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Ausgabe:

1929 Nr. 1

Spalte:

375-377

Titel/Untertitel:

The Church Quarterly Review. Vol. CI - CVI bzw. No. 201 - 212 1929

Rezensent:

Kattenbusch, Ferdinand

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Theologische Literaturzeitung 1929 Nr. 15/16.

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Abendmahl: Luther hat es sehr viel echter „urchrist- I der „hochkirchlichen", sakramental-ritualistischen Beiich
" verstanden, als ihm theologisch „wissen- j wegung in England begegnen, auch der wachsenden
schaftlich", d. h. biblisch, glückte, seine Idee zum Hoffnung auf „Wiedervereinigung" der Kirchen, vorAusdruck
zu bringen und zu rechtfertigen). Heiler erst und speziell der englischen und der des Ostens. Ich
sieht die morgenländische Kirche in einem Verklärungs- | teile von Herzen die ökumenischen Bestrebungen der
lichte, wie es doch nicht in oder über ihr strahlt. Wir j Gegenwart, bin aber nicht sehr hoffnungsvoll (eher
haben sie sicher viel zu lange nur als „verarmt", kul- ; noch für life and work — Stockholm — als für faith
tisch petrefakt geworden, angesehen. Aber im Rück- ; and order, Lausanne). Gerade an dem Aufsatz von
schlag überschätzen viele sie heute auch. Gewiß können j Halifax sehe ich, wie schier unüberbrückbar im allge-
wir durch Einfühlung in ihre Art viel gewinnen, wir meinen noch die Gegensätze sind. Möglich daß die
wollen uns wahrhaftig nicht einbilden „reich" zu sein, j Church of England eine Ausgestaltung gewinnt - Lord
ja auch nur in der Masse „reicher" zu sein, als sie. j Halifax hofft viel von einer besseren Form des Reli-
Und dürfen sie doch nicht so glorifizieren, wie zum I gionsunterrichts in den Schulen, der ganz anders als
Teil jetzt geschieht. Es steckt ein Maß von Selbst- j bisher den Sakramenten in ihrem unlöslichen Zusam-
täuschung darin, wenn die alte Kirche des Abendlands | menhang mit dem Dogma von der Menschwerdung
die christologischen Formeln von Nicaea und Chalcedon j Gottes sich zuwenden müsse —, die ihr das Herz der
gemeinsam mit der des Morgenlandes aufstellte: ! Ostkirche erschließt und diese willig macht, sich mit
das Abendland hatte und hat immer doch eine andere ihr in irgendwelcher Form zusammen zu stellen. Der

letzte Glaubensintuition dabei, als das Morgenland. Aber
darüber läßt sich an dieser Stelle nicht weiter handeln.
Halle a. S. F. Kattenbusch.

Osten" ist sehr anspruchsvoll, im Grunde überzeugt,
allein und ganz das „Urchristentum" gewahrt zu haben.
Der Artikel von Canellopulos, den ich das vorige
Mal (1924, S. 471) kurz vorführte, sagt genug. Indeß
das Christentum in England hat in seiner Urgeschichte

THf ,C ,ö^h ?Uaarterlth RsV,e T- f V°p C ;CV,ra°fbes 1925 Zusammenhänge mit dem Osten, die vielleicht nie wirk-

Juli 1928. London: The Society tor Promoting Christian Science. ,. , r , ... ™ , ... ' , ,__. . . ,

. _ ... _ .. , ... . . . ... hch aufgeklart werden können, aber nachwirken. Ich

Der 100 Band dieser Zeitschrift bot mir zuletzt : denke an die Zeit vor dem Einbruch der Angelsachsen

Anlaß hier über sie, ihren Charakter ihre wichtigsten und an Einwirkungen des „Ostens", die wir handgreif-

VnoTT 1,A7,fvsatZc- ClS B/rlch , ^ «stftten _(Th- Lltz: I lieh verfolgen können in der alten iroschottischen

1926, Nr 9) Sie hat formal die Art, daß je zwei ; Kjrch dje schwerlich sich unterschied von der eng-

, Nummern" als ein Band gerechnet werden und zwar so, : liscnen Urkircne. Und doch sehe ich selhst bei Lor8d

dÖß,?i1Cut.elwa dÜr Januar Jedfsmal die „Nr. eines , Halifax, daß das eigentliche orientalisch-christliche

,Vol." bietet, sondern der April und dann der Oktober
Also Vol. C erschien im April und Juli 1925, Vol. CI

Empfindungserbe in England durch und durch
unklar geworden und vielleicht im entscheidenden

Oktober 1925 und Januar 1926 Die Nummern werden Augenblick nicht stark genug wirkt, um den Orientalen

eigens für sich gezahlt So Vol. CI = Nr. 201 u 202. m 'genügen. - Natürlich gelten der Kirche von Eng-

Der oben zuletzt bezeichnete Band bedeutet Nr. 211 u. , land und ihren neuesten Bewegungen, speziell denen,

212 Ich notiere dies, weil die Art, wie gerechnet wird, , die durch die (reJattve) Umgestaltung des Common

leicht, mindestens in der Jahresreihe, den Suchenden ! Praverbook hervorgerufen sind, auch in den weiteren

etwas verwirrt, auch wenn der Drucker nicht selbst die ; Banden der Review die ich vor mir habe noch eine

Venv-irrung macht, daß er z. B. Vol. CI II auf dem j Rejhe VQn Artikeln. Sogleich in Nr. 201 finde ich von

Titelblatt mit einer dritten Nummer (Nr 20/ Apr. 1927) | Rev Horace Mariott einen über „A neglected point

belastet und Vol. CIV auf die Nr 208, Juli 1927 be- in Prayer Book ,-evision", nämlich „the openings of

schrankt. Letztere, an sich ja nicht gerade gefährliche j Epistles and üospels": noch immer sei nicht berück-

Konfus.on mag damit zusammenhangen daß die Heraus- | sichtigt daß die liturgischen biblischen Lesungen aller-

geberschaft damals einen Wechsel erfuhr. hand willkürliche Änderungen (wohl vom Mittelalter

Bis Januar 1927 (Nr. 206) gab der Titel die j her) in den E i n 1 e i t u n g s Worten enthielten. Man

sämtlichen Mitglieder der theologischen Fakultät von lächelt bei den Monita zum Teil. Gilt die Inspiration

King's College, London, als „editors" an. Seit April ' so dem Buchstaben und ist die Textkritik am Ziele?

1927 ist nunmehr The Rev. H. Maynard Smith, 1 Ist jede sachlich noch so gleichsiltige Einzelheit des

D. D„ Canon of Gloucester, an deren Stelle getreten. ( „Gottesworts" gesichert? Vol. CIV bietet in Nr.

Soviel ich erkenne, ist dadurch keinerlei Wechsel in der 208 von dem Bischof von Gloucester (Right Rev. A. C.

Tendenz und formalen Struktur der Zeitschrift einge- Headlam, bis Vol. XCII, 1921, Herausgeber der

treten. Sie ist streng anglikanisch ohne speziellere Review) A Defence of the New Prayer Book, alsbald

Parteifärbung und bringt gern allerhand Übersichten j nachher von Rev. F. E. B r i g h t m a n einen Aufsatz mit

oder Berichte, ist also richtige „Review". Soweit sie der Überschrift The New Pr. B. examined. Beide orien-

direkt wissenschaftlicher Forschung dienen will, ist sie, tieren gut über den Stand der Frage bis zu der zuletzt

wie bei uns die „Theol. Studien u. Kritiken" auf alle durch das Parlament geschaffenen Krise. Eine ganze

Fächer der Theologie gleichmäßig eingestellt, vielleicht I Reihe weiterer Studien mehr theologisch prinzipieller

die „Kritiken" reichlicher als jene bietend. I oder auch historischer Art zu den als „kirchlich" em-

In Bd. CI finde ich zum Eingang einen Aufsatz, pfundenen Problemen der Gegenwart wäre noch zu

der wohl gedacht ist als Schlußwort zu den ersten nennen. Ich weise z. B. auf die kritische Zusammen-

hundert „Bänden" (50 Jahren) und Einleitung zu dem i fassung hin, die der Bischof von Winchester, Th.

neuen „Hundert". Als ich 1926 die Vols. XCVIII—C Woods in Vol. CII Nr. 203 Apr. 1926) von sechs

besprach, äußerte ich meine Verwunderung, daß kein recht verschiedenen Beiträgen zur Frage der „Reunion"

solcher Schluß- oder Überleitungsaufsatz geboten sei bietet: „The Vision of Unity and the problems of

und sprach es als „vielleicht" erlaubte Erwartung aus, ! Reunion" (30 Seiten). Vor andern charakteristisch ist

daß Vol. CI einen solchen bieten werde. Indertat wird der Artikel in Nr. 211 Vol. CVI 1: (Apr. 1928): The

dieser mit einem entsprechenden eröffnet, der zu- Incarnation and its extension in Church and Sacraments,

rückblickt auf den ersten Aufsatz in Vol. I, Oktober von M. Relton (Prof. am Kings College). Es ist

1875. Er ist betitelt „The church of England: Lessons of eine Art von Entdeckung, die von allen hochkirchlichen

fifty years" und kontrastiert die Lage der Kirche von <■ Führern (nicht nur in England, auch in Deutschland)

England „heute" und zur Zeit des Erlasses der heute betont und für die ökumenische Bewegung be-

Public Worship Regulation, die soviel Staub aufwirbelte. sonders wichtig erachtet wird, die sich in dem Titel

Verfasser ist Viscount Halifax und dieser Name des Aufsatzes ausspricht. Die Menschwerdung Gottes

sagt ohne weiteres, daß wir einem Preis des Fortschritts setze sich in Gestalt der Kirche (dem „Leibe Christi")