorschaft nicht Harmsiana I; S. 126 ff.: Miszellen [das Reformationsjubiläum von 1817

wohl gezweifelt werden. Sie lautet: Ego igitur Petrus '» Kiel und dabei vollzogene Promotionen]; S. 129ff.: Haupt, R.,

Hispanus portllgalensis, Uberalium artium doctor, philo- ple,"lte KircRe zu Oldesloe und die wagrische Baukunst; S, 142ff :

sophice sublimitatis gubernator, medicinalis facultatis C-. Zwei ^«tS^J^^^^Z^^^

, '__„ ,. 5 . ' . , ' . , : unecht erwiesen; vgl. Enders-Kawerau-Flemming, Dr. Martin Luthers

decor ac proficue rector in saentia amme decrevi hoc Briefwechsel, 17. Bd., Leipzig 1920, s. I56f.]; S. i6Sff.: Weyl, Alte

opus preapuum componendum. Die Vorrede handelt Abbildungen theologischer Universitätsprofessoren zu Klei [Peter Musaeus,

von der Aufgabe der Philosophie und Psychologie; die gest. 1674; Christian Kortholt, gest. 1694; j. F. Zachariae, gest. 1773;