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Ausgabe:

1929 Nr. 2

Spalte:

29

Autor/Hrsg.:

Garenne, G. M. de la

Titel/Untertitel:

Le problème des „frères du Seigneur“ 1929

Rezensent:

Lempp, Eduard

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29 Theologische Literaturzeitung 1929 Nr. 2. 30

die Arbeiten dieser Gelehrten, denen D. sein solidestes Material verdankt
. Denn mit dem alten Dupuis allein ist kein Staat mehr zu
machen.

Berlin Leonhard Fendt.

de la Garenne, G. M.: Le probleme des „freres du Selg-
neur". Paris: E. Leroux 1028. (III, 153 S.) 8". 15 Fr.

Eine Untersuchung über die Familie Jesu. Das Ergebnis der-
selben ist folgendes: Joseph ist vermutlich als Verlobter der Maria Staafsstell emporgetragen hatte, ehe er das Kleid

gestorben, darauf hat sein Bruder Kleophas (= Alphaus), der schon j R *rtilct nahm. Seine (Wanken JSL

lichkeit um so größere Anerkennung, wie es anderseits
entschuldbar wird, wenn ihm plötzlich der Geduldsfaden
brechen und er heftig aufbrausen konnte (S. 227).
Er ist der größte „Landlord" des Abendlandes (S. 64.
225) und als Sprößling einer alten, vornehmen Familie
zur Verwaltung des Patrimonium Petri ebenso vorgebildet
wie zur Regierung der Kirche durch seine vorherige
Laufbahn als Beamter, die ihn zu einer hohen

■s e.ne"'früheren Ehe zwei Söhne, Simon und Judas, hatte, Josephs , des hl. Benedikt nahm. Seine Gedanken umfassen die
Braut Maria nach dem Gesetz des Levirats geheiratet und hat in Kirche des ganzen Reiches, machen aber auch, von
dieser Ehe drei Söhne, nämlich Jesus, jakobus (den jüngeren) und ] England abgesehen, an dessen Grenzen halt. Dabei erJoses
(oder Justus) erzeugt, von denen aber der erstgeborene, Jesus, innert er sich auch des Kleinsten Und noch als Tot-
nach dem Gesetz der Leviratsehe als rechtmäßiger Sohn des ver- kranker schickt er dem armen Bischof von Chiusi einen

storbenen Bruders Joseph galt. Das sind erstaunliche Ergebnisse, die Wintermantel (S. 222). Er ist entschlossen, von den

den Verdacht willkürlicher Fantasieerzeugnisse nahelegen. Aber es angestammten Rechten des Stuhles Petri nichts preiszil-

ist nachdrücklich zu sagen, daß dk: vorhegende ^^^K** : geben, aber ebenso auch „singulis quibusque ecclesiis

streng sachhehe durchaus %™%™£> *• «Jj}«» «n. fua iura servare" (S. 130. 232). Es sind drei Lieblings-

und möglichen Einwände beruck-ichtigende ist, die allerdings Keiner- / o

lei Rückdcht auf irgend eine christliche oder unciiristliche Dogmatik begriffe, die ihn leiten: rectitudo, discreho, blandimen-

nimmv. Natürlich kann es sich, wie ja überhaupt in der Geschichte, tum (S. 228). Hat er sie auch nicht immer im richtigen

nicht um exakte Bewerc. sondern um mehr oder weniger große Verhältnis verwirklicht, SO haben sie ihm doch als

Wahrscheinlichkeiten handeln, und an manchen Punkien können starke Sterne vorangeleuchtet. Daß aber der BasileilS in Koil-

Einwendungen gemacht werden, aber das muß gesagt werden, daß | stantinopel auch sein irdischer Herr ist, gilt ihm als

lurch diese Untersuchung manche naheliegende Anstöße und Dunkel- selbstverständlich, und er zieht daraus die Folgerung

hebten in den Neutestamentlichen Berichten aufgehellt wercen. und x ft ; politisches Und bürgerliches Verhalten. Ja im

■edenfalls daß die Sehr ft der vollen Berücksichtigung der wissen- „ , 3 , , ., . , °,. . . '. . ,J~ " ,

.eaentaiis, uan aie 3cnnu u ■ <■ Grunde ist der Kaiser „le lien qui maintient 'unite

-charthehen Lehen Jesuforschung wert ist. », , » *t , , .

Ed. Leins concrete de ces patnarcats d'Onent, et aupres du basi-

Stuttgart. __ ^ __• empp. i |eug ^ accre(jj^ un representant de l'eveque de Rome,

Batiffol. Piene: Saint Gregoire le Grand. 2. Ed. Paris: j l'^'f«r* ' ' Ve bafeUS ™P0tnd de ,'0rdre et de
Lihr Lecoffre J. Gabalda et Fils 1928. (235 S.) kl. 8". , „Les l'orthodoxie dans les patnarcats. Le pape doit compter
Sain,s.< | avec lui" (S. 185). Als Gregor den vom Kaiser abge-
Vorliegendes, im Rahmen der Sammlung „Les 1 set?*fn Patriarchen Anastasius zu sich nach Rom ziehen
Saints" erschienenes Buch Batiffols über Papst Gregor I. W0'He> bac e(r den. Kaiser> diesS,m dasf Pa.I,lu.m wicder zu
kann man gewissermaßen als Fortsetzung und Ab- Kben>.dannt ,ecr l?o£0mwalSjBiS$°f' h°n°re
Schluß der Geschichte des altchristlichen Katholizismus »eben könne (S. 186). Wo der Kaiser gar zu peinlich
betrachten, die er in den Bänden , L'eglise naissante et del ^!r+che ins. ??^*„komm&ffij£h der Papst
le catholieisme", „La paix Constantinienne et le catholi- f.u{ Bl>ten +und Vorstellungen (S. 193ff.): ein kaiser-
cisme", „Le catholieisme de St. Augustin", „Le siege »ches Gesetz von sich aus für ungtrhg zu erklaren,
apostoüque (359-451)" niedergelegt hat, wobei aller- ware lhm me ln den Slnn gekommen,
dings eine Lücke von anderthalb Jahrhunderten bleibt, ! Am wenigsten befriedigt die Darstellung des Strei-
die er wohl noch ausfüllen wird. Er schildert hier in ! tes um den Titel „ökumenischer Patriarch" (S. 205ff.),
lebhafter, anschaulicher Sprache, mit viel wörtlichen ' Die Sache macht natürlich dem Monsignore Beschwer-
Anführungen aus seinen Schriften und Briefen, die Ju- den; aber die Art und Weise, wie er die Äußerungen
gend Gregors, seine Tätigkeit als Apokrisiar in Kon- Gregors unschädlich zu machen sucht, läßt gerade die
stantinopel, die Erhebung auf den Stuhl Petri — er ist i Hauptsache außer acht. Er meint (S. 209 AI), Döllin-
der erste Mönch, der diesen eingenommen hat —, die ! ger habe vergessen, daß auch Gregor die sollicirudo
Bedeutung seiner Regula pastoralis und seiner Moralia, omnium ecclesiarum als Erbschaft von Petrus her be-

seine päpstliche Wirksamkeit in Italien, die Bedeutung
seiner Dialogi. sein Verhältnis zum Abendland und zum
Osten, seine letzten Jahre. B. versteht es, die Anlagen
und Eigenschaften des hervorragenden Papstes mit
ihrem Licht und ihren Schatten hervortreten zu lassen
und seine Persönlichkeit und Wirksamkeit mit Liebe und

trachte. Allein der springende Punkt liegt doch darin,
daß Gregor die nach seiner Anschauung in dem genannten
Titel beanspruchte bischöfliche Gewalt
über alle Kirchen mit Empörung zurückweist, also etwas
zurückweist, was nachher das Vaticanum als Glaubenssatz
festgelegt hat, und zwar nicht aus „Demut"

Bewunderung, aber ohne Blindheit für die Grenzen zurückweist, wie B. S. 210 angibt, sondern aus einem

seines Könnens und Wissens zu würdigen. Es ist eine dogmatischen Grunde, weil nämlich damit die andern

trübe Zeit für die Römer, in die sein Pontifikat fällt: Bischöfe ihrer bischöflichen Rechte entkleidet wären

die Lano-obarden haben sich in Oberitalien festgesetzt und weil mit dem „Falle" des Einen die ganze Kirche

und bedträno-en ständig die Nachbargebiete. Die Hilfe fiele- So sieht er in einem solchen Titel geradezu die

des Kaisers ist trotz aller flehentlichen Birten schwach Vorboten des Antichrists! Er kann sich eben nicht vor-

und ungenüoend Da sorgt der Papst für die heimge- stellen, wie in den einzelnen Sprengein zwei dieselben

suchte Bevölkerung so gut es in seinen Kräften steht, bischöflichen Rechte sollten haben können, der Bischof

Auch um mi'itärische Dinge nimmt er sich an, und es und ein „ökumenischer Patriarch". Daß der Nachfolger
wäre dem Friedensbund deutscher Katholiken unserer i Petri das Haupt aller Kirchen sei, steht auch für Gregor

Tage, in dessen Reihen heute sogar die Verteidigung bei fest> aber dessen Ooeraufsichtsrecht über die ganze

einem Angriffe als unchristlich verworfen wird, drin- Kirche schließt in seinen Augen keine bischöflichen

gend zu raten nachzulesen, wie der gewiß friedliebende Rechte über die Einzelkirchen in sich.

Papst den ordnungsmäßigen Wachdien-t inTerracina re- I Zum Schluß gibt der Franzose Mommsen einen
gelt (S. 134). Auch die Pflege der Wissenschaft liegt Treff — „qui etait ne insolent" (S. 225) — und S.

schwer darnieder: Schriften des Irenaus sind weder in 230f ergeht er sich hinter durchsichtigem Schleier in

Lyon noch in Rom zu finden (S. III)- Unter soviel anzüglichen politischen Betrachtungen. Dabei meint er,

Blinden konnte der Einäugige König werden. Wenn eine Fortsetzung der Politik Gregors hätte die Vorherr-

man bedenkt, daß Gregor magenleidend war und auch schaft des alten römischen, nichtgermani chen Imperiums

von Gicht öfters lange und schwer heimgesucht wurde, gewahrt und damit den Bruch mit dem griechischen

so verdient seine rastlose Tätigkeit, sein unermüdlicher Osten verhindert. Das mag stimmen. Aber mit mehr

Eifer, wie auch seine Liebenswürdigkeit und Verbind- Recht wird man sagen dürfen, daß, wenn das Papsttum