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Ausgabe:

1929 Nr. 23

Spalte:

532

Autor/Hrsg.:

Pettazzoni, Raffaele (Ed.)

Titel/Untertitel:

Kojiki: La mitologia Giapponese secondo il i libro 1929

Rezensent:

Haas, Hans

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Seite 1

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531 Theologische Literaturzeitung 1929 Nr. 23. 532

doch gelegentlich abweichenden Text. Dagegen läßt Kojiki: La mitologia Giapponese secondo il i libro. Prefa-

dieser sich weder mit der Rezension des Ibn Mas'üd zione, introduzione e note di Raffaele Pettazzoni. Bologna:

noch mit der des Ubai zusammenbringen, sondern steht N- Zanichelli 1929. (XI, 118 S.) 8°. = Testi c Documenti per la

öfter mit dem 'othmänischen Text gegen beide. stona delIe Relisioni, Vol. l. 12 L.

Obgleich der Versuch, die nicht'othmänischen Samm- i Die Bibliographie S. 32f. zeigt: das in der Theolog.
lungen auszurotten, gescheitert ist, und trotz der Tradi- Ltztg. auch von mir angezeigte Buch des Japaners
tion über die Gleichwertigkeit aller Varianten, die ihrer- Nobuhiro Matsumoto mit fast dem gleichen Titel wie
seits durch Propagierung der Toleranz den Streit um das seine war von Professor Petazzoni — wenigstens
den echten Qorän aus der Welt schaffen wollte, hat sich bei dessen Abfassung — noch nicht gekannt. Zu be-
von selbst allmählich der 'othmanische Text durchgesetzt. dauern wird er das nicht haben. Die auszugsweise fran-
Die Krise in der Entwicklung der Wissenschaft von den zosische Übersetzung des 1. Buches des Kojiki,
Lesarten fällt in die beiden letzten Lebensjahre eines die Matsumoto gibt, hätte ihm nichts geboten, was ihm
ihrer erfolgreichsten Lehrer: Ibn Mugähid (gest. "'cht besser der Engländer Aston und der deutsche
324/936). IbnSchanabüdh.der als letzter die Freiheit der Japanologe Florenz, an die er weislich sich mit seiner
Verwendung nicht 'othmänischer Lesarten für sich in An- j italienischen Version des ersten, die alte Shinto-Mvtho-
spruch nahm, wurde 323 935 einem hochnotpeinlichen logie enthaltenden Kojiki-Buches gehalten, an die Hand
Gericht, sogar unter Anwendung von Gewalt, unterzogen geliefert haben. Auch Matsumotos Abhandlung
und gezwungen, sich durch einen Revers zu verpflichten, | hatte ihn nur irreführen können. So tat er weiter gut
daß er sich künftig an den 'othmänischen Text halten daran, auch für seinen Fußnotenkommentar den gewerde
. Schon ein Jahr vorher war Abu Bekr b. Miqsam nannten bewährten Japanologen zu entnehmen, was ihm
al-'Attar (gest. 354/965) gleichfalls zu der Unterschrift für seine Leser wichtig zu sein schien. Besonders Flo-
veranl'aßt, seine bisherige Lehre aufzugeben, nach der es , rJrn.z lst. ausgiebig genützt. Indes hat P. aus reicher
erlaubt war, den 'othmänischen Konsonantentext Belesenheit heraus in den Anmerkungen auch Selbstauf
jede mögliche Weise zu lesen, sofern die Lesung nur gefundenes beigesteuert. Da und dort freilich geht er
sinngemäß und sprachrichtig wäre. Seither lebten selb- au,ch über Dunkelheiten des alten Textes mit Stillständige
, nicht überlieferte Ausdeutungen des Schrift- schweigen hinweg. Zu der auf S 38 dreimal begegnen-
bildes i. A. nur noch in der hypothetischen Form: lau de" Wendung e restarono invisiMi z. B werden doch
qurVa... lakäna galjidan. ' wohl d«e meisten besinnlichen Leser die Erklärung ver-
Die Vereinheitlichung der Lesung blieb weiterhin "vssen- .IclJ verstehe die Worte mit Chamberla.n (gegen
die leitende Tendenz der Entwicklung, wie vom Ver- Flo™nz) als Euphemismus: die genannten als Einzel-
fasser in eingehender Weise auseinandergesetzt wird (S. gottheiten entstandenen Kam. gingen nachher wieder
129ff • 137ff ) dahin, d. h. sie starben, wie man denn auch in der
Vom islamgeschichtlichen Standpunkt aus besonders Folge nichts mehr von ihnen hört. Der kommentierten
interessant sind die Hinweise Bergsträßers auf die Be- Textwiedergabe, die auch in ihrer Zerlegung in 43 mit
rührung anderer Wissenschaftszweige mit der Qorän- Überschriften versehene Abschnitte Floren/ folgt -
lesung, und es sind nicht zuletzt diese geistesgeschicht- n'ur em.gemale formuliert P. die Abschn.tt-T.tel etwas
liehen Rundblicke, die uns das Weitererscheinen des v°n seiner Vorlage abweichend - ist eine Einleitung
Werkes mit Spannung erwarten lassen. ™ J1, Sei,ten Jor.ausg.efhlckt- die. m ihrem zweiten
10 I eile über das Kojiki sich auslaßt, in ihrem ersten ein

°re'fswald-__Bräunlich. , R(isum£ der japanischen Religionsgeschichte, insbeson-

Matsumoto, Dr.Nobuhiro: Essai surla Mythologie Japonalse. I dere der Entwicklung des Shinto, gibt. Als Religion
Avec 9 Planches. Paris: P. üeuthner 1928. (IX, 147 s.) gr. 8°.= ! ein Anachronismus, ist Shinto nach P. andererseits doch
Austro-Asiatica, T. II. 100 Fr. , noch immer in Japan ein sehr Lebendiges, geeignet das
Ein in Japan wirkender katholischer Missionar, Jos. Schwientek, Volksganze festest zusammenzuhalten, mit Patriotis-
S. V. D., leitet im Mai Aug.-Heft 1929 des „Anthropos" (S. 717—722) | mus und mit Verehrung des Kaiserlichen Hauses zu
seine Anzeige dieses Essay ein mit den Sätzen: „Es ist schwer für ' durchdringen. Das gleiche Urteil also, das der Vereinen
Kenner der japanischen Mythologie, sich über dieses Buch zu j fasser auch bei E. Schiller hätte finden können, dessen
äußern. Man weiß nicht, ob man viel oder wenig darüber schreiben nacn meinem Urteil sehr instruktives Buch „Shinto,
sollte; oder ob es am besten totzuschweigen wäre. Wollte mau alle dje Volksreligion Japans" (Berlin-Schöneberg 1911) er,

schiefen Darstellungen berichtigen, alles Ausgelassene ergänzen, es wurde • „„„„„„„.„_ V__j„„ ™..fi . ■ ur i____.i. i_ j '

t . . . ■ r, u j__ . „ , , ...... ■ wie angenommen werden muß, n cht kennt. In der

fast wieder ein Buch werden. Uber das Buch ein kurzes Urteil zu , .. 6 , . „ ' _ J , .... ', r- .., ■• 7
fällen ist schwer." P. Schwientek nimmt sodann zuerst zu dem Buch Bibliographie S 32f. hatten noch Erwähnung verdient:
allgemein Stellung, glossiert weiterhin Einzelheiten und gibt schließ- Üenchl Katü, A Study of the Development ot KellglOUS
lieh selbst einen Überblick über die japanische Mythologie. Auf diese Ideas among the Japanese People as illustrated by Ja-
Buchbesprechung verweisend, darf ich hier ganz kurz sein, dies umso- | panese Phallicism (TASJ., 2. ser. vol. I, 1924) und
mehr als der Essay auch nach meinem Urteil als eine Bereicherung , W. Glindert, Der SchintoismUS im japanischen N6-
tinserer Japanliteratur nicht anzusehen ist. Das erste, „Resume des I Drama (MNVKOA. Bd. XIX, Tokyo 1926). Von J. M.
Mythes Japonais" überschriebene Kapitel (bis S. 35) ist nichts weiter : Martin's Buch Le Shintoi'sme ist 1927 bereits auch Bd. 2
als eine auszugsweise Ubersetzung des Kojiki, des ältesten japa- erschienen (Hongkong), ohne daß freilich auch ich ihn
mschen Literaturwerks, redigiert im Jahre 712 n. Chr. Gerecht- , , „ .. > P. .s/ , , „,„ 7,, c oo jj
fertigt wird sie von Matsumoto mit der Bemerkung; „Le Kojiki na pas J«*** Bemühens bis jetzt erlangen konnte. Zu S. 32 die
ete traduit completement en francais." Interessenten werden doch besser kleine Berichtigung, daß Papinots Dictionnaire, 2. Aufl.
tun, statt zu Matsumotos Resume zu der kommentierten englischen Voll- nicht 1907, sondern im 39. Jahr Meijl 1906 erschienen
Übersetzung von Chamberiain oder zu der deutschen von K. Florenz 1 ist. Eine englische Ausgabe dieses unentbehrlichen
(„Die historischen Quellen der Shinto-Religion") zu greifen. Von der Nachschlagewerkes (Historical and Geographica! Dictio-
letzteren, die doch bereits seit zehn Jahren als ein Band der Gottinger narv Qf Japan) (jegt seit 1910 vor (Yokohama, Kellv
„Quellen der Religionsgeschichte" vorliegt, scheint M. nicht zu wissen. , and" Y/alshf
Auf S. 7 würde er sonst doch auch zu sagen gehabt haben, daß von ...
einer anderen alten Quelle für die japanische Mythologie, dem Kogoshui
eine deutsche Übertragung von K. Florenz vorliegt. Die eigentliche

Leipzig. FL Haas.

Abhandlung, S. 36-112, läßt seltsamerweise die wichtigen auf Izanagi , Freiberger, Dr. Miroslav Schalom: Das Fasten im Alten

und Izanam, sich beziehenden Mythen ganz beiseite Auch die danach ,sraeL Ejnc bcdeutUngsgeschichtl. Studie. Zagreb: Selbstvlg. d.

noch folgenden zwei Anhange: l. Analogies entre les mythes Japonais yej^ jg27 (77 s) gr 8°

et les mythes des peuples meridionaux; 2. Analogies entre les mythes ' ' ' .., . . ■■ „ ,

Japonais et les mythes Ainu, sind kümmerlich. Der japanische Ver- Untersuchungen über einzelne Äußerungen der

fasser dieser Dissertation hat sich — nach dein Vorwort, das Paris Frömmigkeit sind als Bausteine zu einer noch ZU schrei-

Juli 1928 datiert ist, 1926 — wohl nur zu Promovierungszwecken an benden Geschichte der alttestamentlichen Frömmigkeit

die japanische Mythologie gemacht. i von großem Wert, wenn sie mit religionsgeschichtlichem

LeiPz'g- _H. Haas. | Verständnis und mit historisch-kritischem Sinn geführt